Bauartbezeichnungen der Schweizer Lokomotiven und Triebwagen
Die Schweizerische Bundesbahnen wie auch die meisten Privatbahnen in der Schweiz haben für ihre Lokomotiven und Triebwagen einheitliche Bauartbezeichnungen.
Folgendes System wurde bei Lokomotiven und Triebwagen, welche vor 1989 konstruiert beziehungsweise revidiert worden sind, verwendet.
Lokomotiven
Zugsreihe | Traktionsart | Anzahl Triebachsen |
Anzahl aller Achsen |
Serie | ||
---|---|---|---|---|---|---|
Bezeichnungsart | Gross- buchstaben |
Klein- buchstaben |
1. Zahl | 2. Zahl | Römische Ziffer hochgestellt |
|
Mögliche Werte | {A;B;C;D;E;G;H;R} | fehlend oder {a;e;m} | Natürliche Zahl | Natürliche Zahl | Fortlaufend nach Serie |
Buchstaben können kombiniert werden |
Beispiel | R | e | 4 | 4 | II | Re 4/4II |
Erklärung Beispiel |
Lokomotive mit erhöhter Kurven- geschwindigkeit |
elektrisch | 4 Triebachsen | 4 Achsen | 2. Serie der Re 4/4 |
Lok mit erhöhter Kurvengeschwindigkeit, alle vier Achsen angetrieben (Bo'Bo'), 2. Serie |
In einem zusammengesetzten Triebzug, dessen Wagen nicht entkoppelt werden können, werden alle Achsen berücksichtigt, z.B. RABDe 8/16 (Triebzug mit 4 Wagen).
Zugsreihe
Zugsreihe | Bedeutung |
---|---|
A | Normalspur-Lokomotive mit V.max. über 80 km/h |
B | Normalspur-Lokomotive mit V.max. 70 und 75 km/h |
C | Normalspur-Lokomotive mit V.max. 60 und 65 km/h |
D | Normalspur-Lokomotive mit V.max. zwischen 45 und 55 km/h |
E | Rangierlokomotive |
G | Schmalspur-Lokomotive für Adhäsionsbetrieb |
H | Lokomotive mit Zahnradantrieb |
R | Lokomotive mit erhöhter Kurvengeschwindigkeit gegenüber A und v.max über 110 km/h |
T | Traktor |
Die Kombination von H und G ist möglich. HG wäre demnach eine Schmalspurlokomotive mit Zahnradantrieb. Die Kombination der Reihen A, B, C, D, E, G, R und T untereinander ist nicht vorgesehen.
Ausnahme: RG wäre theoretisch möglich, allerdings existiert ein solches Fahrzeug noch nicht.
Die Zugsreihe R (für rapid) war ursprünglich für Lokomotiven mit einer Achslast von unter 16 Tonnen vorgesehen. Diese Leichtlokomotiven beanspruchen bei Kurven die Schienen weniger und durften daher diese mit erhöhter Geschwindigkeit fahren (z.B. 125 km/h statt 110 km/h). Mit der Einführung der Re 4/4II wurde diese Regel jedoch ausser Acht gelassen, da die Re 4/4II trotz ihrer Achslast von 20 Tonnen diese Norm auch erfüllten.
Mit dem Aufkommen des Cisalpino Pendolino wurde die Zugsreihe N eingeführt. Diese haben dank der Neigetechnik wiederum eine höhere Kurvengeschwindigkeit gegenüber der Zugsreihe R (z.B. 160 km/h statt 125 km/h). Der Neigezug RABDe 500 (InterCityNeigezug) erfüllt diese Norm auch, der Zug selbst erhielt jedoch die Bezeichnung R. Lokomotiven der Reihe R dürfen rein technisch auch nach der Reihe N verkehren, auf Rücksicht der Passagiere (Seitendruck) ist die Kurvengeschwindigkeit geringer.
