Gymnasium
Ein Gymnasium (latinisierte Form des griechischen γυμνάσιον, Gymnásion) ist eine weiterführende Schule und in Deutschland der höchste Bildungsgang im dreigliedrigen Schulsystem. Der Beginn und die Länge der Ausbildung in einem Gymnasium hängt vom jeweiligen Schulsystem ab.
Historisches
Im alten Griechenland war ein „gymnásion“ ein Ort der körperlichen und geistigen Ertüchtigung für die männliche Jugend, wobei der körperliche Aspekt aber im Vordergrund stand. In den Gymnasien wurde nackt trainiert, was noch in der Herkunft des Wortes (griech. γυμνός/gymnós „nackt“) wie auch bei Gymnastik (von griech. γυμνάζομαι/gymnázomai „mit nacktem Körper turnen“) deutlich wird.
Die Anfänge des gehobenen Unterrichts der Neuzeit waren im Mittelalter Klosterschulen und Stadtschulen. Dabei handelte es sich meist um kirchliche Einrichtungen, die vor allem der Ausbildung angehender Priester dienten. In protestantischen Gebieten wurden mit der Reformation im 16. Jahrhundert häufig auch diese Schulen zu Lateinschulen umgestaltet, deren Schulaufsicht zu den Landesfürsten oder den Räten der Stadt wechselte. Hauptziel der Schulausbildung blieb weiterhin der Erwerb lateinischer, zunehmend auch griechischer Sprachkenntnisse. Die Bezeichnung als Gymnasium war sowohl für protestantische (Melanchthon) als auch katholische (Jesuitengymnasium) gelehrte Schulen, die zum Studium qualifizierten, in der Frühen Neuzeit üblich. Erst im 18. Jahrhundert wurden zunehmend auch moderne Sprachen (überwiegend Französisch) und Naturwissenschaften Unterrichtsfächer in der Schule. Die grundlegende Wende von klassischer Erziehung im Sinne Wilhelm von Humboldts erfolgt im Deutschen Kaiserreich Ende des 19. Jahrhunderts durch Forderungen nach moderner Bildung infolge des Welthandels und des Beginns der Moderne.
In Preußen wurde mit einem Erlass vom 12. November 1812 Gymnasium eine amtliche Bezeichnung für unmittelbar zur Universität entlassende Schulen. Er geht auf eine Initiative Wilhelm von Humboldts zurück, die ein einheitliches höheres Niveau sichern sollte.
Siehe auch: Liste der ältesten Schulen im deutschen Sprachraum
Gymnasien in verschiedenen Ländern
Bundesrepublik Deutschland

In der Bundesrepublik Deutschland besteht das Gymnasium im Rahmen des dreigliedrigen Schulsystems, wenn die Sonder- bzw. Förderschulen außer Betracht gelassen werden. Andere Schulformen (zum Beispiel Berufskollegs) benutzen die Bezeichnung „Gymnasiale Oberstufe“. Mit der Bezeichnung „Höhere Schule“ war früher ausschließlich das Gymnasium gemeint; heute schließt die umgangssprachliche Bezeichnung auch andere Schulformen ein. Ein Gymnasium für Mädchen hieß früher Lyzeum.
In Deutschland beginnt das Gymnasium in den meisten Bundesländern mit der Klasse 5 (Sexta), in Berlin und Brandenburg nach Beendigung der sechsjährigen Grundschule. In Mecklenburg-Vorpommern besuchen die Schüler seit 2006 gemeinsam in der 5. und 6. Klasse die Regionale Schule. In Niedersachsen existierte seit Mitte der 1970er Jahre bis zum 1. August 2004 eine Orientierungsstufe in Klasse 5 und 6 für alle Schüler. Die Gymnasien begannen in dieser Zeit erst mit Klasse 7.
