Fernsehen
Technik
Als Fernsehen bezeichnet man eine Technik, bei der bewegte Bilder und Ton an einem Ort mit einer Kamera und einem Mikrofon aufgenommen, über einen Übertragungsweg an einen anderen Ort gesendet und dort von einem so genannten Fernseher empfangen und wiedergegeben werden.
Falls die Bilder und Töne zusätzlich auf einem Speichermedium aufgezeichnet werden, können sie auch zu einem späteren Zeitpunkt (ggf. auch erst nach einer Bearbeitung) über ein Übertragungsweg gesendet werden. Werden die aufgenommen Daten jedoch sofort gesendet, so spricht man vom Live-Fernsehen.
Das direkte Wiedergeben der Daten vom Speichermedium an einem Fernseher ohne Übertragung über einen Übertragungsweg bezeichnet man im allgemeinen nicht als Fernsehen.
Für das Fernsehen übliche Übertragungswege sind elektromagnetische Wellen und Kabel (Kabelfernsehen). Die Übertragung über elektromagnetischen Wellen kann dabei terrestrisch (terrestrisches Fernsehen bzw. Antennen-Fernsehen) über terrestrische Frequenzen oder aber mit Hilfe von Satelliten nicht-terrestrisch (Satelliten-Fernsehen) über Satellitenfrequenzen erfolgen.
Bis heute ist die analoge Übertragung der Informationen üblich (analoges Fernsehen), obwohl die Aufnahme und Bearbeitung der Bilder und Töne schon seit einigen Jahren digital erfolgt. Die Umstellung auf digitale Übertragung ([[digitales Fernsehen]] bzw. Digitalfernsehen) der Daten ist aber bereits im Gange. Die vollständige Umstellung soll in Deutschland bis 2010 abgeschlossen sein. Zum Empfang wird dann ein zusätzlicher Digital-Decoder oder ein geeigneter Fernseher (in dem der Decoder schon integriert ist) benötigt.
Auf welche Weise die Bild- und Tondaten bei der Übertragung kodiert werden, wird von der Fernsehnorm festgelegt. Sie ist nötig, damit Sender und Empfänger "die gleiche Sprache sprechen". Die gebräuchlichsten Fernsehnormen sind in Europa PAL und SECAM sowie in Nordamerika NTSC.
Gesellschaftliche Struktur des Fernsehens
Aufgrund der anfangs begrenzten Anzahl von Übertragungskanälen und der teuren Aufzeichnungstechnik, sowie den bis heute ständig steigenden Ansprüchen an die Bild- und Tonqualität der Fernsehdaten und den damit einhergehenden Kosten der Produktion von Inhalten für das Fernsehen hat sich eine gesellschaftliche Struktur entwickelt, bei der wenige Programmanbieter einem Massenpublikum von bis zu mehreren Millionen Zuschauern gegenüberstehen.
Die Kosten zur Produktion der Inhalte werden seitens der Programmanbieter auf verschiedenen Wegen eingenommen. Die sogenannten öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Rundfunkanstallten, die einen staatlich festgelegten Programmauftrag haben, an dem sich die Inhalte zu orientieren haben, finanzieren sich in Deutschland zu einem großen Teil aus staatlich festgelegten Fernseh- und Rundfunkgebühren (siehe hierzu auch Gebühreneinzugszentrale, abgekürzt GEZ) und Werbung. Einge weitere Einnahmequelle besteht im Weiterverkauf oder in der Lizensierung eigener Fernsehproduktionen.
Die sogenannten privaten Fernsehsender finanzieren sich dagegen fast nur durch Werbung. Fernsehproduktionen werden in der Regel nur in Auftrag gegeben und ein Großteil der Programminhalte gekauft oder lizensiert. Bei den gekauften oder lizensierten Produktionen der deutschen privaten Fernsehsender handelt es sich in der Regel um umsatzträchtige US-amerikanische Serien oder Filme, teilweise ganze Fernsehformate.
In Deutschland regeln gestzliche Auflagen Dauer und Frequenz der Werbung pro Sendung bzw. Sendezeit. Die Rechte zur Ausstrahlung von Werbung in den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten sind stärker eingeschränkt. Sie dürfen beispielsweise nach 20 Uhr keine Werbung mehr ausstrahlen.
Neben den öffentlich-rechtlichen und den privaten Fernsehsendern gibt es noch sogenannte Pay-TV Sender, die vom Zuschauer direkt bezahlt werden. Diese Verschlüsseln ihre Sendungen, die so nur mit speziellen Dekodern betrachtet werden können. Der Zuschauer bezahlt dann je nach System entweder pro Programm oder Programmpaket, pro Sendung. Für die Zukunft ist auch eine Bezahlung auf Bestellung geplant. Pay-TV Sender verzichten in der Regel auf Werbung zur Finanzierung, da dies als Hauptargument gilt sich für das Pay-TV zu entscheiden.
