Zum Inhalt springen

Kernwaffentest

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. Januar 2005 um 19:09 Uhr durch 85.74.4.213 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Datei:Atombombentest, Desert Rock, Ucca Flats.jpg
Überirdischer Atombombentest, 1951
Tabellarische Zusatzinformationen
Liste der Atombombentests

Ein Atombombentest ist die Zündung einer Atombombe zu Testzwecken (Atombombenexplosion).

Aus Sicherheitsgründen (Gefahr für Menschen, Tiere und Sachgüter beispielsweise durch die Druckwelle und insbesondere durch den radioaktiven Fallout) finden Atombombentests grundsätzlich in großen abgesperrten Militärarealen statt, wie der NTS in Nevada. Die USA und Frankreich haben Tests auch in von ihrem Staatsgebiet weit entfernten Überseegebieten durchgeführt, zum Beispiel auf verschiedenen Inseln im Pazifik (Mururoa, Bikini-Atoll und andere). Großbritannien testete unter anderem in Monte Bello (Australien) und auf der Weihnachtsinsel.

Allerdings kann auch dann noch stets eine immense Gefahr durch den Fallout bestehen, insbesondere bei oberirdischen Testexplosionen, die von den USA und der Sowjetunion bis 1963, in China noch bis 1980 durchgeführt wurden.

Bei oberirdischen Atombombentests wurde häufig an Hand maßstabsgetreu nachgebauter Städte die zerstörerische Wirkung der Atombombenexplosion sehr ausführlich studiert. Auch wurden Hochgeschwindigkeitsaufnahmen von der Explosion und physikalische Messungen durch Untersuchung der verschiedenen bei einer Atombombenexplosion auftretenden Strahlungen gemacht. Hierzu musste die Atombombe sich zum Zeitpunkt der Zündung oft an einem definierten Punkt befinden, so dass ein Abwurf derselben aus einem Flugzeug nicht möglich war. Deshalb wurde die Atombombe auf einem Bombenturm montiert, mit einem Fesselballon in Position gebracht oder schlicht und einfach in einer Baracke am Boden aufgestellt.

Es wurden auch Atombombentests unter Wasser, in der Hochatmosphäre und sogar im Weltraum (Operation Fishbowl) durchgeführt. Hierfür wurden u.a. vom Johnston Atoll zwischen 1958 und 1962 einige Raketen gestartet. Bei unterirdischen Atombombentests ist die Gefahr des Austritts radioaktiven Materials relativ gering, aber doch stets vorhanden, insbesondere bei porösem Gestein. Für die Durchführung eines unterirdischen Atombombentests wird mit einem Bohrgerät ein etwa 1000 Meter tiefes Loch gebohrt, in welches die Atombombe mitsamt Messgeräten versenkt wird. Anschließend wird dieses Loch mit Beton versiegelt. Im Unterschied zu einer oberirdischen Atombombenexplosion mit ihrem spektakulären Atompilz ist von einer unterirdischen Atombombenexplosion nur ein Erdbeben zu spüren.

Der erste Atombombentest fand am 16. Juli 1945 in der Wüste Alamogordo (New Mexico, USA) unter dem Namen "Trinity" statt. Dabei wurde eine Plutoniumbombe, wie die "Fat Man"-Atombombe, die später auf Nagasaki abgeworfene, gezündet, da diese einen komplizierteren Zündvorgang benötigt als die Uranbombe. Man wollte sicher sein, dass dieses Konstruktionsprinzip funktioniert. Die erste Uranbombe, "Little Boy" genannt, wurde dagegen ohne vorangegangen Test direkt im Rahmen des weltweit ersten Kernwaffeneinsatzes am 6. August 1945 über Hiroshima gezündet.

Weitere Atombombentests fanden statt in Nevada (Versuchsgelände NTS - über 1000 Tests), auf einigen Pazifikatollen wie Eniwetok, Bikini, Mururoa, Fangataufa oder den Weihnachtsinseln, in der algerischen Wüste (von Frankreich zu Beginn der 60er Jahre), in der australischen Wüste (von Großbritannien in den 60er Jahren), in der Nähe von Semipalatinsk in Kasachstan und auf Nowaja Semlja im nördlichen Eismeer. Auf dieser Insel fand 1961 die Versuchsexplosion einer Wasserstoffbombe mit 60 Megatonnen Sprengkraft statt.

Durch den von den Testexplosionen verursachten radioaktiven Niederschlag gab und gibt es heute im Umfeld dieser Gebiete bei der dort lebenden Bevölkerung hohe Raten an Krebserkrankungen und Missbildungen. Die Hintergrundstrahlung ist weltweit höher als vor den ersten Atombombentests.

Seit 1996 liegt seitens der UNO ein internationaler Kernwaffenteststopp-Vertrag zur Ratifizierung bereit, der ein weltweites Ende aller Versuche mit Kernwaffen vorsieht. Indien, Pakistan und Nordkorea haben den Vertrag noch nicht einmal unterschrieben. Sie führen weiterhin einige unterirdische Atombombentests durch.

Siehe auch