Cham (Oberpfalz)
Vorlage:Infobox Ort in Deutschland
Cham [] ist Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises im Regierungsbezirk Oberpfalz in Ostbayern, der seit der Gebietsreform 1972 auch die früheren Landkreise Waldmünchen und Kötzting (letzterer gehörte vormals zu Niederbayern) sowie den östlichen Teil des ehemaligen Landkreises Roding umfasst.
Geografie
Geografische Lage
Die Stadt Cham liegt am Fluss Regen, ca. 60 km nordöstlich von Regensburg, in der Cham-Further Senke, einem tiefen Taleinschnitt, der die quer dazu verlaufenden Mittelgebirgszüge des Oberpfälzer Waldes im Nordosten vom Bayerischen Wald im Südosten teilt, etwa 20 km westlich der tschechischen Grenze und ca. 90 km südwestlich von Pilsen. Cham wird deshalb auch als „Tor zum Bayerischen Wald und zum Böhmerwald“ bezeichnet. Weil der Regen die Chamer Altstadt in einem weiten Bogen umschließt, gibt es für Cham außerdem die Zusatzbezeichnung als „Stadt am Regenbogen“.
Nachbargemeinden
Die Stadt Cham grenzt im Norden an die Gemeinden Pemfling, Waffenbrunn und Willmering, im Nordosten an Weiding und im Osten an Runding sowie Chamerau. Im Südosten liegt die Gemeinde Zandt, im Süden Traitsching, im Südwesten Schorndorf, im Westen die Stadt Roding und im Nordwesten die zur Verwaltungsgemeinschaft Stamsried gehörende Gemeinde Pösing.
Stadtgliederung
Cham besteht neben der Kernstadt aus 52 weiteren Stadtteilen:

| Stadtteile von Cham | ||||
|---|---|---|---|---|
| Altenmarkt | Altenstadt | Ammerlingshof | Brückl | Brunn |
| Chameregg | Chammünster | Eichberg | Ellersdorf | Gredlmühle |
| Gutmaning | Haderstadl | Haidhäuser | Haidmühle | Hanzing |
| Hilm | Hof | Höfen | Janahof | Kammerdorf |
| Katzbach | Katzberg | Kühberg | Kothmaißling | Laichstätt |
| Lamberg | Loch | Loibling | Michelsdorf | Neumühle |
| Nunsting | Oberhaid | Ponholzmühle | Quadfeldmühle | Ried am Pfahl |
| Ried am Sand | Rissing | Schachendorf | Scharlau | Schlammering |
| Schlondorf | Schönferchen | Selling | Siechen | Stadl |
| Tasching | Thierlstein | Untertraubenbach | Vilzing | Wackerling |
| Windischbergerdorf | Wulfing | |||
Geschichte
Mittelalter
Im Jahr 748 gründeten Benediktinermönche aus dem Regensburger Kloster St. Emmeram im heutigen Stadtteil Chammünster eine Cella (klösterliche Niederlassung), die als sogenannte Urpfarrei mit dem späteren Marienmünster zum Ausgangspunkt der Besiedelung des Oberen Bayerischen Waldes wurde.
Im Jahr 976 wurde Cham als Civitas Camma erstmals als Stadt erwähnt. Auf dem Galgenberg stand einst eine Reichsburg, die den Handelsweg nach Böhmen sicherte. Um das Jahr 1000 erhielt Cham eine eigene Münzstätte. Es wurde der sogenannte Chamer Denar geprägt. Der Name „Cham“ [] ist keltischen Ursprungs (Kambos) und bedeutet so viel wie „Kurve“ oder „Krümmung“. In der Nähe des Chamer Stadtteils Altenstadt mündet das windungsreiche Flüsschen Chamb in den Regen, welches vermutlich der Namensgeber für diese erste Siedlung am Regenknie war. Gerne wird der Name „Cham“ jedoch auch von „Kamm“ abgeleitet, weshalb das Wappen der Stadt auch einen Kamm enthält.
Im 13. Jahrhundert verlegte man die Stadt an ihren heutigen Standort. Während der Hussitenkriege im 15. Jahrhundert durchlebten die Chamer Bürger harte Zeiten. 1429 belagerten die Hussiten vergeblich die Stadt. Bei Satzdorf, vor den Toren Chams, gelang deutschen Rittern ein erster Sieg über die Hussiten, zu dem Heinrich Notthafft „der Reiche“ von Wernberg auf Runding erheblich beitrug.
