Johannes Heinrichs (Philosoph)
Johannes Heinrichs, Prof. Dr. phil., habil., Sozialphilosoph, (* 17. September 1942 in Duisburg/Rheinhausen.
Galt als katholischer Jesuit noch als Hoffnungsträger der katholischen Soziallehreund war als Nachfolger des Nestors der kirchlichen Soziallehre, Oswald von Nell-Breuning, vorgesehen, während er in seiner Jesuitenzeit in Frankfurt und Rom dozierte. Austritt aus dem Jesuitenorden 1977 und 1981 aus der katholischen Kirche. Kritisierte die institutionalisierte Kirche heftig und wurde nicht auf einen dauerhaften Lehrstuhl berufen. 1983 zeitweise Lehrvertretung an der Universität Bonn für Kantforschung. Von 1998 bis 2002 Nachfolger des verstorbenen DDR Dissidenten Rudolf Bahro an der Berliner Humboldt-Universität zu Berlin am Lehrstuhl für Sozialökologie. Heute lebt und arbeitet Heinrichs in Königswinter bei Bonn und hält Lehrstuhlvertretungen und Gastvorlesungen in aller Welt.
Philosophie
Heinrichs entwickelte ein Gesellschaftsmodell der Viergliederung, das er aus den Reflexionsstufen des menschlichen Bewusstseins herleitete. Dieses Modell, lehrt er, bestehe aus vier Funktionen, und zwar aus Subjekt (Ss) = Ich, Gegenüber (So) = Du, Objekt (O) und Medium der transpersonalen Vermittlung (M). Es sei gleichermaßen Sinn- wie auch systemkonstituierend. Dabei komme das Subjekt erst durch die Vermittlung über das andere Du zu sich selbst (Selbstbezug im Fremdbezug.) Es konstituiere in dem Handlungstypus des "Ich (Ss) spreche mit Jemandem (So) über etwas (O) vermittels eines Mediums (M)" (zum Beispiel Sprache aber nicht nur) ein vollständiges System, über das hinaus es keine weitere neue Ebene, sondern nur eine Wiederholung dieser Typologie oder aber eine bestimmte Akzentuierung einer dieser Ebenen gebe (z.B.: Interessenbezogenes, strategisches Handeln, objektivierendes oder objektveränderndes Handeln, dialogisches Einbeziehen der Interessen des anderen Subjekts oder aber mediales, auf den gemeinsamen Sinn der Vermittlung hin ausgerichtetes Handeln).
Umbau der Demokratie
Mit dieser Handlungstypologie will er die den Ansatz von Rudolf Steiner, der eine Dreigliederung entwickelte, systematisch und wesentlich übersteigen. Handlungstheorie soll somit in eine Sozialtheorie der Viergliederung erweitert werden. Diese sei wesentlich gekennzeichnet aus vier Ebenen: Der Wirtschaft, der Politik, der Kultur und dem Legitimations- oder Grundwertesystem. Diese Systemebenen der Gesellschaft stellen für Heinrichs ein neues Demokratiemodell dar, das zukünftig aus vier Parlamenten bestehen soll: Dem Wirtschafts-, dem Politik-, dem Kultur- und dem Grundwerteparlament. Diese Unterscheidung von Einzelparlamenten ergeben sich für ihn notwendigerweise aus der Systematik des Sozialen.
Auch aktuelle Themen wie "kulturelle Identität jeder Nation", "Dominanz der Wirtschaft über die Politik", "Gastfreundschaft gegenüber Emigranten", "Besinnung auf identitätsstiftende Letztwerte" spielen für ihn eine wichtige Rolle.
In seinen Augen sei aber jede Art von Parteiendogmatismus hauptverantwortlich für die von ihm festgestellte Krise der gegenwärtigen Demokratie. Stattdessen fordert er einen Dialog, der über die jeweiligen dem Sachparlamente läuft, die dann keine Parteienparlamente mehr wären.
Kritik
Eine breite Rezeption und Diskussion des beschriebenen Ansatzes steht noch aus. Es wäre zu überprüfen, inwieweit Heinrichs Gedankengut auf Platons politische Philosophie fußt und wie er im einzelnen zum modernen Verfassungsstaat steht.
Heinrichs' Bibliographie umfasst heute mehr als 19 Buchtitel, über 100 Aufsätze in Fachzeitschriften und zahlreiche Artikel in Lexika und Enzyklopädien.
Literaturhinweise
- Die Logik der “Phänomenologie des Geistes”, Bonn 1974/2. Aufl. 1983.
- Gastfreundschaft der Kulturen. Multikulturelle Gesellschaft in Europa und deutsche Identität, Essen 1994.
- Entwurf systemischer Kulturtheorie, Krems 1997 (Donau-Universität Krems).
- Sprung aus dem Teufelskreis. Sozialethische Wirtschaftstheorie, Bd. I., Aktualisierte Neuauflage, Varna u. a. O. 2005.
- Revolution der Demokratie. Eine Realutopie, Berlin 2003.
- Das Geheimnis der Kategorien. Die Entschlüsselung von Kants zentralem Lehrstück, Berlin 2004.
- Logik des Sozialen, Woraus Gesellschaft entsteht. Erweiterte Neuauflage von „Reflexion als soziales System, Varna u.a.O. 2005.
- Demokratiemanifest für die schweigende Mehrheit, Varna u. a. O. 2005.
Weblinks
- http://www.johannesheinrichs.de - Webseite von Johannes Heinrichs
- Mezger über Heinrichs: Revolution der Demokratie
Personendaten | |
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NAME | Heinrichs, Johannes |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Sozialphilosoph |
GEBURTSDATUM | 17. September 1942 |
GEBURTSORT | Duisburg |