Steele (Essen)


Steele war von 1578 an eine Stadt im Ruhrgebiet. Seit 1929 ist Steele ein Stadtteil im Stadtbezirk VII Steele/Kray im Osten der Stadt Essen mit 17.187 Einwohnern (Stand: 30. September 2007)[1]. Er hat eine Gesamtfläche von 3,03 Quadratkilometern und liegt auf einer durchschnittlichen Höhe von 67 Metern ü. NN. Steele grenzt im Süden an die Ruhr. Steele ist innerhalb von Essen als ein Mittelzentrum eingestuft.
Nachbarstadtteile
Steele grenzt an folgende Essener Stadtteile: im Norden an Essen-Kray, im Nordosten an Leithe, im Osten an Freisenbruch, im Südosten an Horst, im Süden an Überruhr, im Südwesten an Bergerhausen und im Westen an Huttrop.
Geschichte
840 wurde Steele erstmals urkundlich erwähnt.
938 hielt der Frankenkönig und spätere Kaiser Otto I. einen Hoftag zu Steele.
1047 wird in einem Verzeichnis des Klosters zu Werden die Bauernschaft Freisenbruch erwähnt. Durch diese Bauernschaft verlief ein zweiter Zweig des Hellweg, nachdem er durch die Errichtung von Haus Horst sicherer wurde. Der ursprüngliche Hellweg verlief über Schonnebeck und durch die Bauernschaft Kray-Leithe. Der Weg Im Helf verkürzt für Im Hellwegshof um das Gewerbegebiet Adlerstraße erinnert noch an den alten Verlauf. Beide Wege wurden noch Jahrhunderte nebeneinander benutzt.
1318 wurden von Fürstin Anna Salome Weinberge in der Nähe von Steele angelegt.
1578 erhielt Steele die Stadtrechte. Die Äbtissin Elisabeth von Manderscheid-Blankenheim verlieh der Stadt ihr Siegel mit drei Ringen.
1580 wurde Steele im Städtebuch von Bruyn und Hugenberg mit seinen ertragreichen Kohlengruben erwähnt.
Die Äbtissin Franziska Christine von Pfalz-Sulzbach (1724–1776) stiftete in Steele ein Waisenhaus, dessen Barockfassade noch heute das Erscheinungsbild Steeles prägt.
1794 wurde die vom Minister von Heinz im Jahre 1787 festgelegte neue Landstraße von Essen über Steele nach Bochum fertig gestellt. Die Benutzer der Chaussee mussten Wegegeld entrichten.
1847 wurde Steele gegenüber auf der anderen Ruhrseite von der ersten Eisenbahn, der Prinz-Wilhelm-Eisenbahn von Vohwinkel über Neviges, Langenberg, Kupferdreh und Überruhr erreicht.
1862 kam die von der Bergisch-Märkischen Eisenbahn gebaute Bahnverbindung von Duisburg über Essen, Steele und Bochum nach Witten hinzu.
1863 übernahm die Bergisch-Märkische Eisenbahn die Prinz-Wilhelm-Eisenbahn und verband beide Strecken über eine neue Ruhrbrücke. Außerdem eröffnete sie eine neue Verbindung nach Dahlhausen. Der entstandene Knotenbahnhof hatte im Laufe der Zeit verschiedene Namen: Königssteele, Steele Nord, Steele Hbf, heute Essen-Steele Ost.
1874 wurde das kaiserliche Postamt am Grendplatz eröffnet.
1875 wurde die markante, neugotische kath. Pfarrkirche St. Laurentius eingeweiht, deren Vierungs-Oktogon von einem Dachreiter bekrönt wird, der fast die Höhe des Westturms erreicht. Im Volksmund wird die unmittelbar oberhalb der Steeler Altstadt gelegene Kirche als „Steeler Dom“ bezeichnet.
1878/1879 wurde die Bahnstrecke Heißen–Altendorf (Ruhr) der Rheinischen Eisenbahn mit dem Bahnhof Steele Süd in Betrieb genommen.
1879 wurde das Amtsgericht am Grendplatz eingeweiht.
1882 wurde der Steeler Verkehrs- und Verschönerungsverein gegründet. Er war maßgeblich an der Gestaltung der wachsenden Stadt Steele beteiligt. Aus seiner Initiative entstand z.B. der Stadtgarten Steele. In den Reihen der Vorsitzenden und Mitglieder des Vereins finden sich zahlreiche Persönlichkeiten. Im Zuge der Gleichschaltungspolitik der Nazis musste der Verein in den dreißiger Jahren aufgelöst werden. Gleich nach Ende des Krieges wurde er unter dem Namen Steeler Bürgerschaft e.V. wiedergegründet.
1889 wurde die Mariensäule auf dem Grendplatz durch den Steeler Bildhauer Peters errichtet. Sie folgte einem Jahrhunderte alten Heiligenhäuschen, das wegen Baufälligkeit abgebrochen wurde.
