Zum Inhalt springen

Siegelsbach

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 3. Februar 2008 um 13:21 Uhr durch TRXX-TRXX (Diskussion | Beiträge) (Kultur und Sehenswürdigkeiten). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Vorlage:Infobox Ort in Deutschland Siegelsbach ist eine Gemeinde im Landkreis Heilbronn in Baden-Württemberg. Sie zählt zu den kleinsten Gemeinden des Landkreises und gehört zur Randzone der Metropolregion Stuttgart.

Geografie

Geografische Lage

Siegelsbach liegt an der nördlichen Grenze des Landkreises Heilbronn, einige Kilometer westlich des Neckars. Der Ort liegt im Übergangsbereich von Kraichgau und Neckarbergland auf einem leicht von Süden nach Norden ansteigenden Hochplateau aus Muschelkalk, das im Osten von Keupersandstein überzogen wird. Der größte Teil der Gemarkung wird nach Osten über den Mühlbach (Fünfmühlental) in den Neckar entwässert, ein kleinerer westlicher Teil wird nach Westen zur Elsenz entwässert.

Nachbargemeinden

Nachbarstädte und -gemeinden Siegelsbachs sind (im Uhrzeigersinn, beginnend im Süden): Bad Rappenau (Landkreis Heilbronn), Hüffenhardt und Haßmersheim (beide Neckar-Odenwald-Kreis). Mit Bad Rappenau und Kirchardt ist Siegelsbach eine Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft eingegangen.

Gemeindegliederung

Zu Siegelsbach gehören zwar keine weiteren Ortsteile, aber die Wohnplätze Am Wagenbacher Weg links (ehem. Frauenlager), Schnepfenhardter (Siegelsbacher) Mühle und Siedlung.[1]

Geschichte

Frühe Geschichte

Siegelsbach liegt im Hinterland des römischen Neckarlimes. Im Umland befanden sich mehrere römische Gutshöfe und nahe Segelsbach verlief einst auch eine Römerstraße, allerdings gibt es direkt auf Siegelsbacher Gemarkung keine Funde aus der Römerzeit. Die erste Besiedlung geht daher vermutlich auf das Bistum Worms zurück, das im 11. und 12. Jahrhundert das Gebiet zwischen Neckar und Elsenz rodete und bewirtschaftete. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes entstammt dem Jahr 1258. Das Dorf wurde damals in einer Urkunde anlässlich eines Streits um Rechte in villa Sigelspach zwischen Konrad von Ehrenberg und dem Stift Wimpfen genannt.

1380 gelangte Siegelsbach in den Besitz der Kurpfalz, die den Ort den Herren von Hirschhorn, die zuvor bereits Teile des Ortes erworben hatten, zu Lehen gab. Zu dieser Zeit bestand auch bereits die 1358 und 1393 erwähnte Schnepfenhardter Mühle, die im 16. Jahrhundert in den Besitz der Gemeinde kam, sowie eine Kapelle. Neben den Hirschhornern hatten im 15. Jahrhundert auch Konrad von Weinsberg und Hans der Reiche von Gemmingen Anteile am Ort. Die von Gemmingen behielten ihre Anteile bis ins 19. Jahrhundert.

1523 wurde Siegelsbach durch die von Hirschhorn reformiert. 1554 erließen die Herren von Hirschhorn außerdem ein Weistum (Dorfordnung) für Siegelsbach. Nach dem Aussterben derer von Hirschhorn 1632 wurde Siegelsbach zunächst von der kurfürstlichen Rechenkammer verwaltet. 1634 wurde der Ort im Dreißigjährigen Krieg von schwedischen Truppen niedergebrannt, im Folgejahr wütete die Pest.

