Zeugen Jehovas
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Zeugen Jehovas sind eine im 19. Jahrhundert von Charles Taze Russell in den Vereinigten Staaten von Amerika gegründete christliche Religionsgemeinschaft. Im Allgemeinen werden Zeugen Jehovas von Kritikern als Sekte bezeichnet. Da eine Sekte laut Definition eine Absplitterung der katolischen Kirche ist, trifft dies auf die Zeugen Jehovas nicht zu. Sie sind auch in vielen Ländern von staatlicher Seite als Religion anerkannt.
Den Namen Jehovas Zeugen benutzt die zuvor als "Bibelforscher", "Ernste Bibelforscher" oder "Internationale Bibelforscher" bekannte Religionsgemeinschaft seit 1931. Der Name wurde Aufgrund der Aussage von Jesaja 43:10 gewählt, in dem Jehova die Gott treuen Christen als seine Zeugen in der Streifrage gegen Satan bezeichnet. Die Ursprünge leiten sich aus einer Gruppe um Charles Taze Russell und den späteren Leserkreis der von Russell herausgegebenen Zeitschrift "Zion's Watch Tower" (heute: "Der Wachtturm") her.
Russell gründete zur Proklamation seiner stark adventistisch geprägten Lehren einen Verlag (Watch Tower Society) und gab vor allem den "Wachtturm" (englisch: 1879) heraus.
In Deutschland gibt es Zeugen Jehovas offiziell seit 1903, als in Elberfeld ein Zweigbüro eröffnet wurde. Zwischenzeitlich gab es ein Zweigbüro in Magdeburg und Wiesbaden. Heute befindet es sich in Selters im Taunus und Berlin. Der Wachtturm auf Deutsch erscheint seit 1897.
Im Jahr 2002 gab es ca. 6 Millionen aktive Zeugen Jehovas weltweit, davon wurden ca. 165.000 in Deutschland gezählt. Diese Angaben stammen von der offiziellen Webpräsenz der Zeugen Jehovas, aktuelle Zahlen werden jedes Jahr im Dezember im Wachtturm (Ausgabe 1. Januar jeden Jahres) veröffentlicht.
Zentrale Lehrsätze
Angebetet wird nur der allmächtige und ewige Gott, der einen Namen hat: Jehova (Mathäus 6,9-10). Er hat die Erde und das Leben darauf erschaffen und den Menschen (4026 v. Chr., warscheinlich im Herbst) in einen paradiesischen Garten (östlich von Enden). Seinem Willen nach sollten sich die Menschen vermehren und die ganze Erde zu einem schönen Garten machen. Sein Sohn ist Jesus und die einzige direkte Schöpfung. Der Hauptwidersacher Gottes, Satan (ein ehemaliger Cherub, der die Aufgabe hatte über die Erde zu wachen) ist ein abgefallener Engel, der aus Selbstsucht wollte, dass die Menschen ihn anbeten. Ihm haben sich später Engel angeschlossen; dadurch wurden sie zu Dämonen. Satan ist derzeit der Herrscher der Welt (1. Johannes 5,19).
Satan stellte die Streitfrage auf, ob Jehova Gott das Recht hat, alleine für den Menschen über gut und schlecht zu entscheiden. Zur Klärung dieser Streitfrage stellte Gott dem Menschen eine Zeitspanne von 6 Tagen (1 Tag entspricht 1000 Jahre) zur Verfügung. Während dieser Zeit hat der Mensch die Möglichkeit zu beweisen, dass er von Gott unabhängig über sich selbst regieren kann und seine Probleme selber in den Griff bekommt. Daher zur Zeit das Leid und die Ungerechtigkeit auf der Erde. Die Streitfrage ist nun (man siehe die Weltverhältnisse) eindeutig geklärt und Satan ist dadurch eindeutig zum Lügner gestempelt. Da er weiß, dass er vernichtet wird, versucht er wie ein Selbstmord- Attentäter so viele Menschen wie möglich mit sich ins Verderben zu ziehen (1. Petrus 5,8).
