Sankt Sebastian (am Rhein)
Wappen | Karte |
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Deutschlandkarte, Position von Sankt Sebastian hervorgehoben |
Basisdaten | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz |
Regierungsbezirk: | Koblenz |
Kreis: | Mayen-Koblenz |
Verbandsgemeinde: | Verbandsgemeinde Weißenthurm |
Fläche: | 2,88 km² |
Einwohner: | 2.530 (Stand: ???) |
Bevölkerungsdichte: | 878,47 Einwohner/km² |
Höhe: | 65 m über NN |
Postleitzahlen: | 56220 (alt: 5401) |
Vorwahlen: | 0261 (Koblenz) |
Geografische Lage: | 50° 25' 0" n. Br. 7° 34' 0" ö. L. |
Kfz-Kennzeichen: | MYK
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Amtlicher Gemeindeschlüssel: |
??? |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Kärlicher Str. 4 56575 Weißenthurm Telefon: 02637/913-0 |
Adresse der Kreisverwaltung: |
Bahnhofstr. 9 56068 Koblenz Telefon: 0261/108-0 |
Website: | www.sankt-sebastian.de |
E-Mail-Adresse: | info@sankt-sebastian.de |
Politik | |
Bürgermeister: | Anton Thielen (SPD) |
Sankt Sebastian ist eine Ortsgemeinde der Verbandsgemeinde Weißenthurm im Landkreis Mayen-Koblenz, Rheinland-Pfalz (Deutschland). Die Gemeinde hat 2.530 Einwohner auf einer Fläche von 2,88 km². Sie liegt direkt am Rhein und grenzt im Süden unmittelbar an die Großstadt Koblenz.
Ein großer Teil der Fläche ist Trinkwasserschutzgebiet, daher gibt es keine ortsansässige Industrie, sondern lediglich kleinere Handwerksbetriebe und Einzelhändler. Die Gemeinde profitiert von der Suburbanisierung und hat in den letzten Jahren einen Bevölkerungsanstieg zu verzeichnen.
Der Name des Ortes geht auf den Heiligen Sebastian zurück, einem christlichen Märtyrer aus dem 3. Jahrhundert, welcher Schutzpatron der katholischen Pfarrkirche in Sankt Sebastian ist.
Geschichte
Als Gründungsdatum der Gemeinde Sankt Sebastian wird im Allgemeinen das Jahr 1150 angesehen. Prof. Dr. Franz-Josef Heyen (Honorarprofessor für mittelalterliche Geschichte, Universität Trier) berichtet dazu in seiner Expertise zum Alter des Ortes über die erste urkundliche Erwähnung unter dem Namen St. Sebastian - Engers. In der Gründungsgeschichte der Abtei Rommersdorf wird dabei berichtet, daß der Abt Heinrich die curtis Engersche trans Rhenum cum ecclesia quae ad ispam pertinet (das Hofgut Engers jenseits des Rheins mit Kirche, die zu diesem gehört) erworben hat. Dieser Kauf wurde im Zuge eines Besitzstreites in einer Liste des Papstes Viktor IV. am 11. September 1162 urkundlich beglaubigt. Die tatsächliche Entstehung des Ortes kann aber durchaus noch früher gewesen sein.
In den folgenden Jahrhunderten kann ein mehrfacher Wechsel des Besitztumes nachgewiesen werden. 1329 kauft Ritter Waldpode von Andernach den Ort unter dem Namen Ober-Engersch. 1371 geht der Ort wieder zum Kurstaat Trier über. Im Jahr 1419 zieht Kurfürst Otto von Ziegenhain das Virneburger Lehen samt Bergpflege, darunter auch Sankt Sebastian, unter kurfürstliche Verwaltung ein. 1445 schliesslich gelangt St. Sebastian unter die direkte Landeshoheit des Trierer Kurfürsten. Als Name des Ortes wird St. Sebastian - Engers festgeschrieben.
Seit 1410 hat St. Sebastian ein eigenes Dorfgericht. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges wird ab 1657 im Gemeindehaus Unterericht erteilt. 1660 wird der regelmäßige Fährbetrieb zwischen St. Sebastian und Bendorf aufgenommen.
Im Jahr 1675 wird das Pfarrhaus St. Sebastian bei einem Brand vernichtet. Erst 1680 ist es wieder neu errichtet, als Name des Ortes gilt nun Sanct Sebastian.
1699 wütet die Pest im nahen Eich (Andernach). Um für Gnade zu bitten pilgern gläubige Eicher nach St. Sebastian. Diese so genannten Eicher Prozessionen existieren existieren als Tradition noch heute.
