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Johann Benedict Carpzov II.

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Johann Benedict Carpzov II. (* 24. April 1639 in Leipzig; † 23. März 1699 in Leipzig) war ein deutscher lutherischer Theologe, Ethnologe und Philologe.

Leben

Carpzov genoss als Sohn des Johann Benedikt Carpzov I. zunächst durch Privatlehrer eine gediegene Ausbildung, wobei er die Thomasschule in Leipzig besuchte. 1654 bezog er die Universität Leipzig und erwarb sich im selben Jahr das Baccaulaurat der freien Künste. 1655 geht er an die Universität Jena wo er die Vorlesungen von seinem Hauswirt Christian Chemnitz, Frischmuth und Bosius besuchte. 1656 zog er an die Universität Straßburg fand bei Johann Schmid Aufnahme und hörte die Vorlesungen von Dannhauer, Sebastian Schmid und Johann Heinrich Boekler. 1657 kehrte er zurück nach Leipzig und nach dem Tod seines Vaters begab er sich wieder zurück nach Straßburg und erreichte dort sein Studienziel. 1658 unternahm er, den Gelehrten Sitten der Zeit entsprechend, eine Bildungsreise.

Während dieser Reise besuchte er Tübingen, Ulm, Regensburg, Nürnberg, Altdorf und Heidelberg. Über Frankfurt am Main kommend, wo er die Krönung Kaiser Leopolds erlebte, kehrte er nach Straßburg zurück wo er seine Abschiedsdisputation hielt. Dann begab er sich nach Basel und kehrte gegen Ende des Jahres 1658 nach Leipzig zurück, wo er sich als Bester der Disputanten den akademischen Grad eines Magisters der philosophischen Fakultät erwarb. Im folgenden Jahr gab er Vorlesungen zur Hebräischen Sprache und konzentrierte sich bei Johann Hülsemann, Hieronymus Kromayer, Martin Geier und Johann Adam Schertzer auf ein theologisches Studium.

1662 wurde er von der Stadt Leipzig als Baccalaurus der Theologie Sonnabendsprediger an der St. Nikolauskirche angestellt, gelangte 1665 an die Professur für Ethik, wurde 1668 als Lizentiat der Theologie, Mittagsprediger, sowie Professor für orientalische Sprachen, 1671 Vesperprediger, 1674 Archiediakon, 1678 promovierte er zum Doktor der Theologie und wurde 1679 Pastor an der St. Thomaskirche in Leipzig. Da er als Mitglied der Theologischen Fakultät auch deren Ordinarius war, beteiligte er sich auch an den organisatorischen Aufgaben der Hochschule. So verwaltete er mehrfach das Dekanat der theologischen Fakultät und in den Jahren 1679, 1691 und 1697 das Rektorrat der Leipziger Hochschule.

1697 wurde er Ephorus der königlich polnischen und kurfürstlich sächsischen Schüler, Assessor im Leipziger Konsistorium, Kanoniker in Meißen, sowie Dezemvier. Er hatte sich an einer grippalen Erkrankung angesteckt und verstarb an den Folgen dieser. Am 30. März 1699 wurde sein Leichnam in Leipzig beigesetzt. Theologisch war ihm Philipp Jacob Spener nicht unsympathisch. Jedoch entfaltete er bei dem Ausbreitungsversuch der Pietisten in Leipzig rege Tätigkeit dagegen, wobei er in Christian Thomasius einen großen Gegner fand. Besonderst als Kenner der hebräischen Sprache und Literatur ist er bekannt geworden

Genealogie

Genealogisch wäre anzumerken, das er sich am 19. Oktober 1668 mit Regina Maria (* 4. Oktober 1655 in Leipzig; † 27. Oktober 1680 in Leipzig), der Tochter des Leipziger Buchhändlers M. Friedrich Lanckisch verheiratet hatte. Aus dieser 12 jährigen Ehe sind die Kinder:

  • Johann Benedict Carpzov (* 1672 in Leipzig; 1733 in Leipzig) Magister und Sonnabendsprediger an der St. Nicolaikirche in Leipzig
  • Regina Elisabeth Carpzov (* um 1673 in Leipzig) heiratete 1689 den Breslauer Handelsmann Gottfried Conrad von Korn
  • Friedrich Benedict Carpzov (gest. vor Vater)
  • Regina Maria Carpzov (* um 1678 in Leipzig) heiratet 1692 Johann Heinrich Ernesti
  • Regina Sophia Carpzov (starb vor Vater)
  • Gottfried Benedict Carpzov, (* um 1677 in Leipzig) Student jur. in Leipzig
  • Regina Christina Carpzov (starb vor Vater)

Seine zweite Ehe ging er am 22. November 1681 mit Anna Kunigunde (* 12. Februar 1661 in Stettin; † 12. Mai 1694 in Leipzig), der Tochter des Apothekers aus Stettin Johann Göring († 25. November 1666) und seiner Frau Anna Katharina Schildknecht ( † 1684), ein. Aus der 13 jährigen Ehe gingen 4. Söhne und 3 Töchter hervor. Ein Sohn überlebte den Vater. Bekannt sind.

  • Johanna Kunigunde Carpzov
  • Christian Benedict Carpzov (lebte noch nach Vater)
  • Conrad Benedict Carpzov
  • Benedicta Kunigunde Carpzov
  • August Benedict Carpzov
  • Samuel Benedict Carpzov (überlebte Mutter, starb vor Vater)
  • Anna Kunigunde Carpzov

Seine dritte Ehe schloss er am 18. Juni 1695 mit Amalia Welsch, der Witwe des Händlers und Kammermeisters Johann Rudolph. Aus der 4 jähriger Ehe sind die beiden Söhne bekannt:

  • Amelius Benedict Carpzov
  • Ulrich Benedict Carpzov

Werke (Auswahl)

Neben umfangreichen Dissertationen und Personalschriften sind folgende Schriften bekannt geworden:

  • Imagio Pietismi, 1692
  • Indroductio in Theologiam Judaiam et lectionem Raymundi aliorumque id genus autorum, Leipzig unf Frankfurt 1687
  • Collegium rabbinico–biblicum in libellum Ruth, Leipzig 1709
  • De jure decidendi controversias, Leipzig 1695 (eine gegen Christian Thomasius gerichtete Verteidigung des episkopalistischen Verständnisses des Landesherrlichen Kirchenregiments

Literatur

Fritz Roth, Restlose Auswertungen von Leichenpredigten für genealogische und kulturhistorische Zwecke. Bd. 5 R R 4159, R 4161 S. 101 u. 102