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Hijra

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Hijra nennt man Männer oder männliche Scheinzwitter einer festumrissenen indischen Gruppe, die meistens weder eine eindeutig weibliche noch eine eindeutig männliche Geschlechtsidentität haben.

Lebensform

Hijras leben meistens in eigenen, recht disziplinierten Gemeinschaften und nicht wie gewöhnliche Frauen in der indischen Gesellschaft. Sie unterziehen sich meistens einer rituellen Kastration und Penektomie oder streben sie wenigstens an, da sie nur dann als ganz von ihrer Schutzgöttin „Bahuchara Mata“ angenommen und damit selbst zu einer wirksamen Segnung oder Verfluchung anderer fähig gelten.

Mitglieder dieser Gruppe bilden der hinduistischen Gesellschaft entsprechende Lebens- und Wirtschaftsgemeinschaften, denen eine Guru vorsteht. Diese muss für die materiellen und spirituellen Bedürfnissen ihrer Schülerinnen Sorge tragen und hat dafür ein Anrecht auf deren Einnahmen und Loyalität.

Traditionell verdienen Hijras ihren Lebensunterhalt durch Tanzen und Segnungen auf Hochzeiten, bei Hauseinweihungen und nach der Geburt von Söhnen. Diese Quelle von Geld und Anerkennung ist zwar immer weniger ertragreich und kann kaum mehr eine Hijra-Gemeinschaft ernähren, bleibt aber identitätsstiftend. Nur wenige andere Berufe stehen den Hijras offen und viele arbeiten daher als Prostituierte.

Einmal im Jahr treffen sie sich zu einem zweiwöchigen Festival in dem südindischen Dorf Kuvagam.

Identitätsverständnis

Obwohl der Anschluss an eine Hijra-Gemeinschaft für viele transsexuelle Frauen und Mädchen sowie hermaphroditisch Geborene geradezu zwangsläufig ist, hat er auch stark religiöse Züge. Mit westlichen Trans-Frauen ist ihr Identitätsgefühl nicht gleichzusetzen, obwohl in jüngerer Zeit immer mehr Verbindungen entstehen. Einige wenige Hijras versuchen nicht, möglichst weiblich zu erscheinen, sondern zeigen trotz ihrer traditionell weiblichen Kleidung durchaus ein männliches Erscheinungsbild. Manche bekennen sich zum Islam, Buddhismus, hinduistischen Richtungen oder dem Christentum, aber alle verbindet die Anhängerschaft an die Göttin „Bahuchara Mata“, unter deren Schutz sie stehen und deren Kraft sie verkörpern. Dabei gibt es einige Parallelen zu den antiken Galloi des Kybele-Kultes, wie beispielsweise die Verbindung mit Mächten der Fruchtbarkeit und Transformation und hier insbesondere den durch die in der Regel ausgeführte rituelle Kastration mit Penektomie erreichten Verlust verbunden mit dem Opfer der eigenen physischen Fruchtbarkeit.

Literatur

  • Serena Nanda: Neither Man nor Woman - The Hijras of India, Wadsworth (1998) – ISBN 0-534-50903-7
  • Fels, Eva: Auf der Suche nach dem dritten Geschlecht, Promedia, Wien (2005) – ISBN 3-85371-233-9
  • Meena Balaji (and others), As told to Ruth Lor Malloy: Hijras: Who We Are, eBook Publisher tdc Marketing and Management Consulatation (2000/2001)
  • Sharma, Satish K.: Hijras – the labelled deviants, Gian Publ. House, Neu Dehli (2000) – ISBN 81-212-0266-3

Siehe auch