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Herbert M. Gutmann

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Herbert Maximilian Gutmann (* 15. Oktober 1879 in Dresden, † 22. Dezember 1942 in Paignton, Vereinigtes Königreich) war ein deutscher Bankier und Sammler islamischer Kunst.

Leben

Er war als Mitbegründer, Direktor und später auch Präsident der Deutschen Orientbank an den wirtschaftlichen Aktivitäten des Deutschen Reiches im Orient in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg beteiligt. Im Rahmen dieser Geschäftstätigkeit führten ihn längere Reisen in den Jahren von 1905 bis 1910 unter anderem nach Marokko, Ägypten, Syrien, Kleinasien und Persien. 1910 wurde er in den Vorstand der Dresdner Bank gewählt. Im gleichen Jahr trat er der Gesellschaft der Freunde bei.[1]

Über seine beruflichen Interessen hinaus wurde der schon durch seinen kunstinteressierten Vater Eugen Gutmann inspirierte Herbert M. Gutmann dabei zum Sammler orientalischer und ostasiatischer[2] Kunstgegenstände. Dass er ein intimer Kenner der islamischen Kunst war, weisen seine Funktion als Präsident der Deutsch-Persischen Gesellschaft und insbesondere seine Tätigkeit als externer Sachverständiger der Islamischen Abteilung des Kaiser-Friedrich-Museums zu Berlin (heute: Museum für Islamische Kunst im Pergamonmuseum) überzeugend nach.

Bereits im Juli 1931 musste er seinen Direktorenposten bei der Dresdner Bank aufgeben. Es gibt Hinweise darauf, dass er als Zugeständnis an die aufkommenden Nationalsozialisten aus seiner Position herausgedrängt wurde.[3]

1936 emigrierte Gutmann ins Vereinigte Königreich, denn als Jude war er der rassistischen Politik des deutschen Faschismus ausgesetzt, wo er 1942 nach schwerer Krankheit verstarb.

Das Damaskuszimmer

Das bedeutendste Objekt in der Sammlung Gutmanns war eine in Damaskus erworbene Holzvertäfelung im Stil des Türkischen Rokoko, die noch erhalten ist und in der Familie als Arabicum bezeichnet wurde. Selbst im Nahen Osten sind Interieurs dieser Art sehr selten geworden. Bereits im 19. Jahrhundert begannen wirtschaftliche und soziale Veränderungen, die sich auf die Lebensgewohnheiten und die Gestaltung der Wohnhäuser auswirkten. Einige Inneneinrichtungen fanden ihren Weg in öffentliche und private Sammlungen, doch unter anderem durch den 2. Weltkrieg waren auch hier Verluste zu beklagen. Nur noch in wenigen Museen außerhalb der arabischen Welt sind heute syrische Zimmer zu finden. Neben Berlin mit dem „Aleppo-Zimmer“ können Sammlungen in Cincinnati (Cincinnati Art Museum,[4] Accession-No. 1966.443), Dresden (Museum für Völkerkunde Dresden, Inv.-Nr. 46071)[5], Honolulu (Doris Duke Foundation for Islamic Art), Kuala Lumpur (Islamic Arts Museum Malaysia)[6] und New York (The Metropolitan Museum of Art, Nur al-Din Room, Inv.-Nr. 1970.170) solche Schätze ihr eigen nennen.[7]

Literatur

  • Vivian J. Rheinheimer (Hrsg.): Herbert M. Gutmann 1879-1942. Bankier in Berlin. Bauherr in Potsdam. Kunstsammler. 1. Auflage. Koehler & Amelang, Leipzig 2007, ISBN 3-7338-0351-5.
  • Thomas Tunsch: Die syrische Innenraumdekoration in der ehemaligen Villa Gutmann in Potsdam. Untersuchungen zur Herkunft und Datierung. In: Staatliche Museen zu Berlin (Hrsg.): Forschungen und Berichte 29/30. Staatliche Museen zu Berlin, Berlin 1990, S. 129-147
  • Roland Mascherek: Die Villa Bertinistraße 16, 16a. Eine baugeschichtliche und einwohnerbiographische Dokumentation. Unter besonderer Berücksichtigung der Person Herbert Gutmann und seiner Familie. Diplomarbeit. Fachhochschule Potsdam, Potsdam 1999
  • Thomas Tunsch: Der Sammler Herbert M. Gutmann (1879-1942). In: Jens Kröger, Désirée Heiden (Hrsg.): Islamische Kunst in Berliner Sammlungen. 100 Jahre Museum für Islamische Kunst in Berlin. Staatliche Museen zu Berlin, Berlin 2004, S. 27-30. ISBN 3-86601-435-X

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Quellen

  1. Mitglieder-Verzeichnis der Gesellschaft der Freunde; Berlin 1912, S. 23. Herbert Gutmann trat am 25.02.1910 bei und erhielt die Mitgliedsnummer 260 B.
  2. Patrizia Jirka-Schmitz: Der Sammler Herbert M. Gutmann und der Herbertshof. In: Deutsche Gesellschaft für Ostasiatische Kunst. Mitteilungen 30, 10/2000, S. 9-23
  3. The Nazis sent him written demands for atonement of being Jewish. In: The Guardian. February 10, 2007 (englisch)
  4. siehe Cincinnati Art Museum (engl.)
  5. Das Dresdner Damaskus-Zimmer. Ein Kleinod osmanischer Innenarchitektur in Deutschland. Dresden 2003
  6. Standard Chartered Ottoman Room (datiert 1235 H.=1820/21)
  7. Thomas Tunsch: Alles vergeht, ob Trauer oder Freude: Das Arabicum. In: Vivian J. Rheinheimer (Hrsg.): Herbert M. Gutmann 1879-1942. Bankier in Berlin. Bauherr in Potsdam. Kunstsammler. 1. Auflage. Koehler & Amelang, Leipzig 2007, S. 107-118. ISBN 3-7338-0351-5