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Vogelspinnen

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Vogelspinnen
Brachypelma boehmei, adultes Männchen
Brachypelma boehmei
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Phylum: Gliederfüßer (Arthropoda)
Vorlage:Subphylum: Kieferklauenträger (Chelicerata)
Vorlage:Classis: Spinnentiere (Arachnida)
Vorlage:Ordo: Webspinnen (Araneae)
Vorlage:Subordo: Vogelspinnenartige (Mygalomorphae)
Vorlage:Familia: Vogelspinnen (Theraphosidae)
Körperbau der Vogelspinne
Körperbau der Vogelspinne (Holothele incei)
Körperbau der Vogelspinne (Holothele incei)
Körperbau der Vogelspinne (Holothele incei)
Körperbau der Vogelspinne von unten
Körperbau der Vogelspinne von unten
Körperbau der Vogelspinne von unten

(Grammostola rosea männlich, Präparat)

1 = Fuß (Tarsus)

2 = Mittelfuß (Metatarsus)

3 = Schiene (Tibia)

4 = Knie (Patella)

5 = Schenkel (Femur)

6 = Schenkelring (Trochanter)

7 = Hüfte (Coxa)

8 = Taster (Pedipalpen) auf dem unteren Bild mit Bulben

9 = Beißklauen (Chelizeren)

10 = Augen

11 = Vorderkörper/Oberseite (Prosoma/Carapax)

12 = Vertiefung der Oberseite (Thoraxgrube)

13 = Hinterleib ( Opistosoma (Abdomen))

14 = großes Spinnwarzenpaar

15 = kleines Spinnwarzenpaar

16 = oberes Buchlungenpaar

17 = unteres Buchlungenpaar

18 = Geschlechtsöffnung (Epigastralfurche)

19 = Unterseite Vorderkörper (Sternum)

20 = Mundöffnung (Labium)

Vogelspinnen (Theraphosidae) sind eine Familie der Webspinnen (Araneae) mit etwa 860 bisher entdeckten Arten. Ihren Namen (lat. avicularia) verdanken sie einem Stich von Anna Maria Sibylla Merian (1647-1717), auf dem eine Vogelspinne abgebildet ist, die einen Kolibri erbeutet hatte.

Vogelspinnen traten bereits im Karbon auf. Ihr Lebensraum sind vorrangig tropische bis subtropische Klimazonen. Sie ernähren sich von Insekten, kleinen Echsen, Mäusen und Vögeln.

Beeindruckend sind die von einigen Vogelspinnen erreichten Körpergrößen: Mit bis zu 12 cm Körperlänge und einer Spannweite von 30 cm gilt die Art Theraphosa blondi als größte lebende Vogelspinne weltweit, die bis jetzt beschrieben wurde.

Trotz ihrer Größe ist ein Biss der meisten Vogelspinnen sehr schmerzhaft, aber dennoch harmlos. In vielen Büchern wird dieser mit dem Stich einer Biene gleichgesetzt, was aber nicht auf alle Arten zutrifft. Beispielsweise bei asiatischen Arten der Gattung Poecilotheriaund Haplopelma wird der Biss von starken Muskelkrämpfen und Benommenheit begleitet.
Einige neuweltliche (amerikanische) Vogelspinnen besitzen zusätzlich zur Verteidigung so genannte Brennhaare auf ihrem Hinterleib, die mit Widerhaken besetzt sind und potentiellen Feinden durch rasche Bewegungen der hinteren Beinpaare entgegengeschleudert werden können (sog. Bombardieren). In Schleimhäuten und Augen können die Brennhaare zu Entzündungen führen, bei wiederholtem Kontakt mit Brennhaaren kann es aber auch zu allergischen Reaktionen kommen.

Viele Vogelspinnenarten können im Terrarium gehalten werden, da sie recht unempfindlich sind. Allerdings müssen die Haltungsbedingungen der einzelnen Arten eingehalten werden.

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Körperbau

Allgemein

Die Vogelspinne zählt zu den Gliedertieren. Ihr Körper ist in mehrere Abschnitte unterteilt. Bei der Vogelspinne unterscheidet man grob in den Vorderkörper (Prosoma) mit den vier Laufbeinpaaren (Extremitäten), den (Kiefern-)Tastern (Padipalpen) und den Beißklauen (Cheliceren) sowie den Hinterleib (Opistosoma) mit den Spinnwarzen.

