T-90
T-90S | |
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[[Datei:![]() Ein T-90 der indischen Armee | |
Allgemeine Eigenschaften | |
Besatzung | 3 |
Länge | 9,53 m |
Breite | 3,78 m |
Höhe | 2,22 m |
Masse | 46,5 t |
Panzerung und Bewaffnung | |
Panzerung | Verbundpanzerung, Reaktivpanzerung |
Hauptbewaffnung | 125 mm Glattrohrkanone mit ATGM Fähigkeit |
Sekundärbewaffnung | 7,62 mm Maschinengewehr, 12,7 mm AA Maschinengewehr |
Beweglichkeit | |
Antrieb | 12-Zylinder Diesel 1000 PS (750 kW) |
Federung | Torsionsstab |
Geschwindigkeit | 65 km/h |
Leistung/Gewicht | 22 PS/t |
Reichweite | 375 km, 550 km mit externen Tanks |
Der T-90 (russ Владимир (Wladimir)) ist der derzeit modernste im Dienst befindliche russische Kampfpanzer. Der von der Uralwagonsawod entwickelte Panzer wird von der russischen Armee neben dem T-80U als Kampfpanzer eingesetzt und in geringen Stückzahlen produziert. Seit 1999 verwendet Indien diesen Panzer ebenfalls und produziert ihn in Lizenz unter der Bezeichnung T-90S, die indische Bezeichnung ist "Bhishma".
Technik
Der T-90 ist eine Weiterentwicklung des T-72BM. Ursprünglich trug er die Bezeichnung T-72BU, bekam aber nach dem geringen Gefechtserfolg der irakischen T-72 im 2. Golfkrieg aus Vermarktungsgründen die neue Bezeichnung T-90. Einzelne Komponenten des T-90 stammen auch aus dem T-80. Er weist eine verbesserte aktive und passive Panzerung und dadurch ein höheres Gewicht als der T-72 auf. Da er jedoch eine geringere Motorleistung als der T-80 hat, sind seine Beweglichkeit und seine Beschleunigung geringer. Seit 2004 werden einige T-90 mit dem neuen, verbesserten Chelyabinsker V-92S2-Dieselmotor mit 1000 PS aufgerüstet. Er besitzt die typisch niedrige Silhouette russischer Panzer, was seine Trefferfläche deutlich reduziert. Das Innenvolumen des Fahrzeug beträgt nur 11 m³ (vgl. dazu den Motorraum des Leopard 2, der bereits 7,3 m³ groß ist). Die dreiköpfige Besatzung muss mit einem äußerst knappen Innenraum auskommen. Ausgerüstet ist der T-90 mit Kontakt-ERA-5-Panzerplatten, die den Panzer gegen Hohlladungsgeschosse sowie panzerbrechende Munition mit Tandem-Gefechtskopf schützen sollen. Seit dem Jahr 2000 existiert eine Variante mit geschweißtem Turm. Diese Variante hat die Bezeichnung T-90 "Vladimir" oder T-90A. Vor kurzem wurde die neueste Version des T-90 mit der Bezeichnung T-90SA (russ. T-90CA) vorgestellt, die eigens für den Export angeboten wird. Diese Aufrüstung umfasst u.a. einen geschweißten Turm, eine Klimaanlage sowie einen erhöhten Panzerschutz durch die Verwendung neuer ERA-Reaktivpanzerung "Relikt", die einen besseren Schutz im Vergleich zu ERA-5 "Kontakt" zeigt.
In der nach Indien exportierten Version wurde der 620-kW-Motor (840 PS) durch einen Motor mit 735 kW (1.000 PS) ersetzt. Da der T-90 eine Weiterentwicklung des T-72 ist, ist das Laufwerk des T-90 dem des T-72 in weiten Teilen sehr ähnlich. Es besteht aus Drehstäben, die pro Fahrzeugseite in sechs Laufrädern enden. Der Turm ist eine Weiterentwicklung des T-80-Turms.