Siegelsbach und die Grafen von Wiser

Ende des 17. Jahrhunderts kam der Ort als Lehen an die Freiherren bzw. spätere Grafen von Wiser. Die Wiser waren aufgrund ihres evangelischen Glaubens aus Österreich geflohen. Gottfried von Wiser war kurpfälzischer Geheimrat. Sein Sohn Franz Melchior von Wiser trat mit Kurfürst Johann Wilhelm wieder zum katholischen Glauben über, erhielt 1698 Siegelsbach als Lehen, zog 1699 dort hin und erhielt 1702 die Reichsgrafenwürde. Die katholischen Grundherren in der überwiegend lutherischen Gemeinde gaben Anlass für zahlreiche Konflikte, die sich bis an die Schwelle zum 20. Jahrhundert fortsetzten. Die Fron- und Abgabenforderungen der Grafen gingen über das im Weistum von 1554 vereinbarte Maß hinaus. Außerdem gab es religiöse Streitigkeiten. Die Kirche des Ortes wurde zunächst als Simultankirche genutzt, kam dann 1710 an die Katholiken. Die evangelische Gemeinde erbaute 1765 eine eigene Kirche, außerdem gab es noch bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts nach Konfessionen getrennte Friedhöfe. 1799 wurde der Ort von Franzosen geplündert.

1803 wurde die Kurpfalz aufgelöst und Siegelsbach kam mit dem Oberamt Mosbach zum Fürstentum Leiningen, nach dem Ende dessen Souveränität 1806 zu Baden und dort zum Bezirksamt Neckarbischofsheim.

Die Grafen von Wiser wohnten im 18. Jahrhundert längere Zeit in Mannheim und Friedelsheim, wohin Botenfronden zu erbringen waren. 1788 zog Joseph Grav von Wiser wieder nach Siegelsbach, wo er versuchte, den ihm teilweise noch als Lehen verliehenen Besitz in sein vollständiges Eigentum (Allodium) zu bringen. Unterdessen verweigerten die Einwohner 1810/11 alle Fronden und Abgaben, die 1811 durch die Besetzung des Dorfes durch knapp 70 Dragoner erzwungen wurden. Im selben Jahr 1811 erwarb Graf von Wiser das vormalige Lehen schließlich durch einen Vergleich mit der Fürstlich-Leiningenschen Regierung gegen Zahlung von 8000 rheinischen Gulden. Sein Erbbestand hatte 1798 rund 163 Morgen betragen, durch den Vergleich gewann er 248 Morgen Erbbestand hinzu, darunter 148 Morgen Wald. Im Folgejahr löste er das grundherrliche Amt Siegelsbach auf und ließ den Ort vom Oberamt Mosbach mitverwalten. Gleichzeitig versuchte er, seinen Waldbesitz an auswärtige Interessenten zu verkaufen, was von der Gemeinde verhindert werden konnte, die 1813 selbst den Wald erwarb. Die Familie von Wiser verkaufte 1823 auch das Schloss und verzog nach Stein am Kocher. Die Gemeinde erwarb von den Herren von Gemmingen 1829 weitere 16 Morgen Wald. 1841 wurden 815 Einwohner gezählt. 1848 verzichtete der Graf von Wiser auf seine Patronatsrechte, forderte diese aber 1862 wieder ein. Vollends verzichtete der Graf erst im Jahr 1868.

Siegelsbach als badische Landgemeinde

1864 kam die Gemeinde zum Bezirksamt Sinsheim, dem spätere Landkreis Sinsheim. Die Einwohnerzahl war aufgrund zahlreicher Auswanderer im 19. Jahrhundert leicht rückläufig. Im späten 19. Jahrhundert setzte in Siegelsbach eine geringe Industrialisierung ein. Jacob Grötzinger richtete 1864 eine Seifensiederei ein, aus der sich die Süddeutsche Öl- und Fettwarenfabrik entwickeln würde, die 1898 eine größere Fabrikationsanlage errichtete. Außerdem gab es 1891 eine Dampfdrescherei mit fahrbarer Lokomotive. Besondere Bedeutung gewann um 1900 auch der Siegelsbacher Steinbruch, dessen Sandstein begehrt für Bauvorhaben war und u.a. beim Bau des Badischen Bahnhofes in Basel oder des Rathauses in Hannover verwendet wurde.

