Zum Inhalt springen

Nationale Volksarmee

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. Februar 2008 um 15:48 Uhr durch MARK (Diskussion | Beiträge) (gliederung gem Leitfaden Militärportal,rev. Vandalismus Prag 1986, Unterkapitel eingebungen im Geschichtsteil + Auftrag erg.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Dienstflagge Wappen
Dienstflagge der NVA
Dienstflagge der NVA
Wappen der NVA
Wappen der NVA
Ehrenwache des Wachregimentes Friedrich Engels der NVA am Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus (Neue Wache) in Berlin im Exerzierschritt

Die Nationale Volksarmee (NVA) war von 1956 bis 1990 die Armee der DDR.

Geschichte

Entstehung

Die Gründung der NVA am 1. März 1956, zeitlich nach der Bundeswehr, war der Schlusspunkt einer Entwicklung, die 1952 mit der Proklamation der „Nationalen Streitkräfte“ begonnen hatte und in deren Verlauf vor allem die Kasernierte Volkspolizei (KVP) sowie die Grundstrukturen einer Militärorganisation aufgebaut wurden. Dieser Aufbau vollzog sich ab 1955 unter Anleitung der Sowjetunion. Dabei wurde auch, ebenso wie bei der Bundeswehr, auf ehemalige Angehörige der Wehrmacht zurückgegriffen. Sie kamen meist aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft und hatten dort an Antifa-Schulungen teilgenommen. Der bekannteste ehemalige Wehrmachtsgeneral, der auch in der NVA diente, war Vincenz Müller. Mitte 1956 waren im 17.500 Mann starken Offiziersbestand der NVA ca. 2.600 ehemalige Mannschafts- und ca. 1.600 Unteroffiziersdienstgrade sowie knapp 500 Offiziere der Wehrmacht, insgesamt kamen also knapp 27 Prozent aus der Wehrmacht. Die ehemaligen Offiziere wurden vorwiegend im Ministerium, an Schulen und in Kommandostellen der Teilstreitkräfte und Militärbezirke eingesetzt. Von den 82 höheren Kommandoposten in der Armee waren 61 von ehemaligen Wehrmachtsangehörigen besetzt. Die militärischen Erfahrungen und Kenntnisse der Frontgeneration waren in der Anfangszeit der NVA unverzichtbar.

Warschrschauer Pakt und 17. Juni

Anfangs war die NVA im Gegensatz zu den anderen Armeen des Warschauer Vertrages eine Freiwilligenarmee, was in der propagandistischen Auseinandersetzung mit der Bundeswehr als Vorzug hervorgehoben wurde. Die Ohne-Mich-Bewegung war auch an der DDR nicht spurlos vorübergegangen, der Arbeiteraufstand vom 17. Juni 1953 hatte die Führung der DDR erheblich verunsichert. Die NVA diente deswegen zunächst zur Machtabsicherung der SED nach innen und war selbst wiederum erheblicher Kontrolle durch die SED unterworfen. So hatte sich die Partei durch die Politische Hauptverwaltung (PHV) in der Armee und durch eine spezielle Struktur von Parteiorganisationen die führende Rolle in der NVA gesichert. Die Offiziere und Fähnriche waren, bis auf wenige Ausnahmen, Mitglieder der SED. Auch bei den Unteroffizieren wurde ein hoher Anteil an SED-Mitgliedern angestrebt. Laut Giese [1] resultierte daraus ein erhebliches Konfliktpotenzial zwischen politischem Anspruch und militärischer Professionalität. Die politische Beeinflussung habe sich anfangs sehr negativ auf die militärischen Entscheidungsprozesse ausgewirkt.

Mauerbau

Der Bau der Mauer habe es ermöglicht, die Einsatzbereitschaft der NVA nach außen erheblich zu steigern, auch wenn die Einführung der Wehrpflicht 1962 [2] von vielen als Niederlage empfunden wurde. Parallel hatte die Bundeswehr durch den Großeinsatz bei der Hamburger Sturmflut eine breitere Akzeptanz im Westen gefunden. Erst mit der Wehrpflicht wurde es der NVA möglich, die angestrebte Personalstärke von ca. 170.000 Soldaten zu erreichen. Die Siebziger- und Achtzigerjahre seien durch einen weiteren Professionalisierungsprozess gekennzeichnet gewesen. Dieser zeichnete sich auch in einer stärkere Eigenständigkeit der DDR und ihrer Streitkräfte in der Rüstungsbeschaffung (vor allem im Bereich Mikroelektronik) und bei Auslandseinsätzen und Rüstungsexporten ab. Nach der Ernennung Gorbatschows zum Generalsekretär der KPdSU Mitte der 80er Jahre fiel aber die Sowjetunion als Hauptabnehmer von Rüstungsexporten schlagartig aus was zusätzliche Krisen auslöste.

Militärische Erfahrung und Auslandseinsätze

Die Teilnahme an einem Krieg in Mitteleuropa, für den sie vorbereitet und ausgebildet worden war, blieb der NVA erspart. Teile der Armee waren 1968 für militärische Aktionen zur Niederschlagung des Prager Frühlings vorgesehen, die NVA war am Einmarsch in die Tschechoslowakei aus politischen Gründen allerdings nicht unmittelbar beteiligt. Die 7. Panzerdivision und die 11. Motorisierte Schützendivision sollten nach der ursprünglichen Planung an der Intervention mitwirken. Wegen der zu erwartenden verheerenden außenpolitischen Wirkungen - es wäre der erste Kampf- und Auslandseinsatz deutscher Truppenverbände nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen - wurden diese Divisionen dann aber doch nicht eingesetzt. Sie leisteten logistische Hilfe beim Einmarsch und standen direkt an der Grenze bereit, um im Falle eines möglichen, der Sowjetarmee außer Kontrolle geratenden Volksaufstandes, einzugreifen. Diverse Verbindungsoffiziere, NVA-Nachrichtensoldaten und auch MfS-Offiziere waren direkt in der ČSSR im verdeckten oder korrespondierenden Einsatz. Im Herbst 1981 stand die NVA bereit, um gegebenenfalls an der Seite der Sowjetarmee in Polen einzugreifen. Eine Intervention unterblieb jedoch auch in diesem Fall.

