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Cluster (Musik)

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Das Wort Cluster (engl. Traube, Büschel) bezeichnet in der Musik einen besonderen Zusammenklang oder Akkord, dessen Töne unmittelbar nebeneinander liegen. So wird z. B. ein "Akkord" bestehend aus den Tönen c'd'e'f'g' treffender als Cluster bezeichnet, da er im engeren Sinne keinen tonalen Akkord darstellt, die grundlegende Anforderung an einen Akkord, dass mehrere Töne gleichzeitig erklingen, jedoch trotzdem erfüllt.

Der Name erklärt sich bildhaft dadurch, dass die Darstellung eines Clusters in der Notenschrift Ähnlichkeit mit einer Weintraube aufweist:

Cluster aus den Tönen c'd'e'f'g'

Eine gebräuchliche Form, Cluster im Notentext darzustellen ist folgende:

Die angegebenen Cluster als MIDI zum Hören

Dabei geben die schwarzen Balken den Tonumfang des Clusters genau an. Die Auflösungs- bzw. Versetzungszeichen beschreiben, ob zum Beispiel auf dem Klavier weiße, schwarze oder alle Tasten benutzt werden sollen.

Auf der Klaviatur des Klaviers werden für einen Cluster nebeneinander liegende Halbton-/ Ganztonintervalle (Sekunden) mit Hand oder Unterarm gleichzeitig angeschlagen. Cluster können aber auch auf anderen Musikinstrumenten gespielt werden. Dabei sind auch kleinere Intervalle, etwa Vierteltöne, möglich. Nicht zu vergessen: gesungene Cluster z. B. in Ligetis Chorstück "Lux aeterna".

Cluster sind als besondere Klangfarbe sowie als harmonisches Gestaltungsmittel vor allem in der zeitgenössischen Musik gebräuchlich. Nachdem Henry Cowell (1897-1965) früh damit gearbeitet hatte, experimentierten Komponisten besonders in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts mit Klangflächen und schrieben Werke, die aus vielen unterschiedlich instrumentierten Clustern bestehen. Ein bedeutender Vertreter dieser Kompositionsart ist György Ligeti, da besonders seit dessen Orchesterstück Atmosphères (1961) Cluster ein häufig vertretenes Stilmittel sind. Weiterhin ist sein Werk Lontano zu erwähnen, das wie Atmosphères fast gänzlich aus Clustern besteht. Aber auch in der elektronischen (Pop-)Musik gibt es Cluster, z. B. ab der zweiten Hälfte von Elektro Kardiogramm von Kraftwerk.

Der Begriff Cluster entstand erst zu Beginn des letzten Jahrhunderts, die oben dargestellten Tontrauben wurden in besonderen Fällen aber auch schon früher benutzt, so z. B. als rhetorische Figur in der Barockmusik (um z. B. Chaos und Erdbeben plastisch darzustellen) oder um eine bestimmte Stimmung zu erzeugen. So erscheint in der Spätromantik ein sehr leise gespielter Cluster zu Beginn der Alpensymphonie von Richard Strauss, um die verhaltene Atmosphäre bei Tagesanbruch anzudeuten.