Zum Inhalt springen

Schlacht bei Megiddo

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. Januar 2008 um 05:11 Uhr durch Zwobot (Diskussion | Beiträge) (Bot: Korrigiere Datumsformat; kosmetische Änderungen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Schlacht bei Megiddo

Satellitenbild der Region
Datum 1457 v. Chr.
Ort bei Megiddo
Ausgang Sieg von Thutmosis III. nach Belagerung
Folgen Weitere Unruhen in den Folgejahren
Konfliktparteien

Ägypten

330 Fürsten von Retenu bis Naharina

Befehlshaber

Thutmosis III.

Der Fürst von Kadesch

Truppenstärke

20.000

unbekannt

Verluste

niedrig

mittel

Die Schlacht bei Megiddo vom 16. April 1457 v. Chr.[1][2][3] war die erste historisch in Details verbürgte kriegerische Auseinandersetzung und fand im 23. Regierungsjahr des Königs Thutmosis III. nordwestlich von Megiddo statt. Zeugnis davon legen Hieroglypheninschriften im Amun-Tempel von Karnak und andere ägyptische Inschriften ab.

Rekonstruktion der Ereignisse

Ausgangslage

Gegen Ende der Ära der ägyptischen Königin Hatschepsut setzten Bestrebungen lokaler Herrscher im Bereich des heutigen Syrien ein, Ägypten erneut, wie zu Zeiten der Hyksos, zu erobern. Die Kleinstaaten in Syrien und Palästina verbündeten sich und mit dem am Oberlauf des Euphrat gelegenen Königreich Mitanni. Treibende Kraft war der König von Kadesch. Eine mächtige Festung bot ihm und der Stadt Schutz. Der König von Megiddo mit einer ebenso starken Festung war dem Bündnis ebenso beigetreten wie auch eine Zahl von anderen Königen und Fürsten. Thutmosis III. selbst nennt insgesamt 330 Fürsten und Könige', eine Zahl, die von den Historikern als überhöht bezeichnet wird.[4]

Vor der Schlacht

Mit Frühlingsbeginn am 21. März 1457 v. Chr.[5][6] startete im 22. Regierungsjahr von Thutmosis III. die Streitmacht aus der Grenzfestung Tjaru und gelangte 9 Tage später am 30. März 1457 v. Chr. in die Stadt Gaza. Dieser Tag war zugleich Tag des Festes der Königskrönung von Thutmosis III. und damit der 1.Tag im 23.Regierungsjahr.[5][7] Thutmosis III. vermerkt bei Ankunft in Gaza: Sieg in Gaza, um den elenden Feind[8] niederzuwerfen und die Grenzen Ägyptens zu erweitern.[5] Am 11. April 1457 v. Chr.[5][9] erreicht Thutmosis III. die Stadt Jehem (Jhm, heute Chirbet Jimma). In der folgenden Beratung wurde ihm mitgeteilt, dass der König von Kadesch die ägyptentreuen Provinzen bis Nahrina (Nhrn = Gebiet oberer Euphrat), Cheru (Hrw = Mittel-Syrien) und Qedu/Qedi (Qdw = Nordsyrien, zwischen Karkemisch und dem Meer) unter seiner Führung versammelt habe und in Megiddo wartet.[5] Thutmosis III. schickte nun Späher zur Erkundung der Gegend aus. Auf dem Weg nach Norden bildete das Karmelgebirge ein Hindernis. Dahinter lag die Festung Megiddo, wo sich die Truppen der syrischen Fürstenföderation gesammelt hatten.

Thutmosis III. entschied sich auf Grund der Späherinformationen dafür, entgegen dem Zureden seiner Berater, den direkten Weg über einen Gebirgspfad (Pass von Aruna) nach Megiddo zu nehmen. Dies war extrem riskant, da der Weg durch eine enge Schlucht führte, die nur im Gänsemarsch zu bewältigen war. Sollten am Ende der Schlucht Feinde warten, so wäre das Heer von Thutmosis III. leicht zu schlagen gewesen. Die Heerführer bevorzugten deshalb eigentlich eine Route auf einer von zwei befestigten Straßen die um das steilere Gelände herumführten.