Mehrere Male befand sich die NVA über einen jeweils längeren Zeitraum im Zustand der erhöhten Gefechtsbereitschaft, so 1961 während und nach dem Bau der Mauer, bei den sie logistisch und absichernd mitwirkte, 1962 während der Kubakrise, 1968 bei der Intervention von vier Warschauer-Pakt-Staaten in der ČSSR und letztmalig bei der friedlichen Umwälzung im Herbst 1989.

Prager Frühling Die NVA war an keinem Krieg beteiligt. Teile der Armee waren aber 1968 für militärische Aktionen zur Niederschlagung des Prager Frühlings vorgesehen, die NVA war am Einmarsch in die Tschechoslowakei aus politischen Gründen allerdings nicht unmittelbar beteiligt. Die 7. Panzerdivision und die 11. Motorisierte Schützendivision sollten nach der ursprünglichen Planung an der Intervention mitwirken. Wegen der zu erwartenden verheerenden außenpolitischen Wirkungen - es wäre der erste Auslandseinsatz deutscher Truppen nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen - wurden diese Divisionen dann aber doch nicht eingesetzt. Sie leisteten logistische Hilfe beim Einmarsch und standen direkt an der Grenze bereit, um im Falle eines möglichen, der Sowjetarmee außer Kontrolle geratenden Volksaufstandes, einzugreifen. Diverse Verbindungsoffiziere, NVA-Nachrichtensoldaten und auch MfS-Offiziere waren direkt in der ČSSR im verdeckten oder korrespondierenden Einsatz. Im Herbst 1981 stand die NVA bereit, um gegebenenfalls an der Seite der Sowjetarmee in Polen einzugreifen. Eine Intervention unterblieb jedoch auch in diesem Fall.

Die NVA hat sich bei Manövern des Wahrschauer Pakts glänzend bewährt, auch vom Selbstverständnis der Offiziere und Mannschaften fühlte man sich den Verbündeten überlegen. Die NVA galt wegen ihres hohen Ausbildungsstandards, der ständigen Einsatzbereitschaft und ihrer guten Disziplin als eine der schlagkräftigsten Armeen des Warschauer Vertrages. Jedoch wurde sie von Seiten der Sowjetunion nicht immer mit der modernsten Technik ausgerüstet, um der sowjetischen Armee auch in dieser Beziehung eine Führungsrolle zu sichern. Trotz ihrer anfänglich geringen Bedeutung wuchs die Nationale Volksarmee bis zum Zusammenbruch des Ostblocks zu einem der wichtigsten Bündnispartnern der Sowjetarmee heran und erlangte den Respekt der sowjetischen Führung.

Seit Mitte der 60er Jahre erfüllte die NVA auch selbständige Aufgaben in Afrika und dem Mittleren Osten, wo sie unter anderem in Angola, Mosambique, Libyen und Äthiopien Berater und Experten für eine Reihe von Regierungen und Revolutionsbewegungen stellte. Im Jahre 1978 waren über 1200 NVA Soldaten im Bereich Artillerie, Kommunikation und Logistik in Algerien und 450 Soldaten in Lybien stationiert. Die Militärschulen der DDR bildeten Offiziere aus dem Jemen, Äthiopien, Angola und Syrien aus. Laut Gordon A. Craig waren möglicherweise NVA Einheiten auch bei Kampfeinsätzen in Ogaden und Eritrea beteiligt. Die NVA und DDR Militärberater waren in Afrika so aktiv und zahlreich vertreten wie ihre kubanischen Verbündeten und ihr Einfluß im Mittleren Osten war beträchtlich.

Friedliche Auflösung der NVA ab 1990

1990 wurde die NVA aufgelöst und Standorte, Einrichtungen und Ausrüstung an die Bundeswehr übergeben. Die meisten der vorhandenen Standorte wurden geschlossen und die Ausrüstung entweder durch die Bundeswehr zunächst weitergenutzt, verschrottet, zu geringen Teilen auch an andere Staaten verkauft oder verschenkt, so etwa Schützenpanzerwagen an die Türkei, Luftabwehrsysteme an Griechenland oder Schiffseinheiten an Indonesien. Eine Auswahl von allen Waffensystemen wurde in der USA zum Test und als interne Manövergegner überführt. Ein großer Teil des Unteroffizierkorps sowie nahezu das gesamte Offizierkorps wurden entlassen, nur 3.200 dieser zuletzt noch 36.000 Personen zählenden Kader wurden eingestellt. Die ehemaligen NVA-Angehörigen wurden dabei häufig mit einem oder auch zwei Dienstgraden niedriger in die Bundeswehr übernommen, da die Beförderungen in der NVA früher erfolgten als in der Bundeswehr und daher der Übernahmedienstgrad so berechnet wurde, als wenn der ehemalige NVA-Angehörige von Anfang an in der Bundeswehr gedient hätte.

Generell galt bis zum 1. März 2005 die in der deutschen Armee NVA geleistete Dienstzeit als „gedient in fremden Streitkräften“. Nunmehr lautet die Bezeichnung „gedient außerhalb der Bundeswehr“. Laut Einigungsvertrag ist es den ehemaligen NVA-Angehörigen nicht gestattet, in der Bundesrepublik ihren letzten Dienstgrad mit dem Anhang „a.D.“ (außer Dienst) zu führen.

Auftrag, Selbstverständnis und gesellschaftliche Einbindung

Die NVA hatte die Sicherstellung der territorialen Integrität und die Wahrnehmung aller militärischen Bündnisverpflichtungen durch den Warschauer Pakt zu gewährleisten. Die Angehörigen des Offizierskorps waren in der Regel Parteimitglieder. Des Weiteren oblag ihr als bewaffnetem Organ (DDR-Terminologie) die sozialistische Staatsform und das Primat der SED jederzeit auch gegen innere Feinde zu schützen.

Ihrem Selbstverständnis nach war die NVA in der DDR das Machtinstrument der Arbeiterklasse zum Schutz der sozialistischen Staatsform vor Angriffen von außen und innen. Demnach diente sie der Verteidigung der DDR und der im Warschauer Vertrag mit ihr verbündeten anderen sozialistischen Staaten gegen eine eventuelle "imperialistische Aggression". Desweiteren hatte sie den politischen Auftrag, die sozialistischen Errungenschaften und die Vorherrschaft der SED im Falle eines inneren Angriffs (z.B. politische Aufstände) zu schützen.

