Zum Inhalt springen

Schock (Medizin)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. Januar 2005 um 23:49 Uhr durch 217.80.241.40 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Ein Schock bezeichnet eine akute, generalisierte Minderversorgung lebenswichtiger Körpergewebe mit Sauerstoff durch ein Missverhältnis zwischen der vom Körper benötigten und dem Blutkreislauf des Körper zur Verfügung stehenden Blutmenge. Ursachen hierfür sind unter anderem großer Blutverlust, Flüssigkeitsverlust, Vergiftungen oder Störungen des Herz-Kreislauf-Systems.

Schockarten und Ursachen

Grafische Illustration verschiedener Schockarten. Kein Schock (links), Neurogener Schock mit Weitstellung der Blutgefäße (Mitte), Volumenmangelschock durch Blutverlust (rechts).

Erkennen

  • kalter Schweiß,
  • blasse oder bläuliche Hautfarbe,
  • Bewußtseinsstörungen bis hin zur Bewußtlosigkeit
  • Teilnahmslosigkeit, Unruhe, Verwirrtheit
  • schneller Puls (Tachykardie), beispielsweise beim Erwachsenen über 100 Schläge pro Minute). Gleichzeitig ist der Puls schwach und kaum tastbar (beim Erwachsenen Blutdruck < 100 mmHG systolisch) (Schockindex)

Gefahren

  • Verschlechterung des Zustandes des Patienten, beispielsweise
  • Durch die Zentralisation des Kreislaufs werden nur noch die lebenswichtigen Organe, wie Gehirn, Herz und Lunge, versorgt (Makrozirkulation). Die Durchblutung der Kapillargefäße der übrigen Organe (Mikrozirkulation) kann dabei zum erliegen kommen. Wird ein Schock über einen längeren Zeitrum nicht behandelt kommt es dadurch zu einem irreversiblen Schock und besteht die Gefahr eines Nierenversagens und eines tödlich verlaufenden Multiorganversagens. Es kommt zu einer Übersäuerung des Blutes, zudem sammeln sich in Blut und Gewebe Giftstoffe an. Mit der Zeit werden auch die Gefäße nach und nach durchlässiger, so dass die Giftstoffe noch in andere Körperregionen transportiert werden.

Sofortmaßnahmen

  • Ursachen beseitigen: Blutstillung; Ruhigstellen von Knochenbrüchen; Kühlen oder Spülen bei Verbrennungen, Verbrühungen, Verätzungen, etc.
  • Notruf veranlassen
  • den Patienten beruhigen
  • den Patienten vom Unfallgeschehen und von Schaulustigen abschirmen
  • Schocklagerung
  • Wärmeerhalt
  • ständige Kontrolle der Vitalfunktionen (Bewußtsein, Atmung, Kreislauf)
  • bei Kreislaufstillstand, durchführen der Herz-Lungen-Wiederbelebung
  • Betreuen des Patienten bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes

Schocklagerung

Datei:Schocklagerung.JPG
Schocklagerung

Bei allen Hilfeleistungen ist mit einem Schock zu rechnen, daher sollte der Patient immer möglichst flach gelagert werden. Beim Auftreten von Schockanzeichen muss der Helfer die so genannte Schocklage herstellen. Dabei werden die Beine des Patienten durch hochhalten und/oder unterlegen von geeigneten Materialien rund 20 bis 30 Grad höher gelagert als der restliche Körper, um das in den Beinen befindliche Blut dem zentralen Kreislauf zur Verfügung zu stellen.

Ausnahmen

Die Schocklagerung wird nicht durchgeführt bei Erkrankung/Verletzung im Brustbereich (beispielsweise kardiogener Schock in Folge eines Herzinfarktes) sowie bei Verletzungen/Erkrankung an folgenden Körperteilen: Kopf, Wirbelsäule, Becken, Bauch und Beinen. Bei Bewusstlosigkeit hat die Stabile Seitenlage vorrang. Ebensowenig wird die Schocklagerung bei einer Unterkühlung angewandt.

Merkregel

Keine Schocklagerung bei Verletzung von Birne (Kopf, Bewusstsein), Buckel (Rücken, Wirbelsäule), Brust, Bauch, Becken, Beinen und Bibbern (Unterkühlung).

Weitere Maßnahmen durch den Rettungsdienst

Neue Entwicklungen

Forscher der University of Pittsburgh haben, publiziert in der Augustausgabe 2004 der Fachzeitschrift Shock, in Tierversuchen die Infusionszugabe eines Schleimstoffs aus Aloe-Vera-Blättern als sehr wirksame Sofortmaßnahme bei starkem Blutverlust nachgewiesen. Es überlebten deutlich mehr Ratten nach starkem Blutverlust, wenn sie zusätzlich zu einer Salzlösung die neuartige Infusion bekamen.

Literatur

  • Marina Kameneva et al: SURVIVAL IN A RAT MODEL OF LETHAL HEMORRHAGIC SHOCK IS PROLONGED FOLLOWING RESUSCITATION WITH A SMALL VOLUME OF A SOLUTION CONTAINING A DRAG-REDUCING POLYMER DERIVED FROM ALOE VERA. Shock. 22(2):151-156, August 2004.

Siehe auch


Hinweis Gesundheitsthemen