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Derfflinger (Schiff, 1914)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Baudaten
Bauwerft: Blohm & Voss, Hamburg
Bau-Nr. 213
Auf Kiel gelegt: Januar 1912
Taufe: 14. Juni 1913
Stapellauf: 12. Juli 1913
Indienststellung: 1. September 1914
Schwesterschiffe: SMS Lützow, SMS Hindenburg
Schicksal: 21. Juni 1919 in Scapa Flow selbstversenkt
Technische Daten
Wasserverdrängung: Konstruktion: 26.600 t
Maximal: 31.200 t
Länge: 210,4 m
Breite: 29 m
Tiefgang: 9,6 m
Antrieb: 18 Doppelenderkessel
(14 kohle-, 4 ölgefeuert)
2 Satz direktwirkende Turbinen
4 Schrauben Ø 3,9 m,
63.000 PS
Geschwindigkeit: 26,5 Knoten
Reichweite: 5.600 Seemeilen bei 14 Knoten
Besatzung: Frieden: 44 Offiziere und 1.068 Mannschaften / Krieg: 1.390
Bewaffnung: 8x 30,5 cm L/50 Sk (Schnellladekanonen)
in 4 Zwillingstürmen,
12 x 15 cm L/45 Sk
in Kasematten,
8 x 8,8 cm Flak,
4 x 8,8 cm Sk,
4 x 50 cm-Torpedorohre
Panzerung (mm): Panzerquerschott (PzQ) 100, 250, 250; Gürtelpanzer (Seite) 100 bis zu 300, Kasematten 150, Zitadelle 230-270, Türme vertikal 270 - horizontal 110, Schilde 70; Horizontalpanzerschutz: (Decks) seitliche Aufbaudecks über Kasematten 50; Oberdeck 20 - 25; achtern 80, sonst 30 - 40 einschl. Böschungen; Schwere Artillerie (SA) Barbetten 260; vorderer Kommandostand vertikal 350 - horizontal 130, hinterer Kommandostand vertikal 200 - horizontal 50, Unterwasserschutz: Torpedoschott 45;
Baukosten: 56 Millionen Goldmark
Kommandanten
Kapitän zur See Ludwig von Reuter September 1914 - September 1915
Kapitän zur See Hartog September 1915 - ??

SMS Derfflinger war ein Großer Kreuzer (Schlachtkreuzer) der deutschen Kaiserlichen Marine, benannt nach dem brandenburgischen Generalfeldmarschall Georg Freiherr von Derfflinger. Sie war zugleich Namensgeber für die Derfflinger-Klasse. Die Derfflinger gehörte zu Admiral Franz Hippers 1. Aufklärungsgruppe.

Konstruktion

Die Derfflinger war das Typschiff der Derfflinger-Klasse, die aus drei Einheiten bestand und auf das Einzelschiff SMS Seydlitz folgte.

War die Seydlitz noch von der Konstruktion eine Fortsetzung der älteren Schlachtkreuzern der kaiserlichen Marine, so war mit der Derfflinger eine vollkommen neue Konstruktion erarbeitet worden.

Die Hauptunterschiede zu den Vorgängerschiffen lag vor allem in der Steigerung des Kalibers der Hauptartillerie von 280 mm auf 305 mm. Damit lag man zwar noch unter dem Kaliber der vergleichbaren britischen Schlachtkreuzer, jedoch waren die deutschen Granaten von besserer Qualität und ihre Durchschlagskraft den britischen Gegenstücken vollkommen ebenbürtig, da die deutschen Geschütze eine größere Mündungsgeschwindigkeit hatten.

Eine weitere Neukonstruktion war die Anordnung der Hauptartillerie in der Mittelschiffslinie. Hierbei wurden die Türme jeweils am Bug und am Heck hintereinander angeordnet, so dass die inneren Türme die äußeren überschiessen konnten. Die Vorgängerschiffe hatten noch eine asymmetrische Anordnung im Mittelschiff mit seitlich versetzten "Flügeltürmen" besessen.

Die Derfflinger war ferner der erste Schlachtkreuzer, der über eine Glattdeckbauweise verfügte. Alle Vorgängerschiffe hat vom Bug bis zum Heck eine absteigende Decksanzahl. Sie war damit mit ihren Schwestern das einzige Großkampfschiff der kaiserlichen Marine, das in Dienst gestellt wurde, das diese Neuerung besaß. Diese Bauweise war dadurch nur möglich geworden, daß man das Schiff in Vergleich zu den Vorgängern deutlich verlängerte und dadurch eine lange Back erzielte, welche die Geschütze vor dem überkommenden Wasser schützen konnte.

Gleichzeitig wurde ihr Bug ebenfalls neu konstruiert und war über der Wasserlinie vollkommen senkrecht ausgelegt worden. Die Schiffe der Derfflinger-Klasse waren dadurch sehr elegant geschnitten und wurden als die schönsten Großkampfschiff der kaiserlichen Marine angesehen.