Allerdings waren antimilitaristische Gefühle auch in der DDR weitverbreitet. Dies zeigt auch die Einführung einer sozialistischen Wehrerziehung in die Schulpläne um 1968 sowie eine zusätzliche Einführung eines regulären Fachs Wehrunterricht 1978. Die starke Evangelische Kirche der DDR protestierte gegen die damit verbundene "Erziehung zum Hass"[3].

Im Verlauf der Wende 1989 war eine blutige "chinesische Lösung" wie kurz zuvor beim Massaker auf dem Platz des himmlischen Friedens am 4. Juni 1989 befürchtet worden. Die bereits angeordnete Auflösung der Montagsdemonstration in Leipzig am 9. Oktober 1989 fand aber nicht statt und die bereits mobilisierten NVA-Einheiten zogen sich aus bis heute nicht vollkommen geklärten Gründen zurück.

Organisation

Truppenfahne der NVA

Die NVA war dem Ministerium für Nationale Verteidigung mit Sitz in Strausberg (bei Berlin) unterstellt. Das Primat der Politik bzw. der SED wurde über deren Kommission für Nationale Sicherheit, den Nationalen Verteidigungsrat sowie die Sicherheitsabteilungen der Zentralkomittees der SED garantiert.

Die politische Erziehung war deutlich weitergehender als bei der Bundeswehr und umfasste etwa 2 Wochenstunden bei Offiziersrängen. Die Offiziere unterlagen der ständigen Überwachung durch das Ministerium für Staatssicherheit. Die der Partei direkt unterstellten Sicherheitskräfte wie die Grenzwachen und paramilitärischen Kampfgruppen hatten auch die Aufgabe selbtsständige Aktivitäten der NVA zuvorzukommen.

Die NVA gliederte sich in:

Die NVA war stets eng mit den Truppen der „Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland“ (GSSD) - seit Juni 1989 in „Westgruppe der Truppen“ (WGT) umbenannt - verzahnt. Der Befehlshaber der sowjetischen Truppen, mit Hauptquartier in Wünsdorf, übte die vollkommene operative Kontrolle über die Streitkräfte der DDR aus. In den 1980er Jahren unterstanden diesem ca. 365.000 Mann, 6.000 Kampfpanzer, 9.500 Schützenpanzer, 650 Kampfflugzeuge und 700 Kampfhubschrauber.

Die Strukturen und Ausrüstung, Fahrzeuge und Kampftechnik waren weitgehend sowjetischen Ursprungs. Die NVA arbeitete in Führungs- und Mobilmachungsfragen eng mit den Stäben der Sowjetarmee zusammen.


Landstreitkräfte

Datei:National emblem of the gdr armed forces.png
Hoheitszeichen der Landstreitkräfte

Die Landstreitkräfte der NVA waren gegliedert in:

  • direkt dem KdoLaSK unterstellte Truppenteile/Einheiten
  • Militärbezirk Nord = MB-V - Neubrandenburg -
  • Militärbezirk Süd = MB III - Leipzig -
    • 4. Mot.-Schützen-Division, 4.MSD - Erfurt -
    • 11. Mot.-Schützen-Division, 11.MSD - Halle -
    • 7. Panzerdivision, 7.PD - Dresden

Einen Sonderfall stellten die NVA-Fallschirmjäger innerhalb der Landstreitkräfte dar (vgl. Luftsturmregiment 40).

Chefs der Landstreitkräfte

(Anm.: Das Kommando der Landstreitkräfte wurde am 1. Dezember 1972 aufgestellt)

Luftstreitkräfte

Hoheitszeichen der Luftfahrzeuge der NVA

Mit Gründung der NVA zum 01. März 1956 wurden zwei Kommandos gebildet: Generalmajor Zorn wird Chef der LSK und Chef der LV Oberst Bauer. Am 31. Mai 1957 wurde aus den bis dahin selbständigen Kommandos Luftstreitkräfte und Luftverteidigung das gemeinsame Kommando LSK/LV gebildet.

Die Luftstreitkräfte/Luftverteidigung waren gegliedert in:

  • direkt dem Kdo LSK/LV unterstellte Truppenteile/Einheiten
  • die 1. Luft-Verteidigungs-Division (1. LVD) - Cottbus -
  • die 3. Luft-Verteidigungs-Division (3.LVD) - Trollenhagen (bei Neubrandenburg) -
  • Führungsorgan der Front- u. Militärtransportfliegerkräfte (FMTFK) - Strausberg -

Chefs der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung (LSK/LV)

Volksmarine

Flagge der Volksmarine

Die Seestreitkräfte, 1960 in Volksmarine umbenannt, gliederten sich (Stand etwa 1985) in

Außerdem gab es ein Marinehubschraubergeschwader (MHG-18) in Parow, ein Marinefliegergeschwader (MFG-28), ein Marine-Pionierbataillon (MPiB-18), ein Kampfschwimmerkommando (KSK-18), ein Küstenraketenregiment (KRR-18), ein Küstenverteidigungsregiment (KVR-18, vormals Mot.-Schützenregiment-28) (ab 1988), ein Marineversorgungslager (VL-18), ein zentrales Munitionslager (ML-18), eine Wartungskompanie (WK-18), den Seehydrographischen Dienst der DDR (SHD) und weitere Ausbildungs-, Erprobungs-, und Sondereinrichtungen.

Chefs der Seestreitkräfte/Volksmarine

  • Konteradmiral Felix Scheffler 1. März 1956 bis 31. Dezember 1956; als Kommandeur Seestreitkräfte
  • Vizeadmiral Waldemar Verner 1. Januar 1957 bis 31. Juli 1959; als Kommandeur Seestreitkräfte
  • Konteradmiral Wilhelm Ehm 1. August 1959 bis 31. Juli 1961
  • Konteradmiral Heinz Neukirchen 1. August 1961 bis 24. Februar 1963; mit der Führung beauftragt
  • Konteradmiral Wilhelm Ehm 25. Februar 1963 bis 30. November 1987
  • Vizeadmiral Theodor Hoffmann 1. Dezember 1987 bis 17. November 1989
  • Vizeadmiral Hendrik Born 11. Dezember 1989 bis 2. Oktober 1990

Rekrutierung und Ausbildung

Einberufung

Wehrdienstausweis der NVA.

