Bremer Dom

Der Dom St. Petri zu Bremen ist ein überwiegend aus Sandstein gestalteter zunächst romanischer dann gotischer Kirchenbau, der vom 11. bis zum 13. Jahrhundert errichtet wurde. Im 14. Jahrhundert wurde der Dom um seitliche Kapellen erweitert. Im späten 16. Jahrhundert erfolgte eine Umgestaltung der Nordseite in eine spätgotische Hallenkirche.
Architektur- und Kirchengeschichte
Mittelalter
Im Jahre 789 gründete der friesische Missionar Willehad das Bistum Bremen und weihte noch im gleichen Jahr als erster Bischof der neuen Diözese den Dom als Kirche des Bistums. Dieser war ein Holzbau und befand sich auf dem höchsten Punkt der Weserdüne, an welcher 782 die Stadt Bremen entstand. Der Dom wurde jedoch bereits 792, nur drei Jahre nach seiner Fertigstellung, im Zuge der Sachsenkriege niedergebrannt und zerstört. Es existieren keinerlei Überreste mehr von ihm.
Nachdem es für dreizehn Jahre sowhol keinen Bischof (Willehad war 789 gestorben) als auch keinen Dom in Bremen gab, begann man ab 805 unter der Leitung des des neuen Bischofs Willerich mit der Errichtung eines Nachfolgebaus aus Stein. Reste dieses Bauwerks konnten im Mittelschiff des heutigen Doms entdeckt werden und ermöglichen eine Erfassung der ungefähren schlichten Gestalt dieses zweiten Bremer Doms, in welchem von 845 bis 865 auch der berühmte Ansgar residierte, welcher Bischof von Bremen und Erzbischof von Hamburg in Personalunion war. Man vermutet, dass der Dom ab etwa 860 eine dreischiffige Hallenkirche war.
In den ersten Jahren der Amtszeit von Bischof Adalbrand (1035 bis 1043) begannen der Umbau zum geplanten salischen Dom, welcher der Kernzelle des heutigen Baukörpers entspricht. Noch vor der Vollendung fiel das Gotteshaus jedoch – wie auch der Großteil der ürbigen Stadtbebauung – im Jahre 1041 der Feuersbrunst des Bremer Brandes zum Opfer. Die Flammen beschädigten auch Teile der Dombibliothek irreperabel. Dieses Ereignis ist auch als der erste Dombrand bekannt. Zwar ordnete Adalbrand den sofortigen Wiederaufbau an, doch auf Grund des hohen Grades der Zerstörung fiel der größte Teil der Bauzeit in die Amtszeit von Adalbrands Nachfolger Adalbert (1043 bis 1072). Dieser, einer der bedeutendsten Herrscher jener Epoche, orientierte sich bei seinen Vorgaben zum Um- beziehungsweise Wiederaufbau unter anderem am Archtitekturstil des Vorgängers des heutigen Kölner Doms, des sogenannten Alte Doms. Neuere Untersuchnungen und Forschungen konnten Übereinstimmungen in vielen Punkten und eine ähnliche Bauweise belegen. Des Weiteren war Adalbert, der mehrere Jahre in Italien verbrachte, von der mediterranen Kultur sehr angetan und nahm auch die Kathedrale der kampanischen Stadt Benevent zum Vorbild. Zudem ordnete er an, für die Arbeiten am Bremer Dom lombardische Handwerker einzusetzen, was zu Unmut und Unverständnis in der Bremischen Handwerkerschaft führte. Adalbert war bestrebt, den Dom noch in seiner Amszeit zu vollenden – was ihm letztendlich auch gelingen sollte – und trieb dessen Bau deshalb mit wenig Rücksicht auf die Interessen der Stadt voran. So ließ erbeispielsweise die Stadtmauer zu Teilen niederreißen, um Baumaterial zu gewinnen. Das so ungeschützte Bremen konnte im Jahre 1064 von den Sachsen geplündert werden. Der neugebaute Bremer Dom war eine flachgedeckte Basilika mit zwei Chören. Den östlichen weihte man Maria und den westlichen dem Apostel Simon Petrus. Die Kirche besaß über ihrer Westfassade vermutlich zwei Türme sowie im Inneren zwei von den italienischen Steinmetzen ausgearbeitete Krypten, welche bis heute erhalten sind. Die westliche Krypta wurde 1066 geweiht, so dass man davon ausgeht, dass etwa in dieser Zeit auch der gesamte Bauprozess der Vollendung zulief.