1910/1911 entstand auf Initiative des damaligen Verkehrs- und Verschönerungsvereins (heute Steeler Bürgerschaft e.V.), etwa 40 Meter oberhalb der Ruhr auf einem Hang, der 42 Hektar große Steeler Stadtgarten als Volkspark für die Erholung der Bürger von Steele. Ebenfalls in dieser Zeit wurde auch der Stadtgartensaalbau für kulturelle Veranstaltungen erbaut und die Skulptur Odysseus des Steeler Bildhauers Franz Guntermann aufgestellt.
1926 wurde das Amt Königssteele (Eiberg, Horst und Freisenbruch) nach Steele eingemeindet. Diese Eingemeindung dauerte nicht lange, denn 1929 wurde Steele nach Essen eingemeindet.
In den 1920er Jahren wurde oberhalb der Steeler Altstadt rund um den Laurentiusweg und den Steeler Stadtgarten ein neues Wohnviertel errichtet, das einige qualitätvolle, denkmalgeschützte Wohnhäuser im Stile des architektonischen Expressionismus aufweist (Schnütgenstraße). Dort findet sich auch ein weiteres Steeler Wahrzeichen: der Wasserturm von 1898.
Mitten in Steele stand früher auch eine Synagoge, die am 14. September 1883 eingeweiht wurde. Am 10. Oktober 1938 wurde sie niedergebrannt.
Im Zweiten Weltkrieg erlitt Steele vergleichsweise geringe Beschädigungen an der Bausubstanz.
In den späten 1960er und den frühen 1970er Jahren war Steele Schauplatz einer der größten städtebaulichen Umstrukturierungsmaßnahmen in der Bundesrepublik. Unter dem Stichwort „Sanierung“ wurde Steele besonders in seinen nördlichen und östlichen Teilen durch Abriss und Neubau umgestaltet. Im Rahmen dieser Flächensanierung wurden sowohl ganze Straßenzüge aus vorindustriellen Fachwerkhäusern geopfert, als auch weite Bereiche mehr oder weniger intakter gründerzeitlicher Bebauung zerstört. Von den meisten Häusern, die vor der Sanierung als Denkmal eingestuft wurden, überlebte kaum ein Bauwerk den Totalabriss eines ganzen Stadtviertels.
Für den Bau des Kaufhauses Wertheim (1972) wurde bedeutende historische Substanz im ältesten Siedlungskern zerstört. Das Kaufhaus wurde bereits im Februar 1979 wieder geschlossen. Der Bau stand lange leer. Die Ansiedlung von Supermärkten (Globus, Spar) scheiterte, gab dem Gebäude jedoch seinen heutigen Namen „Globus-Center“. Heute wird das Gebäude von einem Elektronik-Markt sowie der Stadt Essen und Einzelhandelsgeschäften genutzt. Im Souterrain stehen noch etwa 4600 m² leer. Ein weiterer Skandal der Sanierungsgeschichte war der Bau des Möbelhauses Kröger, bei dem entgegen der Baugenehmigung ein Geschoss mehr als geplant errichtet wurden. Die Akten zum Rechtsstreit „verschwanden“ spurlos in der Essener Verwaltung.
Im Zusammenhang mit den Steeler Umstrukturierungsmaßnahmen wurde auch der „Verkehrsknoten S-Bahnhof Essen-Steele West“ als zentraler Verknüpfungspunkt zwischen S-Bahn, Stadtbahn und Bus angelegt. Er übernahm danach den Namen von dem etwa einen Kilometer entfernten alten Bahnhof „Essen-Steele“, der in „Essen-Steele Ost“ umbenannt wurde.
Im Rahmen der Sanierung wurden mehrere, vormals stark befahrene, Durchgangsstraßen im Stadtkern zu einer Fußgängerzone mit Fachgeschäften und Boutiquen umgewandelt. Das Stadtbild von Steele ist auch nach der Sanierung geprägt von qualitätsvollen Bauten der Gründerzeit und des Jugendstil. Mittelpunkt des urbanen Lebens sind der Kaiser-Otto-Platz und der Grendplatz. Sie sind auch Schauplatz zahlreicher Veranstaltungen, die der Einzelhandel im Laufe des Jahres durchführt (Steeler Weihnachtsmarkt, Steele a la carte etc.). Auf dem Grendplatz erhebt sich die neugotische Mariensäule. Sie wurde 1889 errichtet und ist bis heute Segensstation der Steeler Fronleichnamsprozession, die alljährlich am Dreifaltigkeitssonntag stattfindet. Im ehemaligen Kassenhaus von Steele entstand das Kulturforum, kurz Kufo, das ein Café (und Weinstube) und einige Räume der Volkshochschule beherbergt. Im alten Rathaus an der Westfalenstraße ist das Kulturzentrum Grend mit dem Theater Freudenhaus und Gastronomie zu Hause. Die historischen Quartiere am Rande der Steeler Altstadt, wie z.B. das Denkmalgebiet Hünninghausenweg sind, wegen der Nähe zur Infrastruktur der Altstadt einerseits und der Nähe zur Ruhr andererseits, beliebte Wohnviertel.