Das allgemeine Wehrpflichtgesetz vom 24. Januar 1962 legte einen Grundwehrdienst von 18 Monaten fest. Es wurde nahezu jeder Mann vom 18. bis zum 26. Lebensjahr eingezogen. Als Altersgrenze für die Einberufung ungedienter Männer war das 36. Lebensjahr festgelegt. Eine Einberufung zu den Grenztruppen, den kasernierten Einheiten der Volkspolizei (VP-Bereitschaften und weitere Truppenteile und Einheiten) und dem Wachregiment des MfS war möglich.

Ein ziviler Wehrersatzdienst war in der DDR bis 1964 nicht möglich. Insbesondere auf Drängen der Kirchen wurden innerhalb der NVA die so genannten Baueinheiten geschaffen, in denen eine Ableistung des Wehrdienstes ohne Waffe als Bausoldat möglich war. Damit nahm die DDR eine Ausnahmestellung unter den Staaten des Warschauer Vertrages ein.

Längerdienende konnten Laufbahnen als Unteroffizier auf Zeit (mit einer Regeldienstzeit von 3 Jahren), Berufsunteroffizier (mit einer Regeldienstzeit von 10 Jahren), Fähnrich (seit 1973) mit einer Regeldienstzeit von 15 Jahren, Offizier auf Zeit (mit einer Regeldienstzeit von 3, später 4 Jahren) oder Berufsoffizier (mit einer Regeldienstzeit von 25 Jahren) einschlagen.

In den fahrenden Einheiten der Volksmarine war die Dienstzeit für Matrosen 3 Jahre und für Maate 4 Jahre sowie bei fallschirmspringenden Einheiten 3 Jahre. Dies waren in der Regel freiwillige Soldaten auf Zeit bzw. Unteroffiziere auf Zeit.

Frauen konnten freiwillig die meisten Laufbahnen als Unteroffizier auf Zeit, Berufsunteroffizier, Fähnrich oder ab 1984 als Berufsoffizier einschlagen, soweit dies aus Gründen der körperlichen Belastung zulässig war. In der Regel betraf das die Rückwärtigen und Medizinischen Dienste. Der höchste dort von einer Frau erreichte Dienstgrad war Oberst.

Offiziere und Unteroffiziere

Die Offiziersausbildung erfolgte in den Offiziershochschulen

Weiterhin gab es mehrere Unteroffiziersschulen.

Ausgewählte Kader konnten ab etwa Mitte der 70er auch zu einem Direktstudium an verschiedene Offiziershochschulen in die Sowjetunion delegiert werden.

Führungskader

Die weiterführende Ausbildung der Führungskader ab Regiment aufwärts erfolgte an

Die NVA bzw. das Ministerium für Nationale Verteidigung unterhielt einen eigenen Auslandsnachrichtendienst, die Verwaltung Aufklärung, der vorwiegend in der Bundesrepublik Militärspionage betrieb. Dieser Geheimdienst operierte formell unabhängig, wurde aber - wie die gesamte NVA - von der Hauptabteilung I des MfS (Militärabwehr, in der Armee bekannt als „Verwaltung 2000“) überwacht.

Im Jahre 1989 dienten 120.000 der 2,7 Millionen Mitglieder oder Kandidaten der SED in der NVA und den Grenztruppen der DDR. Unter den einfachen Soldaten und Gefreiten lag der SED-Anteil bei 6-7%, bei den Unteroffizieren auf Zeit bei 14%, im gesamten Unteroffizierskorps aber etwa bei 35%, weil der Anteil bei den Berufsunteroffizieren etwa 60% betrug. Von der Gesamtanzahl aller Offiziere (1989 über 40.000, 1990 noch 36.000) und Fähnriche machten die sozialistischen Genossen einen Anteil von 94% (einschließlich der Offiziere auf Zeit „nur“ 90%) aus, weitere 4-5 Prozent gehörten den Blockparteien an. Politoffiziere jedoch waren ausnahmslos SED-Mitglieder.

Unter den Berufsoffizieren jedoch betrug der SED-Anteil 96%, ab dem Dienstgrad Major aufwärts 98-99%, ab dem Dienstgrad Oberstleutnant aufwärts dann 100%. Bis 1989 war jeder Verteidigungsminister Mitglied des Politbüros und jeder (kommandierende) General Mitglied (oder zumindest Kandidat) des Zentralkomitees der SED.

Ausrüstung

Beschaffungswesen und Rüstungsindustrie

Die rein staatlichen DDR Rüstungsunternehmen waren fast gänzlich auf Produktion und Instandsetzung von Rüstungsgütern ohne ein ziviles »Standbein« angewiesen[4]. Die direkte Rüstungsindustrie der ehemaligen DDR bestand 1989 aus 74 Unternehmen mit überwiegender bzw. anteiliger Rüstungsproduktion, in denen rund 42.000 Arbeitnehmer tätig waren. Dazu kamen noch eine Anzahl Zulieferbetriebe, so daß insgesamt etwa 130 Betriebe und Betriebsteile (Finalproduzenten und Zulieferer) mit der Produktion militärischer Güter sowie etwa 285 Betriebe und Betriebsteile (darunter 25 spezielle Instandsetzungsbetriebe) mit der Instandsetzung von militärischen Gütern beauftragt wurden und etwa 100.000 Arbeitnehmer beschäftigten.

Alle Unternehmen der Rüstungsindustrie verfügten über (im RGW Vergleich) moderne Betriebsstätten mit hochproduktiven Technologien und Ausrüstungen. Die in den Unternehmen beschäftigten Arbeiter und Ingenieure besaßen eine hohe Qualifikation und ein ausgeprägtes Qualitätsbewußtsein. Die Rüstungsunternehmen waren als selbständige Betriebe oder Betriebsteile in die Kombinate eingeordnet, mit Ausnahme des Kombinates Spezialtechnik Dresden, das nur Rüstungsunternehmen umfaßte. Dementsprechend unterstanden sie der Wirtschaftsleitung der Industrieministerien und später des Wirtschaftsministeriums der ehemaligen DDR und waren so (anders als etwa in der VR China) von der Armee deutlich getrennt. Die Initiative zu Rüstungsprojekten kam von entsprechenden Gremien in der SED. Der Anteil der Rüstungsproduktion an der industriellen Warenproduktion der Kombinate war unterschiedlich, je nach Erzeugnispalette. Den größten Anteil Rüstungsproduktion hatten 1986 folgende Kombinate:

Das produzierte Gesamtvolumen an wehrtechnischen Gütern und Dienstleistungen betrug 1989 insgesamt 3,7 Milliarden Mark, davon wurde Wehrtechnik in einem Wertvolumen von 1,4 Milliarden Mark exportiert. Das Gesamtvolumen entsprach etwa einem Prozent der industriellen Warenproduktion der gesamten ehemaligen DDR. Die Hauptleistungen umfaßten die Instandsetzung und Modernisierung sowjetischer Wehrtechnik sowie die Produktion von Wehrtechnik auf Basis sowjetischer Lizenzen und eigener Entwicklungen für die Nationale Volksarmee sowie für die Armeen der Warschauer Vertragsstaaten. Die DDR führte 86 Prozent aller Instandsetzungen an militärischen Gütern für die eigenen bewaffneten Kräfte durch.