Doch Thutmosis III. hatte Glück. Die Gegner hatten ihre Hauptstreitmacht beim Ort Taanach in Stellung gebracht und kleinere Einheiten zur Sicherung der von Djefti auf die Ebene von Megiddo führenden Straße abgestellt. Diese war von der Festung aus problemlos einsehbar. Den Pfad durch das Gebirge hatte die Koalition jedoch nicht beachtet. Thutmosis III. erkannte am 14. April 1457 v. Chr.[10][11] beim Verlassen der Schlucht, dass er zwischen Nord- und Südflanke seiner Gegner geraten war. Mittags hatte die gesamte Streitmacht die Schlucht verlassen und erreichte zur 7.Stunde des Tages den Ort Qen (Qn).[12] Nun wurde dem ganzen Heer befohlen, sich auf die kommende Schlacht vorzubereiten: Rüstet euch für den Kampf mit dem elenden Feind.[12] Thutmosis III. ließ am Fuß des Gebirges lagern. Am nächsten Tag wurden letzte Vorbereitungen für die Schlacht getroffen: Besorgen der Verpflegung der Großen und des Proviants der Gefolgsleute, dem Heer wurde für die folgende Nacht der Auftrag gegeben Standhaft! Standhaft! Wachsam! Wachsam!.[12] Gleichzeitig wurden noch in der Nacht Teile des Heeres nach Süden und Norden von Megiddo verschoben.[12]

Schlachtverlauf

Am 16. April 1457 v. Chr.[12][13] vermeldet der Schreiber: Tag des Neumondfestes. Erscheinen des Königs am frühen Morgen. Befehl zum Auszug.[12] Diese Eintragung beinhaltet gleichzeitig eine der seltenen Erwähnungen vom Neumondfestdatum.[14] Der südliche Flügel des Heeres von Thutmosis III. stand südlich vom Bach Ken, während der nördliche Flügel sich im Nordwesten von Megiddo aufhielt.

Völlig überrascht vom plötzlichen Angriff zogen sich die Gegner von Thutmosis III. in die Festung zurück. Pferde und Streitwagen nebst Gold blieb auf dem Schlachtfeld liegen. Flüchtende Soldaten der Koalition wurden über Gewänder in die Stadt gezogen, da die Stadttore geschlossen wurden. Das Heer von Thutmosis III. setzte nicht sofort den Flüchtenden nach, sondern nahm die wertvollen Gegenstände auf dem Schlachtfeld an sich: Hätte mein Heer nicht den Sinn nach Plünderung gehabt, dann hätten wir Megiddo umgehend eingenommen. Der elende Feind von Kadesch hätte dann auch nicht in die Stadt über die Stadtmauer gezogen werden können.[15]

Nach der Schlacht

Der Sieg wurde überschwenglich gefeiert. Danach wurde ein Belagerungsring um die Festung aufgebaut. Thutmosis III. verfolgte und kontrollierte das Geschehen in der Festung Men-Cheper-Re, östlich von Megiddo, die für die Belagerung erbaut wurde: Die Festung wurde mit Erdwerk und frischen Holzbalken aus allerlei Fruchtbäumen umgeben.[16] In den folgenden Monaten gelang es keinem Stadtbewohner aus Megiddo zu fliehen.

Nachdem vier Monate[17] der Belagerung vergangen waren, kapitulierte die Koalition. Thutmosis III. umschreibt die Kapitulation mit den Worten: Nun ergaben sich die Fürsten der Fremdländer. Sie krochen auf ihren Bäuchen, um die Erde seiner Majestät zu küssen und um wieder frei atmen zu können. Alle Könige der Koalition mussten nun Tribute erbringen. Einige wurden in einer Eskorte in ihre südlichen Heimatorte gebracht und dort wieder eingesetzt.

Beuteliste

Den Ägyptern erbeuteten: 340 Gefangene, 2041 Pferde, 191 Fohlen, 6 Hengste, einige Jungpferde, 2 Streitwagen mit Goldbeschlag, 922 weitere Streitwagen, 1 Panzerhemd aus Bronze, 200 Panzerhemden aus Leder, 502 Bogen, 7 Zeltstangen mit Silberbeschlag aus Meria-Holz des Königs von Kadesch, 1929 Stück Rindvieh, 2000 Ziegen, 20.500 Schafe und 207.300 Sack Weizen des Tales Jesdraelon (heute Jesreel).

