Uniform
Als Uniform (ugs. Kluft) bezeichnet man eine einheitliche Kleidung von Personengruppen, um optisch uniform (einheitlich) aufzutreten. Die Uniform kennzeichnet die Funktion ihres Trägers und/oder die Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder dient schlicht als Arbeitskleidung (Schutzkleidung). Mit dem Tragen (Zeigen) der Uniform wird auch der Korpsgeist des Trägers ausgebildet und gefestigt. Die meisten Uniformen sind Berufskleidung.
An jeder Uniform befindet sich ein Hinweis auf die Gruppe, der der Träger angehört (Ärmelabzeichen, Logo, Farbe, Anstecker, Flagge u.a.). Uniformen sind entweder vorgeschrieben (öffentlicher Dienst; Streitkräfte: Völkerrecht) oder üblich (z.B. Zimmerleute).
Uniformen werden bei der Arbeitsverrichtung getragen (Dienstuniform/Arbeitskleidung) oder bei bestimmten Gelegenheiten, z.B. Feiern (Schützenverein, Studentenverbindungen u.a.).
Geschichte
Bereits 1309 wurde die Bezeichnung vestitura uniformis (lat. einheitliche Kleidung) für die vierhundert Ritter gebraucht, die Herzog Friedrich von Österreich nach Speyer begleiten. In Preußen löste allerdings erst zu Zeiten Friedrichs II. der heutige Begriff die Bezeichnungen Livree oder Montierung ab. Davon stammt auch der Begriff Montur ab, der umgangssprachlich statt Uniform verwendet wird. Uniformen wurden bereits seit dem Mittelalter auch im zivilen Bereich verwendet. Aufsehenerregend war einmal das Ausnutzen des Respekts, das durch das Tragen einer Uniform transportiert wird: »Ein als Hauptmann verkleideter Mensch führte gestern eine von Tegel kommende Abteilung Soldaten nach dem Köpenicker Rathaus, ließ den Bürgermeister verhaften, beraubte ihm der Gemeindekasse und fuhr in einer Droschke davon.« (Berliner Zeitungsmeldung von 1906).
Arten und Ausführungen
Neben der Einsatz- oder Felduniform für den täglichen Dienst existieren v.a. im öffentlichen Dienst repräsentative Ausgehuniformen ("erste Garnitur"/Gardeuniform) und spezielle Uniformen für Einsatzgebiete (Tropenuniform), Einsatzaufgaben oder Tätigkeiten (uniformierter Sportanzug, Panzerkombi, Fliegerkombi).
Die Uniform in obigen Bereichen besteht zumeist aus
- Hose
- Uniformrock (gemeint ist die Uniformjacke; ggfs. mit Kragenspiegel)
- Uniformjacke/-Anorak/-Blouson/-Sakko, ggfs. mit Ärmelstreifen (Piloten, Kapitäne, Feuerwehr; ggfs. Kragen goldfarben ziseliert; ggfs. mit Ärmelschriftzug (z.B. Wachbataillon)
- Feldjacke (keine Jacke, sondern ein Überhemd beim Militär)
- Hemd (ggfs. mit Krawatte)
- Pullover oder Pullunder
- Kopfbedeckung
- Schirmmütze (auch genannt: Dienstmütze; mit Mützenlitze und Mützenzeichen, ggfs. mit Konkorde)
- Barett (mit Barettabzeichen)
- Bergmütze (ggfs. mit Mützenzeichen; z.T. Heer, z.T. Polizei)
- Feldkappe oder Arbeitsmütze (Militär: jeweils mit Konkorde)
- Matrosenmütze mit Mützenzeichen, Mützenband mit Schiffsname und blauen Bändseln
- Schiffchen (Militär)
- Arbeitsmütze (ggfs. mit Mützenzeichen, Helm o.ä.)
- Pelzmütze (ggfs. mit Mützenzeichen und Konkorde)
- Schuhwerk (Halbschuhe, Arbeitsstiefel, Kampfstiefel)
- Gürtel u.ä. (z.B. Koppel (ggfs. mit Koppeltragegeschirr), Leibriemen, Leibkordel (Mönche))
- diagonal getragener Schulterriemen (z.B. Feldjäger)
- Dienstgradabzeichen (Schulterstücke oder Dienstgradschlaufen; jeweils ggfs. mit Litzen)
- Namensschild oder -Aufnäher
- Armbinde (z.B. Bahnhofsoffizier, Feldjäger)
- Verbandsabzeichen (Emaille-Anhänger an der rechten Brusttasche und bei der Ausgehuniform der Bundeswehr ein Aufnäher mit dem Divisionsabzeichen am linken Oberarm)
- Truppengattungsabzeichen (z.B. Militärgeografischer Dienst) aus Blech oder Stoff
- Kordeln (z.B. beim Kompaniefeldwebel)
- Tätigkeitsabzeichen (z.B. Einzelkämpfer, Heeresbergführer)
- Auszeichnungen (z.B. Orden- und Ehrenzeichen)
- Medaillen (z.B. Medaillenkette des Schützenkönigs)
- Leistungsabzeichen (z.B. Sportabzeichen, Schützenschnur)
- Portepee (historisch; Soldatenuniform)
- Haube (Schwestern aller Art)
- Stab (Bischöfe aufwärts)
Typisches Uniformteil waren früher die Stiefelhosen (Breeches), die oberhalb des Knies seitlich ausgestellt waren. Die reguläre Uniform eines Soldaten oder Polizeibeamten wurde auch "Waffenrock" genannt". Im öffentlichen Dienst sind für die einzelnen Bereichen Anzugsordnungen anzuwenden.