Haupterzeugnisse und Leistungen lagen insbesondere bei:

a) Instandsetzungen insbesondere sowjetischer Rüstungsgüter b) Produktion von

  • Schützenwaffen und Schützenwaffenmunition,
  • Handgranaten, Minen und pyrotechnischen Mitteln,
  • Panzerabwehrlenkraketenkomplexen und Feuerleiteinrichtungen,
  • Kampf- und Hilfsschiffen,
  • Brückenlegepanzern
  • mobilen Spezialauf- und -einbauten auf Kraftfahrzeugen,
  • mechanischer und elektronischer Sicherungstechnik,
  • Ausbildungs- und Trainingsgeräten
  • Dienst- und Schutzbekleidung sowie Tarnmitteln;

c) Wissenschaftlich-technische Leistungen auf den Gebieten

  • Basistechnologien der Mikroelektronik und Fertigung von Bauteilen der Lichtleiternachrichtenübertragung
  • Hochleistungs- und Infrarotoptik
  • digitale und optisch parallele Bildverarbeitung
  • optoelektronische Sensorik
  • Lasertechnik
  • Tarnmittel
  • Technologien zur Instandsetzung von Wehrtechnik.

Im Gefolge des Nato-Doppelbeschluss von Dezember 1979 und der 1983 vom US-Präsidenten Ronald Reagan verkündeten Strategic Defense Initiative SDI wurden auch die Rüstungsanstrengungen in der DDR intensiviert, wobei man sich auf die Militärelektronik konzentrierte. Ein Politbürobeschluss vom 24. Mai 1983 plante die militärische Produktionsanteile des Kombinates Carl Zeiss Jena von 15,7% im Jahr 1983 auf 28 % im Jahr 1990 zu steigern. Kernvorhaben waren die Entwicklung und Produktion eines Zielsuchkopfes für Luft-Luft-Raketen, ein optoelektronischen Zielsuchkopfes für Seezielraketen und Fernerkundungssysteme für den Krieg im Weltraum. Die Militarisierung der Mikroelektronik betraf den ganzen Industriebereich. Bis 1990 war annähernd eine Verdreifachung der militärischen Exporte gegenüber 1981/85 vorgesehen - was durch die Wahl Michail Gorbatschows zum Generalsekretär der KPdSU am 11. März 1985 nicht mehr zum Tragen kam.

Durch dessen Entspannungspolitik verlor die Rüstungsindustrie der DDR schlagartig ihren größten Abnehmer, die Sowjetunion, wie auch die dagegen eingetauschten billige Rohstoffe. Bereits Mitte 1986 ließ Zeiss-Generaldirektor Wolfgang Biermann auf persönliche Weisung Honeckers eine Konzeption zur faktischen Einstellung der Militärprojekte erarbeiten, eine Umstellung auf zivile Produktion führte wegen des zu hohen Anteils von Eigenproduktionen mikroelektronischer Bauelemente (1989 um 70%, BRD rund 40%) zu aberwitzigen Kostenstrukturen, was mit zum faktischen Staatsbankrott der DDR Ender der 80er Jahre beitrug.

Nuklearwaffen

Die NVA verfügte über keine eigenen Nuklearwaffen, aber über die Trägermittel, mit denen sowjetische Atomsprengköpfe eingesetzt werden konnten, darunter das ab 1985 eingeführte Raketensystem SS-23. Die nukleare Rolle der NVA unterlag strengster Geheimhaltung und war auch vielen hohen NVA-Offizieren unbekannt. Sie wurde erst nach Öffnung der NVA-Archive 1990 veröffentlicht. [5][6]

Verwertung des Wehrmaterials der NVA ab 1990

Planierraupe BAT der NVA

Die Hinterlassenschaft der NVA an Ausrüstung und Wehrmaterial war sehr umfangreich. Große Mengen von Ersatzteilen, Sanitätsmaterial, ABC-Ausrüstungen, Ausbildungsgeräte und Simulatoren, Führungs- und Aufklärungssysteme, Fernmelde- und Pioniergerät, Baumaschinen, Bekleidung, persönliche Ausrüstung und sonstiges für eine Mobilmachung bevorratetes Material mussten entsorgt werden.

Zu den ersten Maßnahmen nach der Wiedervereinigung gehörte eine genaue Bestandserhebung und die Sicherstellung von Waffen und Gerät durch ehemalige Angehörige der NVA. Hierfür wurde die bundeseigene „Material Depot Service Gesellschaft mbH (MDSG)“ mit der Bewachung und Lagerhaltung des Materials beauftragt. Die MDSG beschäftigte 1.820 Mitarbeiter, die überwiegend von der Bundeswehr übernommen wurden. 1994 wurde die Gesellschaft privatisiert. Soweit das Wehrmaterial nicht unentgeltlich an Berechtigte in den neuen Bundesländern, an andere Ressorts, an Museen, an befreundete Länder sowie im Rahmen humanitärer Hilfsleistungen an Drittländer abgegeben oder erlösbringend an diese verkauft werden konnte, wurde es vernichtet.

Hinterlassen wurden:

  • 767 Luftfahrzeuge (Hubschrauber, Flugzeuge), davon 24 MiG-29
  • 208 Schiffe
  • 2.761 Kampfpanzer
  • 133.900 Radfahrzeuge
  • 2.199 Artilleriewaffen
  • 1.376.650 Handfeuerwaffen
  • 303.690 Tonnen Munition
  • 14.335 Tonnen Treibstoffe und Reinigungsmittel

Schlagzeilen machte Anfang der 1990er Jahre der Verkauf von Schützenpanzerwagen SPW 60 an die Türkei mit einer vertraglichen Vereinbarung, dass diese nicht in inneren Konflikten, beispielsweise gegen die Kurden, eingesetzt werden durften.