Neuzeit
1742 eroberten und zerstörten die Panduren unter Franz Freiherr von der Trenck die Stadt.
1861 wurde Cham im Zuge der Industrialisierung an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Eine Phase relativen Wohlstands folgte, Cham gehörte zu den wichtigsten süddeutschen Umschlagplätzen für Holz.
Im Zweiten Weltkrieg wurden am 18. April 1945 bei einem englischen Luftangriff auf den westlichen Teil Chams 63 Menschen getötet. Durch zahlreiche Kriegsflüchtlinge aus Schlesien und dem Sudetenland wuchs die Einwohnerzahl nach Kriegsende von zuvor 5.860 auf über 10.000 an.
Eingemeindungen
Bei der Gebietsreform in Bayern wurden 1972 die bis dahin selbstständigen Gemeinden Altenmarkt, Loibling, Thierlstein sowie Teile der Gemeinden Penting und Rhanwalting und 1978 schließlich die Gemeinden Chammünster und Windischbergerdorf in die Stadt Cham eingemeindet.
Religionsgemeinschaften
Christentum
Katholische Kirche

In Cham gibt es sieben katholische Pfarreien bzw. Seelsorgeeinheiten (Bistum Regensburg):
In der Kernstadt von Cham bestehen die beiden Pfarreien St. Jakob (Cham-Mitte und Cham-Ost) mit der Expositur St. Laurentius im Stadtteil Vilzing und St. Josef (Cham-West) mit der Filialgemeinde Katzbach sowie die katholische Krankhausseelsorge. Daneben gibt es die Pfarreien Mariä Himmelfahrt in Chammünster, St. Martin in Untertraubenbach und St. Michael in Windischbergerdorf.
Evangelische Kirche und andere kirchliche Gemeinschaften
Außerdem bestehen in Cham eine Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde (Dekanatsbezirk Cham), eine Baptistengemeinde (Bund Evangelischer Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland) und eine Gemeinde der Neuapostolischen Kirche (Kirchenbezirk Nürnberg-Ost).
Andere Glaubensgemeinschaften
In Cham existiert ebenfalls eine islamische Kultusgemeinde.
Politik
Stadtrat
Der Stadtrat der Stadt Cham besteht aus 24 Mitgliedern. Die Kommunalwahl am 3. März 2002 ergab folgende Stimm- bzw. Sitzverteilung bei einer Wahlbeteiligung von 66,9 Prozent (13.340 wahlberechtigte Bürger):
| Parteien und Wählergemeinschaften | 2002 | |
|---|---|---|
| % | Sitze | |
| Christlich-Soziale Union in Bayern (CSU) | 25,6 | 6 |
| Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) | 8,7 | 2 |
| Bündnis 90/Die Grünen (GRÜNE) | 3,2 | 1 |
| Freie Wähler (FW) | 12,7 | 3 |
| Christliche Wählergemeinschaft mit Gemeindeteilen | 9,5 | 3 |
| Christliche Wählergemeinschaft Windischbergerdorf | 8,2 | 2 |
| Gemeindewohl Loibling-Katzbach/Cham-West | 6,8 | 2 |
| Sonstige | 25,3 | 5 |
| gesamt | 100,0 | 24 |
| Wahlbeteiligung | 66,9 % | |
Bürgermeister
Seit 1984 ist Leo Hackenspiel (Freie Wähler) Erster Bürgermeister der Stadt Cham. Seine letzte Wiederwahl erfolgte am 3. März 2002 mit einem Stimmenanteil von 56,5 Prozent bei einer Wahlbeteiligung von 66,9 Prozent.
Wappen
Blasonierung
Das Wappen zeigt „unter dem Schildhaupt mit den bayerischen Rauten, belegt mit zwei schräg gekreuzten silbernen Schwertern mit goldenen Griffen, in Rot zwischen zwei silbernen Zinnentürmen eine Zinnenmauer, die mit einem roten Schild belegt ist, darin ein silberner Kamm.“
Wappengeschichte
Das Wappen verbindet das vom mittelalterlichen Siegel hergeleitete Wappenbild der zweitürmigen Burg mit aufgelegtem Schild, darin der (falsch) redende Kamm, mit dem 1809 durch König Maximilian I. Joseph für Kriegsverdienste verliehenen neuen Schildhaupt mit den bayerischen Rauten und den gekreuzten Schwertern. Zinnentürme und Zinnenmauer als Symbole für den Stadtstatus sind ebenso wie der Kamm schon in den Siegeln seit dem 13. und 14. Jahrhundert belegt. Seit 1398 sind viele farbige Abbildungen des Wappens mit silbernem oder goldenem Kamm in Rot, jedoch fast immer ohne Burg, überliefert. Im 19. Jahrhundert war die Feldfarbe überwiegend Schwarz statt Rot.
