Zum Inhalt springen

Seenotrettungskreuzer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. Januar 2005 um 09:12 Uhr durch Grimmi59 rade (Diskussion | Beiträge) (ergänzt; In-Use-Baustein entfernt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Seenotrettungskreuzer (Theodor Heuss) im Deutschen Museum in München.

Seenotkreuzer ('SK'), auch Seenotrettungskreuzer ('SRK') genannt, sind Spezialschiffe, die der Rettung aus Seenot dienen. In vielen Ländern werden sie durch die Küstenwache oder Marine betrieben, in Deutschland durch die gemeinnützige Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger.


Seenotkreuzer in Deutschland

Entwicklung

Nach der Gründung der DGzRS im Jahre 1865 wurden die Rettungsstationen an den deutschen Küsten zunächst mit Ruderrettungsbooten ausgestattet, die im Einsatzfall meistens mit Pferdegespannen an den Strand transportiert wurden. Diese Boote waren speziell für den Rettungseinsatz konzipierte Konstruktionen und hatten daher ein relativ hohes Gewicht. Dies bedeutete körperliche Schwerstarbeit für die Rettungsmänner.

So reiste DGzRS-Oberinspector Pfeifer in die Niederlande und nach England, um sich die dort bereits im Einsatz befindlichen Motorrettungsboote anzuschauen und die Beobachtungen auszuwerten.

Ab dem Jahr 1911 wurden daraufhin schrittweise auch auf deutschen Rettungsstationen Motorrettungsboote (MRB) eingeführt.Dabei handelte es teilweise um umgerüstete ehemalige Ruderrettungsboote, andererseits aber auch um spezielle Neukonstruktionen.

Das erste deutsche Motorrettungsboot war die 10 Meter lange Oberinspector Pfeifer, auf den Namen des Mannes getauft, der die neue Technik nach Deutschland geholt hatte.

In den Folgejahren erfolgte eine stetige Weiterentwicklung der Boote, nicht zuletzt wurde dabei auf die Erfahrungen der freiwilligen Besatzungen zurück gegriffen. Unter anderem wurden einige Einheiten mit einem gedeckten Aufbau versehen, um die Besatzungen vor den Auswirkungen von Seegang und Witterung besser schützen zu können.

In den 1950er-Jahren stiegen die Anforderungen nach einem neuen Schiffstyp; gewünscht waren fast unbegrenzte Seetüchtigkeit, höhere Geschwindigkeit als mit den bisherigen Booten möglich sowie die Einsatzfähigkeit in tiefem und flachem Gewässer.

Dies führte zunächst zu vielfältigen Versuchen mit dem umgebauten MRB Konsul Kleyenstüber, die ab dem 1. Januar 1955 als Bremen zum Versuchskreuzer umgebaut wurde, bereits mit einem ungetauften Tochterboot in einer Heckwanne an Bord. Dieses Tochterboot ermöglichte aufgrund des geringen Tiefgangs und der guten Manövrierbarkeit den Einsatz in Flachgewässern wie beispielsweise das Wattenmeer sowie in Situationen, bei denen der Einsatz des Kreuzers aus den verschiedensten Gründen nicht möglich war.

Der Kreuzer war als erste Einheit der DGzRS als so genannter Selbstaufrichter konstuiert, das Schiff konnte somit durchkentern, dies ist vergleichbar mit der aus dem Kanusport bekannten Eskimorolle.

Jedoch war man mit der Geschwindigkeit von lediglich 10 Knoten nicht zufrieden. Eine Verbesserung ergab sich mit dem Bau der Neukonstruktion Hermann Apelt, der in der Lage war, eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 17 Knoten zu laufen.

Aus den Erfahrungen mit der Bremen und der Hermann Apelt entstand der Einheitstyp des deutschen Rettungskreuzers mit der ca. 23 Meter langen und ca. 20 Knoten schnellen Theodor Heuss, die 1957 in Dienst gestellt wurde, und ihren Schwesterschiffen. der Ruhr-Stahl, der H.H. Meier und der Hamburg.

Ein weiterer Entwicklungsschritt erfolgte 1967 mit dem Bau des 17-Meter-Kreuzers Paul Denker, der vollständig aus Aluminium gefertigt war. Alle weiteren Neubauten nach der Paul Denker wurden nun ebenfalls in Aluminiumbauweise gefertigt.

1975 wurde der erste von 3 so genannten "Große Seenotkreuzern" in Dienst gestellt, die John T. Essberger, ein 44 Meter langes Schiff, für den Hochsee-Einsatz konzipiert und normalerweise einer festen Wachposition auf See.

