Bordeaux
Dieser Artikel behandelt die französische Stadt Bordeaux, Informationen zum gleichnamigen Wein finden Sie unter Bordeaux (Wein).
Bordeaux Vorlage:Lautschrift ist eine Stadt im Südwesten Frankreichs. Die Einwohner nennen sich Bordelais.
Allgemeines
Die Universitätsstadt Bordeaux ist Sitz der Präfektur des Département Gironde (Departement 33) und Hauptstadt der Region Aquitaine. Die Präfektur verwaltet auch das Arrondissement Bordeaux, es besteht aus 33 Kantonen.
- Einwohner (Zählung 1999) : 215 363 (größte Stadt im Département Gironde und der Region Aquitanien, neuntgrößte Stadt Frankreichs)
- Einwohnerzahl des städtischen Großraums (Communauté Urbaine Bordelaise): 680 000
- KFZ-Zeichen endet auf
(33)
(entprechend dem Departement) - Bordeaux ist Sitz eines Erzbischofs und eines deutschen Konsulats.
Geographie
Lage
Bordeaux liegt im südwestlichen Frankreich, ca. 45 km vom Meer entfernt, am Fluss Garonne, die sich hier wie eine Mondsichel hinstreckt, deshalb heißt der Hafen auch "Port de la lune". Einige Kilometer flussabwärts vereinigt sich die Garonne mit der Dordogne zum über 100 Kilometer langen Mündungstrichter der Gironde. Bis in das Stadtgebiet hinein sind daher die Gezeitenkräfte zu beobachten: Bei Flut drückt das einströmende Meerwasser den Fluss zurück und hebt den Pegel um etwa einen Meter. Die entstehenden Strömungen sorgen für Strudel und ein unruhiges Oberflächenwasser. Dieses Phänomen wird in Bordeaux "mascaret" genannt.
Das linke Ufer der Garonne, auf dem sich der weitaus größte Teil des Stadtgebietes befindet, besteht aus weiten, sumpfigen Ebenen, aus denen niedrige Anhöhen ("croupes") ragen, die zum größten Teil Kies und Schotter als Untergrund aufweisen. Diese croupes weisen magere, aufgrund der Wasserdurchlässigkeit und der Fähigkeit, Wärme zu speichern, für den Weinbau hervorragend geeignete Böden auf. Die Stadt Bordeaux liegt genau zwischen dem flussabwärts gelegenen Médoc und dem sich flussaufwärts ziehenden Gebiet der Graves, die geomorphologisch sehr ähnlich sind.
Das rechte Ufer geht fast unmittelbar in ein etwa 30-40 m hohes Kalkplateau über, so dass dort eine markante Steilstufe besteht. Das Plateau beheimatet in ca. 20 km Entfernung die weltberühmten Weinbaugebiete von St. Emilion, Pomerol und Fronsac, in denen einige der teuersten Weine der Welt kultiviert werden.
Klima
Bordeaux liegt am Südrand der gemäßigten Klimazone. Die sehr milden, regenreichen Winter und die langen, warmen Sommer lassen bereits subtropisch-mediterranen Einfluss spüren. Niederschlag ist zu allen Jahreszeiten häufig; mit einer Niederschlagsmenge von über 1000 mm/Jahr werden für französische Verhältnisse hohe Mengen erreicht. Diese fallen im Sommer insbesondere in Form von Wärmegewittern. Die höchste weltweit jemals gemessene Niederschlagsmenge innerhalb einer halben Stunde wurde im Juli 1893 aus Bordeaux gemeldet.
Die Jahresmitteltemperatur liegt bei etwa 14°C mit einem Minimum im Januar und einem Maximum im August. Die saisonalen Temperaturverschiebungen liegen im ozeanischen Klima begründet. Gleichwohl können bei entsprechenden Wetterlagen extreme Temperaturen auftreten: Während der Hitzewelle 2003 erreichten die Höchstwerte an 12 aufeinander folgenden Tagen mindestens 35°C, davon an einem Tag 41°C.
Bordeaux hat überdurchschnittlich viele Sonnenstunden vorzuweisen. Mit durchschnittlich 2.000 Sonnenstunden pro Jahr übertrifft Bordeaux die meisten französischen Regionen mit Ausnahme des Mittelmeerraumes und einzelner Küstengebiete am Atlantik.