Am 15. Oktober 1902 wurde die Krebsbachtalbahn, eine Nebenbahn von Neckarbischofsheim nach Hüffenhardt eingeweiht. Ab 1907 führte ein Schmalspurgleis von den Siegelsbacher Steinbrüchen zum Bahnhof, im selben Jahr wurde erstmals an der neuerbauten Industrieschule unterrichtet. Ab 1925 war Siegelsbach ein Ferienziel von Kindern aus Ratibor, später waren hier auch Kinder aus Mannheim. Ab 1930 führte auch die Omnibuslinie von Bad Rappenau nach Helmstadt über Siegelsbach. Die Einwohnerzahl war weiter rückläufig, 1935 wurden 770 Einwohner gezählt. 1939 wurde die Fettwarenfabrik aus Arbeitskräftemangel stillgelegt, nachdem die Gründerfamilie Grötzinger bereits 1937 ausgewandert war und den Betrieb verkauft hatte.

Im Jahr 1939 begann der Bau einer Heeresmunitionsanstalt im westlich des Ortes gelegenen Schlagwald. Ab 1940 wurden hier Artilleriegranaten gefertigt und gelagert. Die Munitionsanstalt erhielt einen eigenen Gleisanschluss und in ihr wurden insgesamt rund 18 Kilometer Gleise verlegt – mehr als die Länge der Krebsbachtal-Hauptstrecke. 1940 wurde der Bahnhof erweitert und 1942 am Munawald ein Haltepunkt der Nebenbahn eingerichtet, der nach dem damaligen Kommandeur Hauptmann Thoms „Thomshütten“ genannt wurde (heute: Siegelsbach Wald). 1944 nahm die Munitionsanstalt auch die Montage von V2-Raketen auf. Die Anlage wurde im weiteren Verlauf des Krieges mehrfach Ziel von Luftangriffen.

Siegelsbach seit dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der größte Teil des einstigen Areals der Munitionsanstalt ab 1950 von der US-Armee als Munitionsdepot genutzt. Hier wurden später, bewacht durch die 556th MP Company, auch Atomwaffen gelagert, die 1992 abgezogen wurden.

Die Gemeinde mit rund 750 Bürgern hatte nach Kriegsende rund 450 Heimatvertriebene und 105 Evakuierte aufzunehmen, zu deren Unterbringung ab 1946 der Ortsteil Siedlung erschlossen wurde, dessen Fläche alsbald die des Altortes überragte. Die Öl- und Fettwarenfabrik nahm 1947 wieder den Betrieb auf. Im Muna-Gelände entstanden von 1948 bis 1958 weitere Firmen, mussten jedoch 1959 wieder weichen, nachdem die Bundeswehr dort ein Materialdepot errichtete. Für Beschäftigte des Bundeswehr-Depots erfolgten im Ort weitere bedeutende Wohnungsbaumaßnahmen. Die Gemeinde erwarb außerdem den inzwischen stillgelegten Steinbruch und nutzte diesen als Müllkippe. Die durch Siegelsbach führende Straße von Bad Rappenau nach Hüffenhardt wurde 1963 ausgebaut.

Bei der Kreisreform Baden-Württemberg 1973 wurde Siegelsbach dem württembergischen Landkreis Heilbronn zugeschlagen. Eine diskutierte Eingemeindung in die Nachbarstadt Bad Rappenau wurde 1974 per Bürgerentscheid mit großer Mehrheit abgelehnt, wohl vereinigten sich aber die dortigen Volks- und Raiffeisenbanken und 1975 wurde eine Verwaltungsgemeinschaft mit Bad Rappenau wirksam. 1982 erfolgte der Ausbau der Ortsdurchfahrt.

