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Eduard von der Heydt

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Eduard Freiherr von der Heydt (* 26. September 1882 in Elberfeld,jetzt Wuppertal; † 3. April 1964 in Ascona, Tessin) war ein promovierter Volkswirt, Bankier, Kunstsammler und Mäzen.

Biographie

Eduard von der Heydt war der zweite Sohn von August und Selma (geb. Haarhaus) von der Heydt und wurde im alten Familienhaus am Kerstenplatz 6 geboren. Gemeinsam mit seinem nur ein Jahr früher geborenen Bruder August wurde er anfangs von einem Privatlehrer unterrichtet. Ab der Untertertia besuchten beide das heutige Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium, wo sie 1900 ihr Abitur ablegten. Die Brüder gehen gemeinsam nach Genf, wo sie sich in der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät einschreiben, um ein Jahr später gemeinsam nach Freiburg zu gehen. Danach musste Bruder August in das elterliche Bankhaus Von der Heydt-Kersten eintreten. Eduard von der Heydt absolvierte eine kurze Banklehre in Dresden, um dann im September 1902 seinen Dienst als Einjähriger bei dem 3. Garde-Ulanen-Regiment in Potsdam zu dienen. 1905 legte er seine Promotion über den Aufsichtsrat der deutschen Aktiengesellschaft ab, welche er mit Auszeichnung ablegte. Er ging nach New York und arbeitete dort ein Jahr lang für das Bankhaus August Belmont, welche die Rothschild-BankFrankfurt in den USA vertrat.

Von der Heydt betrieb vor dem Ersten Weltkrieg sein von ihm gegründeten Bankhaus E. von der Heydt & Co in London. 1917 wurde diese Bank entschädigungslos enteignet, wie auch sonst jedweder Privatbesitz deutscher Staatsbürger in Ländern der Alliierten. Von der Heydt nahm mit seinem Ulanen-Regiment an den Kämpfen in Frankreich teil und wurde dort 1915 durch einen Bauchschuss schwer verletzt, der ihm Zeit seines Lebens schwere Schmerzen breitete. Hierauf begann er eine diplomatische Karriere im Auswärtigen Amt, die jedoch aufgrund seiner strikten Ablehnung von territorialen Forderungen gegenüber den Alliierten, nach einem etwaigen deutschen Sieg, beendet wurde. 1918 nahm er an den geheimen deutsch-englischen Verhandlungen in Den Haag teil.

1920 – 1939

Von der Heydt heiratete die Tochter des Berliner Bankiers Dr. Paul von Schwabach und eröffnete 1920 in Amsterdam die Heydt-Kerstens Bank AG. Diese reüssierte insbesondere als Vertretung des Bankhauses S. Bleichröder und anderer namhafter Bankhäuser. Aufgrund persönlicher Kontakte wurde dem kurzfristig in Finanznöten steckenden Kaisers Wilhelm II. in seinem Exil in Holland vorgestellt. Er erwarb dessen Vertrauen und wurde hiernach der Privatbankier Ihrer Mayestät. Auch konnte er dem Stinnes-Konzern Hilfe leisten als diese Probleme mit Berliner Banken hatten. 1926 wurde er Mitglied des Stahlhelm und von 1933 bis 1938 war er Mitglied der NSDAP. Er kaufte 1926 den Monte Verità bei Ascona im Tessin, machte ihn zu seinem Domizil und erwarb 1937 die Schweizer Staatsbürgerschaft.

Schon in den zwanziger Jahren sammelte Von der Heydt ostasiatische und afrikanische Kunstgegenstände unter seiner Annahme der ars una: Kunst sei nicht national oder regional beschränkt, sondern bilde ein grundsätzlich einheitliches menschliches Gesamtwerk.

Zweiter Weltkrieg

Während der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs liefen über die Konten von der Heydts Finanztransfers für die Spionageabwehr der Deutschen Wehrmacht. Inwieweit es sich hier um von Canaris veranlasste Geldtransfers handelte die im Zusammenhang mit der Wiederstandtätigkeit des Deutschen Abwehr stehen läßt sich heute nicht mehr ermitteln. Insbesondere ob er wußte welchen Zweck diese Geldmittel hatten.

Nachkriegszeit

Nach dem Krieg übergab er 1946 seine ostasiatische Kunstsammlung der Stadt Zürich als Grundstock für das Museum Rietberg. Seine Gemäldesammlung vermachte er ab 1952 dem Städtischen Museum Wuppertal, das seit 1961 Von der Heydt-Museum heißt. Der seit 1950 ausgelobte „Kulturpreis der Stadt Wuppertal“ wurde 1957 in „Eduard von der Heydt-Kulturpreis“ umbenannt.