Das Mikroklima von Bordeaux ist eine der Ursachen für die hervorragenden Bedingungen für den Weinbau: Die Stadt und die umliegenden Anbaugebiete sind durch einen breiten Streifen Pinienwaldes (Forêt des Landes) vor den Seewinden geschützt. Zudem sorgt die Gironde für einen temperaturausgleichenden Effekt, da dieses Gewässer wie eine gigantische Batterie tagsüber gespeicherte Wärme nachts abgibt und außerdem breitflächig die Sonneneinstrahlung in das Umland reflektiert.
Geschichte
Antike
Die Stadt geht auf eine keltische Siedlung aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. zurück, die unter den Römern Burdigala getauft und zur Hauptstadt der Provinz Aquitania erhoben wird. In dieser Zeit erlebt Bordeaux seine erste Blüte, die mehrere Hundert Jahre andauert; sowohl der schon damals praktizierte Weinbau als auch die günstige Lage als Seehafen sind Ursache dafür. Da das unmittelbare Umland sumpfig und von Malaria verseucht ist und daher für eine Besiedlung eher ungeeignet erscheint, ist Bordeaux ein Musterbeispiel für eine Stadtgründung aus rein strategischen Erwägungen.
Das Stadtbild des antiken Burdigala muss beeindruckend gewesen sein; Reiseberichte römischer Schriftsteller beschreiben es als eine reiche, prächtige Stadt. Noch während des langsamen Niedergangs von Westrom kann die Stadt einen gewissen Lebensstandard innerhalb ihrer Befestigungen wahren, bevor eine Reihe von Plünderungen und Verwüstungen im Gefolge der Völkerwanderung dem Wohlstand ein Ende setzen.
Mittelalter
Im 5. Jahrhundert wird Bordeaux durch die Westgoten eingenommen. 732 verwüstet Abd-Er-Rahman während seines Feldzugs die Stadt. Nach der Niederlage der Araber bei Poitiers werden diese hinter die Pyrenäen zurück gedrängt und Bordeaux gerät unter fränkische Herrschaft. Im 9. Jahrhundert fallen die Normannen ein und plündern die Stadt erneut. Erst danach beginnt sich Bordeaux zu erholen. Ein Wendepunkt tritt ein, als Eleonore von Aquitanien durch die Heirat mit Henri II. Plantagenêt den französischen Südwesten zu englischem Lehen macht. Vom 12. bis zum 15. Jahrhundert bleibt Bordeaux unter der Herrschaft der Könige von England und erlebt eine zweite wirtschaftliche Blüte. Die Stadt wird mit einer Stadtmauer versehen, die durch einen breiten Wassergraben und zwei große Festungen verstärkt werden: Im Norden das Château de la Trompette, im Westen das Château du Hâ. In diese Zeit fällt auch der Bau der Kathedrale St. André, des größten gotischen Sakralbaus in Südfrankreich. Bordeaux ist Sitz eines Erzbischofs und Hauptstadt des Fürstentums Guyenne (englische Adaptation des französischen Namens Aquitaine). Im Vergleich zu anderen französischen Provinzen ist der Lebensstandard in Bordeaux und Umgebung hoch: Die Lebensmittelversorgung ist ausreichend, der Wein wird über den Seehafen nach England und in alle Welt exportiert und selbst die Pestwelle von 1348 verschont die Stadt. Auch nach Ende des Hundertjährigen Krieges können sich die Engländer zunächst in Bordeaux halten. Die Rückkehr nach Frankreich wird von den Bürgern, viele von ihnen mächtige und reiche Kaufleute, keineswegs begrüßt, da hierdurch der Seehandel erschwert wird. 1494 wird ein Parlament eingerichtet, das sich um die Angelegenheiten der Stadt kümmert und ein Zugeständnis des französischen Königshauses an die Bürgerschaft ist.
Neuzeit
Frühe Neuzeit
Nach einem zwischenzeitlichen Niedergang erlebt Bordeaux seine dritte Blütezeit im 18. Jahrhundert durch den florierenden atlantischen Seehandel, insbesondere mit den Antillen. Zu dieser Zeit werden einige fähige Intendanten in die Stadt entsandt, die ihr ein völlig neues Gesicht verleihen: Die alten Stadtmauern werden abgerissen und durch breite Prachtstraßen ersetzt, die sogenannten Cours. Entlang dieser Cours entstehen einige der beeindruckendsten Privathäuser, die teilweise wie Paläste erscheinen. Die prächtigen Gebäude am Rande der Hafenquais stammen ebenfalls aus dieser Zeit. Auf dem Gelände des geschleiften Château de la Trompette entstehen die Esplanades des Quinconces, der damals größte Platz der Welt, mit Baumreihen bestanden und von Wohnhäusern der Reichen umgeben. Das im klassizistischen Stil errichtete Grand Théâtre empfängt die begehrtesten Ensembles von ganz Frankreich. Ein Meisterwerk merkantiler Baukunst ist das Palais de la Bourse, der Sitz der Börse.