Bundesweit bekannt wurde Siegelsbach durch einen im Jahr 2004 verübten brutalen Bankraub mit einer Toten und zwei Verletzten sowie das anschließende Strafverfahren, dessen Hauptverdächtiger oft als „Bäcker von Siegelsbach“ bezeichnet wird.

Religionen

Die Einwohner Siegelsbachs sind überwiegend evangelisch. Neben der Evangelischen Kirchengemeinde ist auch eine Katholische Kirchengemeinde und die Freikirche Evangelische Täufergemeinde ETG vor Ort vertreten.

Eine jüdische Gemeinde bestand in Siegelsbach seit dem 18. Jahrhundert. 1775 wurden 28 Personen gezählt, die Gemeinde wuchs bis 1801 auf 63 Personen an. Im 19. Jahrhundert wurden eine Synagoge und ein Frauenbad eingerichtet, und die Gemeinde vergrößerte sich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts weiter. 1848 waren es 104 Personen. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Gemeinde durch Ab- und Auswanderung stark ab. 1875 waren es noch 67 Personen, 1900 noch 29, 1933 noch neun. Nachdem bis Januar 1938 drei Gemeindemitglieder verstorben und die Zahl der Juden in Siegelsbach auf sechs gesunken war, wurden am 19. Januar 1938 die Synagoge verkauft und die religiöse Gemeinde am 20. Januar 1938 aufgelöst. Die letzten sechs Siegelsbacher Juden wanderten danach allesamt in die USA aus.

Politik

In grundherrlicher Zeit wurde von der Ortsherrschaft ein Schultheiß auf Lebenszeit ernannt. Nach 1806 trat an dessen Stelle ein Vogt, bis ab 1831 ein badisches Landesgesetz die Schaffung eines aus der Bevölkerung gewählten Gemeinderats aus drei Räten und einem Bürgermeister vorschrieb. Ihm zur Seite trat ein Bürgerausschuss mit 18 Mitgliedern. 1870 wurde die Anzahl der Gemeinderäte auf sechs verdoppelt. 1935 wurde der Bürgerausschuss abgeschafft. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es bis 1948 wechselnde kommissarische Bürgermeister. 1946 wurde zunächst ein Rat aus vier Personen gewählt, deren Zahl sich bis 1947 wegen des starken Bevölkerungswachstums durch Heimatvertriebene auf zwölf erhöhte. Heute hat der Gemeinderat zehn Sitze. Zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister in der Geschichte des Ortes wurde 1966 Kurt Schüßler gewählt, dem 1986 Uli Kremsler folgte.

Wappen Siegelsbachs

Gemeinderat

Der Gemeinderat Siegelsbachs hat nach der Kommunalwahl vom 13. Juni 2004 10 Sitze, die sich wie folgt verteilen: Freie Wählervereinigung (FWV) 6 Sitze, Bürgerliche Wählervereinigung (BWV) 3 Sitze, Bürgerwille 1 Sitz. Weiteres Mitglied des Gemeinderates und dessen Vorsitzender ist der Bürgermeister.

Wappen und Flagge

Die Blasonierung des Siegelsbacher Wappens lautet: In von Rot und Gold gespaltenem Schild ein sechsstrahliger Stern in verwechselten Farben. Die Flagge der Gemeinde ist Gelb-Rot.