Nicht immer waren die Wege des ehemaligen Materials der NVA eindeutig nachzuvollziehen. Beispielsweise zeigte das Fernsehen während des Kosovo-Konfliktes Kämpfer der UÇK, die mit NVA-Felddienstuniformen bekleidet waren.

Der Gesamtbestand der NVA belief sich 1989 auf [7]: (MOB = Mobilmachungsstärke)

  • 6 (MOB:11) Divisionen
  • 1719 (MOB: 2798) Kampfpanzer (T55, T72)
  • 2792 (MOB: 4999) gepanzerte Gefechtsfahrzeuge (SPW40, 60, 70, BMP1, 2)
  • 887 (MOB:1746) Artilleriesysteme (über 100 mm)
  • 394 Kampf- und Übungskampfflugzeuge (MiG21, 23, 29, Su22...)
  • 64 Kampfhubschrauber (Mi8TB, 24)
  • 131 Kampfschiffe/Boote (+ 48 Hilfsschiffe)
FROG-7B (Luna-M) der NVA

Uniformen

Die ersten ostdeutschen Militäreineinheiten, die „Kasernierten Volkspolizei“ (KVP) war in Polizeiblau gekleidet gewesen. Nach 1952 erhielten sie khakifarbene Uniformen die in Schnitt und Farbton stark denen der sowjetischen Armee ähnelten, was bei den Trägern wie in der Öffentlichkeit auf Unwillen stieß. Bei der Suche nach einer eigenen, „deutschen“ und „sozialistischen“ Militärtradition verordnete die Staatsführung jedoch alsbald eine Änderung des Erscheinungsbilds. Zunächst bekamen neu aufgestellte Einheiten neue Ausgehuniformen, bald darauf wurden auch neue Dienstuniformen ausgegeben. Die alten KVP-Uniformen wurden bis Ende der 1950er Jahre im Dienst aufgetragen.

Die neuen Uniformen ähnelten stark denen der Wehrmacht. Sie bestanden aus steingrauem Tuch und waren von ähnlichem Schnitt, allerdings verzichtete man ab 1974/79 auf hochgeschlossene dunkle Kragen (außer an den Mänteln). Der eigentümlich abgeflachte NVA-Helm entsprach dem von Prof. Dr.-Ing. Fry und seinem Mitarbeiter Dr. Hänsel vom Institut für Wehrtechnische Werkstoffkunde, Berlin, entwickelten Versuchsmuster „B/II“ der deutschen Wehrmacht, das sich seit 1943 in der Erprobung befunden hatte, aber nicht mehr eingeführt wurde.[8]

Mit dem traditionellen Erscheinungsbild, welches, wie Kritiker bemängelten, auch dem der Wehrmacht nahe kam, galt es laut Willy Stoph und Walter Ulbrichts , den deutschen „Nationalcharakter“ der NVA zu betonen. Die NVA sollte sich in ihrem optischen Auftreten bewusst von den „US-Söldnern“ der Bundeswehr abheben, deren Uniformen sich seit ihrer Gründung 1955 immer stärker an das Erscheinungsbild der US-Truppen anglichen, was Stoph als "übergehängtes kapitalistisches Kostüm" und "Preisgabe der patriotischen Ehre" denunzierte.


Dienstgradabzeichen

Generalität der NVA
Marschall der DDR Armeegeneral Generaloberst Generalleutnant Generalmajor
Offizierkorps der NVA
Oberst Oberstleutnant Major Hauptmann Oberleutnant Leutnant Unterleutnant
Fähnriche der NVA
Stabsoberfähnrich Stabsfähnrich Oberfähnrich Fähnrich
Datei:GDR Army OR12 Oberstabsfähnrich.gif
Unteroffiziere der NVA
Stabsfeldwebel Oberfeldwebel Feldwebel Unterfeldwebel Unteroffizier
Mannschaftsdienstgrade der NVA
Stabsgefreiter Gefreiter Soldat


Schulterstück eines Oberstleutnants der NVA

Auch die Ausführung der Dienstgradabzeichen war traditionell (nach Weisung Walter Ulbrichts: „...der Dienstgrad ist weiterhin ausschließlich anhand der Schulterstücken zu erkennen...“), jedoch mit einigen Modifikationen. So wurden die Armwinkel des Gefreiten und Stabsgefreiten durch ein bis zwei Quertressen auf den Achselklappen ersetzt. Der Tressenbesatz an Kragen und Achselklappen der Unteroffiziere und Unterfeldwebel blieben hingegen im Vergleich zum Letztgebrauch in der Wehrmacht ebenso unverändert wie die Sterndistinktionen für Feldwebel, Oberfeldwebel und Stabsfeldwebel. Die Schulterstücke der Offiziere stellten eine Kompromisslösung dar. Die Grundform aus Plattschnur oder Flechtwerk sowie die Gestalt der Rangsterne stimmten mit denen der Reichswehr überein. Die Anordnung der Rangsterne folgte jedoch dem Muster der Sowjetstreitkräfte - wie in allen anderen Warschauer Vertragsstaaten auch.

Mit der Einführung der sowjetischen Dienstgradstruktur für die Offiziere wurde auch der Dienstgrad des Unterleutnants wieder eingeführt (in Deutschland war die Bezeichnung Unterleutnant nach 1898 außer Gebrauch gekommen). Im Gegenzug entfiel der Rang des Generals der Waffengattung (General der Infanterie, Artillerie u.ä.), der bisher der nächst höhere über dem Generalleutnant war. Auf diesen folgte nun unmittelbar der Generaloberst, gefolgt vom Armeegeneral.

Ebenfalls dem sowjetischen Muster folgte die Einführung der Dienstgradgruppe der Fähnriche 1972 (1979 erweitert um die Dienstgrade Oberfähnrich, Stabsfähnrich und Stabsoberfähnrich). Diese rangierten zwischen den Feldwebeln und den Offizieren. Ihre Dienstgradabzeichen bestanden aus einer auf das Grundtuch der Achselklappen aufgelegten Spange aus Silberplattschnur. Zur Unterscheidung dienten ein bis vier senkrecht übereinander angeordnete Rangsterne, die anfangs silbern, seit 1979 aber goldfarben waren. Als besondere Kennzeichnung trugen die Fähnriche auf dem linken Oberarm der Uniform ein Ärmelabzeichen. Anfangs waren auf diesem Sterne für jede vollendeten fünf Dienstjahre abgebildet. Mit Einführung der Dienstgrade des Oberfähnrich und Stabsfähnrich entfielen diese. Die Fähnriche trugen Uniform und Ausrüstung der Offiziere, denen jedoch die zur Paradeuniform getragene silberne Feldbinde, der Ehrendolch und ab 1977 die Offiziersfangschnur vorbehalten blieb.