Revolution und Empire
Zur Zeit der Französischen Revolution wird Bordeaux Hauptstadt des Départements Gironde. In der Nationalversammlung stellen die Abgeordneten, die Girondistes genannt werden, eine bedeutende Gruppe, die zunächst erheblichen Einfluss hat und maßgeblich an der Erklärung der Menschenrechte und der neuen Verfassung mitwirkt. Die Girondisten sind politisch den Liberalen zuzuordnen. Sie verlieren mit der Terrorherrschaft der Jakobiner um Robespierre 1793/94 allerdings ihren Einfluss und werden verfolgt. Auch die wirtschaftliche Situation in Bordeaux verschlechtert sich wieder.
Während der napoleonischen Kriege werden gewaltige Kontingente in Richtung Spanien verlegt, die unter anderem Bordeaux passieren. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass 1811 die erste feste Brücke über die Garonne gebaut wird, der Pont de Pierre (wörtlich: Steinbrücke; einige Jahre zuvor war bereits ein Vorgängerbau aus Holz errichtet worden). Die Bedenken der lokalen Würdenträger, die technischen Herausforderung angesichts der starken Strömung und der unberechenbaren Fluten zu meistern, soll Napoleon zu dem Satz Impossible n'est pas francais! veranlasst haben (wörtlich: unmöglich ist nicht französisch).
In dieser Zeit wächst die Bevölkerung trotz alledem erheblich: Es entstehen zwischen den Cours und der neuen Stadtgrenze (dem heutigen Boulevard, der bis heute größtenteils Stadtgrenze geblieben ist) neue Vorstädte, die sich auf dem linken Garonneufer ringförmig um den mittelalterlichen Kern ausbreiten. Im Nordwesten und Südwesten liegen die Viertel des gehobenen Bürgertums, dazwischen die einfachen Wohngegenden für Arbeiter und Kleinbürgertum. Das rechte Ufer der Garonne entwickelt sich im Vergleich nur langsam. Während der aufkommenden Industrialisierung siedeln sich hier und in der Hafengegend die meisten Großbetriebe an. Bordeaux beginnt mit seinen Nachbarstädten zusammen zu wachsen.
20. Jahrhundert
1870/71 sowie im Ersten und Zweiten Weltkrieg zieht sich die französische Regierung vor den heranrückenden deutschen Truppen aus Paris nach Bordeaux zurück. Zwischen dem 1. Juli 1940 und dem 27. August 1944 ist Bordeaux von deutschen Wehrmachtstruppen besetzt, die hier einen wichtigen U-Boothafen errichten. Trotz dieser Tatsache und der exponierten Lage nahe der Atlantikküste, die von den Deutschen zum "Atlantikwall" ausgebaut und in ihrer ganzen Länge mit Bunkern befestigt wird, bleibt Bordeaux völlig unbeschädigt. Während dieser Zeit ist die Stadt, wie der ganze französische Südwesten, eine Hochburg der Résistance. Jacques Chaban-Delmas, einer der wichtigsten Figuren des Widerstandes gegen die deutsche Besatzung, wird nach dem Krieg zum Bürgermeister gewählt und behält das Amt fast fünfzig Jahre lang.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts unterliegt Bordeaux einem tief greifenden Strukturwandel. Der Seehafen, bis dahin direkt in der Stadt gelegen, wird aufgegeben und durch ein Terminal nahe Le Verdon-sur-Mer an der Girondemündung ersetzt, das die nötige Wassertiefe und Kapazität besitzt, Containerschiffe abzufertigen. Die Öltanker bedienen eine neu errichtete Großraffinerie in Pauillac, ca. 50 km entfernt. Die Schwerindustrie gibt ihre Standorte in der Innenstadt auf. Der entsprechende Verlust von Arbeitsplätzen wird durch einige Neuansiedlungen aufgefangen: In den siebziger Jahren siedeln sich unter anderem Ford, IBM, Siemens und Aérospatiale in neu ausgewiesenen Gebieten am Stadtrand und in den Nachbargemeinden an. Ein Autobahnring wird gebaut, um der zunehmenden Verkehrsprobleme Herr zu werden.