Der Stern im Siegelsbacher Wappen ist vom Wappen der ehemaligen Ortsherren, der Grafen von Wiser, abgeleitet. Das Generallandesarchiv in Karlsruhe hatte die Aufnahme des Sterns in veränderter Form und Farbgebung in ein Siegelsbacher Ortswappen vorgeschlagen, was 1922 erfolgte. Die Flagge wurde Siegelsbach am 16. Mai 1959 vom baden-württembergischen Innenministerium verliehen.[2]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Schloss Siegelsbach aus dem 18. Jahrhundert
Ortsmitte mit Evangelischer Kirche von 1765
  • Das Schloss wurde durch Franz Melchior von Wiser um 1700 errichtet. Nach mehreren Besitzerwechseln ab 1823 wurde das Schloss 1841 zu einer Gastwirtschaft mit Brauerei, die den Namen Badischer Hof trug. Der Besitzer war jedoch schon nach wenigen Jahren stark verschuldet und wanderte nach Amerika aus. Mehrfach wurde das Gebäude in den nächsten Jahren weiterverkauft, bis es 1862 in den Besitz der evangelischen Gemeinde gelangte. Diese ist bis heute im Besitz des Hauptgebäudes, das als Pfarrhaus und Kindergarten genutzt wird. Die zum Schloss gehörenden Wirtschafsgebäude wurden 1864 an Jacob Grötzinger verkauft und bildeten den Grundstock der Süddeutschen Öl- und Fettwarenfabrik J. Grötzinger & Söhne, aus der die heutige Mann & Schröder KG hervorging.
  • Die Evangelische Kirche wurde ab 1765 in einfachem Barockstil erbaut, nachdem die alte Kirche des Ortes 1711 für den evangelischen Gottesdienst verboten worden war und der evangelische Gottesdienst zeitweilig im Rathaus abgehalten wurde. Die Weihe der Kirche war am 29. März 1767. Ein Teil der Bausumme war durch einen Siegelsbacher Schnallenmacher, Georg Friedrich Riemer († 1781) in Norddeutschland und Holland gesammelt worden. Eine erste Glocke wurde 1769 gestiftet. 1820 wurde eine Kirchenorgel der Orgelbauerbrüder Overmann aus Heidelberg beschafft. Die Kirche wurde 1854, 1889 und 1981/82 mehrfach renoviert und erhielt 1922 und 1951 zwei neue Glocken, nachdem die zwei jeweils größten Glocken in den vorangegangenen Weltkriegen eingeschmolzen worden waren.
  • Die Katholische Kirche geht auf die ursprüngliche Kirche des Ortes zurück, die im 16. Jahrhundert reformiert und 1710 unter den Grafen von Wiser den Katholiken zugeschlagen worden war. Das alte Gebäude war nach 1800 baufällig und wurde 1857 abgebrochen, im Folgejahr wurde das heutige Gebäude erbaut, das am 26. Oktober 1858 geweiht wurde und 1860 eine Merklin-Orgel erhielt. Die Inneneinrichtung wurde 1927 restauriert, allerdings wurde die Kirche im Zuge der Liturgiereform 1956 ihrer historischen Ausstattung und Ausmalung beraubt. In dem schlicht gehaltenen Innenraum befinden sich heute überwiegend Ausstattungselemente aus den 1970er und 1980er Jahren. Die Kirche erhielt 1887, 1921, 1955 und 1985 zwei neue Glocken und hat heute ein fünfstimmiges Geläut. Bei der Kirche befindet sich die historische Totenglocke von 1810.
  • Neben der evangelischen Kirche befindet sich das Zweite Rathaus, das noch am Gemeindewappen an der Fassade zu erkennen ist. Nachdem das ebenfalls in der Ortsmitte befindliche historische Rathaus, das bereits 1711 bestand, baufällig wurde, wurde das ehemalige evangelische Schulhaus zum Rathaus umgebaut. Die evangelische Schule war 1805 eingerichtet worden. 1877 wurden die konfessionellen Schulen zur Einheitsschule vereinigt. Nach dem Bau des neuen Schulhauses 1913 stand die vormalige evangelische Schule zunächst leer, dann war der Schulsaal bis 1934 der Übungsraum des Turnvereins, später Versammlungsraum der SA. 1935 wurde das Gebäude zum Rathaus umgebaut, danach wurde das alte Rathaus abgerissen. Das Gebäude war Rathaus bis zur Eröffnung des 1971 neu erbauten heutigen (dritten) Rathauses und dient seitdem als Wohnhaus.
  • Im Ort gibt es einige historische Fachwerkhäuser insbesondere aus dem frühen 19. Jahrhundert, ebenso einige repräsentative Bauten aus dem frühen 20. Jahrhundert, die aus regionalem Sandstein errichtet wurden. Das Schulhaus ist ein Sandsteingebäude von 1912. Aus dem selben Jahr stammt die Villa in der Hauptstraße 68. Rathaus und Turnhalle sind moderne Zweckbauten und wurden 1971 eingeweiht und seitdem verschiedentlich modernisiert. Das Kriegerdenkmal des Ortes wurde 1969 errichtet.
  • Die Schnepfenhardter Mühle ist die zum Neckar hin im Fünfmühlental gelegene historische Bannmühle. Das Anwesen brannte im Juni 1957 nieder und wurde anschließend neu errichtet.