Jesus hat 1914 die Herrschaft im Himmel übernommen. Er verbannte als erste Amtshandlung Satan und seine Dämonen aus dem Himmen in die Nähe der Erde (Offenbarung 12,7-9). Im Gericht Gottes (Harmagedon) wird alles Böse beseitigt. Manche Zeugen Jehovas haben mehrfach gehofft, den Zeitpunkt errechnen zu können. So kam es nach 1975 zu einem grossen Abfall. Inzwischen werden keine konkreten Zeitangaben mehr gemacht (Matthäus 24,44), aber es wird darauf hingewiesen, dass wir in "der Zeit des Endes" leben (2. Timotheus 3,1-5 und Mattäus 24,3-14).
Alle Menschen haben die Möglichkeit, für immer auf der Erde im Paradies zu leben, wenn Gott seinen Vorsatz verwirklicht. Die Verstorbenen werden dazu auferstehen, da sie mit dem Tod für ihre Sünden bezahlt haben. Als Ausnahme gelten 144.000 von der Erde erkauften Menschen, die in den Himmel kommen, um mit Jesus über die Erde zu regieren (Offenbarung 7,2-8). Um das erleben zu können, muss jeder Mensch eine bewusste persönliche Entscheidung treffen (Römer 9, 9-10). Daher führen Zeugen Jehovas ein ausgedehntes Predigt- und Lehrwerk durch und versuchen Menschen überall zu erreichen (Matthäus 24,14).
Stark von anderen christlichen Glaubenslehren abweichende Lehren
Menschen besitzen keine unsterbliche Seele. Die Sterblichkeit der Seele wird Texten wie Ezechiel 18, 4 (Hesekiel 18,4) entnommen. Die Toten sind tot, fühlen nichts, wollen nichts und sollen nicht angebetet werden. Es gibt auch kein Leben nach dem Tod, jedoch die Wiederauferstehung und das Leben im Paradies auf der Erde oder, für die "kleine Herde" von 144.000, das Leben als Geistwesen im Himmmel (um König Jesus bei der Regierung zu helfen).
Die Dreifaltigkeit gibt es nicht und wird als kirchliche Lehre angesehen. Sie begründen das u.a. damit, dass Jesus seinen Vater ausdrücklich größer nennt (Johannes 14, 28) und sich Vater und Sohn als verschiedene Personen anreden (Johannes 10, 29-30). Der heilige Geist ist keine Person, sondern Gottes wirksame Kraft.
Die "Hölle" (übersetzt: Erdloch) als Ort der Qual und als Strafe für Sünden wird als heidnische Lehre abgelehnt und als Verleumdung des gerechten Gottes angesehen (Jeremia 32, 35). Der allgemeine Tod (hebr. scheol, gr. hades) ist der Zustand der Nichtexistenz. Rechtlich unterscheiden sie zwischen "Hades"(dem allgemein menschlichem Grab), aus dem eine Auferstehung möglich ist, und "Gehenna"(ewige Vernichtung im Feuersee), aus dem es keine Auferstehung gibt, weil sich der Betreffende einer "Sünde gegen den heiligen Geist" schuldig gemacht hat. Der Tod alleine ist die Strafe für Sünder; er tilgt die Schuld. (Römer 6, 7 und 23). Daher gibt es eine Auferstehung der "Gerechten" und "Ungerechten".
Zeugen Jehovas sagen, dass Jesus in seiner vormenschlichen Gestalt (Johannes 8,23) der im Propheten Daniel und in der Offenbarung des Johannes erwähnte Erzengel Michael ist. Sie stellen fest, dass Jesus an einem Pfahl (stauros: Materpfahl, Holz) und nicht am bei den Römern zu dieser Zeit unüblichen Kreuz starb. Beim Kreuz handelt es sich um ein von der Kirche übernommenes heidnisches Symbol.
Zeugen Jehovas lehnen jede Art von Ökumene strikt ab.