Nach den Mai-Unruhen 1968 wurde die Universität Bordeaux in einen neuen Campus im Vorort Talence ausgelagert, um die Studenten "aus der Stadt wegzuhaben". Im Norden entstehen auf bisher brach liegendem Gelände ein Messegelände, Hotels und Einkaufszentren. Eine Verwaltungsstadt wird in der Nähe des Stadtzentrums errichtet, für die ein ganzes Viertel dem Erdboden gleich gemacht wird. Nicht jede dieser brachialen Maßnahmen wird dem Aufwand gerecht, aber der Niedergang der Wirtschaft wird gestoppt. Möglich geworden ist dies auch durch den Zusammenschluss von Bordeaux und seinen Nachbargemeinden zur Communauté Urbaine de Bordeaux (CUB), einem kommunalen Verbund, der interkommunale Aufgaben wie Strukturpolitik, Nahverkehr, Ver- und Entsorgung regelt.
Während der neunziger Jahre wird sich Bordeaux seines historischen Erbes vollends bewusst. Die Altstadt, die fast vollständig das historische Erscheinungsbild behalten hat, wird zunehmend verkehrsberuhigt und die Wohnlagen aufgewertet. Historische Gebäude werden saniert, die Front zur Garonne restauriert und Neubauten wie die Cité Mondiale du Vin behutsam ins Stadtbild eingefügt. 1994 wird ein groß angelegtes Projekt zur Stadtsanierung vorgestellt, dass zum Hauptziel hat, die Stadt wieder mit der Garonne zu vereinigen: Alte Lagerhallen werden abgerissen, Radwege und Promenaden gebaut und die Industriebrachen der rechten Garonneseite mit neuer, hochwertiger Bebauung versehen. Im Jahr 2004 wird die Straßenbahn, die seit den sechziger Jahre durch Busse ersetzt worden war, wieder mit drei neuen Linien eingeweiht.
Struktur der Stadt und ihres Ballungsraumes
Stadtteile, Bezirke und Viertel
Bordeaux ist formal in acht städtische Arrondissements aufgeteilt. Die Arrondissements 1-7 liegen auf dem linken Garonne-Ufer und sind von Norden nach Süden durchnummeriert, das achte bezeichnet das rechte Garonne-Ufer. Da hierbei historisch Gewachsenes nicht berücksichtigt wurde, hat dies dazu geführt, dass sich die Bewohner - wie z.B. in Paris - nicht mit ihren Arrondissements identifizieren. Statt dessen ist es üblich, den Wohnsitz nach Vierteln oder Stadtteilen zu benennen. Üblicherweise geben diese auch einen gewissen Aufschluss über den Lebensstandard.
Vieux Bordeaux
Der historische Kern von Bordeaux wird in etwa durch die ringförmige Struktur der Cours und dem Garonne-Ufer begrenzt und von zwei Hauptachsen geteilt:
Von Norden nach Süden verläuft die fast eineinhalb Kilometer lange, heute vollständig zur Fußgängerzone gestaltete Rue St. Cathérine von der Place des Quinquonces bis zur Place de la Victoire, wo die alten Gebäude der Universität stehen. Hier und westlich davon liegt das Geschäftsviertel von Bordeaux mit Handels- und Dienstleistungsschwerpunkt, östlich bis zur Garonne überwiegt - teils sehr alte - Wohnbebauung.
Die Ost-West-Achse wird durch den Pont de Pierre gebildet, die einzige Brückenquerung innerhalb des historischen Zentrums. Ihre Fortführung bildet der Cours Victor Hugo. Nördlich überwiegen Wohn- und Geschäftslagen gehobenen bis sehr hohen Standards, südlich einfache Lagen.
Im Nordwestteil (Viertel: Gambetta, Tourny, Hôtel de Ville) finden sich feine Restaurants und Cafés, repräsentative Niederlassungen von Banken und Finanzdienstleistern, Kinos und Einzelhandel für den gehobenen bzw. Luxusbedarf. Hier liegt das schon zu Zeiten der Intendanten so genannte Triangle d'or (Goldenes Dreieck), ein fast gleichseitiges Dreieck, das aus drei Alleen gebildet wird und als Schaufenster des feinen Bordeaux gilt.