Folgen

Der Treueschwur der geschlagenen Koalition: Wir werden nie wieder Böses tun gegen Men-Cheper-Re, er möge ewig leben, unserem Herrn. Während unserer Lebenszeit haben wir seine Macht gesehen. Sein Vater Amun, der Herr von Karnak, hat die Schlacht gewonnen, nicht die Menschen allein[4] sollte nicht lange Bestand haben, da der Sieg von Megiddo den Auftakt für weitere Feldzüge - in nahezu jährlichem Turnus - bedeutete.

Quellenangaben

  1. Jahresdatierung 1457 v. Chr. nach Jürgen von Beckerath.
  2. In der Fachliteratur meist mit 9. Mai angegeben. Der Frühlingsanfang fiel 1457 v. Chr. auf den 3. April im proleptischen julianischen Kalender. Die Schlacht fand 26 Tage nach Frühlingsanfang statt, am 29. April im proleptischen julianischen Kalender. Die Zeitabweichung von 10 Tagen wurde entgegengesetzt auf den 29. April aufaddiert, obwohl ein Abzug der 10 Tage erfolgen muss. Die drei-tägige Differenz zum gregorianischen Kalender wurde ebenfalls nicht berücksichtigt. Mithin ergibt sich korrekt ein Gesamtabzug von 13 Tagen vom 29. April = 16. April = 21. März Frühlingsanfang 2007 (gregorianischer Kalender) plus 26 Tage.
  3. J. Meeus: Astronomische Algorithmen, u.a. Anwendungen für Ephemeris Tool 4,5 Barth Leipzig 2.Aufl. 2000, ISBN 3-335-00400-0
  4. a b TGI S.21 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „TGI21“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  5. a b c d e TGI S.15
  6. 25. Tag des 4.Monats Peret (25.Parmouthi); 20. April des ägyptischen Kalender; Abweichung im Jahr 1457 v. Chr. zum gregorianischen Kalender 2007: 30 Tage (27 Tage zu 46 v. Chr., Berechnung hier).
  7. 4.Tag des 1.Monats Schemu (4.Pachon); 29. April des ägyptischen Kalender.
  8. Der König von Kadesch, der die gegnerische Koalition anführte.
  9. 16. Tag des 1. Monats Schemu (16. Pachon); 11. Mai des ägyptischen Kalender.
  10. TGI S.16
  11. 19.Tag des 1.Monats Schemu (19.Pachon); 14. Mai des ägyptischen Kalender.
  12. a b c d e f TGI S. 17 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „TGI17“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  13. 21.Tag des 1.Monats Schemu (21.Pachon); 16. Mai des ägyptischen Kalender.
  14. Der Neumond erschien 1457 v. Chr. in der Nacht vom 10. auf den 11. April (Neumondfestdatum 11. April), 8 Tage nach dem Frühlingsbeginn 3. April. Es ergibt sich eine Differenz von 18 Tagen. Das Jahr 1457 v. Chr. ist deshalb fragwürdig. Im Jahr 1456 v. Chr. erfolgte die Neumondnacht vom 29. auf den 30. April. Das Neumondfest am 30. April weist dann die 26-tägige Differenz zum Frühlingsbeginn 4. April im Jahr 1456 v. Chr. auf (Alle Datumsangaben gelten für den proleptischen julianischen Kalender).
  15. Thutmosis III. Kommentar zur Plünderung, TGI S. 18
  16. TGI S. 18, vgl. auch Dtn 20,19 f.
  17. TGI S.20: Bericht des Siegeszuges aus dem 47. Regierungsjahr des Thurmosis III.; die Angaben von 7 Monaten sind auf 4 Monate zu berichtigen (so nach PJ32, 1936, S. 16f.).

Siehe auch

Literatur

  • Kurt Galling: Textbuch zur Geschichte Israels (TGI). Mohr, Tübingen 1979. ISBN 978-3-16-142361-1
  • Ralf Busch: Megiddo-Tell-el Mutesellim-Armageddon, Biblische Stadt zwischen Krieg und Frieden. Wachholtz, Neumünster 2002. ISBN 3-529-02012-5
  • Donald B. Redford: The wars in Syria and Palestine of Thutmose III. Culture and history of the ancient Near East. Bd 16. Brill, Leiden 2003. ISBN 90-04-12989-8