Aufgrund seiner vorgeblichen Unterstützung des „Dritten Reichs“ durch von der Heydt fordern Kritiker eine Umbenennung des Museums nach dem 1933 emigrierten jüdischen Maler Jankel Adler (1895-1949). Befürworter dieser Forderung wurden während eines Symposions zum hundertjährigen Jubiläum des Museums im Oktober 2002 von der Museumsleitung aufgrund Ihres Verhaltens wegen Hausfriedensbruchs angezeigt.

Am 31. Januar 2006 plädierte der Vorsitzende der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft, Hajo Jahn, anlässlich der Verleihung des Rheinlandtalers im Rathaus Wuppertal, den Eduard von der Heydt-Kulturpreis der Stadt in Else Lasker-Schüler-Preis umzubenennen. Lasker-Schülers Namen führt bereits ein Dramatikerpreis. Im April 2006 stimmte der Rat der Stadt Wuppertal gegen die Umbenennung. Im November 2006 wurden die Bemühungen zur Umbenennung fortgesetzt. Zu den Unterstützern zählen frühere Eduard von der Heydt-Kulturpreisträger wie Helmut Hirsch, Peter Brötzmann und Wolf Erlbruch, die Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreisträgerin Elfriede Jelinek, sowie Ralph Giordano, Ingrid Bachér und Reiner Kunze.

Am 28. Februar 2007 gab die Wuppertaler Kulturdezernentin Marlis Drevermann bekannt, dass die Vergabe des Preises bis zur definitiven Klärung der Vorwürfe ausgesetzt werde.[1]

Dr. Michael Knieriem, Leiter des Historischen Zenrums und des Engels Hauses Wuppertal, fertigte im Auftrag der Wuppertaler Kulturdezernentin Drevermann ein zeitgeschichtliches Gutachten an, das am 3. Mai 2007 im Mendelssohn Saal der Wuppertaler Stadthalle vor etwa 400 Teilnehmern vorgestellt und kontovers diskutiert wurde. Dr.Knieriem konnte keinerlei Anhaltspunkte für die von Herrn Jahn vorgebrachten Anklagen finden. Nach teilweise heftigen Auseinandersetzung wurde die Veranstaltung nach 5 Stunden beendet. Beweise für eine Verstrickung Eduard von der Heydts in Verbrechen des Nationalsozialismus fanden sich nicht. Im Gegenteil wurden Briefe Jüdischer Bürger gefunden, die sich bei ihm für die Hilfe bei ihrer Flucht bedankten.

Werke

  • Eduard von der Heydt/Werner von Rheinbaben: Auf dem Monte Verità. Erinnerungen und Gedanken über Menschen, Kunst und Politik, Atlantis, Zürich 1958.

Einzelnachweise

  1. „Preis braucht Name. Der Wuppertaler von der Heydt-Preis wird ausgesetzt, bis die Nazi-Vergangenheit des Namensgebers erforscht ist“, die tageszeitung-NRW, 1. März 2007

Literatur

  • Fehlemann, Sabine und Stamm, Rainer (Hrsg.): Die Von der Heydts. Bankiers, Christen und Mäzene. Müller + Busmann, Wuppertal 2001, 184 S., Abb. ISBN 3-928766-49-X
    - Fehlemann war die ehem. Direktorin des Von der Heydt-Museums (Fehlemann-Portrait)
  • Karl With: Bildwerke Ost-und Südasiens aus der Sammlung Yi Yuan [d.i. Eduard von der Heydt]. Mit begleitendem Text von K. With. Einband u. Vorsatzpapier nach Entwurf von Georg Baus. Schwabe, Basel 1924
  • Stefan Balazs: Die Inschriften der Sammlung Baron Eduard von der Heydt, Sonderdruck aus der Ostasiatischen Zeitschrift. 20. Jahrgang. De Gruyter & Co Verlag, Berlin 1934.
  • Curt Riess: Ascona. Geschichte des seltsamsten Dorfes der Welt. Zürich: Europa Verlag 1964 (1. Aufl.), 1977 (3. Aufl.) - In diesem Werk wird Eduard von der Heydt ab S. 194 als der Herr X bezeichnet. Dieses Buch bringt viel Neues (u. A. die postmortem Anklage gegen "Herr X") teilweise sehr Einseitig, und teilweise auch ein Plagiat von: Robert Landmann (alias Werner Ackermann): Monte Verità. Die Geschichte eines Berges, Berlin: Adalbert Schultz Verlag 1930. Während des Krieges (1941-1944) veröffentlichte Riess mehrere Spionageromane. Seine Kenntnisse lassen vermuten, dass er selbst in diesem Bereich gearbeitet hat. (Vgl. Riess Verzeichnis S. 216.) Nach dem Krieg sah er sich “nicht als neutraler Journalist”, sonderrn als “Kämpfer für die Demokratie”. Er galt als “einer der bestinformierten Journalisten Berlins”.