Zum Inhalt springen

Wasserfahren

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. Januar 2008 um 22:10 Uhr durch Zollernalb (Diskussion | Beiträge) (Revert auf Version von Benutzer:213.180.183.114 (6. Nov. 2007, 15:10). Bitte WP:WEB beachten). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Wasserfahren (Weidlingfahren) ist eine Rudersportart, welche in der Schweiz und hauptsächlich in den Regionen Bern, Zürich, Aargau und Basel ausgeführt wird.

Grundlagen

Zum Wasserfahren benötigt man ein Schiff, Weidling genannt, ein Ruder, eine Ruderhalterung, den Steckling oder Rudernagel oder Leist genannt, und einen Stachel oder Schalte, dies ist ein Holzholmen mit einem Eisenzacken.

Mit den Weidling traversiert man Flüsse und/oder benützt sie für Talfahrten bzw. mit dem Stachel für Flussaufwärtsfahrten. Der Weidling wurde früher aus Holz gefertigt, besteht aber heute vorwiegend aus Kunststoff. Ein Weidling ist in der Regel 10 Meter lang und hat ein Gewicht von etwa 320 Kilogramm. Daneben gibt es noch das Langschiff, welches es auf 15 Meter Länge und 1700 Kilogramm Gewicht bringt. Der Weidling entwickelte sich mit den Jahren aus den Jag-Schiffen, Nauen oder Fischerbooten (s. Schiffstypen).

Normalerweise besteht die Besatzung aus zwei im Schiff stehenden Männern/Frauen, einem Steuermann hinten im Weidling und einem Vorderfahrer vorne im Boot, welches man Paarfahren nennt. Ein Weidling kann auch nur durch den Steuermann alleine gefahren werden, welches man Einzelfahren nennt. In diesen zwei Fahrarten finden Wettkämpfe statt.

Daneben gibt es auch das Schlagruderfahren mit einer alljährlich in Basel stattfinden Schlagrudermeisterschaft. Dazu bringt man im Weidling Bänke an und bewegt das Boot mittels galeerenartigem Rudern vorwärts. Beim Weidling sind dies 4 Mann und ein Steuermann, beim Langschiff gar 8 - 10 Mann, zwei Steuerleute und ein Taktmann.

Ursprung/Geschichte

Das Wasserfahren geht auf die frühere Flösserei zurück, welche auf den schiffbaren Flüssen der Schweiz ab Zürich, Bern und Konstanz stattfand. So wurde schon um 1200 diese Art der Fortbewegung in der Koblenzer Zollverordnung erwähnt.

Die Fischer und die Schiffer organisierten sich in Zünften, welche ihre Berufe sehr ernst nahmen. So konnte z.B. im Spätmittelalter in Basel eine Lehrzeit als Schiffer bis zu vier Jahre dauern, bevor er in der Zunft aufgenommen wurde.

Aus diesen Zünften wurde ab 1820 eine Art Genietruppen gebildet, welche ab 1850 in der schweizerischen Armee als Pontoniereinheiten und Sappeure für Flussüberquerungen und den Brückenbau eingesetzt wurden.

Ab 1869 wurden die ersten Wasserfahrvereine gegründet und man wandte sich vom nur militärischen Gebrauch ab und nutzte das Wasserfahren auch als Sport und als Wettkampf.

Als Grundstütze der militärische Ausrichtung bilden die Vereine auch heute noch zukünftige Pontoniere in vormilitärischen Kursen aus.

Vereine und Verband

In der Schweiz gibt es 29 Wasserfahrvereine, welche sich im Schweizer Wasserfahrverband (SWV) zusammengeschlossen haben. Dieser Verband gehört auch dem Swiss Olympic an. Daneben gibt es noch den militärischen Schweizerischen Pontonierfahrverband (SPFV). Diese beiden Verbänden vereinigen 2000 bis 2500 aktive Wasserfahrer.

Als erster Wasserfahrverein wurde im Jahre 1869 der Limmat Club Zürich gegründet und in den Jahren 1876, 1883 und 1884 folgten die Vereine Rhein-Club Rheinfelden, Rhein-Club Basel und Fischer-Club Basel. Der bisher letzte gegründete Verein ist der WFV Rupperswil.

Ein Unterverband des Schweizer Wasserfahrverbandes ist der Aargauer Wasserfahrverband. Diesem Kantonalverband gehören die 7 Aargauer Clubs, Limmat Club Baden, Nautischer Club Aarburg, Rhein-Club Rheinfelden, WFV Rupperswil, WFV Ryburg Möhlin, WSC Bremgarten und der WSV Aarau an. An jedem grossen Schweizer Fluss liegt somit mindestens ein Verein aus dem Aargau. Die Aargauer Wasserfahrer treffen sich einmal im Jahr zur Kantonalen Delegiertenversammlung. Ebenso wird jährlich ein Kantonales Wettfahren ausgetragen. Dieses Wettfahren wird im Turnus durch jeden Aargauer Verein organisiert. Der jährliche Jugendtag wird von allen Schüler, Jungfahrer und Junioren besucht. Auch dieser Tag wird im Turnus durch alle Vereine organisiert.

Dank der Öffnung der Vereine auch für "Nichtschiffer und Fischer" konnten die Vereine bis in die heutige Zeit überleben und nur gerade zwei Vereine wurden aufgelöst. Da sich aber viele Vereine gegen die Aufnahme von weiblichen Aktivmitgliedern wehren, gibt es in der Schweiz nur wenige Wasserfahrerinnen. Als Hauptgrund wird ihre kräftemässige Unterlegenheit genannt.

Neben dem gemütlichen Beisammensein und dem Wettfahren finden auch traditionelle Anlässe wie Fern-, Ferien- oder Talfahrten statt. Die bekannteste Talfahrt ist wohl die Hirsebreifahrt von Zürich nach Strassburg in Frankreich, welche in den Jahren 1456, 1576, 1976, 1986, 1996 und 2006 stattfanden.

Wettfahrten

Jeder Verein besucht pro Saison 7-10 Wettfahrten, wobei diese von den einzelnen Wasserfahrvereinen selber organisiert werden. Um an diesen Fahrten teilnehmen zu können, muss der Wasserfahrer eine gültig Lizenz des Schweizer Wasserfahrer Verbandes, welche alljährlich erneuert werden muss, oder eine Lizenz der Pontoniere besitzen.