Vinland-Karte
Als Vinland-Karte wird eine berühmte und umstrittene
Weltkarte bezeichnet.
Sie nennt Bjarni und Leif als Entdecker Vinlands, und damit Amerikas. Sie wäre die früheste Karte, die die Küste Nordamerikas kartiert. Sie zeigt neben Afrika, Asien und Europa drei Inseln im Nordatlantik mit den Namen "Isoland Ibernica" (Island), "Grouelanda" (Grönland) und Vinland mit dem Text "Vinilanda Insula a Byarno reperta et leipho sociis" (in etwa: "Die Insel Vinland, von den Gefährten Bjarni und Leif entdeckt") sowie einem weiteren Text, der ebenfalls einen "Leif" erwähnt, der aber nicht mit Leif Eriksson identisch ist, sondern mit einem späteren Bischof gleichen Namens. Beide Texte entsprechen dem Inhalt gesicherter isländischer Sagas und anderer Quellen.
Die Karte lässt sich leider nur bis in Jahr 1957 oder 1958 zu einem Buchhändler aus Barcelona zurückverfolgen, der sie, zusammengebunden mit der "Tartarenrelation" (Hystoria Tartarorum), zum Verkauf anbot. Die Tartarenrelation beschreibt die Missionsreise eines Franziskaners zu den Mongolen in den Jahren 1245-1247. Seit 1965 ist der Besitzer der Karte die Yale Universität und ihr Wert wird auf 18 Millionen US-Dollar geschätzt.
Dass die Wikinger Amerika, genauer Neufundland, erreichten ist zwischenzeitlich archäologisch gesichert. Das auf der Karte dargestellte Vinland könnte durchaus als Neufundland identifiziert werden.
Echt oder Fälschung
Das Pergament der Karte ist zweifelsfrei echt. Die Radiokarbonuntersuchung datiert es auf ca. 1434. Anhand der Wurmlöcher ließ es sich als Teil des "Speculum historiale" des Vinzenz von Beauvais identifizieren. Damit klärte sich auch ein zuvor unverständliches Textfragment auf dem Pergament, der die Karte als "delineatio prima pars secunda pars tertia partis speculum" bezeichnet, was etwa "eine Karte, erster, zweiter, und dritter Teil des Speculum" heißen kann, ohne Kenntnis des Ursprungs des Pergaments aber keinen Sinn ergibt. Weder die Echtheit des "Speculum historiale" noch der "Tartarenrelation" wurden je in Zweifel gezogen.
An den Zeichnungen auf der Karte bestehen jedoch Zweifel. Die chemischen Analysen der Tinte ergaben das Titandioxid Anatas als Bestandteil, das vor 1923 nicht verwendet wurde. Im Juli 2002 stellte man mit der Nutzung der Ramanspektroskopie erneut fest, dass die Zeichnungen auf der Karte nicht vor 1923 stammen können. Andereseits scheint Anatas nach neuesten Ergebnissen in einzelnen Klöstern schon im 15. Jahrhundert benutzt worden zu sein, oder genauer: Es kann sich bei einer bestimmten Tintenrezeptur, die Galle benutzt, bilden.
Auch die genaue Darstellung Vinlands und besonders Grönlands als Insel ist ungewöhnlich, andere Karten zeigen Grönland noch Jahrhunderte später als nach Norden unbegrenzt. Auch scheinen diese drei Inseln außerhalb der ansonsten durch die Küstenlinen vorgegebenen Kartengrenzen zu liegen.
Somit ist die Kontroverse um die Vinlandkarte wieder voll entbrannt, nachdem sie der Mehrheit der Fachwelt über Jahrzehnte als Fälschung galt.
Spekulationen
Der pensionierte U-Boot-Kommandant Gavin Menzies geht sogar soweit, dass er die geographische Information auf der Vinlandkarte chinesichen Seefahrern zuschreibt, die nicht nur Amerikas Ostküste entdeckten, sondern zumindest auf dem Heimweg Grönland und Sibirien nördlich umsegelten, und dieses Wissen an einen Portugiesen weitergaben, der es nach Europa brachte. Angesichts zahlreicher noch zu beweisender Annahmen, auf denen diese These basiert, erscheint sie jedoch hoch spekulativ.
Weblinks
- http://www.mysteria3000.de/archiv/d/vinland.htm
- http://www.henry-davis.com/MAPS/LMwebpages/243.html Abbildung der Karte
- http://www.bnl.gov/bnlweb/pubaf/pr/2002/bnlpr072902a.htm Auf englisch, aber unter dem "Download"-link findet sich ein 3000x2000 pixel jpeg-Faksimile der Karte (Vorsicht, 2.5MB!)
- Vinlanda: The Vinland Map on the Web
- Images from L'Anse aux Meadows
- http://www.neufundlandundlabrador.com/viking.html
- The National Museum of Natural History - Smithsonian Institution, Vikings: The north atlantic saga
- The National Museum of Natural History - Smithsonian Institution: Searching for archeological evidence of Vikings in Labrador and Newfoundland
- "Was Vinland in Newfoundland?"
- 2003-11-28, Science Daily: Vindication For Vinland Map: New Study Supports Authenticity Quote: "...Recent conclusions that the storied Vinland Map is merely a clever forgery are based on a flawed understanding of the evidence...Norse explorers charted North America long before Columbus...these elements raise serious doubts about the possibility of forgery..."
- Brookhaven National Laboratory: Scientists Determine Age of New World Map. “Vinland Map”, “Vinland Map” hi-res image of the map,2.5 Mb Quote: "...date of 1434 A.D. plus or minus 11 years...Recent testing, however, only revealed trace quantities of titanium, whose presence may be a result of contamination, the chemical deterioration of the ink over the centuries, or may even have been present naturally in the ink used in medieval times. Another recent study detected carbon, which has also been presented as evidence of a forgery. However, carbon can also be found in medieval ink. Current carbon-dating technology does not permit the dating of samples as small as the actual ink lines on the map...."
- BBCNews, 30 July, 2002, Fresh doubt over America map
- Nature, 1 August 2002: New fight over old map. Debate over oldest map of America flares again
- Welcome to The Ohio State Univ. Department of Economics: The Vinland Map, Some "Finer Points" of the Debate, J. Huston McCulloch, August, 2001
- 2002, Brief Communication: Haplogroup X Confirmed in Prehistoric North America (PDF) Quote: "...The presence of haplogroup X in North America might also be due to recent European admixture...Most of these hypotheses have been refuted by more recent research. Derenko et al. (2001) reported the presence of haplogroup X in Altaian populations from southern Siberia...The most convincing evidence that haplogroup X is not the result of Viking or even more recent European admixture..."
- Web archive backup: Page 1 May 2001 New Spin on the New World Scientists are rewriting American history, changing our perceptions of the New World before 1492.
- Web archive backup: Page 2 May 2001 New Spin on the New World næsten mirror The X-Files: DNA evidence shows that some Native Americans might have come from Europe. Quote: "..."One dates between 20 and 30 thousand years ago and the other corresponds roughly to 12 to 17 thousand years ago." But Brown notes the distribution of X today supports the later date...."And while A, B, C, and D, are found in Mexico, Central America, and South America, X is not."..."