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Arthur Schnitzler

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Arthur Schnitzler (*1862 in Wien, † 1931 in Wien), österreichischer Erzähler und Dramatiker

Arthur Schnitzler gilt neben Hugo von Hofmannsthal als einer der bedeutendsten Vertreter der “Wiener literarischen Moderne”.

Er wurde 1862 in Wien als Sohn eines berühmten Laryngologen geboren und schwankte nach einem Medizinstudium längere Zeit zwischen dem Beruf des Arztes und dem des Schriftstellers.

Schnitzler schrieb Dramen und Prosa (hauptsächlich Erzählungen), in denen er das Augenmerk vor allem auf die psychischen Vorgänge im Inneren seiner Helden lenkt. Gleichzeitig mit dem Einblick in das Innenleben der Schnitzlerschen Figuren bekommt der Leser aber auch ein Bild von der Gesellschaft, die diese Figuren und ihre Seelenleben prägt.

Die Handlung der Werke Schnitzlers spielt meistens in der konkreten Umgebung des Wien der Jahrhundertwende; viele seiner Erzählungen und Dramen leben nicht zuletzt vom Wiener Lokalkolorit. Ihre handelnden Personen sind typische Gestalten der damaligen Wiener Gesellschaft: Offiziere und Ärzte, Künstler und Journalisten, Schauspieler und leichtlebige Dandys und nicht zuletzt das Vorstadtmädl, das zu so etwas wie einem Erkennungszeichen für Schnitzler wurde und für seine Gegner - v.a. für Karl Kraus - zu einem Stempel, mit dem er Schnitzler als einseitig abqualifizieren wollte.

Es geht Schnitzler nicht um die Darstellung krankhafter seelischer Zustände, sondern um die Vorgänge im Inneren gewöhnlicher, durchschnittlicher Menschen mit ihren gewöhnlichen Lebenslügen, zu denen eine Gesellschaft voll von ungeschriebenen Verboten und Vorschriften, sexuellen Tabus und Ehrenkodices besonders die schwächeren unter ihren Bürgern herausfordert. Wie Sigmund Freud in der Psychoanalyse bringt Arthur Schnitzler etwa zur gleichen Zeit jene - v.a. sexuellen - Tabus zur Sprache, die die damalige ganz auf Rationälität und Fortschritt orientierte Gesellschaft in verborgene Regionen verdrängt - im öffentlichen Leben ebenso wie im Bewusstsein des Einzelnen; er zeigt, dass im Unterbewussten des Menschen Kräfte wohnen, die sich der Kontrolle des Verstandes entziehen.

Es geht in Schnitzlers Werken nicht selten um Ehebruch (z.B. im Drama Reigen, 1896/1897), heimliche Affären, Frauenhelden (Anatol, Dramenzyklus, 1888 - 1891) u.ä.

Nicht zufällig war es Schnitzler, der - mit seiner Novelle Leutnant Gustl (1900) - den inneren Monolog in die deutsche Literatur einführte: mithilfe dieser besonderen Perspektive gelang es ihm, dem Leser einen tieferen, direkteren Einblick in die inneren Konflikte seiner Figuren zu geben.