Aufbau der Religionsgemeinschaft
Die Zeugen Jehovas sind eine weltweit tätige Religionsgemeinschaft mit der Hauptverwaltung in New York, Brooklyn. Von dort aus wird die Verbindung zu über 90 Zweigen in der ganzen Welt aufrechterhalten. In vielen dieser Zweige wird in den jeweiligen Sprachen religiöse Literatur gedruckt, übersetzt und verschickt. Es erscheinen nicht nur die Zeitschriften Wachtturm (monatliche Auflage über 25 Mio. in über 130 Sprachen) und Erwachet (monatliche Auflage über 18 Mio. in über 80 Sprachen), sondern auch Bibeln, Bücher, Broschüren und Traktate. Die wichtigste Aufgabe der Zweige ist die Organisation der Predigttätigkeit, an der sich ein Großteil der Mitglieder beteiligen. Die dazu nötige Einteilung des Gebietes, die Klärung rechtlicher Fragen und die Schaffung von Zusammenkunftsstätten sind einige weitere Aufgaben der Zweige. Die Organisationen sind ohne kommerziellen Gewinn ausgelegt. Den Zweigen steht ein Zweigkomitee vor.
Die religiöse Organisation wird durch die Leitende Körperschaft vertreten, deren ca. ein Dutzende Mitglieder aus verschiedenen Ländern stammen können. Diese gesalbte Personengruppe dient als Mitteilungskanal zwischen der himmlischen und der irdischen Organisation. Ihre Mitteilungen werden an die Zweigkomitees gesandt und von dort an die einzelnen örtlichen Versammlungen, wie die Gemeinden der Zeugen Jehovas genannt werden, weiter geleitet. Erklärungen der Bibel werden in Veröffentlichungen gedruckt und sind allen zugänglich.
Zeugen Jehovas glauben, dass die wirkliche Leitung Jesus Christus als „Herr der Versammlung“ inne hat und diese Leitung durch den heiligen Geist ausübt. Daher ist ihnen wichtig, alle ihre Entscheidungen und Überlegungen mit der Bibel zu begründen. Alle Mitglieder werden seit vielen Jahren daran erinnert, persönlich die Bibel zu lesen, also nicht nur dien erklärenden Veröffentlichungen der Wachtturmgesellschaft.
Die Gemeinden werden Versammlungen genannt, die sich zu Zusammenkünften treffen. Weltweit gibt es etwa 90.000 Versammlungen in über 230 Ländern und Inselgebieten. Ihre Kirchengebäude nennen sie Königreichssäle. Sie erbauen sie selbst und bezahlen sie mit den Spendengeldern der Mitglieder. Das Eigentum am jeweiligen Saal liegt allerdings dann nicht bei der örtlichen Gemeinde, sondern der Religionsgemeinschaft. Um regionale Unterschiede auszugleichen und dem erheblichen Bedarf an Neubauen und Instandhaltungsarbeiten gewachsen zu sein, haben sie ein nationales und internationales Bauprogramm gegründet. In diesem Bauprogramm arbeiten ebenfalls nur Freiwillige aus den Reihen der Zeugen Jehovas. Zwischenzeitlich musste es häufiger zweckentfremdet werden, um Wiederaufbauarbeit in Katastrophengebieten leisten zu können (in Deutschland geschah das z.B. bei den Hochwasserkatastrophen der letzten Jahre).
Den Versammlungen stehen "Älteste" vor, die gemeinsam als "Ältestenschaft" tätig sind und für die geistlichen Belange der Versmmlung verantwortlich sind. Sie haben organisatorische Aufgaben, lehren, besuchen die Mitglieder durch "Hirtenbesuche", und beteiligen sich wie die meisten anderen auch an der Predigttätigkeit, durch die die Gemeinschaft in der Öffentlichkeit besonders wahrgenommen wird.
Die Zusammenkünfte tragen weniger einen gottesdienstlichen Charakter im kirchlichem Sinn. Vielmehr werden Vorträge gehalten, Situationen demonstriert, Interviews geführt und der Lehrstoff gemeinsam besprochen. Alle verwenden dabei ihre eigene Bibel und die jeweils gemeinsam zu besprechende Literatur. Auf die Zusammenkünfte sollten sich alle vorbereiten. Zu Beginn und zum Abschluss der Zusammenkünfte und zur Überleitung zwischen den zwei 45-minütigen Programmteilen werden jeweis ein Lied gesungen. Am Anfang und am Ende der Versammlung wird nach dem Gesang jeweils Gebetet.