Träger
Uniformträger im engeren Sinn sind Angehörige staatlicher Organisationen:
- Soldaten
- Polizeivollzugsbeamte (soweit nicht Angehörige der Kriminalpolizei)
- Zollbeamte (im Außendienst)
- Justizvollzugsbeamte
- Organe der Rechtspflege (s.u.)
Die einheitliche Arbeitskleidung zahlreicher Organisationen wird umgangssprachlich häufig als Uniform bezeichnet:
- Organisationen mit sonstigen öffentlichen Aufgaben
- Feuerwehrleute
- Mitarbeiter der Rettungsdienste (Sanitäter, Bergwachtmitarbeiter)
- Mitarbeiter des Technischen Hilfswerkes
- Angehörige von Religionsgemeinschaften
- Vertreter des Christentums (Würdenträger, Mönche, Schwestern, Novizen/Novizinnen, Ministranten)
- Vertreter des Buddhismus (Würdenträger, Mönche, Schwestern, Novizen/Novizinnen)
- Vertreter des Judentums (Rabbiner)
- Heilsarmee
- Bestimmtes Personal im Verkehrswesen
- Personal in der Schifffahrt (Offiziere, Kapitäne, alle Seeleute der Marine, Hafenmeister und Kommodore)
- Bahnpersonal (soweit mit Außenwirkung; bis in das 20. Jahrhundert trugen die Bahnbediensteten in deutschen Bahnhöfen Militäruniformen)
- Luftfahrtpersonal (soweit mit Außenwirkung)
- Personal urbaner und regionaler Verkehrsbetriebe
- Sportvereine, Sportmannschaften
- Sportler als Angehörige von Mannschaften bei Wettkämpfen
- Sportler als Angehörige einer nationalen Gesamtheit bei Veranstaltungen (z.B. Einzug der Nationalmannschaften bei Olympiaden)
- Schiedsrichter
- Cheerleader
- Kampfsportler (außer Boxer)
- Handwerker u.ä.
- traditionelle Zimmerleute (in Europa)
- Schornsteinfeger (in Europa)
- Innungsmeister (bei festlichen Anlässen)
- Handwerker (bei Einzelaufträgen)
- Köche (mit Kochmütze und Handtuch im Bund)
- Totengräber (Bestatter)
- Bildungswesen
- Universitätsführungspersonal bei festlichen Anlässen (Präsidente, Dekane)
- (bis in die 1970er Jahre trugen Professoren in Deutschland immer Talare)
- z.T. Schüler und Lehrer (Großbritannien)
- Musiker
- Spielmannszüge
- Musikkorps
- Sonstige Vereinigungen
- Pfadfinder (Korpsgeist!)
- Schützenvereine
- Trachtenvereine
- Diensleistungsgewerbe (s.a. Corporate Identity)
- Kellner
- Hotelpersonal
- Wachleute (in Deutschland Tragepflicht gem. Bewachungsgewerbeverordnung)
- Verkaufspersonal (Verkaufspersonal; nur z.T)
- Bedienstete der Systemgastronomie
- Bedienstete der Post und der Paketdienste
- Bedienstete der Telegraphenverwaltung im Deutschen Reich trugen zeitweise militärische Uniformen
Uniformbezeichnungen
Einheitliche Dienstbekleidung in anderen als den genannten staatlichen Bereichen wird nicht unbedingt als Uniform bezeichnet:
- Ordenstracht: Mitglieder christlicher Ordensgemeinschaften
- Schwesterntracht: Krankenschwestern in christlichen Krankenhäuser
- Amtstracht: Standesbeamte bei der Hochzeitszeremonie, Kirchenvertreter (Priestergewand: Ornat; untergeordnete Bezeichnung)
- Robe: Richter, Staatsanwälte Verteidiger, Schöffen und Protokollführer *Kampfanzug: Gefechtsuniform
- 'Sträflingskleidung: Gefängnisinsasse (historisch?)
Sonstiges
Den Höhepunkt in der Bedeutung des Uniformtragens und der Verbreitung erreichte die Uniformität der Kleidung während des Nationalsozialismus, wo die Partei NSDAP eine eigene Uniform für ihre Mitglieder und die Jugendorganisationen Hitlerjugend, Bund Deutscher Mädchen und NAPOLA einführte. In Deutschland dürfen Teilnehmer an einer Versammlung keine Uniformen mehr als Ausdruck einer gemeinsamen politischen Gesinnung tragen (Vergehen gem. § 3 Versammlungsgesetz).
Eine Uniform im weitesten Sinne stellten die Schandkrägen u.ä. im Mittelalter dar. Die Träger gehörten der Gruppe der unehrenhaften Schuldner an.
Beim Aufbau der deutschen Bundeswehr nach dem Zweiten Weltkrieg galt der wehrpflichtige Bürger in Uniform als neues politisches Leitbild.
Das unberechtigte Tragen einer Uniform des öffentlichen Dienstes plus unberechtigter Amtsausübung (z.B. Verkehrskontrolle) ist in Deutschland strafbar ("Amtsanmaßung").
siehe auch: Kategorie:Dienstgrad, Ausgehuniform, Arbeitsuniform, Schuluniform, Feldjacke, Beruf (Tätigkeit)
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