Die Schulterstücke der Leutnants und Hauptleute bestanden aus einfacher Silberplattschnur. Der goldfarbene Rangstern des Unterleutnants war auf dem unteren Rand des Schulterstücks mittig gesetzt. Den Unterleutnant zeichnete ein Rangstern aus, den Leutnant zwei nebeneinander gesetzte Rangsterne, den Oberleutnant drei zum gleichmäßigen Dreieck formierte Rangsterne. Beim Hauptmann saß über der Dreiecksformation ein weiterer Rangstern. Die Rangsterne mit (viereckigem) quadratischem Grundriss hatten eine Kantenlänge von 11,5 mm.

Stabsoffiziere hatten silbern geflochtene Schulterstücke mit einem Rangstern für den Major, zwei Sternen für den Oberstleutnant, drei Sternen für den Oberst. Die viereckigen Sterne hatten eine Kantenlänge von 13 mm. Bei den goldfarbigen Generalsabzeichen (bestehend aus zwei außenliegenden Goldschnüren und einer innen liegenden Silberschnur) für den Generalmajor, Generalleutnant, Generaloberst und Armeegeneral waren die Rangsterne senkrecht übereinander gesetzt. Die Generalssterne waren im Gegensatz zu den Sternen der unteren Dienstgradgruppen fünfeckig und hatten einen Durchmesser von 15 mm. Die Ernennung eines Marschall der DDR wäre nur im Verteidigungsfall oder für besondere militärische Leistungen erfolgt. Sein Rangstern wäre ein fünfstrahliger Ordenstern mit Rubineinlage gewesen.

Waffenfarben

Die Waffenfarben wurden ursprünglich auch auf den Kragenspiegeln gezeigt, später wurden dann aber bei fast allen Einheiten die weißen Kragenspiegel der Mot.Schützen verwendet, Ausnahmen bildeten die Grenztruppen, Fallschirmjäger und Luftstreitkräfte/Luftverteidigung, die jeweils auch noch Biesen in der jeweiligen Waffenfarbe an Ärmelaufschlägen, Kragen und der Hosennaht hatten, im Gegensatz zur weißen Biese bei allen anderen Einheiten.

Die Kragenspiegel zeigten bei allen Einheiten zwei schmale (Mannschaften) bzw. breite Balkentressen (Offiziere) aus Gespinst, später (bei Offizieren) auch aus Metall, die gegebenenfalls mit der jeweiligen Waffenfarbe ausgefüllt waren. Bis 1976 waren auch an den Ärmelaufschlägen jeweils zwei ähnlich gestaltete Ärmelpatten angebracht.

Eine Ausnahme bildeten die Kragenspiegel der LSK/LV sowie der Fallschirmjäger: erstere wiesen bei den Mannschaften eine einfache Schwinge auf blauem Tuch auf, bei den Offizieren war dieses Tuch mit einer silbernen Tresse umgeben und die Schwinge mit einem halben bzw. ganzen (Stabsoffiziere) offenen Eichenlaubkranz umgeben, bei den Fallschirmjägern war das Tuch orangerot und statt der Schwinge war ein geöffneter Fallschirm abgebildet.

Die Waffenfarben der einzelnen Einheiten waren:

  • Weiß: Mot. Schützen, Aufklärer
  • Ziegelrot: Raketentruppen/Artillerie, Truppenluftabwehr, Raketen-und Waffentechnischer Dienst
  • Rosa: Panzer
  • Gelb: Nachrichten (Fernmeldetruppe)
  • Dunkelgrün: Rückwärtige Dienste (Nachschub)
  • Schwarz: Pioniere, Militärtransportwesen, technische Einheiten, Chemische Dienste
  • Hellblau: Luftstreitkräfte
  • Grau: Luftverteidigung
  • Orange: Fallschirmjäger
  • Hellgrün: Grenztruppe

Die Seestreitkräfte, ab 1960 Volksmarine, verwendeten seit ihrer Gründung Uniformen, die stark an die der ehemaligen deutschen Kriegsmarine angelehnt waren, nämlich aus dunkelblauem Tuch mit goldener Doppelknopfreihe, ohne Kragenspiegel, die Waffenfarbe war ebenfalls dunkelblau. Eine Ausnahme bildeten die Marineflieger, denn diese hatten hellblaue Kragenspiegel und hellblau paspelierte Schulterstücke auf dem dunkelblauen Marineuniformrock.

Die Grenztruppen trugen seit der Zeit ihrer Zugehörigkeit zur NVA (1962-1974) Uniformen, die denen der NVA entsprachen. Allerdings war der Mützenrand statt in Uniformgrau in der Waffenfarbe Hellgrün. Das traf auch für die Marineuniformen von Grenzsoldaten auf Grenzwachtbooten (in See- und Binnengewässern) zu.

Es gab auch eigenartige Kombinationen wie die Uniformen der Flieger der Grenzbrigade Küste: diese hatten auf den herkömmlichen Marineuniformen hellgrüne Kragenspiegel mit den Insignien der Luftstreitkräfte.

Die Angehörigen des Ministeriums für Staatsicherheit (vor allem des Wachregiments) trugen der NVA entsprechende Uniformen. Die Waffenfarbe war bordeauxrot.

Militärische Tradition

Spätes Modell des NVA-Brotbeutels

Die NVA sah ihre militärischen Vorbilder in den Kämpfern der Bauernkriege 1525, der anti-napoleonischen Befreiungskriege 1813 und der Revolutionen von 1848 und 1918. Ferner dienten die Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg 1936 und die „Rettung des Friedens durch die NVA am 13. August 1961“ (Mauerbau) als Vorbild. Die preußische Tradition wurde in Form des Großen Zapfenstreichs und im Beibehalt des Stechschritts (modifiziert als „Exerzierschritt“) gepflegt. Der Yorcksche Marsch war der Ehrenmarsch der NVA.