Es finden wöchentlich fünf Zusammenkünfte statt, von denen jeweils zwei zeitlich zusammen gelegt wurden. Es gibt das "Versammlungsbuchstudium", welches in kleinen Gruppen zu ca. 10-20 Personen häufig in Privatwohnungen stattfindet. Die "Theokratische Predigtdienstschule", in der sich alle einschreiben lassen sollten, um selbst kurze Redeaufgaben zu ihrer eigenen Schulung zu erfüllen. Dazu erhält jeder ein Schulungsbuch, in dem erklärt wird, wie man eine Rede aufbaut, wie man den Zuhörer einbezieht und wie man die Bibel gebraucht. Die "Dienstzusammenkunft" dient der Unterstützung für den Predigtdienst. Der "Öffentliche Vortrag" wird von einem Ältesten gehalten, der ein von der Zentrale vorgegebenes Thema ausführlich bespricht, das mit dem Glauben, der Familie, menschlichen Eigenschaften oder dem Königreich Gottes zu tun hat. Die fünfte Zusammenkunft ist das "Wachtturm-Studium", bei dem ein Artikel der Zeitschrift in Frage und Antwort gemeinsam mit der Zuhörerschaft - auch Kindern und Nicht-Zeugen-Jehovas - besprochen wird.
Zeugen Jehovas in der Gesellschaft
Zeugen Jehovas betrachten ihre Religion als eine Lebensweise. Daher haben ihre Ansichten immer auch Auswirkungen auf ihr Leben.
Z.B. versuchen Zeugen Jehovas, ihr Verständnis der Bibel auf die Art der Unterordnung unter die Macht des Staates anzuwenden, indem sie sich nicht an politischen Umwälzungen beteiligen, sondern die staatlichen Gesetze halten. Da sie Gott als höchste Autorität erkennen, kann es sein, dass Konflikte zwischen staatlichen Forderungen und den Forderungen ihres Gottes entstehen. Du sollst Gott mehr gehorchen als den Menschen. So sind sie vor allem dafür bekannt geworden, sich nicht am Millitärdienst zu beteiligen. Das ist insbesondere seit dem 2. Weltkrieg weltweit ihre Haltung, die ihnen sehr viel Sympathie und gleichzeitig Kritik eingebracht hat.
Wegen ihrer konsequenten Weigerung, Partei für eine politische Seite zu ergreifen, sind sie in Deutschland während der Zeit des Nationalsozialismus (Tausende kamen in Konzentrationslager und Haftanstalten) und auch in der DDR-Zeit zum Teil heftig verfolgt worden. Seit einigen Jahren beschäftigen sich Historiker und auch Zeugen Jehovas selbst mit dieser Zeit und ihren Auswirkungen auf die Glieder der Gemeinschaft und ihr Umfeld. Siehe auch www.standhaft.org
In der Vergangenheit betrachteten sie den Zivildienst als eine unpassende Einschränkung ihrer religiösen Freiheit und eine Form der politischen Beteiligung. Inzwischen sehen sie darin eine soziale Tätigkeit, die den gleichen Stellenwert hat wie die Zeit, die sie durch ihre Arbeit für das Erwirtschaften der Steuern aufwenden müssen.
Im täglichen Leben bedeutet die Anwendung ihres Verständnisses der Bibel, dass sie sich an vielen traditionellen Praktiken und Feierlichkeiten nicht beteiligen. Sie lehnen es daher ab, sich an den Bräuchen um Karneval, Ostern, Helloween, Weihnachten und Neujahr zu beteiligen. Sie feiern auch keine Geburtstage, da sie darin u.a. eine Verehrung von Menschen sowie eine Verbindung zur Astrologie erkennen, die sich auf das Geburtsdatum stützt, und Jehova dieses verurteilt. Um Nachteile für die Entwicklung ihrer Kinder zu vermeiden, suchen viele Zeugen Jehovas nach gesellschaftlichem Ausgleich zu anderen Zeiten und Gelegenheiten.
Untereinander pflegen Zeugen Jehovas verschiedene private Kontakte und Unternehmungen. Als wichtig betrachten sie die Besuche ihrer Ältesten. Sie sollen den Glauben durch Gespräche anhand von biblischen Beispielen und praktisch anwendbarem Rat aus der Bibel anregen.