Unter Adalberts Nachfolger Liemar (1072-1101) wurden weitere, wenn auch im Vergleich zum vollständigen Kirchenneubau, geringfügige Umbauten vorgenommen. Allerings kam es während seiner Amtszeit auch zum zweiten Dombrand. Im Anschluss gelang es, das Gotteshaus relativ schnell wiederaufzubauen, da die Zerstörungen nicht die Ausmaße von 1041 aufwiesen.
Während der Amtsperiode Gebhard II. (1219 bis 1258) kam es zu einigen wichtigen Veränderungen, sowohl aus architektonischer, wie auch aus religiöser Sicht. Zunächst bestätigte Papst Honorius III. im Jahre 1224 das Doppelbistum mit Sitz in Bremen endgültig. Das heißt, dass Bremen nun Erzbischofssitz war und Hamburg keinen eigenen Bischof mehr hatte. Das Domkapitel Hamburgs blieb aber mit besonderen Rechten ausgestattet bestehen. Der Bremer Dom war seither Metropolitankathedrale. Unmittelbar darauf begannen umfangreiche Umbauten der Kirche, welche deutlich durch Vorbilder aus der rheinischen Region beeinflusst wurden. Die Flachdecke des Mittelschiffes wurde durch ein sechsteiliges Rippengewölbe ersetzt, also eingewölbt betiehungsweise überformt und dem Langhaus wurde eine Doppelturmfassade mit Rosette vorgeblendet. Durch diese Maßnahme nahmen die zuvor sehr niedrigen Türme langsam Gestalt an. Die Seitenschiffe sowie Ost- und Westchor erhielten eine Gestaltung, die Bezüge zu anderen Kirchenbauten im Herrschaftsbereich der Verwandten von Erzbischof Gebhard II. herstellten.
Im 14. Jahrhundert ruhte der Weiterbau des Doms etwas, trotzdem erfolgte die Errichtung einer Kappele an der Südseite der Kirche sowie einer Doppelkapelle an der Nordseite des Ostchores. Im Jahre 1346 erhöhte man den Nordturm. Er erhielt einen gotischen Helm. Der Dom gab in dieser Zeit seine Kirchspielfunktion an die nahe Liebfrauenkirche und seine Pfarrdienste an die nur wenig südlich gelegene St. Wilhadi-Kirche ab. Er diente somit nicht mehr für wöchentliche Messen, sondern – als Hauptkirche der Stadt – vorwiegend für besondere Anlässe, Feste und Feiern, derer es jedoch sehr viele gab.
In den Jahren 1497 bis 1511, der Amtszeit des Erzbischofs Johann III. Rode von Wale, erfolgte die Umgestaltung des Doms (hauptsächlich des Langhauses) zu einer einer hochgotischen Hallenkirche mit Netzgewölben. Als Vorbild für die Gestaltung diente der Veitsdom in Prag. Vermutlich war entsprechendes auch mit dem südlichen Seitenschiff geplant, wurde aber nie ausgeführt. Im Zuge dieser Baumaßnahmen gliederte man 1500 dem Südschiff Seitenkapellen an. Das nördliche Seitenschiff war nicht für einen Umbau zur Halle geeignet und wurde aus diesem Grunde ab 1502 vollständig neu erbaut, um es passend in die Kirche eingliedern zu können. Der Bauabschnitt konnte bis 1522 beendet werden. Ein weiterer Ausbau wurde durch die einsetzende Reformation in Bremen verhindert.