Vorderkörper

Der Vorderkörper (Prosoma = 11) der Vogelspinne besteht aus dem zusammengewachsenen Kopf- und Bruststück, eine Unterteilung ist nicht mehr erkennbar. Die Oberseite wird als Carapax und die Unterseite als Sternum (19) bezeichnet. Vorn am Vorderkörper befinden sich die Beißklauen (9), die Mundöffnung (20) und die Taster (9). Seitlich befinden sich die vier Laufbein-Paare. Auf der Oberseite ist auch die Thoraxgrube (12) erkennbar. Diese Grube wird in vielen Bestimmungsschlüsseln verwendet, um z.B. die verschieden Vogelspinnen-Gattungen zu unterscheiden. Am Ende befindet sich die Verbindung (Petiolus) zum Hinterleib (13). Im Inneren des Vorderkörpers befindet sich der Saugmagen. Mit diesem wird die vor der Mundöffnung verflüssigte Nahrung aufgesaugt.

Laufbeine

Die vier Laufbein-Paare der Vogelspinne sind in je 7 Segmente unterteilt:

Bei einigen Arten (z.B: Grammostola, Psalmopoeus, Avicularia) haben die erwachsenen Männchen am ersten Beinppar am Schienensegment so genannte Schienbeinhacken (Tibiaapophysen). Diese dienen dem Männchen beim Paarungsakt dazu die Beißklauen des Weibchens zu blockieren. Sie kommen aber nicht immer zum Einsatz.

Taster

Die Taster (Pedipalpen, 8) sind wie die Laufbeine aufgebaut, sie bestehen aber nur aus 6 Segmenten. Diese werden wie bei den Laufbeinen bezeichnet, der Metatarsus entfällt. Bei ausgewachsenen männlichen Tieren befinden sich an den Tasternenden die Bulben. Diese sind beim lebenden Tier eingeklappt. Jungtiere und Weibchen benutzen dies Taster wie ein fünftes Laufbeinpaar. Mit den Tastern trommelt das ausgewachsene Männchen, um auf sich aufmerksam zu machen. Das Weibchen antwortet, wenn es paarungsbereit ist, auch mit Trommeln der Taster. Teilweise werden auch noch das erste und zweite Beinpaar dazu benutzt (z.B. bei Avicularia).

Beißklauen

Die Beißklauen (Chelizeren, 9) dienen der Spinne zum Beutefang, dabei schlagen sie gerade nach unten und leicht nach innen. Diese parallel zur Längsachse ausgerichteten Beißklauen unterscheiden die Vogelspinne von anderen Spinnenfamilien.

Beim Beutefang dringen die Beißklauen in das Opfer ein und durch einen feinen Kanal wird das Gift injiziert. Die Giftdrüse liegt im oberen Teil der Beißklauen.

Augen

Die 8 Augen (10) der Vogelspinne sind relativ klein und sitzen auf dem Augenhügel. Bei Vogelspinnen ist der Seh-Sinn nur schwach ausgebildet. Mit ihren Augen können sie lediglich hell und dunkel unterscheiden.

Hinterleib

Der Hinterleib (Opistosoma, 13) wird im deutschen Raum oft als Abdomen bezeichnet. Diese Bezeichnung wurde aus der Gliederung der Insekten übernommen, ist biologisch jedoch nicht korrekt. Es hat sich jedoch so stark eingebürgert, dass die meisten Spinnenhalter und -forscher wissen, wovon die Rede ist.

Der Hinterleib ist der empfindlichste Teil der Spinne, da er nicht mit einem harten Chitinskelett umgeben ist, wie z.B. die Beine und der Vorderkörper. So kann sich der Hinterleib bei jeder Mahlzeit ausdehnen. Den Ernährungszustand erkennt man dadurch an dessen Fülle. Im Hinterleib befinden sich die emisten Organe der Vogelspinnen, darunter das schlauchförmige Herz, die Geschlechtsorgane, die zwei Buchlungenpaare (obere Öffnungen = 17, untere Öffnungen= 16) und Teile des Darmes.

Einige Arten (z.B. Brachypelma, Avicularia) besitzen auf den Hinterleib Brennhaare. Diese Haare sitzen locker auf der Hinterleibshaut und werden bei Störung des Tieres durch schnelles Reiben mit den Hinterbeinen dem Störenfried oder Feind entgegengeschleudert. Die Haare besitzen Widerhaken und verursachen starke Hautreizungen. Die Gattung Brachypelma macht davon oft gebraucht. Wenn die Stelle, wo zuvor die Brennhaare saßen, dunkel bis schwarz wird, steht die nächste Häutung des Tieres bevor. Nach der Häutung besitzt das Tier wieder die Brennhaare. Sie werden erneuert.