Im Nordostteil (Viertel: St. Pierre, Parlement) befinden sich Restaurants, Hotels und Kneipenviertel. Der ursprünglich alternative Charme weicht langsam einem gewissen Chic. Der Südwestteil (Viertel: Victoire) ist stark studentisch geprägt, aber auch bevorzugter Wohnort der Mittelschicht. Im Südosten (Viertel: Capucins, St. Michel, Gare) überwiegen einkommensschwache Bevölkerungsschichten (Alte, Arbeiter, Arbeitslose, Immigranten).
Die ehemaligen Faubourgs (Vorstädte)
Der Wohngürtel zwischen Cours und Boulevard ist aus ehemaligen Vorstädten außerhalb der Stadtmauer entstanden und ist mit Ausnahmen ähnlich aufgebaut: Im Norden überwiegen bevorzugte, im Süden einfache Lagen.
Entlang der Garonne folgen im Norden die Viertel Chartrons und Bacalan, ersteres der Sitz vieler Weinhändler und bürgerlich geprägt, letzteres bereits deutlich benachteiligt durch die Lage zwischen Hafenbecken und Industriegebieten.
Der Nordwesten rund um das Palais Gallien ist gehobene Wohnlage und Sitz vieler Konsulate. Eine Ausnahme bildet die in den siebziger Jahren am Boulevard errichtete Großsiedlung "Grand Parc", ein Ensemble aus Hochhäusern mit Sozialwohnungen.
Im Westen ragt das neue Einkaufs- und Verwaltungszentrum Mériadeck empor, das einzige zentrumsnahe Hochhausensemble. Hierfür wurden großflächig einfache Viertel abgerissen, deren Zustand als marode und unhygienisch angesehen wurde. Obwohl zwischen den Handels- und Verwaltungsflächen hochwertige Wohnbebauung geplant war, ist es nicht zu einer verstärkten Ansiedlung der Oberschicht gekommen. Die Bauten haben im Gegenteil bereits eine leichte Patina angesetzt. Die großzügige verkehrstechnische Erschließung führte aber zur Ansiedlung einiger Hotels höheren Standards. Rund um Mériadeck ist die ursprüngliche Bebauung für die untere bis mittlere Mittelschicht erhalten geblieben, die zumeist aus ein- bis zweigeschossigen Häuserzeilen mit kleinen Gärten besteht. Diese so genannten Echoppes sind bei der Bevölkerung heutzutage äußerst beliebt.
St. Genès im Südwesten ist großbürgerlich geprägt, während der Süden bis heute Wohngegend der Armen ist. Industrie und Gewerbe, Bahnlinien und wenig ansprechende Infrastruktur wie z. B. die zentralen Schlachthöfe prägen das Bild.
Das rechte Ufer ist nach Jahrzehnten der Vernachlässigung ins Blickfeld der Stadtplaner gerückt. Neben den traditionellen Vierteln Bastide und Benauge soll direkt gegenüber der Altstadtfassade ein vollständig neuer Wohnbezirk für die urbane Oberschicht gebaut werden.
Jenseits des Boulevards liegt im Norden das Viertel Lac ohne nennenswerte Wohnbebauung, im Nordwesten Caudéran, ein 1964 eingemeindeter Vorort mit lockerer Bebauung und einigen repräsentativen Villen. Hier liegt auch der Parc Bordelais, die größte Grünfläche der Stadt.
Agglomeration
Wie in fast allen französischen Ballungsräumen ist die Kernstadt Bordeaux von einem Ring eigenständiger Kommunen umgeben, die mit ihr untrennbar zusammen gewachsen, aber nicht eingemeindet worden sind. Während Bordeaux im 20. Jahrhundert insgesamt an Einwohnern eingebüßt hat, sind diese Vororte teilweise auf das zehnfache ihrer ursprünglichen Bevölkerung gewachsen. Die flächenmäßige Ausdehnung der Agglomeration ist insbesondere auf dem linken Garonne-Ufer bemerkenswert: Seit Jahrzehnten frisst sich die Stadt förmlich in den umgebenden Pinienwald hinein, immer wieder einen Gürtel aktuell bevorzugter Randwohnlagen vor sich herschiebend. Zum Flächenverbrauch trägt auch die fast durchweg niedrige Bebauung bei.