Nutzung
Genutzt wird das Fernsehen seitens der Zuschauer hauptsächlich zur Unterhaltung und Feierabendgestaltung. Daneben dient es auch oft zur Informationsbeschaffung oder Bildung. Entsprechend unterteilt man die Fernsehsendungen auch in Unterhaltungssendungen, Nachrichtensendungen und Bildungsfernsehen. Letzteres wird in Deutschland gemäß ihres Bildungsauftrages fast nur von öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten angeboten. Zunehmend werden Bildung und Nachrichten mit Unterhaltung zum sogenannten Infotainment vermischt.
Das Spektrum der Unterhaltungssendungen ist äußerst vielfältig und umfaßt unter anderem Filme, Serien und Unterhaltungsendungen, die sich in weitere Sparten unterteilen lassen. Zur Rubrik Bildungsfernsehen gehören Dokumentationen, Politik-, Ratgeber-, und Wissenschaftssendungen.
Seitens der Wirtschaft wird das Fernsehen zur Werbung benutzt. In kurzen Werbespots werden einzelne Produkte und/oder Marken präsentiert und zu derem Kauf empfohlen. Neben den Werbespots gibt es auch sogenannte Verkaufsshows. Einige spezielle, sogenannte Home-Shopping-Sender zeigen den ganzen Tag nichts anderes als solche Verkaufsshows.
Für die Werbeindustrie ist das Fernsehen eines der wichtigsten Medien, denn fernsehen stellt eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigung dar. Im Schnitt sieht der Bundesbürger mehrere Stunden am Tag fern, so daß auf diesem Weg viele Menschen erreicht werden können.
Staat und Politik benutzen das Fernsehen hauptsächlich zur Information der Bevölkerung und Meinungsbildung. Das Spektrum der Inhalte reicht dabei von Hinweisen auf wichtige Ereignisse bis zu Kathastrophenwarnungen. Politiker versuchen oft über das Fernsehen die Bevölkerung von ihren eigenen Ansichten zu überzeugen oder ihre Arbeit zu rechtfertigen. In Totalitären Staaten wird Fernsehen auch häufig zur Propaganda eingesetzt.
Geschichte
einige Daten fehlen noch...
- erste Informationsübertragung (morsen)
- erste Funkübertragung
- erste Übertragung von Sprache
- Entwicklung der Fotokamera
- Entwicklung der Filmkamera
1883/84 zerlegte Paul Nipkow mit Hilfe einer sich drehenden Scheibe (die sogenannte Nipkowsche Scheibe), die mit spiralförmig angeordneten Löchern versehen war, bei der Projektion Bilder in Punkte. Damit gelang ihm die erste elektrische Bildübertragung. Dieses Ereignis wird heute als Beginn des Fernsehens angesehen und Paul Nipkow als sein Erfinder bezeichnet.
1897 erfand Ferdinant Braun die Kathodenstrahlröhre (auch Braunsche Röhre genannt). Diese ist die Grundlage für die bis heute am weitesten verbreitete Methode bewegte Bilder für das Fernsehen darzustellen. Die ersten Anwendungen fand sie jedoch in Messapperaturen (sogenannten Osszilatoren).
1906 benutzen M. Dieckmann und G. Glage die braunsche Röhre erstmals zur Wiedergabe von zwanzigzeiligen Schwarzweißbildern.
1923/24 erschuf W. K. Zworykin den ersten brauchbaren elektronischen Bildabtaster, die Ikonoskop-Röhre. Die Röhre wurde ab 1934 in Serie hergestellt.
1924 übertrug der Engländer Jahn L. Baird mit der Nipkowschen Scheibe Schattenbilder über eine Entfernung von drei Metern. Er nannte seinen Apparat ``Television.
1928 führt die Reichspost in Zusammenarbeit mit Telefunken, die ersten öffenentlichen Fernsehversuche durch. Im selben Jahr stellen J. L. Baird und die Bell Company praktische Versuche zum Farbfernsehen an.
Im März 1929 begann die Reichspost mit Versuchssendungen, bei denen zunächst nur Stummfilmszenen übertragen wurden. Im selben Jahrm begann die British Broadcasting Corporation (BBC) mit regelmäßigen Übertragungen.
Am 22. März 1935 begann in Berlin das erste regelmäßige Fernsehprogramm der Welt. An drei Wochentagen wurde von 20.30 bis 22 Uhr folgender Ablauf gezeigt:
- Aktueller Bildbericht,
- Künstler stellen sich vor,
- Ausschnitte aus Tonfilmen,
- Kulturfilme.
Am 9. April 1935 wurde im Reichspostmuseum Berlin die erste Fernsehstube für die Öffentlichkeit eingerichtet.
1936 leitete diee Elektronen-Fernsehkamera das elektronische Fernsehzeitalter ein. Die erste elektronische Aufnahmekamera wurde für die Direktübertragung der Olympischen Spiele in Berlin eingesetzt. Die Berliner konnten die Spiele in den Fernsehstuben verfolgen.
Im selben Jahr stellen Walter Bruch und O. von Bronk erste praktische Versuche zum Farbfernsehen in Deutschland an.
1941 gelang es J. L. Baird, erste farbige Fernsehbilder zu übertragen.
Ab dem 27. November 1950 strahlte der NWDR an drei Tagen in der Woche ein Fernseh-Versuchsprogramm aus.
