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Stuttgart 21

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Das Projekt Stuttgart 21 besteht aus einem Eisenbahnprojekt der Deutschen Bahn AG und einem städtebaulichen Projekt der Landeshauptstadt Stuttgart.

Das Eisenbahnprojekt umfasst die Umgestaltung des bisherigen Stuttgarter Hauptbahnhofs, ein Kopfbahnhof, zu einem unterirdischen Durchgangsbahnhof und den kompletten Umbau des Eisenbahnknotens Stuttgart.

Das heutige Empfangsgebäude ist denkmalgeschützt und wurde vom Architekten Paul Bonatz entworfen und zur Zeit des Ersten Weltkrieges von 1914 bis 1918 gebaut.

Durch das Projekt Stuttgart 21 wird eine Fläche von ca. 100 ha in der Stuttgarter Innenstadt, die bislang von den Gleisen beansprucht wurden, zur städtebaulichen Nutzung frei. Nach dem Sieger-Entwurf des Architekturbüros Trojan, Trojan und Neu sollen diese Flächen als urbaner Platz für Wohn- und Geschäftsgebäude genutzt werden.

Das Eisenbahnprojekt Stuttgart 21 wird nach Angaben der DB ProjektBau GmbH auf ca. 2,6 Mrd. EUR (Preisstand 1998) veranschlagt. Mehrere Zeitungen (u.a. die Stuttgarter Zeitung) berichteten am 29. Oktober 2004 von einer neu vorliegenden Kostenberechnung der Bahn, demzufolge von einer Kostensteigerung auf 2,8 Mrd. EUR auszugehen ist (Preisstand 2005). Zudem seien Fördergelder der EU-Kommission von bis zu 20 % der Baukosten zu erwarten.

Das Projekt besteht aus 7 Teilabschnitten:

  • Der Abschnitt 1.1 hat den Umbau des Hauptbahnhofes zum Gegenstand. Hierfür werden Teile des unter Denkmalschutz stehenden Bahnhofs von Paul Bonatz abgebrochen. Der Neubau soll nach den Plänen des Architekturbüros Ingenhoven, Overdiek und Partner erfolgen, das den Architektenwettbewerb gewonnen hatte. Der [Planfeststellungsbeschluss] wird vom [Eisenbahnbundesamt] voraussichtlich im [Januar 2005] erlassen.
  • Abschnitt 1.2 (Fildertunnel) schafft die Verbindung zwischen Stadtmitte und Filderhochfläche mit einem rund 9,5 km langem Tunnel.
  • Der Abschnitt 1.3 (Filderbahnhof) sieht einen ICE-Bahnhof am Flughafen Stuttgart vor.
  • Der Abschnitt 1.4 verbindet das Projekt Stuttgart 21 mit dem Anschlussprojekt NBS Wendlingen-Ulm.
  • Der Abschnitt 1.5 beinhaltet die Zuführung Feuerbach und Bad Cannstatt.
  • Abschnitt 1.6a beinhaltet die Zuführung nach Obertürkheim und Untertürkheim.
  • Abschnitt 1.6b schafft einen neuen Abstellbahnhof in Stuttgart-Untertürkheim.

Über den Baubeginn für Stuttgart 21 soll nach Vorliegen einer abschließenden Wirtschaftlichkeitsuntersuchung, die für Mai 2005 vorgesehenen ist, entschieden werden. Von einem Baubeginn ist nicht vor 2006, von einer Inbetriebnahme von Stuttgart 21 ist nicht vor 2015 auszugehen.

Das Projekt Stuttgart 21 ist wie das Anschlussprojekt, die Neubaustrecke (NBS) Wendlingen-Ulm, ein wichtiges europäisches Infrastrukturprojekt und wird deshalb von der EU kofinanziert. Das Projekt ist Teil einer neuen Hochgeschwindigkeitstransversale, die von Paris über Straßburg, Stuttgart, Wien und Bratislava nach Budapest verlaufen soll.

Kritik

Das Projekt ist betrieblich sowie wirtschaftlich umstritten.

Kritiker wie der Verein "Leben in Stuttgart" oder der Bündnis 90/Die Grünen-Landtagsabgeordnete Boris Palmer halten das Projekt für zu teuer und kämpfen weiter für ein Alternativkonzept, das auf die Beibehaltung des Kopfbahnhofs in Stuttgart setzt. Übereinstimmung besteht zwischen Projektbefürwortern und Projektgegnern jedoch darin, dass die Bahnanlagen in Stuttgart in ihrer jetzigen Form nicht zukunftsfähig sind und erhebliche Investitionen erforderlich sind. Die Mitte der 90er Jahre prognostizierten Zahlen (Erlöse aus Grundstücksverkauf, Zuschüsse, Schienenverkehrszuwachs, etc. - ausgenommen die Baukosten) wurden lange Zeit weder korrigiert noch einer aktuelleren sachlichen Prüfung unterzogen. Die Finanzierung ist nicht - entgegen den Behauptungen der Befürworter - in Gänze gesichert. Die EU-Gelder sind nicht zugesagt - es ist allenfalls förderungsfähig.

Das Projekt Stuttgart 21 taucht nicht im Bundesverkehrswegeplan auf. Das Anschlussprojekt, die NBS Wendlingen-Ulm als Teil der ABS/NBS Stuttgart-Augsburg ist jedoch aufgeführt, inklusive der "Einbindung in den Knoten Stuttgart".

Das Projekt war auch ein Thema bei den Stuttgarter Oberbürgermeisterwahlen im Oktober 2004. Der wiedergewählte Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster hält einen Bürgerentscheid bei Stuttgart 21 für möglich.