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Zug der Erinnerung

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Mit der Aktion Zug der Erinnerung soll an vielen Orten in Deutschland an die Deportation von mehreren hunderttausend Kindern aus Deutschland und dem übrigen Europa auf dem Schienennetz der damaligen Reichsbahn in die Konzentrations- und Vernichtungslager erinnert werden. Das Projekt begann offiziell am 9. November 2007 in Frankfurt/Main. Dort ist vom Gleis 1a des Hauptbahnhofs der "Zug der Erinnerung" zu einer 3000 Kilometer langen Fahrt durch zu Stätten und Bahnhöfen der Reichsbahn-Deportationen abgefahren. Entscheidend für den Beitrag zum Gedenken sind die Aufenthalte an möglichst vielen Bahnhöfen. Das Projekt verfolgt damit einen im Holokaust-Gedenken bisher einmaligen didaktischen Ansatz. Ortsgeschichte mit Ansätzen der Feldforschung anhand einzelner Lebensläufe zu verknüpfen.

Der Zug wurde anfangs gebildet aus einer Dampflokomotive 58 311 (Ulmer Eisenbahnfreunde) mit vier Ausstellungswagen. Er soll durch sieben Bundesländer bis zur KZ-Gedenkstätte Auschwitz (Oswiecim) in Polen verkehren. Zur Zeit besteht der Zug aus einer Preußischen P 8 mit zwei Ausstellungswagen.

Die Ausstellung im Zug

Der Zug der Erinnerung besteht aus mehreren Wagen, in denen versucht wird, die Geschichte der europäischen Deportationen mit der Präsentation einzelner Biografien mitfühlbar zu machen. Gezeigt werden auch die Zustellung der Deportationsbescheide, das Herrichten und Verlassen der Wohnungen (Räumung), der letzte Weg mitten durch den Wohnort zu den Sammellagern und zu den wartenden Zügen. In einem eigenen Ausstellungsbereich werden mehrere Täter der unterschiedlichen Funktionsebenen vorgestellt: jemand aus dem Reichsverkehrsministerium, Logistikplaner der Reichsbahn (zum Lauf und der Kostenabrechnung der Sonderzüge), SS-ler.

Vorgesehen ist auch ein Beteiligung an den Halteorten, z. B. durch Schulklassen: am Ende des zweiten Waggons hängen noch leere, durch die örtliche Recherche von Schulen und anderen Organisationen zu füllende Tafeln für Fotos und Biographien einzelner Kinder aus den Gemeinden und Städten entlang der Fahrstrecke.

Es gibt auch eine Recherchen-Einheit im Zug: Computer und Handbibliothek ermöglichen den Anfang einer Spurensuche. Die Handbibliothek wird jeweils vor Ort ergänzt. Denn der Verein bittet ausdrücklich um die Mithilfe bei der Suche nach Kindern, deren Schicksal bis heute unbekannt ist. Als Ausgangspunkt für Recherchen gibt es Listen von Namen und Geburtsdatum von Kindern und Jugendlichen pro Ort, die aus dem Gedenkbuch „Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945“ (Bundesarchiv Koblenz, 2006) zusammengestellt worden sind. Der Verein "Zug der Erinnerung" konnte bisher 12.089 deutsche Kinder und Jugendliche identifizieren (Nov. 2007).

Strecke

Detail des Mahnmals „Gleis 17“, Berlin
Die Preußische P8, die zur Zeit den Zug befördert

Von Frankfurt verkehrt der Zug nach Darmstadt, Mannheim, Karlsruhe, Ettlingen, Vaihingen, Stuttgart, Tübingen, Saarbrücken, Fulda, Göttingen, Hannover, Braunschweig, Gotha, Erfurt, Weimar, Leipzig und Dresden; weitere Zwischenhalte sind angedacht. Nach dem Grenzbahnhof Görlitz (Sachsen) soll der Zug bis zur Gedenkstätte Auschwitz fahren. Die Gedenkstätte soll zum 8. Mai 2008, dem weltweit begangenen Jahrestag der Befreiung vom NS-Regime in Oswiecim, Polen, erreicht werden.

Deportations-Mahnmale an Bahnhöfen

Gleise und Mauer mit den Namen, Nordbahnhof Stuttgart

An wenigen Bahnhöfen gibt es Mahnmale:

Siehe auch

Literatur

  • Raul Hilberg: Sonderzüge nach Auschwitz. Mainz 1981, ISBN 3921426189
  • Im Dienst von Demokratie und Diktatur. Die Reichsbahn 1920-1945. Katalog zur Dauerausstellung im DB Museum, Regensburg 2002
  • Heiner Lichtenstein: Mit der Reichsbahn in den Tod. Massentransporte in den Holocaust 1941 bis 1945. Köln 1985, ISBN 3766308092
  • Peter Longerich: "Davon haben wir nichts gewusst!" Die Deutschen und die Judenverfolgung 1933-1945. Siedler Verlag, München 2006. ISBN 3886808432
  • Janusz Piekalkiewicz: Die Deutsche Reichsbahn im Zweiten Weltkrieg. Transpress, 1998.