An preußischen Militärs waren auch einige Orden und Ehrenzeichen der NVA orientiert, so der Blücher-Orden und der Scharnhorst-Orden der NVA. Den auf Vorrat produzierte Blücher-Orden sollten in Anlehnung an die Rheinüberschreitung Blüchers jene Soldaten der NVA erhalten, die als erste in einem Krieg die Rheinlinie erreichten - was allerdings nicht zustand kam. Der Scharnhorst-Orden war ein Orden der DDR, der für Leistungen zur militärischen oder sonstigen Stärkung der DDR verliehen wurde.

Gerade für die Seestreitkräfte (ab 1960 Volksmarine) erwies sich die Konzentration auf den Kieler Matrosenaufstand von 1918 und die Volksmarinedivision als alleinigen Grundstock des offiziellen militärischen Marinebrauchtums allerdings als wenig förderlich für ein selbstbewusstes Verständnis, darüber hinausgehende Versuche, auch andere Szenen der deutschen Marinegeschichte oder Einzelschicksale deutscher Seesoldaten dafür in Beschlag zu nehmen, wurden von der politischen Führung stets als „politisch nicht opportun“ zurückgewiesen.

Verweise

Interne Verweise

Literatur

  • Jürgen Fuchs: Fassonschnitt. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1984, 1989.
  • Jürgen Fuchs: Das Ende einer Feigheit. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1988, 1992.
  • Siegfried Breyer, Peter Joachim Lapp: Die Volksmarine der DDR. Bernard & Graefe, Koblenz 1985. ISBN 3-7637-5423-7
  • Peter Joachim Lapp. Ein Staat - eine Armee. Von der NVA zur Bundeswehr. Hrsg. von der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1992, ISBN 3-86077-027-6
  • Peter Joachim Lapp: Ulbrichts Helfer. Wehrmachtsoffiziere im Dienste der DDR. Bernard & Graefe, Bonn 2000, ISBN 3-7637-6209-4
  • Peter Joachim Lapp: General bei Hitler und Ulbricht. Vincenz Müller - Eine deutsche Karriere. Ch. Links Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-86153-286-7
  • Walter Jablonsky: NVA - Anspruch und Wirklichkeit, nach ausgewählten Dokumenten. Berlin/Bonn/Herford 1994.
  • Klaus Froh, Rüdiger Wenzke: Die Generale und Admirale der NVA. Ein biographisches Handbuch. 4. Auflage. Ch. Links, Berlin 2000. ISBN 3-86153-209-3
  • Stephan Fingerle: Waffen in Arbeiterhand? Ch. Links, Berlin 2001. ISBN 3-86153-243-3
  • Hans Ehlert: Armee ohne Zukunft. 2. Auflage. Ch. Links, Berlin 2002. ISBN 3-86153-265-4
  • Wilfried Kopenhagen: Die Landstreitkräfte der NVA. Motorbuch, Stuttgart 2003. ISBN 3-613-02297-4
  • Gunnar Digutsch: Das Ende der Nationalen Volksarmee und der Aufbau der Bundeswehr in den neuen Ländern. Peter Lang, Frankfurt am Main/Berlin 2004. ISBN 3-631-53071-4
  • Ove Ovens: Die NVA zwischen Wende und Auflösung. Dissertation. Regensburg 2004.
  • Klaus Behling: Der Nachrichtendienst der NVA. edition ost, Berlin 2005. ISBN 3-360-01061-2
  • Bodo Wegmann: Die Militäraufklärung der NVA. Verlag Dr. Köster, Berlin 2005. ISBN 3-89574-580-4
  • Michael Dullau: Grenzland. 2. Auflage. pro Literatur, Mammendorf 2005. ISBN 3-86611-017-0
  • Stefan Wolter: Hinterm Horizont allein - Der ´Prinz´ von Prora. Erfahrungen eines NVA-Bausoldaten. Projekte, Halle 2005. ISBN 3-86634-028-1
  • R. Fuchs: Genosse Matrose!. BS-Verlag, Rostock 2006. ISBN 3-89954-196-0
  • Horst Stechbarth: Soldat im Osten. Erinnerungen und Erlebnisse aus fünf Jahrzehnten. 1. Auflage Edition Stad + Buch, Hüllhorst 2006. ISBN 3-920621-10-7
  • Daniel Niemetz: Das feldgraue Erbe. Wehrmachtseinflüsse im Militär der SBZ/DDR. Ch. Links, Berlin 2006. ISBN 3-86153-421-5
  • Sebastian Kranich: Erst auf Christus hören, dann auf die Genossen. Bausoldatenbriefe - Merseburg, Wolfen, Welzow 1988/89. Projekte-Verlag, Halle 2006. ISBN 3-86634-125-3
  • Theodor Hoffmann: Das letzte Kommando. Ein Minister erinnert sich. Mittler-Verlag, Berlin/Bonn/Herford 1994. ISBN 3-8132-0463-4

Einzelnachweise

  1. in Hans Ehlert / Matthias Rogg (Hg.): Militär, Staat und Gesellschaft in der DDR. Forschungsfelder, Ergebnisse, Perspektiven (= Militärgeschichte der DDR; Bd. 8), Berlin: Christoph Links Verlag 2004, X + 752 S., 15 s/w-Abb., ISBN 3-86153-329-4
  2. Rüdiger Wenzke Wehrpflicht und Wehrdienst in der DDR
  3. Gordon A. Craig, Über die Deutschen, S.281 ff.; C.H. Beck 1982
  4. [http://www.uni-muenster.de/PeaCon/wuf/wf-90/9031101m.htm Werner Hänsel • Heinz Michael Rüstungskonversion in den neuen Bundesländern]
  5. Sigurd Hess, NVA übte Atomwaffeneinsätze noch 1990, in: Marineforum 7/8-1999 S.3f
  6. Harald Nielsen, Die DDR und die Kernwaffen, Die nukleare Rolle der Nationalen Volksarmee im Warschauer Pakt, Nuclear History Program, Internationale Politik und Sicherheit Band 30/6, hrsg. von der Stiftung Wissenschaft und Politik Ebenhausen, Baden-Baden 1998
  7. Private Webseiten über die NVA von Detlef Samberg
  8. Baer, Ludwig: Die Geschichte des Deutschen Stahlhelmes: von 1915 bis 1945 ; seine Geschichte in Wort u. Bild. L. Baer (Selbstverlag), Eschborn, 1977.