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Bezugsgruppe (Aktivismus)

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Die Antikriegs-Affinity-Group „Collateral Damage“. Alle sieben wurden am 4. Dezember 2002 wegen der Besetzung des Büros von Senator Allard aus Protest gegen den bevorstehenden Irakkrieg verurteilt.[1]

Eine Affinity Group, deutsch auch Bezugsgruppe oder Autonome Gruppe, ist eine kleine Gruppe von Aktivisten, die zusammen Direkte Aktionen ausführen. Sie besteht üblicherweise aus drei bis zwanzig Personen.

Affinity Groups sind nichthierarchisch organisiert und arbeiten nach dem Konsensprinzip. Sie bestehen zumeist aus vertrauenswürdigen Freunden und ähnlich eingestellten Personen. Sie vertreten eine reaktive, flexible und dezentralisierte Organisierungsmethode.

Affinity Groups können auf einer gemeinsamen Ideologie – etwa Anarchismus – beruhen, ein Interesse für einen bestimmten Punkt – etwa der Anti-Atomkraft-Bewegung − oder eine Aktivität, Rolle oder Fähigkeit gemein haben, zum Beispiel als Demonstrationssanitäter („Demo-Sanis“) arbeiten. Affinity Groups können offen für neue Mitglieder oder geschlossen sein, wobei letzteres häufiger ist.

Geschichte

Demosanis bei den Antikriegsprotesten 2005 in Washington, D.C.

Affinty Groups traten erstmals in der US-amerikanischen Antikriegsbewegung der 1960er und 1970er Jahre auf. Der Terminus wurde erstmals von Ben Morea der Gruppe „Up Against the Wall Motherfuckers[2] genutzt. Später organisierten sich in der Friedensbewegung Aktivisten auf dem College Campus nach ihren Interessen oder Hintergründen, etwa der Religion, dem Geschlecht oder Ethnischen Gruppe.

Der Ursprung der Affinity Groups datiert aus dem Spanien des 19. Jahrhunderts, wo sie von spanischen Anarchisten tertulias oder grupos de afinidad genannt wurden[3]. Sie wurden in den 1970ern in den Vereinigten Staaten und Europa besonders in der Bewegung gegen Atomkraft populär. Die Besetzung der Atomkraftwerke an der Ruhr 1969 durch 30.000 Personen wurde vor allem mit Hilfe des Affinity-Group-Modells realisiert.[4] [5] Heute wird diese Struktur von verschiedenen Aktivisten verwendet: Tierrechtlern, Umweltschützern, Anti-Kriegs-Bewegung und Globalisierungsgegnern, um nur einige aufzuzählen.

Der Abbruch der WTO-Konferenz 1999 in Seattle wurde auch durch koordinierte Aktion mehrerer Schwärme von Affinity Groups erzielt.[6]

In den 1990ern wurde ein Organisierungsmodell in Unternehmen eingeführt, dass sich ebenfalls als Affinity Group bezeichnete und vor allem der Förderung von Minderheiten wie Afroamerikanern, Latinos, Christen, Behinderten und LGBTs sowie Frauen dient. [7]

Einzelnachweise

  1. Colorado Communities for Justice and Peace
  2. Eve Hinderer : Ben Morea, Black Mask and Motherfucker
  3. Rant Collective : History of Affinity Groups
  4. Starhawk.org : Affinity Groups
  5. Uproot : Affinity groups
  6. Seattle prepares for battle - Trade before freedom
  7. GM Corporate site