Der hochverdichtete Teil des Ballungsraumes liegt etwa zwischen Boulevard und Autobahnring. Die Schnittpunkte zwischen dem ringförmigen Boulevard und den Ausfallstraßen sind die so genannten Barrières. Diese bilden keineswegs deutliche Grenzen zwischen Bordeaux und der Vorstadt, sondern sind im Gegenteil auf Grund ihrer Verkehrslage zu kleinen Nebenzentren der Innenstadt geworden, deren eine Hälfte in Bordeaux liegt, die andere in den Nachbarkommunen Le Bouscat, Mérignac, Pessac, Talence, Villenave-d'Ornon oder Bègles, die außerdem über jeweils eigene Stadtzentren verfügen. Diese Orte weisen Bevölkerungssttärken zwischen 20.000 und 60.000 Einwohnern auf.
Außerhalb dieser Städte bzw. jenseits des Autobahnrings wird die Bebauung locker, die Einwohnerdichte geringer und das Durchschnittseinkommen höher. Einige Großeinrichtungen (Flughafen, Industrieansiedlungen) unterbrechen das gleichförmige Bild. Die in diesem äußeren Gürtel gelegenen Kommunen verzeichnen zwischen 5.000 und 15.000 Einwohner. Auf der gegenüber liegenden Seite der Garonne ist auf Grund des geringeren Platzangebotes der Übergang unvermittelt: Während nahe der Stadtgrenze in Lormont, Cenon und Carbon-Blanc Hochhausbebauung im größeren Stil herrscht, beginnt dahinter bereits der ländliche Raum.
Bevölkerung
Allgemeines
Bordeaux hat eine insgesamt günstige Bevölkerungsstruktur. Der Großraum ist seit jeher für Zuwanderer attraktiv gewesen, da Klima, Lebensumstände und Entfaltungsmöglichkeiten gegeben waren. Insbesondere die Bildungseinrichtungen, in geringerem Maße auch die neu angesiedelten Wirtschaftszweige haben bewirkt, dass die Einwohner verglichen mit nationalen Vergleichszahlen unterdurchschnittlich alt und überdurchschnittlich gebildet sind.
Die ethnische Zusammensetzung hat mit der Zeit einige Besonderheiten erfahren: Bordeaux galt über Jahrhunderte als Anlaufstelle portugiesischer und spanischer Exilanten, insbesondere politischer Flüchtlinge und in ihrer Heimat unter Repressalien leidender Juden. Darin liegt auch begründet, dass sich später überdurchschnittlich viele portugiesische Gastarbeiter in Bordeaux niederließen, die hier eine florierende Gemeinde aufgebaut haben. Migranten aus Nordafrika, heute überwiegend im Besitz der französischen Staatsbürgerschaft, spielen ebenfalls eine Rolle, jedoch bei weitem keine so große wie in den Ballungszentren von Paris, Lyon oder Marseille.
Das Selbstbild der Bordelais ist ausgesprochen regional geprägt: Als traditionsreiche Stadt mit langer geistig und politisch eigenständiger Tradition ist man hier stolz auf seine Herkunft und die besondere Lebensqualität. Durch die enorme Ausstrahlungskraft der Stadt in ihr großflächiges, relativ dünn besiedeltes Umland ist die regionale Bedeutung nie bestritten worden. In Bordeaux finden sich daher sehr viele Anhänger einer föderalen Einstellung und begegnen der Hauptstadt Paris und ihrer Einwohner mit einer gewissen Skepsis. Eine Rivalität besteht zudem mit Marseille, der anderen großen südfranzösischen Hafenstadt, was sich aber heutzutage zumeist nur noch bei Fußballderbys bemerkbar macht. Traditionell freundschaftliche Beziehungen pflegt Bordeaux mit Toulouse und Lyon.
Ursprünglich wurde in Bordeaux im Alltag ein okzitanischer Dialekt gesprochen, das so genannte Patois. Dieses ist heute vollständig zu Gunsten des Französischen aufgegeben worden. Zurück bleibt ein typischer, "südwestlicher" Akzent. Dieser verzichtet auf die Nasalaussprache oder deutet sie nur an. Zudem werden die Vokale oft heller und kürzer als im Standardfranzösischen ausgesprochen, wodurch sich auch das Sprachtempo erhöht.
Persönlichkeiten
Im 4. Jahrhundert lebte der Dichter Decimus Magnus Ausonius, Verfasser des berühmten in Latein geschriebenen Mosella, in Bordeaux und Umgebung. Papst Klemens V. war, bevor er 1305 zum Papst gewählt wurde, Erzbischof der Stadt.