Reformation und Zeit des Verfalls
Am 9. November 1522 hielt der vertriebene Augustinermönch Heinrich von Zütphen in Bremen die erste reformatorische Predigt in einer Kapelle der St. Ansgarii-Kirche. Daraufhin trugen die Domherren eine Beschwerde beim Erzbischof Christoph von Braunschweig-Lüneburg vor. Dieser forderte die Auslieferung von Zütphens, stieß allerdings beim Stadtrat und der Bürgerschaft auf Widerstand. Zur Klärung des Falls wurden eine Ständeversammlung und eine Provinzialsynode einberufen, welche allerdings ohne Erfolg blieben. Im Zuge der reformationsfreundlichen Haltung der Stadtoberen sahen sich die drei Kloster Bremens (Paulskloster, Johanniskloster und Katharinenkloster) gezwungen, zu schließen. Ab 1524 wurden neben den katholischen Priestern auch evangelische Prediger an den Pfarrkirchen eingesetzt und wenig später durften in diesen gar keine Messen mehr gelesen werden. 1534 wurde eine durch Luther genehmigte Kirchenordnung eingeführt. Bereits zwei Jahre zuvor war der Dom geschlossen worden, da die Reformation beim Domkapitel nach Meinung der führenden Reformatoren nicht schnell genug ablief. Diese Schließung wurde 1547, nach 15 Jahren, wieder aufgehoben, als der reformierte Feldprediger Albert Rizäus Hardenberg zum neuen Domprediger ernannt wurde. Seine Ernennung hatte verschiedene Streitigkeiten zwischen Lutheranern und Anhängern Melanchthons zu Folge. Schließlich verwieß man Hardenberg am 18. Februar 1561 der Stadt.

Daraufhin wurde der Dom zum zweiten Mal innerhalb von 29 Jahren geschlossen. Hardenberg wurde jedoch von der Mehrheit der Bürger, dem Bürgermeister sowie einigen Ratsmitgliedern unterstützt. Zwar wollte die Ratsmehrheit gegen diese vorgehen, doch eine Bürgerbewegung verteidigte sie im Januar 1562. Dies führte dazu, dass zahlreiche Gegner Hardenbergs die Stadt verließen. Mit den religiös motivierten Konflikten in Bremen beschäftigten sich Kreistage des Erzbistums, das Reichskammergericht sowie die Hanse, der Bremen damals als Hansestadt angehörte. Letztere beschloss 1563 sogar die Verhansung Bremens, also den Ausschluss der Stadt aus der Kaufmannsvereinigung. (1576 wurde Bremen wieder in die Hanse aufgenommen.) Ab 1566 wurden vom Bremer Domkapitel lutherische Administratoren anstelle von Erzbischöfengewählt. Diese hatten jedoch nahezu die gleichen Aufgaben inne. Die Streitigkeiten konnten erst im Februar 1568 gelöst werden und die Mehrzahl der kehrte zurück. Mittlerweile hatte sich der reformierte Glaube in Bremen durchgesetzt, was die Stadt von ihrem noch weiterhin katholisch geprägten Umland isolierte. Der Dom gehörte in dieser Zeit zum Erzstift Bremen und nicht zur Stadt.
1581 schloss sich Bremen der Genfer Reformation an. Vierzehn Jahre später erhielt die Stadt eine neue Kirchenordnung nach der deutsch-reformierten Form (Consensus Bremensis) und um 1600 wurde der Heidelberger Katechismus eingeführt.