Städtepartnerschaften
Mit der Schweizer Gemeinde Cham ZG besteht seit 1981 ein Partnerschaftsvertrag. Seit 1993 besteht eine Partnerschaft mit der tschechischen Kreisstadt Klattau (Klatovy).
Kultur und Sehenswürdigkeiten


Museen
- Städtische Galerie und Städtische Heimatgeschichtliche Sammlung im Cordonhaus
- Museum SPUR, Malerei, Kunst der Gegenwart, Plastiken und Arbeiten auf Papier der Künstlergruppe SPUR (1959–1964) im ehemaligen „Armenhaus“
- Sakrale Kunst in der St.-Anna-Kapelle
Bauwerke und Plätze
- Biertor
- Historisches Rathaus
- Marktplatz
- Steinmarkt
- Straubinger Turm
- Pfarrkirche St. Jakob
- Schlosskapelle auf dem Katzberg
- Marienmünster im Stadtteil Chammünster
- Burgruine Chameregg
- Klosterkirche Maria Hilf der Redemptoristen
- Franziskanerkirche
- Spitalkirche
- Bürgerspital
- Pfarrkirche St. Josef
- Erlöserkirche
- Grasslturm
Parks
Im Zuge der Kleinen Landesgartenschau „Natur in der Stadt Cham“ im Jahr 2001 wurden Grünanlagen der Stadt erneuert und auch teilweise neu angelegt. Der nur wenige Gehminuten vom Zentrum entfernte Stadtpark beim Redemptoristenkloster bildet die grüne Lunge der Stadt. Südöstlich vom Zentrum befindet sich mit der Quadfeldmühle eine große Grünfläche, die auch zum Sport einlädt. Außerdem findet man vor allem am Regenufer in die Natur eingearbeitete Promenaden.
Sport
Fußball
Der ASV Cham spielt in der Bayerischen Landesliga Mitte. Die DJK Vilzing spielte bis 2006 ebenfalls in der Landesliga Mitte und steht nach dem Abstieg 2006 vor dem Wiederaufstieg mit dem neuen Trainer Franz Koller. Das Stadion der DJK Vilzing im Stadtteil Vilzing trägt seit dem 23. September 2005 den Namen „Manfred-Zollner-Stadion“.
Schießen
Die Luftpistolenmannschaft der Reichsburgschützen Siechen Altenstadt e. V. schießt im zweiten Jahr in der Bayernliga Nord Ost.
Eisstock
Die Damenmannschaft des 1. FC Katzbach schießt im zweiten Jahr in der Bundesliga.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Januar: Neujahrsempfang der Stadt Cham und des Fernmeldebataillons (FmBtl) 4
- Mai: Frühlingsfest am Festplatz
- Mai: Feuerstutzenschießen
- Juli: Volksfest am Festplatz
- September: Chamlandschau, größte Messe der Region
- Dezember: Christkindlmarkt am Marktplatz
Wirtschaft und Infrastruktur
Überblick
Die Stadt Cham ist zentraler Wirtschaftsstandort der Region Oberer Bayerischer Wald mit der Funktion eines Mittelzentrums. Hier finden sich alle wichtigen Behörden und Verbände, Schulen und Bildungsinstitute. In der Nordgau-Kaserne ist das Fernmeldebataillon (FmBtl) 4 der Panzerbrigade 12 stationiert. Als überregional bedeutsame Einkaufsmetropole mit modernen Gewerbezentren am Stadtrand, die weit über die Grenzen des Landkreises hinaus frequentiert werden, zeichnet sich Cham durch eine besonders große Branchenvielfalt aus.
Ansässige Unternehmen
In Cham sind rund 600 kleine und mittlere Betriebe sowie einige internationale Großunternehmen ansässig. Über die Region hinaus bekannt sind beispielsweise die Zollner Elektronik AG, die Firma Kappenberger + Braun und die Frey Handelsgruppe.
