Molotowcocktail



Molotowcocktail (auch Brandflasche, Molly genannt) ist eine Sammelbezeichnung für eine Vielzahl einfacher Wurfbrandsätze, die bei Aufständen, Krawallen, Guerillakriegen, im Straßenkampf oder bei Brandanschlägen benutzt werden.
Funktionsweise
Der Molotowcocktail ist ohne besondere Kenntnisse oder Materialien herstellbar. Er besteht aus einem Behältnis aus zerbrechlichem Material gefüllt mit einem flüssigen Brandbeschleuniger, versehen mit einem brennenden Zünder. Beim Auftreffen auf das Ziel zerbricht das Behältnis und der sich über das Ziel verteilende Brandbeschleuniger entzündet sich an der Zünderflamme. In seiner bekanntesten Form ist das Behältnis eine Glasflasche und der Zünder ein Lumpen, der mit dem Brandbeschleuniger getränkt ist.
Geschichte
Die Einfachheit der Waffe legt die Vermutung nahe, dass sie schon sehr früh in Konflikten eingesetzt wurde. Das Griechisches Feuer, Feuertöpfe und Brandkugeln sind frühere Formen eines Wurfbrandsatzes.
Erstmals mit eindeutigem Beleg eingesetzt wurde die Waffe in den Bürger- und Interventionskriegen in Russland (1920–1924) und später im Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939), jedoch nicht unter dem Namen Molotowcocktail.
Der Name wurde 1939/40 von finnischen Soldaten in Anlehnung an Wjatscheslaw Molotow, den damaligen sowjetischen Regierungschef und Außenminister, benutzt, welcher für die sowjetische Invasion in Finnland im so genannten Winterkrieg verantwortlich gemacht wurde. Molotow erklärte wiederholt im Radio, dass die Sowjetunion lediglich die finnischen Armeebasen bombardiere, jedoch sonst nur Nahrungsmittel und Brot, anstatt Bomben über Finnland abwerfe, um die hungernde Bevölkerung mit Nahrung zu versorgen. Daraufhin nannten die Finnen die Bomben Molotows Brotkörbe und erfanden ein „Getränk passend zum Essen“.
Die Finnen setzten Molotowcocktails erfolgreich gegen russische Panzer ein. Finnland ging dazu über, die Cocktails industriell von der staatseigenen Firma Oy Alkoholiliike Ab (heute Alko) herstellen zu lassen und mit den benötigten Streichhölzern paketweise an die Front zu schicken. Insgesamt wurden 450.000 Stück produziert.
Diese Idee übernahm die deutsche Wehrmacht und ließ Molotowcocktails unter dem Namen „Brandflasche“ herstellen, bzw. gab verschiedene Anleitungen zur selbstständigen Produktion heraus. Hierbei wurde oft eine Füllung aus 2/3 Benzin und 1/3 Flammöl verwendet, als Zünder wurden meist am Flaschenhals befestigte Sturmstreichhölzer benutzt.[1]
Massenhaft zum Einsatz kamen Molotowcocktails auch beim Aufstand im Warschauer Ghetto und während des sowjetischen Einmarschs, der den Ungarnaufstand beendete.
Während des Nomonhan-Zwischenfalls 1939 setzten japanische Soldaten, da sie nicht ausreichend mit Panzerabwehrwaffen ausgerüstet waren, benzingefüllte Flaschen gegen sowjetische Panzer ein.
Für die englische Home Guard wurde 1940 ein Northover Projector genannter Werfer entwickelt, der Brandflaschen mit Phosphorzündung ca. 180m weit verschiessen konnte. Allerdings war diese Waffe für den Schützen nicht ganz ungefährlich, da die Glasflaschen schon im oder kurz nach Verlassen des Rohres zerbrechen konnten.[2]
Heute
- Molotowcocktails wurden 2007 bei der Räumung des Ungdomshuset gefunden. Des weiteren wurden Molotowcocktails gegen die Polizei in den Straßenschlachten um dieses Haus benutzt.
- Molotowcocktails wurden bei den Unruhen in Frankreich 2005 eingesetzt.
- Beim Schulmassaker von Littleton 1999 hatten Harris und Klebold mehrere Molotowcocktails dabei.
Rechtslage
In Deutschland wird der Molotowcocktail in der Waffenliste als verbotene Waffe aufgeführt (§ 2 Abs. 3 WaffG in Verbindung mit . Somit sind gemäß § 52 Abs. 1 Nr. 1 WaffG der Erwerb, der Besitz, das Überlassen, das Führen, das Verbringen, das Mitnehmen, das Herstellen, das Instandsetzen sowie der Handel damit verboten. Ebenso ist es nicht erlaubt, zum Herstellen von Molotowcocktails anzuleiten oder aufzufordern (§ 52 Abs. 1 Nr. 4 in Verbindung mit § 40 Abs. 1 WaffG). Verstöße gegen das Verbot werden mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.
Literatur
- Wolfgang Fleischer Waffen-Arsenal Band 174: Deutsche Handgranaten 1914 - 1945, Podzun-Pallas-Verlag, Wölfersheim-Berstadt, 1998, ISBN 3-7909-0631-x
- Karl H. Schnell; Sven Korweslühr Taschenbuch Wehrausbildung, Walhalla U. Praetoria, Regensburg, 2005, ISBN 3802962052
Links
Quellenangaben
- ↑ Waffen-Arsenal Band 174 Seite 37
- ↑ http://www.home-guard.org.uk/hg/northover.html Northover Projector auf home-guard.org.uk