Am 27. Januar 1638 kollabierte der baufällige niedrigere Südturm des Domes, der noch immer keinen hohen, spitzen Helm sondern nur einen fast unscheinbaren Dachansatz besaß, und begrub dabei zwei an ihn angelehnte kleine Häuser unter sich. Bei diesem Unglück starben acht Menschen. Der Ratsschreiber Metje, der im Augenblick des Einsturzes aus dem Rathaus auf den Marktplatz trat, beschrieb das Ereignis später mit den Worten:
- „Und wie ich aus der Tür komme, da höre ich doch ein Poltern und Brechen, als ob einer tausend Holzstangen auf einmal durchbricht. Da gucke ich gleich zum Turm hoch, und ich denke, mir bleibt das herz stehen! Ein langer Riss von oben bis unten, und wie ich da noch hinsehe, wird der immer breiter und breiter, und das Dach verschwindet im Turm – ja, und dann brechen auch schon die Mauern herunter! Ein Krach war das, ich dachte, der ganze Dom bricht zusammen!“ [1]
Trotz der teilweisen Zerstörung öffnete der Dom wenig später auf Veranlassung des lutherischen Administrators beziehungsweise Erzbischofs Friedrich III. Prinz von Dänemark nach 77 Jahren erstmalig als Parochialkirche wieder seine Pforten für Gläubige und erhielt noch im gleichen Jahr eine Diakonie.
1648 wurde das Erzbistum Bremen säkularisiert und ging als Herzogtum Bremen an Schweden. Nur acht Jahre später kam es zu einem weiteren Unglück: Am 4. Februar 1656 brannte der Nordturm nach einem Blitzeinschlag zusammen mit dem Dach des Mittelschiffes im dritten Dombrand nieder. Der Südturm war zu diesem Zeitpunkt noch nicht wieder aufgebaut. Der Nordturm erhielt nach seinem raschen Wiederaufbau ein flaches Notdach, das jenem ähnelte, welches der Südturm bis zu seinem Einsturz trug.
1715 übertrug Schweden die Rechte am Bremer Dom an das kur-hannoversche Konsistorium in Stade. Unter dessen Herrschaft erhielt der Nordturm 1767 ein Kupferblechdach – eine sogenannte Welsche Haube. Die Haube ersetzte das seit dem 111 Jahre zurückliegenden Brand auf dem Turm befindliche Notdach, wurde von der Bremer Bevölkerung allerdings mehrheitlich als unpassend für den Turm angesehen.
Neuzeit
Gemäß dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 fiel das Domgebiet der Stadt Bremen zu und wurde eingegliedert. Die Stadt versuchte vergeblich, die Domgemeinde zu zerschlagen und erkannte letztendlich 1830 die neue Verfassung die Gemeinde an. Lange Jahre bestand seitens der Stadt weder der Wunsch noch der Wille nach einer Restauration des baufälligen Gotteshauses, sodass es sein Erscheinungsbild mit dem Nordturm mit Welscher Haube und dem halb zusammengebrochenen Südturm nahezu das ganze 19. Jahrhundert beibehielt.
Erst in den 1880er Jahren entwicklete man Pläne für einen radikalen Um- beziehungsweise Neubau des Doms, welcher dann, getragen von der Bremischen Bürgerschaft, ab 1888 nach Ideen des Dombaumeisters Max Salzmann realisiert wurde. Man beabsichtigte, den mittelalterlichen Zustand wiederherzustellen, überarbeitete den Dom aber schließlich doch entsprechend den zeitgenössischen Vorstellungen im neuromanischen Stil mit Verweisen auf Kirchenbauten in der deutschen Hauptstadt Berlin. Während dieser Bauphase ergänzte man am Bremer Dom unter anderem das Brautportal an der Nordseite und den Vierungsturm. Die markanteste Änderung betraf jedoch die Westfassade. Sie erhielt ihre heutige Form und zudem zwei gleich große, das Kirchenschiff deutlich überragende Türme mit hohen spitzen Turmhelmen. Im Innenraum des Kirchenschiffs erneuerte man die Wandbemalungen. Der Grundstein für den Südturm wurde 1889 gelegt und nur vier Jahre später waren beide Türme vollendet. Die gesamte Restaurierung konnte 1901 abgeschlossen werden.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Dom 1943 während eines Luftangriffs der Alliierten von Brandbomben getroffen. Die Schäden hielten sich zunächst in Grenzen; lediglich die Scheiben des Südschiffes gingen zu Bruch. Im darauffolgenden Kriegsjahr erlitt die Kirche weitere Bombentreffer. Im März des Jahres 1945 explodierte an der Nordseite des Doms eine Sprengbombe. Infolgedessen stürzten große Teile des Gewölbes ein. Das gesamte Gebäuse galt als einsturzgefährdet. Einige Trümmersteine dieses Angriffs liegen noch immer Mahnmal im Dom. Bereits unmittelbar nach Beendigung des Krieges begann 1946 die Restaurierung des Dachstuhls des Nordschiffes; bis 1950 war das zerstörte Gewölbe wiederhergestellt. Den damals zerstörten Bereich kann man heute daran erkennen, dass das Kupfer des Kirchenschiffdaches an der restaurierten Einschlagsstelle der Bombe noch keine Patina besitzt.