Spinnwarzen

Am Ende des Hinterleibes befindet sich der Darmausgang und die beiden Spinnwarzen-Paare. Die Vogelspinne besitzt ein großes (14) und ein kleines Paar Spinnwarzen (15). Die Spinnwarzen sind in drei Glieder unterteilt und sind jede für sich bewegbar. Mit den Spinnwarzen produziert die Spinne die Spinnseide für jede Gelegenheit, wie z.B. Wohnhöhle, Kokon, Fressen, Häuten.

Geschlechtsöffnung

Die Geschlechtsöffnung (18) befindet sich auf der Unterseite des Hinterleibes. Sie wird als Epigastralfurche bezeichnet. Beim Paarungsakt führt das Männchen hier die Enden (die Bulben) seiner Taster ein. Baut das Weibchen einen Kokon, werden die Eier an dem Samenvorratsbehälter (Spermathek) vorbei aus dieser Öffnung gelegt. Beim Vorbeirutschen an dem Samenvorratsbehälter werden die Eier befruchtet. Dieser Behälter wird bei jeder Häutung mit gehäutet, so dass jedes Weibchen nach der Häutung wieder „jungfräulich“ ist.

Beim Männchen tritt an dieser Öffnung die Samenflüssigkeit aus., welche er auf ein zuvor gesponnenes Spermanetz abgibt. Dieses Spermanetz wird zwischen zwei Gegenständen (z.B. Terrarienwand/Pflanze) gesponnen. Um die Samenflüssigkeit abzugeben, kriecht das Männchen unter das Netz, mit der Unterseite nach oben. Danach klettert es auf das Netz und nimmt die Flüssigkeit mit den Bulben durch Pumpbewegung auf. Danach wird das Netz zerstört.

Systematik

Die Systematik der Vogelspinnen befindet sich in einem ständigen Fluss, da immer noch neue Arten beschrieben und alte revidiert werden. Man unterscheidet die folgenden Unterfamilien mit exemplarischen Gattungen:

  • Acanthopelminae
  • Aviculariinae
  • Eumenophorinae
    • Citharischius
    • Hysterocrates
    • Phoneyusa
Vogelspinne in Baja California
  • Harpactirinae
    • Ceratogyrus
    • Eucratoscelus
    • Harpactira
    • Pterinochilus
  • Ischnocolinae
    • Chaetopelma
  • Neuwelt Ischnocolinae
    • Holothele
  • Ornithoctoninae
    • Cyriopagopus
    • Haplopelma
    • Ornithoctonus
  • Selenocosmiinae
    • Chilobrachys
    • Haplocosmia
    • Poecilotheria
    • Psalmopoeus
    • Selenocosmia
    • Tapinauchenius
  • Selenogyrinae
  • Spelopeminae
  • Stromatopelminae
    • Heteroscodra
    • Stromatopelma
    • Xenodentrophila
  • Theraphosinae
    • Acanthoscurria
    • Apachepelma
    • Aphonopelma
    • Brachypelma
    • Chromatopelma
    • Crassicrus
    • Cyclosternum
    • Cyriocosmus
    • Eupalaestrus
Datei:G rosea adult männlich.JPG
Grammostola rosea, adult, männlich
    • Grammostola
    • Homoeomma
    • Iracema
    • Lasiodora
    • Lasiodorides
    • Megaphobema
    • Neischnocolus
    • Nhandu
    • Pamphobeteus
    • Paraphysa
    • Phormictopus
    • Pseudotheraphosa
    • Sericopelma
    • Sphaerobothria
    • Theraphosa
    • Thrixopelma
    • Tmesiphantes
    • Vitalius
    • Xenesthis
  • Thrigmopoeinae
    • Haploclastus
    • Thrigmopoeus

Literatur

  • Hans W. Kothe: Vogelspinnen, Franckh-Kosmos Verlag GmbH & Co., Stuttgart, 2003, ISBN 3-440-09367-0
  • Günter Schmidt: Vogelspinnen, Landbuch-Verlag GmbH, Hannover, 1993, ISBN 3-7842-0484-8
  • Peter Klaas: Vogelspinnen, Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart, 2003, ISBN 3-8001-3696-1