Die 125-mm-Glattrohrkanone ist voll stabilisiert. Das bedeutet, dass auch bei Drehungen des Fahrzeuges die Kanone weiter auf ihr Ziel gerichtet bleibt. Dies ist besonders für die Bekämpfung von Zielen aus der Bewegung heraus von großer Bedeutung. Die neue modifizierte 125-mm-Panzerkanone kann neben einfacher Munition auch die Antipanzerraketen AT-11 verschießen. Dies ist auch während der Fahrt möglich.
Durch die Verwendung eines automatischen Lademechanismus kann beim T-90, wie bei allen Panzertypen seit dem T-64, auf den Ladeschützen verzichtet werden. Die praktische Kadenz liegt dadurch bei etwa 7-9 Schuss/min. Im Vergleich dazu erreicht ein guttrainierter Ladeschütze unter Idealbedingungen Nachladezeiten von unter 5 sec. (ca. 12 Schuss/min). Dieses automatische Ladesystem ist mit dem gesamten Munitionsvorrat, wie beim T-72, im Kampfraum der Besatzung montiert. Dies gilt als Risikofaktor, da jedes Durchschlagen der Panzerung mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Zerstörung des Panzers und zum Tod der gesamten Besatzung führt.
Weiterhin verfügt der T-90 über einen Laserentfernungsmesser sowie über Nachtsichteinrichtungen (Infrarot, Restlichtverstärker und Wärmebildgerät).[1]
In Indien entschied man sich für den T-90, da schon der T-72 in Lizenz gebaut wurde und somit eine Umrüstung der Produktionslinien auf den T-90 leicht möglich war, da der T-90 im wesentlichen ein weiterentwickelter T-72 ist.
Technische Daten
- Kampfgewicht: 46,5 - 50 t
- Länge: 9,53 m (inkl. Rohr) / 6,86 m (Wanne)
- Breite: 3,37 m
- Höhe: 2,23 m
- Motorleistung pro Tonne: 18 - 20 PS/t (vgl. Leopard 2A6 ~25 PS/t)
- Bodendruck: 0,938 kg/cm²
- Volumen: 11,04 m³
- Turmvolumen: 1,85 m³
- Abwehrmaßnahmen:
- "Schtora-1" IR- und Laserstörsystem
- Kontakt-5 Reaktivpanzerung
- Motoren:
- 840 PS V-84MS Diesel oder 1000 PS V-84KD Turbodiesel oder 1000 PS V-85 Diesel
- 1 kW AB-1-P28 Hilfsstromaggregat
- angegebene Höchstgeschwindigkeit: 65 km/h
- Reichweite 550-650 km
- Tauchtiefe: 1,8 m ohne Schnorchel, 5 m mit Schnorchel
- Panzerung (frontal):
- 850 - 880 mm RHA gegen APFSDS (600 mm durch passive Panzerung + 300 mm durch Kontakt-5 (gegenüber HEAT geringerer Wert, da Reaktivpanzerung bei dieser Munitionsart weniger wirksam ist)
- 1100 - 1300 mm RHA gegen HEAT (600 mm durch passive Panzerung + 500 - 700 mm durch Kontakt-5)
- (vgl. Leopard 2 A4 besitzt ca. 800 mm, Leopard 2 A5/A6 1200 - 1500 mm)
- Bewaffnung:
- Hauptwaffe: 125-mm-2A46M-2-Glattrohrkanone (42 Schuss, inkl. 22 im Ladeautomaten)
- koaxiales Maschinengewehr: 7,62 mm PKT (2000 Schuss)
- Flugabwehrmaschinengewehr: 12,7 mm NSWT (300 Schuss)
- Munition: 43 x 125 mm (davon 22 im Turm) / 2.000 x 7,62 mm / 300 x 12,7 mm
- Nebelmittelwurf: 12 x 902B 82 mm mit 3D17-Rauchgranaten
- Rakete: 9M119M Refleks-M (AT-11 Sniper-B), auch kompatibel mit älteren AT-8 Songster (durch das Rohr abzufeuern)
- Besatzung: 3
Kontakt-5-Reaktivpanzerung
Während die meisten Reaktivpanzerungen die Trägerfahrzeuge ihrem Konzept nach vor Hohlladungsgranaten schützen, ist Kontakt-5 in der Lage, sowohl Hohlladungs- als auch Wuchtgeschossen zu widerstehen. Die etwa 70 mm dicken Platten, die symmetrisch in Dreiergruppen an jeder Bordseite angebracht sind, können die kinetische Energie eines APFSDS-Penetrators um etwa 38% senken. Eine weitere frontale Platte ist an der Stirnpanzerung angebracht. Die Platten bestehen aus kombinierten Stahl-, Keramik- und Sprengstoffschichten, die beim Aufschlag einer Hohlladungsgranate explodieren, wodurch das Geschoss unschädlich gemacht wird. Beim Auftreffen von APFSDS-Munition werden die Platten durch Krafteinwirkung gegeneinander verschoben, sodass die kinetische Energie sich besser verteilt, was die Durchschlagsleistung deutlich mindert. Auch Tandemhohlladungen verlieren so an Wirksamkeit.