Von 1973 bis 1984 fanden unter der Leitung des Landesarchäologen umfangreiche archäologische Grabungen im und am Dom statt (1973 im Mittel- und im Südschiff, 1979 im Nordschiff, 1983 in der ostkrypta und 1984 im Bleikeller). Bei diesen Untersuchungen fand man die Grundmauern der Vorgängerbauten, mehrere Gräber von ehemaligen erzbischöfen und gewann Erkenntnisse zur Baugeschichte. Die Mehrzahl der gemachten Funde lagert heute im Dommuseum und im Focke-Museum. Zusätzlich zu den Grabungen fanden Instandhaltungsarbeiten statt, die sowohl Schäden an Fundamenten und Mauern beheben als auch die innere Ausstattung gegenüber den Veränderungen des 19. Jahrhunderts an den Zustand im Mittelalter annähern sollten.
Architektur
Haupttürme
Die zwei Haupttürme des Bremer Domes sind quadratisch angelegt und weisen bei einer Basisseitenlänge von jeweils elf Metern beide eine Höhe von 99 Meter auf (die Wetterfahnen nicht miteinberechnet). Ihren Abschluss finden sie in Kupferhelmen, welche mittlerweile von Patina überzogen sind.
Die Domtürme sind die höchsten Kirchtürme in der Stadt Bremen und die einzigen mit einer Aussichtsplattform. Diese befindet sich unter dem Dachansatz des Südturms, also in etwa 68 Metern Höhe. Zu erreichen ist sie über 256 Steinstufen. Der Nordturm ist normalerweise für die Öffentlichkeit gesperrt und wird nur zu besonderen Anlässen (beispielsweise am Tag des offenen Denkmals) geöffnet.
Der Nordturm besitzt eine Turmuhr. Diese wird seit 1961 elektromechanisch betrieben. Das entsprechende Uhrwerk fertigte die die Turmuhrenmanufaktur Eduard Korfhage & Söhne mit Hauptsitz in Melle-Buer. Dank eines Gewichtes ist die Bremer Domturmuhr in der Lage, sich nach einem Stromausfall automatisch auf die richtige Zeit einzustellen. Zu Beginn eines Stromausfalls setzt auch das Uhrwerk aus und ein Gewicht läuft ab. Die Länge der Strecke die dieses zurücklegt entspricht der Dauer des Stromausfalls. Nach dessen Ende wird das Gewicht wieder eingezogen und die Uhr entsprechend gestellt. Das Domuhrwerk muss einmal im Monat gewartet werden.
Ausstattung
Die Moderne ist durch die Glasmalerei "Anbetung der Hl. Drei Könige" von Charles Crodel vertreten.
Eine besondere Sehenswürdigkeit im Bremer Dom ist der Bleikeller, bei dem seit dem späten Mittelalter bekannt ist, dass in ihm gelagerte Leichen mumifizieren.