Predigtwerk
Besonders fallen Zeugen Jehovas durch ihr Predigtwerk auf. Jeder Zeuge Jehovas, der dazu gesundheitlich in der Lage ist, ist aufgerufen, mit anderen Menschen über seinen Glauben zu sprechen. Der Beweggrund hierzu sollte echtes Interresse am Wohl und Leben des nächsten sein. Daher sprechen sie Menschen überall – an Haustüren oder auf öffentlichen Plätzen – mit Themen aus der Bibel an, und hinterlassen nach Möglichkeit ein paar Zeitschriften, eine Broschüre, ein Traktat oder bei besonderem Interesse ein Buch oder eine Bibel. Sie sehen Ihren Auftrag als globales Rettungswerk an, vergleichbar mit dem vor der Sintflut von Noah durchgefürtem Predigtwerk. Die Publikationen werden von ihnen kostenfrei übergeben. Ob jemand eine Spende gibt, überlassen sie dem einzelnen. Wichtig ist ihnen die Reaktion der Menschen, denen sie einen Heimbibelkurs (meist Heimbibelstudium genannt) anbieten. Dazu verwenden sie ein Buch oder eine Broschüre und immer eine Bibel, von denen jeder Teilnehmer ein Exemplar erhält.
Diese Methode hat sich als erfolgreich erwiesen. Die jährliche Zunahme der Zeugen Jehovas beträgt zwischen 250.000 - 300.000. Gemäß einer Studie, die Zeugen Jehovas vor einigen Jahren in Deutschland durchgeführt haben, hatte jedes neue Mitglied vor der Taufe etwa drei Jahre auf diese Weise Zeugen Jehovas und biblische Lehren kennen gelernt.
Vor der Taufe werden öffentlich zwei Fragen gestellt, die jeder Taufanwärter mit "Ja" beantworten muss, will er getauft werden (Roemer 10,10):
- Hast du auf der Grundlage des Opfers Jesu Christi deine Sünden bereut und dich Jehova hingegeben, um seinen Willen zu tun?
- Bist du dir darüber im klaren, dass du dich durch deine Hingabe und Taufe als ein Zeuge Jehovas zu erkennen gibst, der mit der vom Geist geleiteten Organisation Gottes verbunden ist? (Quelle: Der Wachtturm, 1. Juni 1985, Seite 30)
Auch ihre Kinder müssen erst solch ein Studium mitgemacht haben, um sich dann selbst für oder gegen die Taufe zu entscheiden, wobei selbst das Studium freiwillig erfolgt. Eine Babytaufe gibt es bei ihnen nicht, da die Hingabe an Jehova Gott eine persönliche Entscheidung ist.
Moralische Werte
Zeugen Jehovas legen sehr großen Wert auf sittliche Maßstäbe, die sie der Bibel entnehmen. Dadurch ist im Laufe der Jahre (mit dem allgemeinen Verfall der Sittennorm) ein starker Kontrast zu den allgemein geltenden Verhaltensnormen entstanden. Geschlechtsverkehr vor und außerhalb der Ehe ist Tabu. Sex in der Ehe, nicht nur zum Zweck der Vermehrung, ist erlaubt und soll Spass machen (Sprüche 5:18b-20). Ehebruch und Homosexualität (1. Korinther 6, 9) werden von ihnen abgelehnt. Heiraten sollen sie nur andere Zeugen Jehovas, um Konflikten in der Beziehung vorzubeugen.
Scheidung ist nur aus dem Grund der Untreue erlaubt. Trennung auch bei Grausamkeiten.
Blutgebrauch
Seit Jahrzehnten vertreten Zeugen Jehovas die klare Ablehnung von jeder Art des Blutgebrauchs und lehnen wie auch Chirurgen die Bluttransfusionen konsequent ab. Sie stützen sich dabei auf die Anweisung des heiligen Geistes, vertreten durch die Leitende Körperschaft der ersten Christen, sich laut Apostelgeschichte 15, 29, von Blut zu enthalten. Durch die ständig fortschreitende medizinische Entwicklung hat es viele Fragen gegeben. Im Wesentlichen jedoch lehnen sie die Verwendung von Blutbestandteilen (von Albuminen, Globulinen u.ä. abgesehen), Blutplasma und andere Blutfragmente, sowie die Eigenblutspende ab. Um den Mitgliedern Unterstützung beim Finden von Ärzten zu bieten, die blutlose Alternativen anbieten, haben sie weltweit ein Netzwerk von Freiwilligen (Krankenhaus- Verbindungs- Komitee) aufgebaut, die den Kontakt zu Ärzten, Krankenhäusern und Pflegepersonal aufbauen und rund um die Uhr erreichbar sind. Dadurch hat sich das medizinische Risiko relativiert.
