Plattenbau
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Plattenbauten sind vorwiegend aus Beton-Platten zusammengefügte Wohnblocks. Der erste Plattenbauhäuser sind in Holland nach dem Ersten Weltkrieg; die ersten in Deutschland nach diesem Muster gebauten Plattenbaukonstruktionen sind die zweistöckigen Häuser der Splenemann-Siedlung in Berlin-Lichteberg von 1923. Der ersten Wohnblock in Plattenbauweise entstand 1939 in Paris. Massenhafte Ausbreitung fanden die Plattenbauten nach dem Zweiten Weltkrieg in den 1960er bis in die 1980er Jahre in der DDR und anderen realsozialistischen Staaten als Form des industriellen Wohnungsbaus unter Anlehnung an die Bauhaus-Architektur. Auch in Staaten wie den USA, Großbritannien, Frankreich oder der BRD wurden und werden nachwievor größere Wohnbauten, Bürohochhäuser, Industriebauten und andere Großbauten aus vor Ort oder werkseitig vergossenen Betonplatten und aus vorproduzierten Fertigteilen wie Glasfronten, Fassadenplatten und Betonfertigteilen aufgebaut. Der in der BRD gebräuchliche Begriff für Plattenbauten ist "Bauten in Großtafelbauweise"
Mit Beschluss des Wohnungsbauprogramms 1972 in der DDR, welches der Beseitigung des Wohnraummangels dienen sollte, wurde der Plattenbau zum wichtigsten Wohnungstyp. Neue Stadtteile oder ganze Städte (z.B. Halle-Neustadt mit bis zu 100.000 Einwohnern) wurden meist gänzlich in Plattenbauweise errichtet. Insgesamt wurden über 3 Millionen Plattenbauwohnungen fertiggestellt.
Während anfänglich die Plattenbauten einfache Lochfassaden und nur wenige Verzierungen aufwiesen, wurde zu Beginn der Achtziger Jahre an städtebaulich wichtigen Punkten, die repräsentativ aussehen sollten, versucht, die Plattenbauten in Ihrer Fassadenstruktur dem umgebenden Bestand durch historisierende Formen anzupassen. Das gilt beispielsweise für die Bauten an der Friedrichstraße und am Gendarmenmarkt in Berlin, aber auch für die wiederaufgebauten Gebäude im Nikolaiviertel in Berlin, deren kleines Format und spitze Giebel im Plattenbau fast schon überraschend wirken.
Als Synonym für Plattenbau wurde in der ehemaligen DDR häufig Arbeiterschließfach oder Schnarchsilo verwendet. Im Juli 2004 wurde in Dresden eine Plattenbauaustellung eröffnet. In Westdeutschland wurde das abwertende Wort "Platte" verwendet, doch sind Plattenbauten nicht nur in den sozialistischen Ländern gebaut worden, sondern eben auch in den Großsiedlungen Westeuropas der 60er und 70er Jahre im Rahmen der verschiedenen Wohnbauförderungsprogramme.
Bedingt durch die Ost-West-Migration in der BRD stehen heute besonders viele Plattenbauten in Mitteldeutschland leer. Die Bundesregierung vergibt heute oftmals nur dann Fördermittel an Städte und private Wohnungsgesellschaften, wenn eine bestimmte Abrißquote vorgewiesen wird, die aber nicht bei privaten Altbauten - und seien sie noch so marode - durchgesetzt werden kann, sondern nur bei Neubauten der DDR, die häufig staatlichen Wohnungsgesellschaften gehören.
Siehe auch: Stadtplanung, Bauwesen, Satellitenstadt, Schlafstadt, Retrostil