Orgeln
Eine der berühmtesten Orgeln des Bremer Doms war eine Schnitger-Orgel, welche ab 1698 als Ersatz für einen baufälligen Vorgänger aus dem Jahre 1526 diente. Gefertigt wurde sie in achtjähriger Arbeit von Arp Schnitger, dem berühmtesten norddeutschen Orgelbaumeister. Das Musikinstrument verfügte über 56 Register und wurde im Laufe der Jahre oftmals restauriert und umgebaut, so etwa im 18. Jahrhundert und 1827. Bedingt durch diese Reparaturen, veränderte sich das Klangbild. Die Schnitger-Orgel wurde von 1847 bis 1849 zurückgebaut.
Als Ersatz der Schnitger-Orgel diente ein Werk des thüringischen Orgelbauers Schulze. Diese sogenannte Schulze-Orgel besaß 60 Register und einen prachtvollen Prospekt. 1855 erfolgte ein Umbau, bevor sie 1894 zu Gunsten der Sauer-Orgel abgebaut wurde.

Im Jahre 1894 wurde die Schulze-Orgel von 1849 durch die die große spätromantische Sauer-Orgel, die den Namen ihres Erbauers Wilhelm Sauer trägt, ausgetauscht. Sie befindet sich auf einer Empore im Westchor und besitzt als größte Orgel in Nordwestdeutschland Contrabasspfeifen im Prospekt sowie 101 Register. Anfangs lag deren Zahl mit 73 deutlich niedriger. Es gelang jedoch, sie durch einen Umbau 1939 auf 99 zu erhöhen. Im Zweiten Weltkrieg nahm die Orgel schweren Schaden und musste anschließend wiederhergestellt werden. 1958 bedurfte es einer erneuten Restauration des Instrumentes. Die Umbauten führten mit der Zeit zu einer Veränderung des romantischen Klangbildes. Durch eine Ausbesserung in den Jahren 1996 und 1997 gelang es, diesen Vorgang rückgänig zu machen. Zusätzlich wurde die Orgel elektrifiziert.

Die im Stile des Neobarock gehaltene Bach-Orgel wurde zwischen 1962 und 1966 in der Wekstatt der niederländischen Orgelbauer van Vulpen in Utrecht gefertigt und konnte am 20. Februar 1966 eingeweiht werden. Sie verfügt über 35 Register sowie drei Manuale und befindet an der Ostwand des nördlichen Querschiffes. Sie dient als Ersatz der im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigten ersten Bachorgel des Erbauers Wilhelm Sauer, welche anlässlich des 26. deutschen Bachfestes im Dom 1939 eingweiht wurde.

1939 erwarb die Domgemeinde die eine historische Silbermann-Orgel mit acht Registern aus Dresden. Sie war ursprünglich zwischen 1734 und 1748 unter der Leitung des Orgelbauers Gottfried Silbermann für die Kirche im sächsischen Etzdorf entstanden und erhielt 1796 ein Pedal. Seit 1865 stand sie im Gotteshaus von Wallroda. 1902 erwarb sie der Dresdener Orgelbauer Eduard Berger. Anschließend bafnd sich die Orgel 37 Jahre lang in verschiedenen privaten Händen und wurde mehmals umgebaut, bevor sie 1939 in den Bremer Dom kam. Im Bremer Dom befand sich die Silbermann-Orgel zunächst in der Haupt- beziehungsweise Westkrypta unter den Türmen, wurde während des Krieges in die Ostkrypta versetzt und steht heute wieder an ihrem alten Platz. Im Jahre 1994 restaurierte die Dresdener Orgelwerkstatt Kristian Wegscheider das Instrument und sorgte für eine Wiederherstellung des mit den Jahren verlorengegangenen Tonhöhe, Stimmung, Intonation und Klangfarbe. Sie ist eine von nur noch 32 Silbermann-Orgeln.