Lehrsätze mit starken gesellschaftlichen Auswirkungen
- Eine gegenseitige Überwachung ist von den Mitgliedern ausdrücklich erwünscht und wird als Hilfe gewertet. Die starke Binnenkontrolle wird intern als Zeichen gottgewollter gegenseitiger liebevoller Hilfe und Sorge um die geistigen "Brüder" und "Schwestern" begründet.
- die Zeugen Jehovas glauben, dass sie die einzige Religionsgemeinschaft sind, die vor Gott Bestand hat und seinen Ansprüchen genügen kann. Die reine Mitgliedschaft reicht jedoch nicht um einen Platz im Himmel oder Paradies zu erlangen! Denn nur Glauben kann zu zum Erwerb der unverdienten Güte Gottes führen.
- Im allgemeinen werden alle Menschen, die nicht den Zeugen Jehovas angehören, als "die Weltmenschen" bezeichnet. Es wird bei moralisch fragwürdigen freundschaftlichen, engen Kontakten zu Aussenstehenden empfohlen, immer den Gedanken aus der Bibel im Auge zu behalten: "Schlechte Gesellschaft verdirbt nützliche Gewohnheiten."
- die Zeugen Jehovas befinden sich im Zustand des 'Ausharrens', und die meisten Zeugen Jehovas glauben fest, dass sie ohne zu Sterben Harmagedon noch erleben werden. Aktuelle politische Situationen und Umweltkatastrophen bieten den Anlass, auf das baldige Ende dieser Weltordnung zu hoffen, da diese in der Bibel als klare Zeichen der Letzten Tage und des Abschlusses des System der Dinge erwähnt werden (Matthäus 24,3-14; 2. Timotheus 3,1-5).
- In der Vergangenheit waren die Zeugen Jehovas außerstaatliches Mitglied (Non-Profit-Organization) der UNO, was - nachdem dieses in breiter Öffentlichkeit bekannt wurde - mit dem Austritt der Zeugen Jehovas endete.
- Frauen spielen bei den Zeugen Jehovas eine untergeordnete Rolle: Sie können nicht das Amt des 'Ältesten' innehaben.
- ein Fehlverhalten führt bei Bekanntwerden zum freundlichen Besuch von meistens zwei "Ältesten". Diese erklären die Problematik anhand der Bibel und weiterer Literatur der Zeugen Jehovas. Diese Besuche sollen dem Bruder helfen wieder in ein gutes Verhältniss zu Jehova zu gelangen. Zeigt der Betroffene keine echte Reue, wird er vor der Gemeinde in der Versammlung ermahnt. Hilft auch dieses nicht, wird er ausgeschlossen.
- Zeugen Jehovas ist es zum Selbstschutz untersagt, mit Ausgeschlossenen Kontakt zu pflegen (Meidung). Ausnahmen betreffen enge Familienangehörige wie Ehepartner und Kinder im gleichen Haushalt. Ausgeschlossene dürfen die Zusammenkünfte im Königreichssaal besuchen, sich aber nicht aktiv daran beteiligen. Sie haben die Möglichkeit, wieder in die Gemeinschaft zurück zu kehren. Falls sie das an ihnen gerügte Verhalten (in den meisten Fällen handelt es sich um sexuelle Vergehen) nicht mehr zeigen, werden sie nach frühestens einem Jahr von zwei Ältesten besucht, in der sie gefragt werden, ob sie wieder zurückkehren möchten. Falls jemand den Kontakt ausdrücklich missbilligt, wird er nicht angesprochen.
- Eine Rückkehr ist auch nach Kapitalverbrechen wie z.B. Kindesmissbrauch möglich (jedoch teilweise mit strengen Auflagen, z.B. dass die betreffende Person nicht mehr mit einem Minderjährigem in einem Raum alleine bleiben darf; oder kein Dienstamt mehr bekleiden darf), denn "Gott ist Liebe und verzeiht jedem der [aufrichtig] bereut". Menschen dürfen andere Menschen nicht richten, denn nur Gott kann in das Herz der Menschen schauen und wird den Menschen richten.