Traktionsart
Traktionsart | Bedeutung |
---|---|
a | Akkumulator |
e | Elektrisch |
f | Funkfernsteuerung |
h | Zahnradantrieb (nur bei Triebwagen und Traktoren) |
m | Brennstoff (Diesel, Gasturbine) |
(fehlend) | Dampf |
Die Zusatzbuchstaben zur Traktionsart können auch in Kombination auftreten. Beispiele: Gea, Tem, Gmf
Triebwagen
Ausstattung | Traktionsart | Anzahl Triebachsen |
Anzahl aller Achsen |
Serie | ||
---|---|---|---|---|---|---|
Bezeichnungsart | Gross- buchstaben |
Klein- buchstaben |
1. Zahl | 2. Zahl | Römische Ziffer hochgestellt |
|
Mögliche Werte | {A;B;C;D;F;R} | fehlend oder {e;m} | Natürliche Zahl | Natürliche Zahl | Fortlaufend nach Serie |
Buchstaben können kombiniert werden |
Beispiel | BD | e | 4 | 4 | II | BDe 4/4II |
Erklärung Beispiel |
Triebwagen mit 2. Klass- (B) und Gepäckabteil (D) |
elektrisch | 4 Triebachsen | 4 Achsen | 2. Serie der BDe 4/4 |
Triebwagen mit 2. Klass- und Gepäckabteil, alle vier Achsen angetrieben (Bo'Bo') 2. Serie, nicht für erhöhte Kurvengeschwindigkeit |
Ausstattung
Ausstattung | Bedeutung |
---|---|
A | Triebwagen mit Erstklassabteil |
B | Triebwagen mit Zweitklassabteil |
C | Triebwagen mit Drittklassabteil (vor 1956) |
D | Triebwagen mit Gepäckabteil |
R | Triebwagen mit erhöhter Kurvengeschwindigkeit (nur bei Normalspur) |
Ein elektrischer Triebwagen mit Erst-, Zweit- und Gepäckabteil würde die Bezeichnung ABDe erhalten, darf er auch mit erhöhter Kurvengeschwindigkeit fahren, so würde es mit RABDe bezeichnet.
Bei Triebwagen mit Zahnradantrieb gilt eine gesonderte Regelung. Handelt es sich um ein reines Zahnradfahrzeug, wird der Kennbuchstabe h vor den Kennbuchstaben der Antriebsart gestellt. Beispiel: Bhe 2/4 der Gornergratbahn.
Kann das Fahrzeug auch im Adhäsionsbetrieb verkehren, wird der Kennbuchstabe h hinter den Kennbuchstaben der Antriebsart gestellt. Beispiel: ABDeh 8/8 der Matterhorn Gotthard Bahn.
Traktionsart
Siehe weiter oben unter "Lokomotiven". Es gelten die gleichen Bezeichnungen.
Beispiele
Zur Verdeutlichung werden hier Beispiele aufgezeigt:
- Ae 4/7: Elektrische (e) Normalspur-Lokomotive mit einer Höchstgeschwindigkeit von über 85 km/h (A) mit vier Triebachsen (4) und total sieben (7) Achsen, das heisst drei Laufachsen (Es könnte der Bezeichnung nach auch ein Triebwagen mit Erstklassabteil sein).
- Bm 4/4II: Dieselbetriebene (m) Normalspur-Lokomotive mit einer Höchstgeschwindigkeit zwischen 75 und 85 km/h mit vier Achsen (zweites 4), davon sind alle angetrieben (erstes 4). Da bereits eine frühere Lokomotivserie, die der Bezeichnung Bm 4/4 entspricht, existiert, erhielt diese den Index II, was heisst, dass dies die zweite Serie entspricht (Der Bezeichnung nach kann es auch ein dieselbetriebener Triebwagen mit Zweitklassabteil sein).
- RBe 4/4: Triebwagen mit erhöhter Kurvengeschwindigkeit (R) mit Zweitklassabteil (B) mit vier Achsen (zweites 4), davon sind alle angetrieben (erstes 4). Da das R bei Schmalspurtriebwagen nicht existiert, ist es ein Normalspur-Triebwagen. Es kann keine Lokomotive sein, da die Kombination R und B bei Lokomotiven nicht möglich ist.
- A 3/5: Normalspur-Dampflokomotive (Traktionsangabe fehlt) mit einer Höchstgeschwindigkeit von über 85 km/h (A), drei Triebachsen (3) und total fünf (5) Achsen, das heisst zwei Laufachsen (Es könnte der Bezeichnung nach auch ein Triebwagen mit Erstklassabteil sein). Der Tender wird bei den Bezeichnungen nicht berücksichtigt.
- Ge 4/4III: Elektrische (e) Schmalspur-Lokomotive (G), alle vier Achsen sind angetrieben (4/4). Es ist die dritte Serie, welche dieser Bauart entspricht.
Bezeichnungen im UIC-Nummerschema
Seit 1996 werden bei Neukonstruktionen und Hauptrevisionen von Lokomotiven und Triebwagen bei Normalspurbahnen, teilweise auch bei Schmalspurbahnen, das UIC-Nummerschema angewandt.
Die Nummern werden dargestellt als zwei dreiteilige Zifferngruppen ergänzt durch eine, durch einen Bindestrich abgetrennte, Prüfziffer. Davon dient die erste dreistellige Zifferngruppe als Bezeichnung für die Serie.
Sie lassen sich aber, ausgehend von Ihrer Bedeutung in drei Zweiergruppen zusammenfassen:
Erste und zweite Ziffer:
- 0: Dampf- und sonstige Museumslokomotiven
- 00: Dampflokomotiven, 01: Elektrolokomotive, 03: Diesellokomotiven, 07 Traktoren, 08: Schneepflüge, 09: Sonderfahrzeuge
- 1: Schmalspurfahrzeuge
- 11, 12, 13: Lokomotiven, 17: Traktoren, 18: Schneepflüge
- 2: Traktoren (Rangierlokomotiven mit einer Leistung von unter 500 kW)
- 20: Akkumulatortraktor, 21: Elektrotraktor, 22: Zweikrafttraktor: Elektro- und Dieselantrieb, 24: Dieseltraktor, 25 Elektrotraktor: Fahrleitungs- und Akkumulatorbetrieb
- 3: Elektrische Lokomotiven mit weniger als 4 angetriebenen Achsen
- 4: Elektrische Lokomotiven mit 4 angetriebenen Achsen
- 6: Elektrische Lokomotiven mit mehr als 4 angetriebenen Achsen
- Zweite Ziffer bei Erstziffern 3, 4 und 6: Angabe der Lokomotivgeneration entsprechend dem früheren Index in hochgestellten römischen Ziffern: z.B.
- Re 420 = Re 4/4 II
- Re 430 = Re 4/4 III
- Re 450 = vorgesehen: Re 4/4 V (Lokomotive Zürcher S-Bahn)
- 5: Triebzüge und -wagen
- 50: Fernverkehrstriebzüge, 51: Nahverkehrstriebzüge, 54, 55, 56, 57: Nahverkehrstriebwagen
- 7: nicht belegt
- 8: Diesellokomotiven
- 9: Elektro-Rangierlokomotiven
- Zweite Ziffer bei Endziffer 8 und 9: Anzahl der angetriebenen Achsen
- 3. und 4. Stelle: Eigentümergesellschaft
(den großen Bahngesellschaften, wie z.B. SBB und BLS, wurden Nummernkreise zugeteilt, die es erlauben, auch Serien von mehr als 100 Fahrzeugen durch zu nummerieren.)
- 5. und 6. Stelle: laufende Nummerierung.
Die Zugsreihe bzw. Ausstattung sowie die Traktionsart wie oben beschrieben wird den UIC-Nummern weiterhin vorangestellt, z.B. RABDe 500 oder Re 460.
Beispiel: Re 460 003-7, vierte Lokomotive der Serie Re 460 (die erste hat die Laufnummer "000").