Im April 2001 erwarb der Dom eine 1991 in der niederländischen Orgelwerkstatt von Gerrit Klop gebaute Orgel. Die Klop-Orgel ist eine Dauerleihgabe aus Privatbesitz uns steht in der Ostkrypta unter dem Chor. Im Stile der italienischen Renaissance besteht sie als „organo di legno“ ausschließlich aus Holzregistern. Sie verfügt über ein Maunal.

Die neueste Orgel des Doms ist eine Altarorgel. Die finanziellen Mittel für ihren Bau in der Dresdener Orgelwerkstatt Wegscheider stiftete im Jahre 2002 Ingeborg Jacobs, die Witwe Walter C. Jacobs. Aufgestellt wurde die Orgel im Chorraum oder genauer im Hochchor auf der Nordseite links vom Altar. Gespielt wird sie zu Trauungen und Abendmahls-Gottesdiensten sowie bei Konzerten im Hochchor.
Glocken

Der Dom besaß im Mittelalter mindestens acht Glocken.[2] Von diesen ist die drei Meter messende Maria gloriosa aus dem Jahre 1433 – ein Werk des norddeutschen Glockengießers Ghert Klinghe – noch erhalten. Diese trägt mehrere Inschriften. Die erste ist in Latein verfasst und lautet:
„Cum Structuarius Meynardus no(m)i(n)e
dictus hic opus ecc(lesia)e respexit,
tractus amore Petri clavigeri vas fecit hoc fieri”
(„Als der Bauherr Meinard – so lautet sein Name –
hier den Kirchenbau beaufsichtigte,
hat er aus Liebe zum Schlüsselträger Petrus dieses Gefäß herstellen lassen.”)
Unter diesen Zeilen befindet sich ein auf Niederdeutsch gereimtes Gedicht:
„Anno domini MCCCCXXXIII.
Meister Ghert Klinge de mi geghoten hat.
Ghot gheve siner Sele Rat
in de Ere sunte Peters Kosme unde Damian
Ghot late se lange to eren Loew ghan
Jhesus pc (ave) Maria Gloriosa.”
(„Im Jahre des Herrn 1433.
Meister Ghert Klinghe, der mich gegossen hat,
Gott gebe seiner Seele Rat,
zu Ehren von St. Peter, Cosmas und Damian,
Gott lasse sie lange zu ihrem Lobe gehen.
Jesus pc~ (?) Maria.”)
Zusätzlich zu den inschriften ist die Maria gloriosa am Glockenrand noch mit biblischen Szenen geschmückt. So werden etwa Mariä Verkündigung, die Kreuzigung Jesus von Nazarets im Beisein von Maria und Johannes sowie die Heiligen Cosmas, Damian, Maria Magdalena und Simon Petrus dargestellt. Die übrigen jedoch wurden in Folge des Einsturzes des südlichen Kirchturmes 1638 zerstört. Es gelang jedoch, sie im Laufe der Jahrhunderte zu ersetzen. Im Ersten wie auch im Zweiten Weltkrieg mußte der Dom, wie auch die anderen mittelalterlichen Bremer Stadtkirchen, seine Glocken als Metallspende abliefern. Somit befand sich 1945 lediglich noch die alte Maria gloriosa im Nordturm. Im Jahre 1951 spendete ein in die Vereinigten Staaten ausgewanderter gebürtiger Bremer der Hauptkirche seiner alten Heimatstadt die Neuanschaffung zweier Glocken für den Nordturm. Sie erhielten die Namen Hansa und Felicitas. Gegossen wurden beide Glocken in der Glockengießerei Gebrüder Otto im Bremer Stadtteil Hemelingen. Die Inschriften der sind stark von den damals noch nicht weit zurückliegenden Schrecken des Krieges beeinflusst. Die Hansa-Glocke trägt den Schriftzug
(„Des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit – Anno Domini 1951”)
und die Felicitas den Satz:
(„Verleih uns Frieden, Herr, zu unserer Zeit – Anno Domini 1951”)
Zwölf Jahre später, 1962, spendete eine Bremer Kaufmannsfamilie einen Neuguss der ehemals im Dom vorhandenen Glocke Brema. Auch diese wurde, wie schon ihre Vorgänger aus den Jahren 1894 und 1925, in der Glockengießerei Gebrüder Otto gefertigt. Sie ist heute die größte Glocke des Bremer Doms, wiegt etwa sieben Tonnen und hängt als einzige der vier Domglocken im Südturm. Auf der Brema ist zu lesen:
„Brema
in Krieg und Not verloren
neu erstanden Ostern 1962
Die Toten zu ehren
die Lebenden zu mahnen.