An der Ruhr gibt es eine breite Promenade und ein kleines Freibad. Steele liegt direkt an verschiedenen Rad- und Wanderwegen. So führt der „Ruhrtal-Rad-Wander-Weg“, die Kaiserroute und die Route der Industriekultur an den Steeler Ruhrufern entlang. Alljährlich findet hier das Spektakel „Ruhr in Flammen“ statt.
Der bekannteste Steelenser und Ehrenbürger der ehemaligen Stadt Steele ist Carl Humann(1839-1896), der Entdecker des Pergamonaltars. Eine weitere bedeutende Persönlichkeit ist Domkapitular Alexander Schnütgen(1843-1918), Stifter des Schnütgen-Museums in Köln.Ihm wurde die Ehrenbürgerschaft der Stadt Köln verliehen.Ein weiterer Ehrenbürger der früheren Stadt Steele ist Joseph Boismard (1834-1911),Kaufmann und Beigeordneter. Nach ihnen sind Straßen in Steele benannt worden.
Politik
Bürgermeister
- 1808–1811: Albert Friedrich Bach
- 1811–1822: Maximilian Friedrich Freiherr von Vittinghoff gen. von Schell
- 1824–1834: Christian Noot
- 1834–1838: Bertram Pfeiffer
- 1838–1844: Samuel Friedrich Biegon von Czudnochowski
- 1844–1851: Friedrich de Wolff
- 1851–1863: Theodor Märcker
- 1863–1876: Theodor Freiherr von Cloedt
- 1877–1880: Hugo Jesse
- 1880–1881: Aloys Carl Pietz
- 1882–1894: Theodor Heider
- 1894–1898: Wilhelm Farwick
- 1899–1923: Bernhard Schulz
- 1923–1929: Richard Disch
Amtmänner von Königssteele
- 1885–1903: Wilhelm Hans
- 1903–1917: Hermann Bock von Wülfingen
- 1919–1926: Bernhard Adolph Maria Hechelmann
Öffentlicher Personennahverkehr

Der S-Bahnhof Essen-Steele gehört zum Steeler Verkehrsplatz, der nach dem Hauptbahnhof zu den wichtigsten Verkehrsknoten Essens zählt. Er wird ab dem Frühjahr 2008 in seinem derzeitigen Umfang als funktionaler Verkehrsplatz neugebaut. Beispielsweise werden Ankunfts- und Abfahrtsorte der Straßenbahnen so angelegt, dass die Busse bequemer erreicht werden können. Hinzu kommt eine neue Überdachung der Verkehrswege und der Wartebereiche. Die Baukosten sollen etwa fünf Millionen Euro betragen.[2]
Hier verkehren
- im Schienenpersonennahverkehr
- montags bis freitags alle 20 Minuten und samstags und sonntags alle 30 Minuten von drei S-Bahn-Linien,
- der S 1 von Düsseldorf über D-Flughafen, Duisburg, Essen und Bochum nach Dortmund,
- der S 3 von Oberhausen über Mülheim und Essen nach Hattingen und
- der S 9 von Haltern am See über Bottrop, Essen, Velbert-Langenberg nach Wuppertal
- montags bis freitags alle 20 Minuten und samstags und sonntags alle 30 Minuten von drei S-Bahn-Linien,
- und die Straßenbahnlinien 103 und 109, sowie
- zehn Buslinien[3]
Darüber hinaus gibt es den Haltepunkt „Essen-Steele Ost“, der von der S 1 und S 3 bedient wird und Anschluss zu einigen Buslinien bietet.
Öffentliche Einrichtungen
Es gibt eine verkehrsberuhigte Fußgängerzone mit Geschäften des täglichen Bedarfs.
In Steele existieren alle Schulformen, das Lutherkrankenhaus mit angrenzendem Hospiz, das Knappschaftskrankenhaus, zahlreiche Pflegeeinrichtungen, ein Waisenhaus, ein Theater, ein Amtsgericht und das Amt für Verkehrswesen der Stadt Essen.
Regelmäßige Veranstaltungen
Ein- bis zweimal pro Jahr findet in Steele ein Gottesdienst für Motorradfahrer statt. Weitere jährliche Veranstaltungen sind unter anderem das Weinfest, die Herbstkirmes und der im Jahre 2007 bereits 31. Steeler Weihnachtsmarkt.
Literatur
- Marc Brandt: Denkmalführer durch Essen-Steele. Essen 2006. Nur im lokalen Buchhandel oder über die Steeler Bürgerschaft e.v.Homepage erhältlich. (Reich bebilderter Führer zu den zahlreichen Baudenkmalen in Steele und Umgebung)
- Manfred Hensing: Steele…unvergessen. Essen 2001. ISBN 3922785719 (Historische Steeler Stadtansichten)
- Corneel Voigt: Schönes Steele. Essen 1999. ISBN 3922785514 (Bildband über Steele an der Ruhr)
- Tim Schanetzky: Endstation Größenwahn. Die Geschichte der Stadtsanierung in Essen-Steele. Essen 1998, ISBN 3884746731 (kritische Auseinandersetzung mit der Steeler Stadtsanierung).