Die reguläre Dauer der Ausbildung an einem Gymnasium bis zum Abitur betrug in der Regel neun Schuljahre (Abschluss: 13. Jahrgangsstufe). In Sachsen und Thüringen blieb es auch nach dem Beitritt zur Bundesrepublik bei acht Schuljahren, also Abschluss nach Jahrgangsstufe 12. Seit 2004 stellen alle Bundesländer auf das achtjährige Gymnasium (Abitur in der 12. Klasse; verkürzter Bildungsgang – G8) um. In Rheinland-Pfalz gibt es seit dem Abiturjahrgang 2002 nach einer verkürzten Schulzeit das Abitur nach zwölfeinhalb Jahren Gesamtschulzeit.
Die Lehrpläne bzw. Rahmenpläne für die Gymnasien der Kultusministerien legen in einigen Bundesländern grundsätzliche Ausbildungsinhalte und ihre Platzierung im Curriculum nach definierten Zweigrichtungen fest. In anderen Bundesländern sind die traditionellen Zweige durch Wahlmöglichkeiten der Schüler abgeschafft.
Je nach Schulfinanzierung oder Personalaufwandsträger wird zwischen staatlichen, kommunalen und privaten (auch kirchlichen) Gymnasien unterschieden. Von den privaten beziehungsweise kirchlichen Gymnasien führen staatlich anerkannte als auch staatlich genehmigte zur Abiturprüfung. Aufgrund der Schulfinanzierungsgesetze werden aber alle privaten Gymnasien zu etwa 65 bis 85 Prozent aus öffentlichen Geldern finanziert.
In der DDR (1949–1990) gab es kein gegliedertes Schulsystem – an diese Stelle trat die Einheitsschule. Auf sie folgte anfangs ab der 9. Klasse, am Ende ab der 11. Klasse die vier- bzw. zweijährige Erweiterte Oberschule (EOS). Die Alliierten haben nach dem Zweiten Weltkrieg in der Direktive Nr. 53 von 1947 den Aufbau eines gesamtschulartigen Schulsystems gefordert, in dem für das traditionelle Gymnasium kein Platz mehr gewesen wäre. In der DDR konnte das Gymnasium nur mit diktatorischen Mitteln aufgehoben werden. Nach 1990 wurde es auf Wunsch der Bevölkerungsmehrheit in den neuen Bundesländern wieder eingeführt.
Im Schuljahr 2005/2006 umfasste Deutschland 3.096 Gymnasien (24 weniger als im Vorjahr) mit 2,43 Millionen Schülern (etwa 27.000 mehr als im Vorjahr). Die Schüler werden in 62.430 Klassen von 163.500 Lehrkräften (davon etwa 73,6 Prozent Frauen) unterrichtet.
Siehe auch: Deutsches Bildungssystem
Schweiz
In der Schweiz wird das Gymnasium (Sekundarstufe Ⅱ) in einigen Kantonen als Kantonsschule bezeichnet, in anderen aber als Gymnasium. Französischsprachige Kantone nennen das Gymnasium Gymnase, Collège (Kollegium) oder selten noch Lycée (Lyzeum) in Anlehnung an die französische Schulform. Siehe: Kantonsschule.
In der Schweiz gibt es derzeit 170 Gymnasien mit 63.400 Schülern (Stand: 2003). Seit 1993/1994 ist der Frauenanteil größer als der Männeranteil und beläuft sich mittlerweile (Stand: 2003/2004) auf 56 Prozent. 2004 wurden rund 16.000 Maturitätszeugnisse ausgestellt (Daten IDES 2004/2005).
Siehe auch: Schweizer Bildungssystem Fabian Jockheck hat nen Fibs:D:D:D
Österreich
In Österreich wird der Teil der allgemeinbildenen höheren Schule (AHS), der humanistische Fächer als Schwerpunkt hat, als Gymnasium bezeichnet. Daneben gibt es das Realgymnasium und das wirtschaftskundliche Realgymnasium, bei denen die Unterschiede in den einzelnen Schwerpunkten jedoch nicht sehr groß sind. Das Gymnasium ist in zwei Abschnitte mit jeweils vier Jahren gegliedert:
- Unterstufe (5. bis 8. Schulstufe)
- Oberstufe (9. bis 12. Schulstufe)
In einem Gymnasium werden sowohl Unter- als auch Oberstufe angeboten, in einem Oberstufenrealgymnasium nur die Oberstufe. Sowohl Unter- als auch Oberstufe sind in Klassen gegliedert. Die Nummerierung der Klassen beginnt üblicherweise mit jeder Schule neu, das heißt die 5. Schulstufe im Gymnasium entspricht der 1. Klasse, und läuft im Gymnasium bis zur 8. Klasse (selten bis zur 9.), die die Matura ablegt. In den 1960er Jahren waren Bestrebungen im Gange, die normale AHS auf neun Jahre auszudehnen. Dies wurde auch zwei Jahre durchgeführt. Dieses Vorhaben wurde dann aber wieder aufgegeben.