Von 1557-1570 war der (Philosoph) Michel Eyquem de Montaigne Bürgermeister von Bordeaux. Ein weiterer Philosoph lebte und wirkte ebenfalls hier: Charles de Secondat, Baron de Montesquieu (†1755)
In Bordeaux verbrachte der Maler Francisco Goya seine letzten Lebensjahre (†1828).
Schließlich ist Bordeaux die Geburtsstadt zweier Schriftsteller: des Nobelpreisträgers François Mauriac (*1885) und Philippe Sollers (*1936).
Sehenswürdigkeiten

Sakralbauten
- Kathedrale St. André, gotischer Bau mit dem freistehenden Turm Pey-Berland
- Kirche Saint Michel (gotisch) mit freistehendem Turm (114m)
- Kirche St. Pierre (gotisch)
- Kirche Sainte Croix (romanisch)
- Kirche St. Seurin (gotisch) mit galloromanischer Krypta
- Kirche Notre-Dame (Barock) Ende 17. Jahrhundert
- Die Synagoge (Ende 19. Jahrhundert)
Profanbauten
- Das Grand Théâtre: Ende 18. Jahrhundert, klassizistischer Bau
- Le Palais Rohan : Ehemaliger Sitz des Erzbischofs de Rohan, seit 1837 Rathaus, Ende 18. Jahrhundert
- Die Grosse Cloche oder Porte Saint-Eloi: doppeltürmiges 41 m hohes Stadttor und ehemaliger Rathausturm, Ende 19. Jahrhundert renoviert.
- La Porte de Bourgogne oder Porte des Salinières (Mitte 18. Jahrhundert): ehemaliges Stadttor gegenüber der Brücke Pont de Pierre
- La Porte Cailhau: mittelalterlicher Wehrturm
- Palais Gallien, Überreste eines römischen Amphitheaters aus dem 3. Jahrhundert
Straßen, Plätze, Brücken
- La Place des Quinquonces mit dem Denkmal der Girondisten
- La Place du Parlement
- La Place de la Bourse : Mitte 18. Jahrhundert, großartiges architektonisches Ensemble
- Die Brücke Pont de Pierre
- Die Brücke "Pont d'Aquitaine" ist so konzipiert, dass Hochseeschiffe passieren können. Im Gegensatz zu früher liegen jetzt nur mehr Segelschiffe, Kriegsschiffe oder Kreuzfahrschiffe im Hafen von Bordeaux vor Anker.
2004 werden insgesamt 16 Kreuzfahrschiffe direkt in Bordeaux anlegen, vier weitere in den vorgelagerten Häfen von Verdon und Pouillac, erwartet werden dabei insgesamt etwa 13.000 Personen.
- Die Allées de Tourny, an deren Ende das Hôtel Meyer, erbaut 1796 für den Hamburger Konsul Mayer, hier weilte Hölderlin als Hauslehrer
- Das neue Stadtviertel Mériadeck
Museen
- Musée d'Aquitaine: Regionalmuseum
- Entrepôt Lainé: Sammlung moderner Kunst im alten Zollgebäude
- Centre Jean Moulin: Ausstellung über die Geschichte der Résistance
- Galerie des Beaux-Arts und Musée des Beaux-Arts: Kunstsammlung vor allem klassischer Gemälde
- Musée des Arts Décoratifs: Große und berühmte Sammlung zur Kunst der Inneneinrichtung
- Zollmuseum im Südflügel des Palais de la Bourse
Politik
- 1947-1995 Bürgermeister Jacques Chaban-Delmas
- 1995-2004 Bürgermeister Alain Juppé (Parteien: erst RPR dann UMP).
- 2004- Bürgermeister Hugues Martin UMP-UDF
Bordeaux gehört zum Gemeindeverbund Communauté Urbaine de Bordeaux.
Im Jahre 2004 besteht die Städtepartnerschaft zu München seit 40 Jahren.
Verkehr
Bordeaux ist seit jeher eine sehr verkehrsgünstig gelegene Stadt. Bereits zur Römerzeit kreuzten sich hier die Reichsstraßen und der Hafen gehörte zu den größeren seiner Zeit. Im Mittelalter verlief eine der Hauptrouten des Jakobswegs durch Bordeaux. Auch das napoleonische Straßensystem hatte in der Stadt einen seiner Knotenpunkte.
Der Straßenverkehr spielt in Bordeaux eine bedeutende Rolle: Der internationale Warenverkehr von Portugal und fast ganz Spanien wird über die Stadt geleitet. Im Sommer kommen mehrere Reisewellen von Individualurlaubern hinzu. Der private und gewerbliche Verkehr haben dazu geführt, dass Bordeaux bereits sehr früh ins französische Autobahnnetz eingebunden wurde. Hier kreuzen sich heute die A 10 (Paris-Bordeaux), die südlich über die N 10 nach Spanien weiterführt, die A 62 (Bordeaux-Toulouse-Narbonne), die A 63 (Bordeaux-Arcachon) zum Meer und seit 2004 auch die A 89 (Bordeaux-Lyon), die 2005 noch nicht durchgängig fertig gestellt ist.
Schon in der frühen Nachkriegszeit wurden die Verkehrsprobleme derart offensichtlich, dass ein durchgehender Autobahnring geplant wurde. Die A 10 wird seit 1967 über den Pont d'Aquitaine, eine gewagte Hängebrückenkonstruktion, geführt. Im Verlauf der siebziger und achtziger Jahre wurde der Ring geschlossen. Im Süden überquert dieser Ring, die so genannte Rocade, die Garonne über den Pont François Mitterand ein zweites Mal. Bis dahin wurde der Straßenverkehr ausschließlich über die beiden innerstädtischen Brücken (Pont de Pierre und Pont St. Jean) geführt.
Auch der Schienenverkehr hat in Bordeaux einen Knotenpunkt: Der Hauptbahnhof "Gare Saint-Jean" zeugt von der Bedeutung, die die Stadt bereits im vorvergangenen Jahrhundert hatte. Über Bordeaux verläuft die wichtige Achse Paris-Irun, heute in ihrer ganzen Länge vom TGV bedient. Zwischen Paris und Bordeaux ist sie fast durchgängig als Schnellstrecke ausgebaut. Zudem verfügt die Stadt auf der rechten Garonneseite über einen weiteren Bahnhof, den "Gare de la Benauge". Mit dem Bau des Pont St. Jean (heute Eisenbahn- und Straßenbrücke) konnte der Hauptbahnhof zum Durchgangsbahnhof ausgebaut werden. Der Gare d'Orleans, Sackbahnhof auf dem gegenüber liegenden Ufer, verlor dadurch seine Funktion und wurde aufgegeben. In dessen zwischenzeitlich vom Abriss bedrohten Gebäude ist heute ein Multiplexkino untergebracht.
Der Luftverkehr gewinnt in Bordeaux zunehmend an Bedeutung. Der Flughafen befindet sich in Mérignac im Westen des Ballungsraums und kann mit einem Zubringerbus erreicht werden. In den neunziger Jahren hat der Flughafen seine Kapazitäten bedeutend erweitert, indem ein neues Abfertigungsgebäude errichtet wurde. Über Mérignac werden auch Güter abgefertigt.
Die Schifffahrt spielte in Bordeaux immer eine heraus ragende Rolle. Zeitweise der größte Hafen Frankreichs, ist die Stadtmitte heute nur noch Anlaufziel von Kreuzfahrtschiffen und Ausflugsbooten. Die Hafenanlagen befinden sich heute außerhalb des Stadtgebiets in einem Streifen von Ambès bis Le Verdon. Für Diskussionen hat der Bau des Airbus A 380 gesorgt, der teilweise in Toulouse gefertigt wird: Für den Transport der Bauteile auf der Garonne wurde erwogen, den historischen Pont de Pierre baulich anzupassen, d. h. die Brückenbögen teilweise zu verbreitern, was Konservatoren, die sich die Macken in der Brücke deutlich vorstellen konnten, auf den Plan rief.
Der ÖPNV hat sich seit einiger Zeit gemausert: Durch die TBC werden zahlreiche Bus- und seit 2003 wieder Sraßenbahnlinien (Linie A, B, C) betrieben. Die Straßenbahnen verfügen dabei über ein neu entwickeltes System, durch welches in der Innenstadt die Oberleitungen aus ästhetischen Gründen in den Boden verlegt werden konnten. Die Entscheidung fiel, als die Buslinien im Dauerstau nicht mehr vorwärts kamen und der Bau einer U-Bahn aus Kostengründen abgelehnt wurde. Aufgrund der fortdauernden Bauarbeiten an den Schienenverläufen kann es vor allem an den Ausfallstraßen zu erheblichen Staus kommen.
Sport
Fußballmannschaft: Girondins de Bordeaux.
Weblinks
- Offizielle Webseite : www.mairie-bordeaux.fr
Siehe auch: Arrondissement Bordeaux, Kommunen im Département Gironde