Aktive Abwehrmaßnahmen
Russische T-90 sind serienmäßig mit dem elektro-optischen Abwehrkomplex "Schtora" ausgestattet. Das System ist vierteilig: 2 IR-Scheinwerfer an der Turmvorderseite + Nebelkerzen + Laserwarnsensor + Computersystem und arbeitet vollautomatisch. Im Falle einer Flugkörperwarnung aktivieren sich die Lampen und senden zeitversetzt eine falsche Infrarotsignatur aus, was IR-gelenkte Raketen zu täuschen vermag. Bei einer Laseranpeilung werden die Nebelkerzen ausgelöst, wodurch das Fahrzeug in eine Wolke eingehüllt wird, was eine weitere Laserzielverfolgung erschwert. Die Tests haben gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit eines Treffers durch halbautomatische Leitsysteme auf ein Drittel bis ein Viertel reduziert wird. Dies gilt sowohl bezogen auf westliche Waffen wie HOT, TOW, MILAN, Trigat, M47 Dragon, AGM-114 Hellfire und Copperhead wie auch für östliche Waffen, wie AT-3 Sagger, AT-5 Spandrel, AT-10 und AT-14 Spriggan.
Der Ladeautomat
Beim Ladeautomaten handelt es sich um ein karussellartiges System, das 22 Geschosse und dazugehörige Treibladungen beliebigen Typs aufnehmen kann. Durch die Rotationsbewegung des Automaten werden Geschoss und Kanone axial angeglichen und geladen. Eine Angleichung mit dem Ladevorgang dauert minimal 6,5 Sekunden und maximal 15 Sekunden, je nach Position der Granate. Das Karussell mit der Munition ist in der Wanne installiert bzw. gelagert. Die Verwendung eines Lademechanismus entlastet die Besatzung erheblich, da auf einen Ladeschützen verzichtet werden kann. Bei Ausfall des Ladeautomaten kann das Hauptgeschütz auch manuell geladen werden, wenn auch unter großen Schwierigkeiten.
Lasergelenkte Flugkörper
Eine Besonderheit des T-90 ist die Fähigkeit, lasergelenkte Raketen mit der Hauptkanone zu verschießen. Das Waffensystem trägt den Namen 9M119M Refleks-M (AT-11 Sniper-B). Der eigentliche Flugkörper 9M119M INVAR wird wie gewöhnliche Munition ins Rohr geladen, während das Zielobjekt mit dem Hauptzielfernrohr 1G46 anvisiert wird. Nach dem Abschuss zündet ein Feststoffmotor, während die Steuerflächen entfaltet werden und die Rakete im Laserleitstrahlkanal das Ziel anfliegt. Die Reichweite des Waffensystems beträgt 5000 m, die Trefferwahrscheinlichkeit liegt bei etwa 90%. Die 4,5 kg schwere Tandemhohlladung penetriert 700-750 mm Panzerstahl und 650-700 mm hinter einer reaktiven Panzerung. Der Lenkwaffenkomplex ist Bestandteil aller T-90.
