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Johann Bockhorst

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Achilles unter den Töchtern des Lykomedes (um 1650), Landesmuseum Münster

Johann Bockhorst (* 1604 in Münster (Westfalen); † 21. April 1668 in Antwerpen; auch Jan Boeckhorst, genannt Langer Jan) war ein deutscher Maler der Barockzeit.

Er war ein enger Mitarbeiter von Peter Paul Rubens. Bockhorst pflegte seine Werke selten zu signieren oder datieren. Deswegen wurden manche seiner Arbeiten Rubens oder Anthon van Dyck, mit dem er eng befreundet war, zugewiesen. Die Kunstgeschichte schreibt ihm jedoch inzwischen viele seiner Werke durch Stilvergleich zu oder belegt seine Urheberschaft vereinzelt durch Archivalien. Mit seinen Heiligenbildern stellte er sich in den Dienst der Gegenreformation. Bockhorst wird den flämischen Malern zugerechnet.

Leben

Apollo und Daphne (um 1640), J. Paul Getty Museum
Der triumphierende Christus vergibt den reumütigen Sündern (um 1660), Auckland Art Museum

Bockhorst entstammte einer angesehenen münstrischen Honoratiorenfamilie, die ihren Namen auch Boichorst schrieb. Sein Vater Heinrich Bockhorst war promovierter Jurist, Mitglied des Rats und von 1619 bis 1627 Bürgermeister von Münster. Bereits sein Großvater Albert Bockhorst, der aus Rees nach Münster kam, war Jurist und von 1568 bis 1572 ebenfalls Bürgermeister in Münster.

Aus der Ehe Heinrich Bockhorsts mit Catharina Helskamp, der Tochter eines Richters aus Rees, gingen zwölf Kinder hervor; Johann war das zweitälteste. Sein älterer Bruder Albert Boichorst genoss die Wertschätzung von Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen und war Syndikus des Domkapitels sowie des Kollegiatsstifts von St. Mauritz. Sein Bruder Heinrich Boichorst war ebenfalls Jurist.

Johann Bockhorst besuchte bis 1620 das Paulinum in Münster. 1621 wurde er Kleriker an der Stiftskirche St. Clemens in Wissel. Zum Priester wurde er nicht geweiht. Um 1626 fing er an zu malen und ging nach Antwerpen, wo er sich vermutlich zunächst im Atelier von Jacob Jordaens und von Anthon van Dyck zum Historienmaler ausbilden ließ. Die Antwerpener Lukasgilde nahm ihn 1633 oder 1934 als Mitglied auf. Nach einer ersten Italienreise 1637 kam er 1639 nach Rom, wo er den Bentvueghels, der Gruppe dort ansässiger niederländischer und flämischer Künstler, angehörte. Sie gab ihm den Spitznamen „Dr. Faustus“. Sein Spitzname „Der lange Jan“ ist auf seine für damalige Zeit ungewöhnliche Körpergröße zurückzuführen. 1640 beauftragte ihn Hélène Fourment, die Witwe Peter Paul Rubens’, die unvollendeten Werke ihres Mannes nach dessen Tod fertig zu stellen.

Bis 1649 sind keine Lebensdaten Bockhorsts bekannt. Zu dieser Zeit hatte er sich bereits einen Namen gemacht, so dass der Kunsthändler Michael Le Blon der schwedischen Königin Christina Bockhorst als Hofmaler empfahl. Le Blon begründete dieses unter anderem damit, Bockhorst sei der gefragteste Maler Antwerpens.

Zwischen 1650 und 1660 schuf Bockhorst eine Vielzahl von Werken für Klöster und Kirchen der spanischen Niederlande. Erhalten sind Gemälde in Brügge, Gent und Lo. Auch in seiner Geburtsstadt Münster hielt er sich häufiger auf, vermutlich arbeitete er auch dort. So schuf er um 1654 für die Martinikirche das Altarbild Messe des Hl. Martinus, das sich seit 1998 im Stadtmuseum Münster befindet. Das Hochaltargemälde Christus am Kreuz in der Stiftskirche St. Mauritz wurde lange Zeit als Werk van Dycks angesehen; inzwischen wird es Bockhorst zugeschrieben.