1780 wird das erste Schulhaus im Ort neben dem Pfarrhaus errichtet. Auf dem gleichen Grund befindet sich noch heute die Grundschule des Ortes.
Nach der Einnahme durch die Franzosen im Jahr 1794 annektiert Frankreich 1797 zusammen mit den linksrheinischen Gebieten der kurtrierichen Provinz auch St. Sebastian. Einhergehend mit der Säkularisierung der geistlichen Fürstentümer wird die Abtei Rommersdorf aufgelöst. Ab 1804 müssen die Kinder, unter dem Druck der Besatzung, in der Schule Französich lernen. 1813 beginnen dann die Befreiungskriege gegen die Herrschaft Napoleons. 1. Januar 1814 rückt der preußische Generalfeldmarschall von Blücher mit seinem schlesischem Heer über den Mittelrhein gegen die Franzosen vor und erzwingt den Rückzug der Franzosen. Als Folge der Neuordnung Europas durch den Wiener Kongreß erhalten die Preußen unter anderem die Rheinprovinz mit Kurtrier und errichten somit ihre Vormachtstellung am Rhein. St. Sebastian kommt unter preußische Verwaltung, bildet im Landkreis Koblenz die Bürgermeisterei Sankt Sebastian. 1822 wird die Rheinprovinz mit Sitz in Koblenz gebildet.
Im Zuge der Industrialisierung erhält auch St. Sebastian Anschluss an moderne Erungenschaften: Seit 1913 fährt die erste Motorfähre zwischen St. Sebastian und Bendorf und ab 1918 gibt es elektrisches Licht im Ort. Im Jahr 1927 gibt es das erste Leitungswasser in St. Sebastian. Die Qualität des Grundwassers ist derart hoch, dass große Teile der gemarkungsflächen noch heute als Trinkwasserschutzgebiet fungieren.
Das Vereinsleben im Ort befand sich währenddessen im steten Aufbau. Bereits 1863 wird die Schützenbruderschaft gegründet und tritt dem Rheinischen Schützenbund bei. Die Gründung des Männer-Gesangvereins MGV 1882 St. Sebastian wind mit 1882 datiert; die Kirmesgesellschaft St. Sebastian entsteht 1904. Im Jahr 1919 entsteht ein Fußballverein, 1920 ein Turnverein, welche sich 1932 zum Turn- und Sportverein St. Sebastian 1919 zusammenschliessen. Die Freiwillige Feuerwehr entsteht 1927. 1953 gründen sich unabhängig von einander der Musikverein St. Sebastian und die Katholische Frauengemeinschaft. Alle diese Vereine sind noch heute aktiv und ein wesentlicher Bestandteil des Dorflebens. Seit 1971 besteht zudem eine Partnerschaft mit der Gemeinde Breitenbach am Inn in Österreich.
Der Fährbetrieb zwischen St. Sebastian und Bendorf wird schliesslich 1962 eingestellt. In den folgenden Jahren erfährt das Ortsbild noch viele Veränderungen, z.B.: 1970 zieht der katholische Kindergarten in sein neues Gebäude, 1976 wird die Volksschule in eine Grundschule umgewandelt, welche 1992 renoviert und erweitert wird. Seit 1988 bereichert der Brunnenplatz am Mülheimer Weg das Dorfleben, seit 1996 folgt der zweite Brunnenplatz mit Anlage an der Autobahnbrücke. Ab 1997 fungiert die neue Sport- und Mehrzweckhalle als zentrale Lokalität für die kulturellen Veranstaltungen des Ortes. Auf Grund der Erschliessung einer Reihe von Neubaugebieten bestimmen heute neuere Ein- und Mehrfamilienhäuser den Chrakter des ehemals landwirtschaftlich geprägten Ortes, während im Ortskern Nahe der Dorfkirche nur noch wenige Höfe und Fachwerkhäuser zu sehen sind.
Im Jahr 2000 feierte die Ortsgemeinde St. Sebastian ihr stolzes 850jähriges Jubiläum.
Wappen
Das Wappen der Gemeinde Sankt Sebastian ist gespalten von silber mit einem durchgehenden, roten Kreuz und von schwarz mit zwei gekreuzten Pfeilen in silber.
Das Kreuz steht für das Erzbistum Trier, dessen Hauptsitz lange Zeit im benachbarten Koblenz ansässig war und dem Sankt Sebastian noch heute angehört. Die Pfeile zeigen die Verbundenheit mit dem Heiligen Sebastian, welcher Namensgeber des Ortes und Schutzpatron der katholischen Pfarrkirche ist.
Weblinks
Literatur
- Richard Jung, Heimatbuch St. Sebastian
- Franz-Josef Heyen, Expertise zum Alter des Ortes Sankt Sebastian