Benutzer
Russland – Russland besitzt 241 T-90 sowie rund ein Dutzend T-90A. Weitere 300 T-72B sollen auf den Standard des T-90 nachgerüstet werden. Russland plant, bis 2010 total 1.200 T-90 zu beschaffen.
Algerien – Algerien bestellte im Jahr 2006 290 T-90M (T-90SA). Die Auslieferung erfolgt bis 2011.
Indien – Indien bestellte im Februar 2001 340 T-90S, von denen 127 in Russland hergestellt werden. Die restlichen Fahrzeuge werden in Indien gebaut. Ein weiteres Los von 340 T-90IN wurde 2005 bestellt. Indien plant die Lizenzproduktion von weiteren 1.000 T-90S / T-90IN.
Nordkorea – Lieferung eines einzelnen T-90S im August 2001.
Varianten

- T-90: Standardversion, auch T-72BU genannt. Mit weiterentwickelter Verbundpanzerung sowie reaktiver ERA Panzerung vom Typ Kontakt-5. Lenksystem 9S515 für Lenkwaffen AT-11.
- T-90K: Führungspanzer mit Navigationsanlage und umfangreicherer Funkausrüstung.
- T-90E: Exportversion des T-90.
- T-90S: Exportversion mit französischem ESSA Wärmebildgerät von Thales und 1A4GT Feuerleitcomputer. Ausgerüstet mit B92C2 V-12 Dieselmotor mit 1.000 PS. Kann mit TShU1-7 Schtora-1 Lenkwaffen-Abwehrystem ausgerüstet werden.
- T-90SK: Führungspanzer mit Navigationsanlage und umfangreicherer Funkausrüstung.
- T-90SA: Exportversion des T-90M mit Reaktivpanzerung der 3. Generation vom Typ Relikt. Mit Schtora-2 oder Arena Lenkwaffen-Abwehrystem. Exportiert nach Algerien.
- T-90IN: Exportversion für Indien. Wie T-90S aber mit Agave Thermalgerät, ohne Schtora-1 Lenkwaffen-Abwehrystem. Wird in Indien T-90S oder T-90SI bezeichnet.
- T-90A Version. Mit geschweißtem Turm mit neuer Laminat-Verbundpanzerung sowie Reaktivpanzerung der 3. Generation vom Typ Relikt.
- T-90M Wladimir: Neue Version des T-90A mit abgeändertem Turm und Reaktivpanzerung vom Typ Relikt. Mit IR-Schutzfolie Nakidka.
- BMR-3M: Minenräumpanzer basierend auf dem T-90-Fahrgestell mit KMT-7 Minenräumrollen sowie einem elektromagnetischen Gerät zur Auslösung von Minen mit Magnetzünder.
- MTU-90: Brückenlegepanzer auf T-90-Fahrgestell.
Einzelnachweise
Siehe auch
Weblinks
- http://www.globalsecurity.org/military/world/russia/t-90.htm Informationen zum T-90 (engl.)
- http://www.army-technology.com/projects/t90/ Informationen zum T-90 (engl.)
- http://www.bharat-rakshak.com/LAND-FORCES/Army/T-90.html Informationen zum indischen T-90S (engl.)
- http://www.bharat-rakshak.com/LAND-FORCES/Army/Images-MBT6.html Bilder zum T-90 (engl.)
- Aktive Abwehrmaßnahmen PDF-Datenblatt (engl.) (PDF; 548 KB)
- Übersicht russisch / sowjetische Kampfpanzer bei DTIG.org (deutsch)
- Beschussversuche mit T-90 und T-80
- http://armor.kiev.ua/fofanov/Tanks/EQP/shtora.html Informationen über Schtora (engl.)
- Ausführliche Beschreibung des T-72/90 und dessen Unterarten auf www.kampfpanzer.de (deutsch/englisch)