Lehren mit naturwissenschaftlicher Relevanz
Die Evolutionstheorie wird als fiktive Menschenlehre (Theorie) abgelehnt: die Schöpfung des Menschen hat 4026 v. Chr. stattgefunden. Die Schöpfungstage im Genesis werden als Schöpfungszeiträume aufgefasst, die jeweils "Tausende von Jahren" umfassten. Es werden Jahreszahlen angegeben, in denen die Sintflut und andere biblischen Ereignisse stattfanden. Zugrunde gelegt wird eine Chronologie, die aus den Geschlechts- und Königsregistern der Bibel selbst abgeleitet ist. Die Ereignisse werden als Realitäten verstanden und gelehrt, da sie auch von unabhängigen Geschichtsschreibern Chronologisch gestützt werden.
Aussagen zur Bibel
- Nach Ansicht der Zeugen Jehovas ist die Bibel von Menschen geschrieben worden, die von Gott inspiriert wurden. Sie ist nur im Gesamtzusammenhang zu verstehen und hat ein einheitliche Thema.
- Alles was in der Bibel stehe ist nützlich und wichtig (1. Timotheus 3, 16f). Manches aus dem Alten Testament wird im Neuen Testament widerrufen oder richtig gestellt (insbesondere gesetzliche Regelungen: mosaisches Gesetz inklusive der 10 Gebote ohne Gültigkeit für Christen, obwohl wertvoll in den Grundsätzen).
- Die Zeugen Jehovas praktizieren eine sehr wörtliche Bibelauslegung beruhend auf der eigenen Neue-Welt-Übersetzung, die in der Vergangenheit an einige Stellen dem besserem Verständniss des Urtextes anpasst werden musste (Revisionen). Die Lehre wird durch die Leitende Körperschaft vorgegeben.
- Je nachdem, was der Zusammenhang des Bibelverses vorgibt, werden Bibelstellen entweder wörtlich ausgelegt oder symbolisch interpretiert. Das heisst, der Sinn wird immer im Zusammenhang gesehen. Teilweise werden in einem Bibelvers Teile eines Satzes wörtlich und andere symbolisch interpretiert. Beispiel sind die 144.000. Ihre in der Offenbarung 7 benannte Herkunft aus den 12 Stämmen Israel wird symbolisch gewertet (da die Stammesnamen nicht den wirklichen 12 Stämmen voll entsprechen), die Zahl aber als buchstäbliche, tatsächliche Anzahl, da auch tatsächlich die bisher eingesammelten Gesalbten dieser Menge entsprechen.
Zur Struktur der Zeugen Jehovas
- der Glaube wird im Sprachgebrauch der Zeugen Jehovas "die Wahrheit" genannt. Wer gläubig ist, befindet sich "in der Wahrheit"
- die Lehrpunkte werden angepasst, wenn "neues Licht" bzw. eine neue Erkenntnis in der Bibel gefunden wurde.
- Die Zeugen Jehovas sehen den Predigtdienst als den wichtigsten Bestandteil ihrer Glaubensausübung. Über den Predigtdienst sowie die dabei abgegebenen Bücher und Zeitschriften wird monatlich berichtet. Nicht daran teilnehmende Mitglieder (untätige) werden zur Teilnahme ermuntert, z. B. bei unterstützenden Besuchen durch Älteste
- die Zeugen Jehovas sind rein wirtschaftlich gesehen eine riesige Verlagskette mit eigenen Druckereien (in Deutschland befindet sich der Komplex in Selters/Taunus). Die Zeugen Jehovas sehen in dieser gesetzlichen Organisation ein Mittel, ihre Publikationen preisgünstig zu drucken und sich gesetzeskonform zu organisieren. Die dazu eingetragenen Rechtsorgane sind gemeinnützig und unterliegen daher der strengen Aufsicht durch die Finanzbehörden.
Weitere Besonderheiten (unsortiert)
- Die besondere Bedeutung des Jahres 1914: Christus hat im Himmel die Herrschaft übernommen und dabei wurde Satan auf die Erde geworfen. Dabei wird, nach der Meinung von Kritikern, eine fragwürdige Rechnungsweise verwendet, weil die Zeugen Jehovas die Zerstörung Jerusalems mit 607 v. Chr. angeben. Historiker sehen eher 587 v. Chr. oder 588 v. Chr. als korrekte Jahreszahlen (siehe dazu insbesondere das Buch von C. O. Jonsson).