Auch mit der Historienmalerei beschäftigte sich Bockhorst weiterhin; seine Arbeiten waren auf dem Kunstmarkt gefragt und fanden Eingang in Kunstgalerien Europas. Sein Reichtum mehrte sich. Er ermöglichte ihm, eine Sammlung von Kunstwerken anderer Künstler zusammen zu tragen. In Antwerpen lebte er in einem stattlichen Haus neben dem Karmeliterinnenkloster unweit des Rubenshauses.

Bockhorst starb 1668 und wurde am 24. April des Jahres in der Kirche St. Jakob in Antwerpen beigesetzt. Seine eigenen Arbeiten aus seinem Besitz sowie seine Kunstsammlung wurden versteigert.

In seinem Geburtsort Münster befanden sich nur noch wenige Werke. Diese Lücke versuchte die Stadt im späten 20. Jahrhundert durch Ankäufe zu füllen und trug eine Sammlung zusammen, die sich im Stadtmuseum Münster befindet. Eine Ausstellung der Arbeiten Bockhorsts wurde 1990 im Rubenshuis in Antwerpen und im Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster gezeigt. 1998 zeigte das Stadtmuseum Münster seine durch Leihgaben ergänzte Sammlung.

In Münster ist die Bockhorststraße nach dem Maler benannt.

Werke (Auswahl)

  • St. Sebastian wird zum Martyrium gebunden, Stadtmuseum Münster, um 1630, 24,8 × 19,6 cm
  • Selbstporträt, Stadtmuseum Münster, um 1640, 30,1 × 21 cm
  • Der Ausbruch des Krieges, Stadtmuseum Münster, um 1640, 27,2 × 39 cm
  • Johannes der Täufer, Privatbesitz, um 1640, 121,3 × 96 cm
  • Christus am Kreuz zwischen den Schächern mit Maria, Johannes und Maria Magdalena, Stadtmuseum Münster, um 1640, 40 × 20 cm
  • Die Hl. Familie mit St. Franziskus, Stadtmuseum Münster, um 1645, 43,9 × 27,2 cm
  • Septem artes liberales – die Sieben Freien Künste
    • Grammatika, Stadtmuseum Münster, um 1640, 132,5 × 109 cm
    • Arithmetica, Stadtmuseum Münster, um 1640, 141 × 140 cm
    • Geometria, Rheinisches Landesmuseum Bonn, um 1640, 142 × 171,5 cm
    • Rhetorica, Stadtmuseum Münster, um 1640, 139 × 159 cm
  • Apollon als Gott von Delphi, Stadtmuseum Münster, um 1650, 60,2 × 72,5 cm
  • Junge Frau im Seidenkleid, Stadtmuseum Münster, um 1650, 111 × 94 cm
  • St. Sebastian, Stadtmuseum Münster, um 1650, 116,4 × 86,4 cm
  • Die Messe des Hl. Martinus, St. Martini Münster, um 1654, 310 × 230 cm
  • Das Martyrium der Hl. Katharina von Alexandria, Privatbesitz, um 1654, 87 × 64 cm
  • Judith und Holofernes, Stadtmuseum Münster, um 1660, 41,3 × 27,8 cm
  • Kreuzaufrichtung, Stadtmuseum Münster, um 1660, 69,5 × 53 cm
  • Auferstehung Christi, Stadtmuseum Münster, um 1660, 43,6 × 30,7 cm


Literatur

  • Max Geisberg: Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen – Die Stadt Münster Bd 6, Münster 1941
  • Helmut Lahrkamp: Der „Lange Jan“ – Leben und Werk des Barockmalers Johann Bockhorst aus Münster In: Westfalen 60, 1982, S. 1-199
  • Jan Boeckhorst 1604-1668 – Maler der Rubenszeit, Ausstellungskatalog Antwerpen und Münster, Freren 1990
  • Johann Bockhorst – Der Maler aus Münster zur Zeit des Westfälischen Friedens, Ausstellungskatalog Stadtmuseum Münster, Münster 1998