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Milchmädchenrechnung

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Eine Milchmädchenrechnung ist – laut Duden – eine „auf Trugschlüssen beruhende“ Rechnung.

Als Milchmädchenrechnung wird abfällig unter anderem die finanzielle Planung eines Vorhabens bezeichnet, bei der abzusehen ist, dass diese das Vorhaben niemals tragen wird bzw. bei der unterstellt wird, dass sie das Vorhaben nicht tragen kann, weil sie auf Trugschlüssen beruht. In allgemeinerer Bedeutung ist Milchmädchenrechnung die spöttische Bezeichnung für eine naive Betrachtung oder Argumentation, die wesentliche Rahmenbedingungen nicht beachtet oder falsch in Ansatz bringt und deshalb zu einem nur scheinbar plausiblen, tatsächlich jedoch unzutreffenden Ergebnis kommt. Beispiel: Die Vorstellung, durch Personalkürzung in Finanzämtern den öffentlichen Haushalt zu entlasten, ist eine Milchmädchenrechnung, da der Fiskus durch die durch die Mitarbeiter geleistete Arbeit mehr Einnahmen erzielt als ihm Ausgaben für deren Entlohnung entstehen.

Der Begriff geht vermutlich auf die Fabel Die Milchfrau von Johann Wilhelm Ludwig Gleim zurück. Erzählt wird die Geschichte einer Bauersfrau, die sich auf dem Weg zum Markt bereits vorstellt, was mit dem Erlös für die Milch alles machbar wäre, dann aber die Milch verschüttet. Eine andere Herkunftserklärung ist die folgende: Zu der Zeit, als Milch noch in Kannen von Bauernhöfen geholt wurde, sagte man einigen Milchmädchen (Milchverkäuferinnen) nach, die Kannen mit Wasser aufzufüllen, wenn die Milch knapp wurde. Da sie natürlich dennoch die volle Summe als Geldbetrag veranschlagten, entwickelte sich der Begriff Milchmädchenrechnung. Die erste Herkunftserklärung zielt insbesondere auf den Aspekt des Selbstbetruges ab, während letztere einen Betrug gegenüber anderen ausdrückt. Eine dritte Erklärung sind die einfachen Rechenschemata der Milchmädchen bei der Meierei C. Bolle in Berlin.

Die Fabel Die Milchfrau und die Milchkanne (La Laitière et le Pot au Lait) von Jean de La Fontaine wird auch als Ursprung genannt. „Auf dem Kopf trägt [die Magd] Perrette eine Kanne voll Milch … sie starrt auf das vergoßne Glück.“ (La Fontaine: Die Fabeln. Eugen Diederichs Verlag, 1964, 1. Auflage)

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