Der Übertritt von der Hauptschule in ein Gymnasium ist möglich, wenn der Schüler die Fächer Deutsch, Mathematik und lebende Fremdsprache in der besten Leistungsgruppe besucht hat und alle anderen Fächer mit „befriedigend“ (3) oder besser beurteilt wurden.
In der 5. Schulstufe wird als erste lebende Fremdsprache meist Englisch gelehrt. Im humanistischen und neusprachlichen Profil wird diese in der 7. Schulstufe durch eine zweite Fremdsprache ergänzt (Latein, Italienisch oder Französisch) oder man wählt jenen Schulzweig, der sich mehr auf Mathematik und die Naturwissenschaften bezieht (Realgymnasium). Die Unterstufe des Realgymnasiums entspricht von den Fächern her weitgehend der Hauptschule.
Zu Beginn der Oberstufe wird in allen Zweigen eine weitere Sprache angeboten – eine zweite Sprache im Realgymnasium, eine dritte in neusprachlichen und humanistischen Gymnasien. Dabei handelt es sich meist um die Sprachen Französisch, Italienisch, Latein oder Spanisch, im humanistischen Gymnasium Altgriechisch, Russisch oder Französisch. Ab der 10. Schulstufe können die Schüler außerdem eigene Schwerpunkte setzen. Dazu müssen sie ein begrenztes Stundenkontingent in Wahlpflichtgegenstände investieren.
In der 11. und 12. Schulstufe können sich die Schüler üblicherweise zusätzlich zwischen den Fächern „Musikerziehung“ und „Bildnerische Erziehung“ entscheiden. Diese Entscheidung ist wichtig, wenn man in einem dieser Gegenstände maturieren will. In jenem Fach, das man nicht wählt, kann man auch keine Matura machen.
Eine Sonderform stellen in Österreich Gymnasien des Schultyps Werkschulheim (Realgymnasium mit handwerklicher Ausbildung) dar, die in der gymnasialen Oberstufe eine parallele Handwerksausbildung vermitteln (wie zum Beispiel das Werkschulheim Felbertal und das Evangelische Gymnasium mit Werkschulheim in Wien).
Eine weitere moderne Form des Gymnasiums ist das musische Gymnasium mit Schwerpunkt auf kulturschaffende Disziplinen (Musik, Bildnerischer Erziehung, Theater, Tanz, …), in denen auch maturiert wird.
Die Notenskala in Österreich umfasst fünf Noten: sehr gut (1), gut (2), befriedigend (3), genügend (4), nicht genügend (5).
In Österreich existieren derzeit 327 Gymnasien, Realgymnasien und Oberstufenrealgymnasien.
Siehe auch: Bildungssystem in Österreich
Italien
In Italien gibt es fünf Arten von Gymnasien (Liceo):
- Das Humanistische Gymnasium (Liceo Classico) legt seinen Schwerpunkt auf den humanistischen Bereich und auf die alten Sprachen Latein und Griechisch.
- Das Realgymnasium (Liceo Scientifico) hat seinen Schwerpunkt im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich.
- Das neusprachliche Gymnasium (Liceo Linguistico) hat seinen Schwerpunkt im Bereich der modernen Fremdsprachen.
- Das Kunstgymnasium (Liceo Artisitco) legt seinen Schwerpunkt auf Kunsterziehung.
- Das Pädagogische Gymnasium (Liceo Pedagogico Sociale) ist auf Pädagogik und Sozialwesen ausgerichtet.
Alle fünf Gymnasien haben gemeinsam, dass sie eine gute Basis an Allgemeinwissen vermitteln, Latein lehren und auf ein weiterführendes Studium ausgerichtet sind.
Siehe auch: Italienisches Schulsystem
Liechtenstein
Liechtenstein unterhält das Liechtensteinische Gymnasium.
Siehe auch: Bildungssystem in Liechtenstein
Frankreich
In Frankreich führt das sogenannte Lycée zum Baccalauréat, welcher für unterschiedlichste wissenschaftliche Fächer sowie berufliche Tätigkeiten herausgegeben wird. In Frankreich verfügen deshalb rund 40 Prozent der arbeitstätigen Bevölkerung über einen solchen Abschluss. Das Besondere am französischen System ist, dass der Baccalauréat trotz gymnasialer Ausbildung ein Universitätsschulabschluss ist: Die Abschlussprüfungen werden von der Universität geleitet, und die Prüfungsleistung hat erhebliche Konsequenzen auf das spätere Studium.
Siehe auch: Französisches Schulsystem
Niederlande
Siehe: Bildungssystem in den Niederlanden
Polen
Seit der polnischen Bildungsreform 1999 folgt auf die Grundschule (szkoła podstawowa) (sechs Jahre) zunächst eine Mittelschule mit der Bezeichnung gimnazjum (drei Jahre), deren Besuch für alle Schüler verpflichtend ist. Danach kann an einem liceum (Oberschule – verschiedene Varianten) in weiteren drei Jahren die Hochschulreife erworben werden. Vor 1999 gab es das gimnazjum nicht, statt dessen schlossen das liceum (vier Jahre) und andere weiterführende Schulformen direkt an die Grundschule (acht Jahre) an.
Struktur von Gymnasien
Fachrichtungen
Nach den Fachprofilen unterscheidet man traditionell das
- Humanistische Gymnasium (HG) mit Schwerpunkt bei den alten Sprachen (Latein, Altgriechisch). Das Interesse am altsprachlichen Unterricht nimmt gegenwärtig wieder zu, Lehrkräfte unterrichten teils fachfremd (FAZ, 21. April 2006).
- Neusprachliche Gymnasium (NG) mit Schwerpunkt bei den neuen Sprachen (früher auch Athenäum genannt) – siehe auch zweisprachiger Unterricht. Manchmal auch je nach erster Fremdsprache mit NGE (Englisch), NGL (Latein) oder NGF (Französisch) abgekürzt.
- Mathematisch-naturwissenschaftliche Gymnasium (MNG, früher: Realoberschule oder Oberrealschule, in Österreich Realgymnasium, in Bayern seit 2003: Naturwissenschaftlich-technologisches Gymnasium (NTG), da Mathematik in allen Fachprofilen gleich intensiv unterrichtet wird).
Häufig sind das mathematisch-naturwissenschaftliche und neusprachliche Profil kombiniert. In manchen Bundesländern (zum Beispiel Nordrhein-Westfalen) ist diese Unterteilung offiziell aufgehoben und lebt höchstens insoweit fort, als einige Traditionsschulen im Rahmen der allgemeinverbindlichen Regelungen ein eigenes Profil pflegen, zum Beispiel nur Latein als erste Fremdsprache anbieten. In anderen Bundesländern werden die Fachprofile durch unterschiedliche Stundentafeln mit Leben gefüllt. In Bayern sind humanistisches und neusprachliches Gymnasium zum Sprachlichen Gymnasium zusammengefasst.
Spezielle Profile haben das
- Europäische Gymnasium mit Schwerpunkt auf Sprachen, drei Fremdsprachen werden gelehrt, eine vierte ist als Wahlpflichtfach möglich
- Musisches Gymnasium (MuG) mit Schwerpunkt auf Deutsch, Kunst und Musik mit einem Pflichtinstrument
- Musikgymnasium
- Sportgymnasium
- Sozialwissenschaftliche Gymnasium (SWG)
- Wirtschaftsgymnasium (WG) mit Schwerpunkt auf den Fächern BWL und Sprachen
- Ernährungswissenschaftliche Gymnasium mit Schwerpunkt in den Fächern Chemie und Biologie
- Technische Gymnasium
- Wirtschaftswissenschaftliche Gymnasium (WWG)
- Gymnasien mit dem Abschluss International Baccalaureate
- Gymnasium Laucha an der Unstrut (Schwerpunkt Luft-/Raumfahrt)
sowie
- Berufliche Gymnasien (zum Beispiel Technisches Gymnasium, Wirtschaftsgymnasium, Ernährungswissenschaftliches Gymnasium, Agrarwissenschaftliches Gymnasium, Biotechnologisches Gymnasium etc.).
- Gymnasiale Oberstufe des Zweiten Bildungsweges: Abendgymnasium und Kolleg
Im Gegensatz zum Unterricht in den Gymnasien sind die Fachoberschule mit dem Abschluss der Fachhochschulreife und die Berufsoberschule mit dem Abschluss der Allgemeinen Hochschulreife praxisnäher und stärker berufsbezogen.
Gliederung
Der gymnasiale Bildungsgang gliedert sich nach dem klassischen Modell (G9) in
- Sekundarstufe Ⅰ (Klassen 5/7–10) und
- Sekundarstufe Ⅱ oder Oberstufe (Klassen 11–12 oder 11–13, je nach Dauer der Schulzeit), oft als Reformierte Oberstufe
Mit der Einführung des achtjährigen gymnasialen Ausbildungsganges (G8) in allen Bundesländern ändert sich in mehreren Ländern die Gliederung in
- Sekundarstufe Ⅰ (Klassen 5–9) und
- Sekundarstufe Ⅱ (Klassen 10–12)
Die Klassen 5–6 haben in manchen Bundesländern als Orientierungsstufe einen Sonderstatus, der den Wechsel zwischen verschiedenen Schulformen erleichtern soll. Da aber beim Modell G8 die zweite Fremdsprache am Gymnasium bereits in der Klassenstufe 6 einsetzt, wird dieser Wechsel zukünftig nicht mehr hin zum Gymnasium funktionieren.
Nach überwiegender Nomenklatur gliedert sich die Sekundarstufe Ⅰ in
- Unterstufe (Klassen 5–7, demnächst 5/6) und
- Mittelstufe (Klassen 8–10, demnächst 7–9)
In Österreich unterscheidet man ebenfalls nur Unterstufe (5–8) und Oberstufe (9–12). In Hessen dagegen heißen in offiziellen Texten die Klassen 5–10 Mittelstufe, da der Begriff Unterstufe als deutsche Übersetzung von „Primarstufe“ angesehen wird. In Hamburg erstreckt sich die Unterstufe traditionell auf die 5. und 6. Klasse, daran schließt sich die Mittelstufe an.
Wer die 10. Klasse (bzw. 9. bei G8) des Gymnasiums erfolgreich abschließt, erwirbt in einigen Bundesländern neben der Berechtigung zum Besuch der Oberstufe (Oberstufenreife) auch den mittleren Schulabschluss der Realschule (mittlere Reife) ohne weitere Abschlussprüfung, in anderen Bundesländern muss dafür eine Externenprüfung an einer Realschule abgelegt werden.
Mit Beginn des Schuljahres 2006/2007 wird in Nordrhein-Westfalen am Ende der Mittelstufe eine zentrale Abschlussprüfung stattfinden mit schriftlichen Prüfungen in den Fächern Deutsch, Mathematik und der ersten Fremdsprache.
Die Sekundarstufe Ⅱ bildet die gymnasiale Oberstufe; sie ist häufig als Kurssystem ausgestaltet.
Die Oberstufe enthält neben der 11. Klasse auch die Kollegstufe, in der die Schüler ihre Schwerpunkte auf ein Haupt- und ein Nebenfach legen können. Diese beiden Fächer werden auch mit besonderem Augenmerk in der Abiturprüfung abgefragt. Hauptvorteil der Schwerpunktsetzung ist für die meisten Schüler die Abwahl einer Fremdsprache oder einer Naturwissenschaft. In Rheinland-Pfalz nennt man die Oberstufe Mainzer Studien-Stufe, in der als Besonderheit die Leistungskurse schon ab Klasse 11 beginnen und ab 11/2 ins Abitur eingehen. Es gibt hier drei Leistungskurse von denen einer zum Abitur hin auf Grundkurs abgestuft wird.
Bezeichnungen der Jahrgangsstufen
An den deutschen Gymnasien wurden traditionell die Jahrgangsstufen 5 bis 13 (bzw. 12) des Gymnasiums mit absteigenden lateinischen Zahlwörtern bezeichnet, wobei von der Abschlussklasse aus gezählt wurde.
- Sexta (unterste Jahrgangsstufe = 5)
- Quinta
- Quarta
- Tertia (später: Untertertia und Obertertia)
- Sekunda (später: Untersekunda und Obersekunda)
- Prima (Unterprima und Oberprima) (letzte Jahrgangsstufe = 13)
Zulassung
In den meisten Bundesländern entscheiden die Eltern über den Besuch der weiterführenden Schule. Selten wird die Grundschulempfehlung verpflichtend gemacht, was vor dem Hintergrund der Ergebnisse der IGLU-Studie auch wenig sinnvoll wäre: Etwa die Hälfte der Empfehlungen bilden sich in den späteren Abschlüssen nicht ab. Eltern entscheiden sich häufig gegen die Grundschulempfehlung (30 Prozent senden ihre Kinder an eine höheren Schulform, 15 Prozent auf eine niedrigere Schulform). Eltern, die sich gegen die Empfehlung richten, haben meist recht (siehe Gutachten des DIPF zur Oriertierungsstufe in Niedersachsen sowie die Zahlen aus den Gesamtschulen). Aber selbst wenn sich die Eltern an die Empfehlung halten, ist der zukünftige Lernweg nicht gesichert, was an den Zahlen zur Abschulung und zum Sitzenbleiben deutlich wird. (Siehe auch: Lehrerempfehlung)
Wissenswertes
Gymnasiallehrer werden in Österreich (bis 1918 auch im Deutschen Reich) meist mit „Professor“ angeredet, obwohl diese Bezeichnung streng genommen pragmatisierten (verbeamteten) Lehrern vorbehalten ist. Diese Anrede war lange noch auch in Bayern üblich („Klassprofessor“), ist aber nach 1968 allmählich untergegangen.
Literatur
- Das Gymnasium: Alltag, Reform, Geschichte, Theorie, hrg. von Eckart Liebau, Wolfgang Mack, Christoph Scheilke, Weinheim; München: Juventa-Verl., 1997, ISBN 3-7799-0357-1
- Torsten Gass-Bolm, Das Gymnasium 1945–1980 : Bildungsreform und gesellschaftlicher Wandel in Westdeutschland, Göttingen: Wallstein, 2005, ISBN 3-89244-869-8
- Margret Kraul, Das deutsche Gymnasium 1780–1980, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1984
- Martina G. Lüke: Zwischen Tradition und Aufbruch. Deutschunterricht und Lesebuch im Deutschen Kaiserreich. Frankfurt am Main: Lang, 2007, ISBN 978-3-631-56408-0.
Siehe auch
- Kategorie Gymnasiales System
- Gymnasialer Zweig
- Gymnasiale Oberstufe, Oberstufe
- Gymnasiallehrer
- Gymnasialprofessor
- Zweisprachiger Unterricht
- Gesamtschule
- Mittlere Reife, Hochschulreife
- Internat, Konvikt, Schulkarzer
- Primus, Primus Omnium, Mulus
- Berufliches Gymnasium
- Mathematikdidaktik, Englischunterricht, Deutschunterricht, Französischunterricht, Lateinunterricht, Griechischunterricht, Geschichtsunterricht, Biologiedidaktik, Chemieunterricht, Physikdidaktik, Kunstpädagogik, Musikpädagogik, Sportunterricht, Darstellendes Spiel, Religionsunterricht, Didaktik der Philosophie
Weblinks
- Daten des Statistischen Bundesamts
- Rolf Jüngermann: Zu der verheerenden Rolle des Gymnasiums im deutschen Schulwesen In: www.linksnet.de/artikel.php?id=2890
- Schweiz