Ab dem 25. November 1952 startete in der Bundesrepublik Deutschland das täglichen Fernsehprogramm. Gesendet wurde aus Hamburg.
1954 wurde in Amerika die NTSC-Norm für Farbfernsehen eingeführt.
Am 1. November 1954 begann das Gemeinschaftsprogramm ``Deutsches Fernsehen der Landesrundfunkanstalten mit seinem Programm.
- erster Satellit (Sputnik 1)
- erster passiver Fernsehsatellit (Echo 1)
Am 1. Juni 1961 startete ein zweites Fernsehprogramm der deutschen Rundfunkanstalten.
Am 10. Juli 1962 wurde der erste aktive Fernmeldesatellit Telstar in seine Umlaufbahn gebracht, über den am 23. Juli 1962 die erste Live-Sendung für die Eurovision aus den USA gesendet wurde.
Am 1. April 1963 schlug W. Bruch das PAL-Verfahren für das Farbfernsehen vor. Am selben Tag stralte das Zweite Deutsche Fernsehen mit Sitz in [[Mainz] zum ersten Mal sein Programm aus.
1966/67 wurde das PAL-Verfahren von den meisten westeuropäischen Ländern übernommen.
Am 25. August 1967 eröffnete Außenminister Willi Brandt das deutsche Farbfernsehen auf der Großen Deutschen Funkausstellung in Berlin.
Am 20. Juli 1969 fand nach der Mondlandung des amerikanischen Raumschiffs Apollo 11 die erste Live-Übertragung vom Mond statt.
Vom 26. August bis 11. September 1972 lieferten ARD und ZDF gemeinsam durch das von ihnen gegründete Deutsche Olympia Zentrum (DOZ) ein volles Programm in Farbe von den XX. Olympischen Sommerspielen an alle Fernsehanstalten der Welt.
- erster aktiver geostationärer Fernsehsatellit
- erster privater Sender in Deutschland
- Einführung des Teletext
- erster PayTV-Sender in Deutschland
- erste digitale Fernsehsendungen
Hier noch die relevanten Teile des alte Textes...
Anfangs konnten die Fernseher noch keine Farben, sondern nur verschieden Graustufen darstellen (Schwarz-Weiß-Fernsehen).
Anfang der 80er Jahre wurde die Fernsehtechnik durch Stereo-Ton sowie den so genannten Tele- bzw. Videotext ergänzt.
Soziologische Betrachtung
Thesen:
- Fernsehen ist ein Massenmedium
- Fernsehen hat sich seit den 50er Jahren zum Leitmedium entwickelt
- Mit seiner permanenten Präsenz als "Rundumfernsehen" ist es Teil des Alltags geworden und strukturiert den Tagesablauf.
- Fernsehen trägt zur weiteren Individualisierung der Gesellschaft bei. Den Verlust von Erfahrungen gleicht es aus durch den Schein des Dabei-Seins, durch scheinbares parasoziales Teilnehmen am präsentierten Geschehen und durch die Übernahme von Identifikationsangeboten.
- Fernsehen bewirkt eine Zuwendung durch alle Schichten und Altersgruppen. Es tritt an die Stelle aller Institutionen mit publizistischem Anspruch. Wohl ohne diese vollständig zu ersetzen, aber mit einer zuvor nicht gekannten Wirksamkeit.
- Fernsehen weckt Träume und Bedürfnisse, lässt erschrecken und genießen, und rührt zu Trauer oder Euphorie, tröstet und erhebt, erzählt vom Geschehen in Welt, Haus und Herz.
- Fernsehen wirkt orientierend und nivellierend. Wichtiges Instrument dafür ist die ständige Wiederholung.
- Fernsehen wird zur Grundlage der allgemeinen Geschmacks- und Stilbildung. Es schafft die Themen, über die Verständigung lohnenswert scheint.
- Grundlage des Fernsehens scheint durch seine wachsenden technischen Möglichkeiten das Durchbrechen von Grenzen im privaten Bereich. Der Tabubruch wird zu seinem Merkmal.
- Fernsehen ist gesellschaftliche Kommunikation.
- Fernsehen erhebt den Anspruch, dem Zuschauer einen Blick auf die komplexe Gesellschaft zu präsentieren. Immer mehr und unterschiedlichere Bereiche des gesellschaftlichen Lebens erfahren eine breiter werdende mediale Beachtung. Aber der darzustellende Lebensbereich muss interessant, verständlich und optisch umsetzbar sein. Damit geht von vornherein eine Selektion einher verbunden mit einer Reduktion der vielfältigen kommunikativen Codes und Zeichensysteme, sowie einer Spezialisierung und Perfektionierung akustisch-visueller Signale.
- Durch das verstärkte Aufkommen von Spartenkanälen verbunden mit der wachsenden Rolle des Internet im gesellschaftlichen Leben geht die stilbildende Funktion des Fernsehens zurück. Jedermann kann sein eigener Programmdirektor werden. Dies bewirkt eine zunehmende Zersplitterung und Fragmentierung der gesellschaftlichen Wahrnehmung und Kommunikation. Damit sachgemäß umzugehen ist Aufgabe der Medienpädagogik.
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