Sei getreu bis an den Tod
so will ich dir die Krone des Lebens geben”.
Die vier Glocken und ihre Tonfolge (die Brema darf wegen Schäden am Glockenstuhl zur Zeit nicht geläutet werden) ordnen sich wie folgt:
Nr. | Name | Gussjahr | Gießer, Gussort |
Gewicht (kg) |
Ton | Turm |
1 | Brema | 1962 | Otto Hemelingen |
7.000 | g° | Südturm |
2 | Maria Gloriosa | 1433 | Ghert Klinghe | h° | Nordturm | |
3 | Felicitas | 1951 | Otto Hemelingen |
d′ | Nordturm | |
4 | Hansa | 1951 | Otto Hemelingen |
e′ | Nordturm |
Die nahegelegene mittelalterliche Martinikirche konnte ihre durch Metallspenden und Krieg zerstörten Glocken ebenfalls bis 1962 ersetzen und hat sie in der Tonfolge auf die Domglocken abgestimmt. Bei der Einweihung am 18. Juli 1962 läuteten die Glocken von Dom und Martinikirche zusammen zehnstimmig. Das sogenannte Altstadtgeläut wird heutzutage als eines der schönsten in Deutschland bezeichnet und hat die Tonfolge:
Dom | Dom | Martini | Dom | Martini | Dom | Martini | Martini | Martini | Martini | Martini |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
g° | h° | c′ | d′ | d′ | e′ | f′ | g′ | a′ | c″ | d″ |
Grabstätten
Besonderheiten
An der rechten Tür zur Sakristei befindet sich die Dom-Maus. Die steinerne Maus stammt aus dem 13. Jahrhundert. Ihre Bedeutung ist ungeklärt. Möglicherweise ist sie ein Zeichen von Handwerkern. Wenn die über Land ziehenden Gesellen sich um Arbeit bewarben und angaben, am Dom zu Bremen mitgearbeitet zu haben, so soll ihnen oftmals die Frage gestellt worden sein, wo man denn die Maus finden könne. Wussten sie die entsprechende Antwort, so war dies der Beweis, dass sie die Wahrheit gesagt hatten.
Literatur
- Johann Christian Bosse und Hans Henry Lamotte: Der Dom zu Bremen. Aufnahmen von Lothar Klimek. Mit Literaturhinweisen, 2. überarbeitete Auflage, 1998 (= Die Blauen Bücher), ISBN 3-7845-4231-X
- Die Stimmen unserer Hansestadt Bremen – In Geschichte und Klangbildern. Bedeutende Glocken und Geläute aus Bremen. ARM-Verlag (Audio-CD)
- Uwe Pape (Hrsg.), Winfried Topp, Wolfram Hackel, Christian Scheffler: Die Orgeln im St. Petri Dom zu Bremen Pape-Verlag, 2002, ISBN 978-3921140567
Siehe auch
Quellen
- ↑ Regina Bruss (Hrsg.): Bremen / Bremerhaven Geschichte + Geschichten, 1. Auflage; Verlag Eilers + Schünemann Bremen, 1980, Seite 31
- ↑ Domglocken http://www.stpetridom.de/dom/bauwerk/glocken.php
Weblinks
- Die Webpräsenz der Domgemeinde
- Die im Dom Begrabenen - eine Serie im Rahmen der Blätter der MAUS
- Porta-Sandstein – Baumaterial am Bremer Dom
- Die Homepage des Domuhrmachers