Anmerkung: Viele halten die Lehre der Zeugen Jehovas für sehr komplex, mit einer phantasievollen Interpretation verschiedener Sonderlehren.
Die hohe Zahl an Kritikern den Zeugen Jehovas gegenüber zeigt jedoch auch, dass viele Menschen in den Zeugen Jehovas eine Gefahr sehen. Dies steht direkt im Zusammenhang mit der Lehre der Zeugen Jehovas, die eine Diskussion innerhalb der Zeugen Jehovas unmöglich machen und Einflüsse von außen mit religiöser Begründung verbieten.
Diese Kritiker versuchen meist die Glaubenslehren der Bibel zu untergraben und zu endlosen Diskussionen und Streitgesprächen anzuregen (2. Timotheus 2,23-26). Auch muss dies laut Aussage der Zeugen geschehen, da auch dies ein Zeichen des Endes ist (Matthäus 24,9) sowie auch der Verrat, der durch Schein- Christen in den eigenen Reihen stattfinden wird (Matthäus 24,10-13).
Disclaimer
Eine genaue und offizielle Stellungnahme der Zeugen Jehovas ist auf ihrer Webseite http://www.jehovas-zeugen.de unter "F & A" zum Thema "Fragen zur Glaubensgemeinschaft" zu finden. Unter anderem zu den Fragen: Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts, Glaubensbekenntnis und ob Zeugen Jehovas demokratiefeindlich sind.
Siehe auch: Zeugen Jehovas:Kritik, Totalitäre religiöse Gruppe.
Kritische Literatur
Raymond Franz Der Gewissenskonflikt. Menschen gehorchen oder Gott treu bleiben? Ein Zeuge Jehovas berichtet. - Claudius Verlag, München, 3. Aufl. 1996, ISBN 3-532-62074-X (Bericht eines ehemaligen Führungsmitglieds)
Carl Olof Jonsson Die Zeiten der Nationen näher betrachtet - Oros Verlag Altenberge, ISBN 3-89375-048-7 - Nur auf Englisch existiert eine erweiterte Neuausgabe von 1998, ISBN 0-914675-06-0
Jerry R. Bergman: Jehovas Zeugen und das Problem der seelischen Gesundheit. Münchener Texte und Analysen zur religiösen Situation. München 1994. ISBN 3-583-50207-8. Standardwerk.
Gerd Borchers-Schreiber Mein Leben als Zeuge Jehovas - Bericht eines Aussteigers - Gütersloher Taschenbuch 1142, 1999, ISBN 3-579-01142-1
Eva Maria Kaiser / Ulrich Rausch Die Zeugen Jehovas - Ein Sektenreport - Pattloch Verlag, Augsburg, 1996, ISBN 3-629-00687-6 (Teile daraus werden vom Obersten Bundesgericht in der Ablehnung des Ansuchens zur Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts zitiert)
siehe auch: Weitere Literatur und Videos zu den Zeugen Jehovas
Weblinks
Offizielle Seiten
- http://www.jehovas-zeugen.de/ (Offizielle Seiten der Zeugen Jehovas)
- http://www.watchtower.org/ (Offizielle Seiten der Zeugen Jehovas) (englisch)
- http://www.jw-media.org/ (Autorisierte Seite der Zeugen Jehovas)
Geschichtliches
- http://www.archiv-vegelahn.de/ (Bibliographien, Geschichtsdaten)
- http://www.standhaft.org/ (Verfolgung der Zeugen Jehovas)
- http://www.standfirm.de/ (Verfolgung der Zeugen Jehovas in der NS- und DDR-Zeit)
Gegenbewegung
- http://www.infolink-net.de/ (Internetportal für Aussteiger-Informationen)
- http://jzinsider.virtualave.net/ (unabhängige (?) Berichte, seit 2000 nicht aktualisiert)
- http://quotes.jehovahswitnesses.com/ (Zitate aus Zeugen-Jehovas-Literatur) (englisch)
- http://www.geocities.com/athens/ithaca/6236/ (speziell zur Blutfrage)