Wirtschaft und Infrastruktur

Das bedeutendste Unternehmen in Siegelsbach ist die Mann & Schröder GmbH, die mit über 300 Mitarbeitern Kosmetikartikel herstellt. Der Betrieb wurde von Jacob Grötzinger 1864 in den Wirtschaftsgebäuden des Schlosses als Seifensiederei gegründet und 1896/97 als „Süddeutsche Öl- & Fettwarenfabrik J. Grötzinger Söhne“ in eine Fabrikationsanlage am Wagenbacher Weg verlagert, wo künftig auch vorwiegend Schmierstoffe fabriziert wurden. Die Besitzerfamilie verkaufte 1937 ihren gesamten Besitz und wanderte aus. Die Profitta-Werke aus Waibstadt betrieben die Produktion noch weiter bis 1939, dann wurde der Betrieb aus Arbeitskräftemangel geschlossen. 1947 wurde der Betrieb als „Hannemann & Co.“ wiedereröffnet und produzierte Schmierseife. 1949 übernahm der ehemalige Angestellte Hans Schröder mit Teilhabern den Betrieb, der künftig als „Mann & Schröder KG“ firmierte und zunächst Fensterkitt herstellte, später auch Schuhcreme, Spülmittel und anderes produzierte. Ab 1959 wurde die Produktpalette auf Kosmetik- und Körperpflegeprodukte umgestellt, die unter verschiedenen Handelsmarken weltweit vertrieben werden.

Die Bundeswehr nutzte und nutzt weiterhin einen 0,4 km² großen Teil des insgesamt 1,8 km² großen Muna-Geländes als Depot und Verwahrlager. Der ehemals amerikanische Teil wird nun ebenfalls von der Bundeswehr als Verwahrlager für Panzer und andere Militärfahrzeuge genutzt.

Verkehr

Die Gemeinde liegt in der Nähe der Bundesautobahn A 6, Anschlussstelle Bad Rappenau, und an der Eisenbahnstrecke Krebsbachtalbahn von Neckarbischofsheim nach Hüffenhardt, einer Zweigstrecke der Schwarzbachtalbahn.

Medien

Über das Geschehen in Siegelsbach berichtet die Tageszeitung Kraichgau Stimme (eine Nebenausgabe der Heilbronner Stimme) sowie die Rhein-Neckar-Zeitung.

Bildung

In Siegelsbach besteht die Astrid-Lindgren-Grundschule. Daneben gibt es je einen evangelischen und katholischen Kindergarten.

Persönlichkeiten

  • Franz Bernhard (* 1934), Bildhauer, lebte nach 1946 zeitweise in Siegelsbach

Literatur

  • Rudolf Petzold: Siegelsbach – Ein Heimatbuch, Gemeinde Siegelsbach 1986

Einzelnachweise

  1. Quelle für den Abschnitt Gemeindegliederung:
    Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band IV: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverbände Franken und Ostwürttemberg. Kohlhammer, Stuttgart 1980, ISBN 3-17-005708-1. S. 59
  2. Heinz Bardua: Die Kreis- und Gemeindewappen im Regierungsbezirk Stuttgart. Theiss, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0801-8 (Kreis- und Gemeindewappen in Baden-Württemberg, 1). S. 126
Commons: Siegelsbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien