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Großdeutsches Reich

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Der Begriff Großdeutsches Reich (kurz Großdeutschland) war die offizielle Bezeichnung des Deutschen Reiches während der letzten Jahre der nationalsozialistischen Diktatur (vgl. Zeit des Nationalsozialismus). Die seit 1938, seit der Wiedervereinigung Österreichs an das Deutsche Reich, verwendete Bezeichnung nahm Bezug auf die aus dem 19. Jahrhundert stammende Idee der Großdeutschen Lösung. Das Großdeutsche Reich entstand durch die expansive Außen- und Kriegspolitik Deutschlands unter Adolf Hitler vor allem nach 1937 und hat durch die Okkupation benachbarter Staaten befristet bis 1945 zu großen Zuwächsen des deutschen Territoriums geführt. Es handelte sich dabei fast immer um einseitige völkerrechtswidrige Akte.

Datei:Grossdeutsches Reich - Reichsarbeitsdienst.jpg
Briefmarke „Großdeutsches Reich“ vom Juni 1944

Durch den Erlass RK 7669 E des Reichsministers und Chefs der Reichskanzlei, Hans Heinrich Lammers, vom 26. Juni 1943 trug das Deutsche Reich hinfort auch offiziell den Namen Großdeutsches Reich. Diese Namensänderung wurde nicht proklamiert, sondern ergibt sich nur mittelbar aus der entsprechenden Bezeichnung von Briefmarkenausgaben (erstmals am 24. Oktober 1943; erst ab Juni 1944 sämtliche Ausgaben).

Im Altreich blieb die Gliederung in Länder bestehen. Die neuen Gebiete wurden meist in Reichsgaue unterteilt. Wie die Länder seit der Gleichschaltung waren auch die Reichsgaue nur noch Verwaltungsbezirke des Reichs ohne eigene Staatlichkeit.

Die machthabende Partei, die NSDAP, hatte das Großdeutsche Reich flächendeckend in Gaue (Parteibezirke) gegliedert, die aber zunächst keine staatlichen Aufgaben wahrnahmen. Die Grenzen der Gaue stimmten zumeist nicht mit den Ländergrenzen überein. Eine Ausnahme bildeten die „Donau- und Alpenreichsgaue“, die in den ersten vier Jahren (inoffiziell) als „Ostmark“ bezeichnet wurden – also das Gebiet Österreichs –, in denen die neu geordneten Bundesländer sich direkt mit den Parteigauen deckten.

Erweiterungen des reichsdeutschen Territoriums von 1935 bis 1945

Vorkriegs-Erweiterungen

Erweiterungen im Zuge des Zweiten Weltkrieges

»Großdeutsches Reich« 1943

Geplante Erweiterungen für die Zeit nach dem „Endsieg“

Führende Nationalsozialisten hatten genaue Vorstellungen für die Zeit nach dem so genannten „Endsieg“. Sogar noch in den letzten Kriegsjahren, als die deutsche Niederlage bereits absehbar war, wurden detaillierte Pläne entworfen, welche Gebiete Europas nach einem siegreichen Ende des Krieges von Deutschland annektiert oder diesem „eingegliedert“ werden sollten. So wurde zum Beispiel geplant, Teile der Ukraine (damals „Taurien“ genannt), die Halbinsel Krim, das Baltikum (Estland, Lettland, Litauen), Gebiete Weißrusslands und des europäischen Russlands sowie die französische Kanalküste dem Großdeutschen Reich „einzugliedern“. So entstanden, allerdings nur für wenige Jahre, die Reichskommissariate Ostland und Ukraine. Die Errichtung der Reichskommissariate Moskowien und Kaukasien konnten wegen des Kriegsverlaufs nicht mehr verwirklicht werden. Im Falle einer Verwirklichung dieser Pläne hätte sich das Großdeutsche Reich also weit über den europäischen Kontinent bis an die Grenzen Mittelasiens ausgedehnt. Darüber hinaus war geplant, die einheimische Bevölkerung dieser Gebiete allmählich auszurotten, dies vor allem durch Zwangsarbeit, durch geplante massenhafte Sterilisationen von Frauen, durch Vertreibungen und durch Massenmord. Durch diese Maßnahmen sollte vor allem Platz für die deutschen Siedlungspläne geschaffen werden, für deren Planung unter anderem die Schutzstaffel und die zu ihr gehörenden SS-Hauptämter zuständig waren. So träumte Reichsführer-SS Heinrich Himmler zum Beispiel von „deutschen Siedlungsperlen“ an Wolga und Don. Hitlers und Himmlers Pläne gingen dahin, die slawischen Völker auszurotten und Osteuropa mit 500 bis 600 Millionen „germanischen Menschen“ zu besiedeln. Auf jeden Fall hätte ein Sieg des nationalsozialistischen Deutschlands katastrophale Folgen für die Völker Europas gehabt, besonders für diejenigen Ost- und Südosteuropas, aber natürlich auch für die anderen. Die Folgen für die Völker Europas und der übrigen Welt wären gar nicht abzusehen gewesen. (Siehe dazu auch: Generalplan Ost, Hungerplan, Vernichtung durch Arbeit, der Agrarwissenschaftler Konrad Meyer und der nationalsozialistische Politiker und Reichsernährungsminister Herbert Backe, die KZ-Ärzte Joseph Mengele und Carl Clauberg)

Siehe auch

Verwandte Themen

Literatur