Im Laufe des Krieges wurde der schmale Röhrenmast entfernt und durch einen Dreibeinmast ersetzt, wie ihn die neuesten deutschen Großkampfschiffe besaßen, um einen Artillerieleitstand und einen Beobachtungsstand aufzunehmen.

Die Schlachten an der Doggerbank und im Skagerrak hatten die vortreffliche Standfestigkeit der Derfflinger unter Beweis gestellt und gleichzeitig das britische Missverhältnis zwischen Panzerung auf der einen und Hauptartillerie und Maschinenanlage auf der anderen Seite gezeigt. In beiden Schlachten war das Schiff erheblich beschädigt worden, konnte jedoch die Heimreise mit eigener Kraft antreten und war nach kurzer Werftüberholung voll einsatzbereit. Spätere Bewertungen kamen zu dem Urteil, dass die Derfflinger ihren britischen Pendants ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen gewesen ist.

Dieses vortreffliche Verhältnis zwischen Panzerung, Geschwindigkeit und Hauptbewaffnung konnte von einigen Schwächen, wie der geringeren Geschwindigkeit und dem Geschossgewicht einer Breitseite gegenüber gleichaltrigen britischen Schiffen, nicht aufgewogen werden.

Einziges Manko der Schiffe der Derfflinger-Klasse war jedoch der Torpedoraum im Bug, der dem Schwesterschiff SMS Lützow in der Skagerrakschlacht zum Verhängnis werden sollte.

Geschichte

Beim Stapellauf am 14. Juni 1913 ereignete sich eine Panne: das Schiff blieb nach wenigen Zentimetern stecken und saß fest. Erst am 12. Juli wurde das Schiff schließlich zu Wasser gelassen. Taufpate und Taufredner war General August von Mackensen.

Die Derfflinger hatte ihren ersten Einsatz am 16. Dezember 1914 beim Angriff auf die britische Küste bei Scarborough. Am 25. Januar 1915 war die Derfflinger am Gefecht auf der Doggerbank beteiligt, wo das Schiff einen Treffer erhielt. Am 31. Mai 1916 nahm die Derfflinger an der Skagerrakschlacht teil. Dort trug sie zur Versenkung der britischen Schlachtkreuzer HMS Queen Mary und HMS Invincible bei, musste aber im Gefecht selbst zahlreiche schwere Treffer hinnehmen. Schwer beschädigt und mit 157 toten Besatzungsmitgliedern erreichte die Derfflinger trotz Einbruchs von ca. 3000t Wasser noch aus eigener Kraft Wilhelmshaven. In dieser Schlacht verfeuerte sie die größte Anzahl großkalibriger Granaten aller deutschen Schiffe, nämlich 385 Stück 30,5 cm und 235 Stück 15 cm, wobei 4 der schweren Geschütze unbrauchbar wurden. Die britischen Seeleute gaben ihr infolge dieser Schlacht den Spitznamen "Iron dog" (dt.: Eiserner Hund). In Kiel erfolgten bis zum November 1916 die erforderlichen Reparaturen. Bis Kriegsende nahm die Derfflinger jedoch an keinen wesentlichen Einsätzen mehr teil.

Nach Ende des Krieges wurde die Derfflinger im November 1918 zusammen mit mehr als siebzig Kriegsschiffen der kaiserlichen Flotte in Scapa Flow interniert. Als feststand, dass die Schiffe nicht wieder zurückgegeben würden, kam es dort am 21. Juni 1919 auf Befehl von Konteradmiral Ludwig von Reuter zur Selbstversenkung der deutschen Hochseeflotte, bei der auch die Derfflinger ihr Ende fand.

Das Wrack wurde erst im November 1939 gehoben, die Abwrackarbeiten mussten allerdings wegen des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs bis 1948 verschoben werden, weil die Werft in Rosyth für den Kriegsbetrieb benötigt wurde. Sie war das letzte Kriegsschiff der in Scapa Flow selbstversenkten deutsche Flotte, das gehoben wurde. Am 30.8.1965 wurden dem deutschen Marieneattaché die geborgene Schiffsglocke und das Dienstsiegel der Derfflinger zum Zeichen der Völkerversöhnung überreicht.

Schwesterschiffe waren SMS Hindenburg, die ebenfalls in Scapa Flow selbstversenkt wurde, und SMS Lützow, die am 1. Juni 1916 auf dem Rückmarsch von der Skagerrakschlacht aufgegeben und von einem deutschen Torpedoboot versenkt werden musste.

Bilder

Siehe auch

Literatur

  • Siegfried Breyer, Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905 - 1970, J.F. Lehmanns Verlag, München 1970, ISBN 3-88199-474-2