Mit der Einführung der neuen 23-Meter-Klasse im Jahre 1996 erfolgte bei der DGzRS eine Abkehr von der für die deutschen Seenotkreuzer so markanten und bewährten Rumpfform; statt des bisher stets abgerundeten Hecks erhalten die SK´s nun einen Deltarumpf. Weitere Neuerung ist der geschlossene obere Fahrstand, der in Kombination mit einer Gasschutzanlage den so genannten Gasschutzbetrieb ermöglicht.

Die letzte deutsche Seenotkreuzer-Entwicklung ist der SK Hermann Marwede, ein 46 Meter langer Kreuzer, der im Jahre 2003 in Dienst gestellt wurde.

Einsatzbilanzen und die Auswertung von Unglücksfällen haben gezeigt, dass die Fahrzeuge der DGzRS die an sie gesetzten Erwartungen erfüllt haben. Denn selbst bei den tragischen Unglücksfällen der Adolph Bermpohl vor Helgoland im Jahre 1967, bei dem die komplette Besatzung des Kreuzers ums Leben kam, und der Alfried Krupp im Jahre 1995, bei denen 2 Rettungsmänner ihr Leben ließen, bewiesen die Schiffe ihre ausserordentliche Seetüchtigkeit.



Klassen

Die deutschen Seenotkreuzer werden in mehrere Klassen eingeteilt:

Prototyp der Rettungskreuzer mit Tochterboot war die 1955 gebaute "Hermann Apelt" (KRS 01); 21,50 m Länge, wurde 1965 außer Dienst gestellt.


Erste Rettungskreuzerserie, Bj.1956-58



17-m-Klasse: SK Paul Denker Bj.1967 (heute, 2004, nicht mehr aktiv im Dienst, wird als Trainingseinheit der DGzRS in Neustadt/Holstein verwendet)



19-m-Klasse: Länge rund 18,90 m, Breite 4,30 m, Tiefgang 1,65 m. Leistung: 830 PS (610,50 kW). Geschwindigkeit: um 16 Knoten (30 km/h). Ausrüstung: UKW/GW-Funk, Radar, Echolot, DGPS, Kreiselkompass, Selbststeuer-, Feuerlösch- und Fremdlenzanlage.

Schiffe dieser Klasse:



23-m-Klasse:

alte 23-m-Klasse (23,3 m):
Länge rund 23 m, Breite rund 5,50 m, Tiefgang rund 2,00 m. Leistung: um 2000 PS (1,5 MW). Geschwindigkeit: um 20 Knoten (37 km/h). Ausstattung: u.a. Tochterboot, Hospital, Feuerlöschanlage, Fremdlenzanlage

23-m Klasse: Nis Randers

Schiffe dieser Klasse:



neue 23-m-Klasse (23,1 m-Deltarumpfschiffe):
Schiffe dieser Klasse:



26-m-Klasse:



27-m-Klasse: Länge rund 27,5 m, Breite rund 6,50 m, Tiefgang rund 2,10 m. Leistung: um 3500 PS (2,6 MW). Geschwindigkeit: um 24 Knoten (44 km/h). Ausstattung: u.a. Tochterboot, Hospital, Feuerlöschanlage, Fremdlenzanlage.

Schiffe dieser Klasse:



44-m-Klasse: Länge 44,2 m, Breite rund 8 m, Tiefgang rund 2,80 m. Leistung: um 7000 PS (5,15 MW). Geschwindigkeit: um 26 Knoten (48 km/h). Ausstattung: u.a. Tochterboot, Hubschrauberarbeitsdeck, Hospital, Feuerlöschanlage, Fremdlenzanlage.

Schiffe dieser Klasse:



46-m-Klasse: Länge rund 46 m, Breite 10,66 m, Tiefgang rund 2,80 m. Leistung: um 9250 PS (6,8 MW). Geschwindigkeit: um 25 Knoten (46 km/h). Ausstattung: u.a. Tochterboot, Hubschrauberarbeitsdeck, Hospital, Feuerlöschanlage, Fremdlenzanlage.
Einziges Schiff dieser Klasse: SK 29 Hermann Marwede



Neben den Seenotkreuzern betreibt die DGzRS noch kleinere Rettungseinheiten, die so genannten Seenotrettungsboote ('SRB'), sowie auf einer Station ein so genanntes RIB, ein Schlauchboot.