Verkehr
Fernstraßen
In Cham kreuzen sich die drei Bundesstraßen B 85 (Amberg–Schwandorf–Passau), B 22 (Bayreuth–Weiden–Oberviechtach–Cham) und B 20 (Straubing–Furth im Wald). Die nächstgelegenen Autobahnen sind die A 3 bei Straubing (30 km Entfernung) und die A 93 bei Schwandorf (45 km Entfernung).
Eisenbahn
Cham liegt an der Bahnstrecke München–Regensburg–Schwandorf–Prag. Am Bahnhof Cham (Oberpf) zweigen zudem die Stichstrecke nach Waldmünchen und die Zugleitstrecke nach Bad Kötzting–Lam ab. Die Hauptstrecke wird von der Regentalbahn unter dem Markennamen Oberpfalzbahn im Auftrag der Deutschen Bahn AG im Stundentakt, die Stich- bzw. Zugleitstrecke jeweils im Zweistundentakt bedient. Zudem gibt es täglich drei Direktverbindungen nach Nürnberg und Prag sowie zwei Direktverbindungen nach München.
Nahverkehr
Der gesamte öffentliche Personennahverkehr (Bahnverkehr, Stadt- und Regionalbuslinien) ist in das Tarifsystem der Verkehrsgemeinschaft Landkreis Cham integriert.
Medien
- Chamer Zeitung (Auflage: 10.215 gesamt) – Regionalausgabe des Straubinger Tagblattes / Landshuter Zeitung
- Bayerwald-Echo (Auflage: 16.170 gesamt) – Regionalausgabe der in Regensburg erscheinenden Mittelbayerischen Zeitung
Bildung
- Johann-Brunner-Volksschule (THS I und THS II)
- Maristen-Realschule (früher Maristen-Schulbrüder, seit 2006 Schulstiftung der Diözese Regensburg)
- Gerhardinger-Realschule (Arme Schulschwestern von Unserer Lieben Frau)
- Joseph-von-Fraunhofer-Gymnasium
- Robert-Schuman-Gymnasium
- Werner-von-Siemens-Schule – Staatliche Berufsschule Cham
- Fachoberschule (FOS) und Berufsoberschule (BOS) Cham
- Fachakademie für Holzgestaltung des Bezirks Oberpfalz
- Schule am Regenbogen (Sonderpädagogisches Förderzentrum Cham – Förderschwerpunkt Lernen)
- Bildungsstätte St. Gunther (Förderzentrum mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung)
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Dr. Max Fischer, Staatssekretär a. D. (1967)
- Johann Posel, Bauingenieur (1972)
- Dr. Karl Bosl, Historiker (1984), † 1993
- Friedrich Hutter, Studiendirektor (1985), † 1993
- Dr. Adalbert Frey, Kaufmann (1997), † 2006
- Anton Kuchenreuter, Kaufmann und Büchsenmachermeister (2000)
- Gerhard Schmidt, Künstler, NS-Zeitzeuge und Grünen-Politiker (2000), † 2007
- Pfarrer Gerhard Huf (2005)
- Pfarrer i. R. Franz Xaver Hebauer (2006)
Söhne und Töchter der Stadt
- Dr. Adalbert Frey (1922–2006), Unternehmer und Gründer der nach ihm benannten Kaufhauskette
- Dr. Gerhard Frey (* 1933), rechter Verleger, Gründer und Bundesvorsitzender der rechtsextremen Deutschen Volksunion (DVU), Bruder von Dr. Adalbert Frey
- Nikolaus Graf Luckner (1722–1794), Marschall von Frankreich, dem die Nationalhymne der Französischen Republik, die „Marseillaise“, gewidmet ist
- Dr. Franz Xaver von Reber (1834–1919), Professor und Direktor der Bayerischen Staatsgalerie München
Sonstiges
- Cham ist der eponyme Fundort der Jungneolithischen Chamer Kultur.
- 1959 drehte der Regisseur Bernhard Wicki seinen Antikriegsfilm Die Brücke in Cham. Drehorte waren vor allem die alte Florian-Geyer-Brücke über dem Regen (1993 abgerissen und durch eine neue Brücke ersetzt), aber auch die Innenstadt und das damalige Gelände des Joseph-von-Fraunhofer-Gymnasiums.
- 2003 wurde in Cham der Thriller Happy End – Jede Geschichte braucht ein Ende von den beiden Chamer Filmemachern Daniel Stieglitz (Regie) und Martin Tischner (Produktion) gedreht.
Weblinks
- Wappen von Cham in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte