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Südostdeutscher Wandervogel

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Zeichen des Südostdeutschen Wandervogel (15 mm Silber), das Zeichen geht auf das Gedicht von Walter Flex "Wildgänse rauschen durch die Nacht" zurück.

Der Südostdeutsche Wandervogel war ein Zusammenschluss von verschiedenen Wandervogelbünden auf dem Gebiet des heutigen Rumänien. Er wurde 1935 aufgelöst.

Geschichte

Bereits 1907 wurden Gruppen des Österreichischen Wandervogel überall in den deutschsprachigen Gebieten Österreichs bis hinab ins ferne Siebenbürgen (Transylvanien) und das Banat gegründet. Der Lehrer Theodor Fabini aus Schäßburg (Sighişoara), der in Berlin studierte, wo er den Wandervogel kennengelernt hat, führte seine Schüler nach Wandervogelart in die Natur. Hermannstädter Gymnasiasten der Wandervogelgruppe Alwyl unter Führung von Capesius unternahmen eine 10-tägige Großfahrt von Hermannstadt (Sibiu) nach Kronstadt (Braşov). Weitere Gruppen entstanden bald in allen deutschen Städten zwischen Klausenburg (Cluj-Napoca), Bistritz (Bistriţa), Hermannstadt (Sibiu) und Kronstadt (Brasov). Außer in Kronstadt, wo die Bewegung vor allem von Handwerksburschen getragen wurde, ging sie im allgemeinen von Schülern der Gymnasien aus.

1918 wurde Siebenbürgen dem Königreich Rumänien zugeschlagen und im November des selben Jahres wurde der Siebenbürgische Wandervogel gegründet. Aus den 1920er Jahren sind auch zahlreiche Mädchengruppen bekannt. Der Siebenbürgische Wandervogel wurde stark von deutschen Gruppen wie der schlesischen Jungenschaft in der Deutschen Freischar beeinflusst, mit denen gemeinsame Fahrten unternommen wurden und von der viele siebenbürgische Wandervogelgruppen nach Deutschland eingeladen wurden.

1927 wurde die Arbeitsgemeinschaft Siebenbürger und Banater Wandervogelgruppen gegründet, die sich 1929 in Mediasch zum „Bund südostdeutscher Wandervögel“ umbenannte. Die Banater Wandervögel unterhielten auch gute Kontakte zu den Wandervögeln im jugoslawischen Teil des Banat, während im ungarischen Teil des Banat deutsche Vereinigungen verboten waren. In zahlreichen freiwilligen Arbeitseinsätzen wurde die Schutzhütte am Bîlea-See (Bîlea Lac) in den Südkarpaten wiederhergestellt. Heute befindet sich an der Stelle eine neu errichtete Hütte, die vom Deutschen Alpenverein bewirtschaftet wird. Unweit der Stelle befindet sich die ehemalige Bärenjagdhütte des Diktator Nicolae Ceauşescu.

1934 wurden die Arbeitseinsätze von der rumänischen Regierung verboten, da man diese als neue Parteiorganisation ansah. Die einzige zugelassene Organisaton der Deutschen in Rumänien, die Deutsche Volksgruppe in Rumänien, führte diese Arbeiten dann mit den Wandervögeln weiter und es entwickelten sich daraus mehrere soziale Einrichtungen wie Kindererholungslager, Schuldienst und anderes mehr. Die deutschen Pfadfindergruppen in Bistritz traten 1935 als Horst dem Wandervogel bei. Viele Wandervogelgruppen bauten sich in alten Wehrtürmen oder aus Scheunen ihre Heime, wo sie ihre Nestabende abhielten, was stark zum Gemeinschaftsbewußtsein beigetrug. Später hat Walter Hatzak ein Jugendherbergswerk in Siebenbürgen aufgebaut.

Die politische Entwicklung bereitete der Bewegung ein schnelles Ende. Die deutsche Reichsregierung in Berlin ließ die Führer der Parteigruppen der deutschen Minderheit in Rumänien nach Deutschland berufen und ersetzte sie durch einen Volksgruppenführer. Wie im Reichsgebiet wurden auch die deutschen Jugendorganisationen wie Pfadfinder und Wandervogel in Rumänien verboten und in einen einheitlichen Jugendverband überführt. Zwar kamen aus dem Wandervogel, der überwiegend streng lutherisch geprägt war, früh kritische Stimmen zu Hitlers Politik, denn sie lernten auf ihren Wanderungen im Vielvölkerstaat Rumänien schnell, dass die Achtung des eigenen Volkes auf der Achtung jeden anderen Volkes beruht. Dennoch gab es keinen nennenswerten Widerstand als die Deutsche Jugend in Rumänien unter „bedingungslosen Gehorsam“ auf den Führer eingeschworen und gleichgeschaltet wurde. Damit wurde die Freiheit des Einzelnen und die Meißner-Formel, nach der die Jugend ihr Leben „aus eigener Verantwortung, mit innerer Wahrhaftigkeit sein Leben gestalten“ konnte, ausgelöscht.

Viele Wandervögel starben im Krieg oder Deportationen, von denen alle Deutschen in Rumänien nach dem Krieg betroffen waren und wo sie jahrelang unter menschenunwürdigen Zuständen in der Sowjetunion arbeiten mussten. Noch heute besteht aber ein Siebenbürgischer Freundeskreis des ehemaligen Südostdeutschen Wandervogels.

Bekannte Mitglieder

Literatur

  • Karl Otto Paetel (Hrsg.): Südostdeutscher Wandervogel: deutsche Jugendwanderer in Rumänien. Verlag Die Kommenden, Flarchheim 1930
  • Gerhard Albrich, Hans Christ, Hans Wolfram Hockl: Deutsche Jugendbewegung im Südosten. Gieseking, Bielefeld 1969