Olympia (Griechenland)
Olympia (Ολυμπία/Ολύμπια) war ein Heiligtum des Zeus in Elis und Austragungsort der Olympischen Spiele der Antike. Die Kultstätte entstand etwa im 10./9. Jahrhundert v. Chr. Ihre monumentalen Bauten erhielten ihre endgültige Form im 4. Jahrhundert v. Chr. Im Jahre 426 n. Chr. ließ der oströmische Kaiser Theodosius II. die dort stattfindenden Spiele und Weihehandlungen verbieten, um das Heidentum zu bekämpfen.
Die Altis
In der Altis, dem Heiligen Hain von Olympia, befanden sich neben verschiedenen Tempeln und dem Stadion auch Schatzhäuser der griechischen Stadtstaaten, Thermen und ein Gymnasion. Das Gymnasion aus dem 2. Jahrhundert v. Chr und die "Palästra", die im 3. Jahrhundert v. Chr. entstand, dienten als Trainingsstätten. Das Buleuterion (6. Jahrhundert v. Chr.) war der Sitz des Olympischen Rates. Der größte Bau, der sich auf dem Gelände des Heiligtums befand, war das "Leonidaion", das Gästehaus, aus dem 4. Jahrhundert v. Chr.
Der Heratempel
Errichtet in der Mitte des 7. Jahrhundert v. Chr. und nach einem Brand um 600 v. Chr. erneuert, zählt der Heratempel zu den ältesten Bauten im Heiligen Hain. Er ist einer der frühesten dorischen Tempel in Griechenland. Am Heratempel wird heutzutage das Olympische Feuer entzündet.
Der Zeustempel
Zwischen 470 v. Chr. und 456 v. Chr. errichtete der Baumeister Libon den Zeustempel im dorischen Stil. Der Ringhallentempel mit seinen 34 dorischen Säulen umschloss eine Fläche von 64 mal 28 Meter. Im Hauptraum des Tempels stand das über 12 m hohe Zeusstandbild des Phidias, das zu den Weltwundern der Antike gehörte. Der Göttervater war sitzend dargestellt, die Figur bestand aus Gold, Elfenbein und Holz.

Das Stadion
Das Stadion, das im wesentlichen bis heute erhalten ist, war insgesamt 213 Meter lang. Die Länge der eigentlichen Arena betrug 192 Meter, die Breite 29 Meter. Sie ist von einfachen Graswällen umgeben, auf denen rund 45.000 Zuschauer Platz fanden. Die einzige steinerne Tribüne war den Kampfrichtern und der obersten Priesterin des Heratempels vorbehaltem, der einzigen Frau, die als Zuschauerin an den Spielen teilnehmen durfte. Erkennbar sind auch bis heut noch die Startblöcke für die Läufer. Die Distanz von 192 Metern, eine Stadie, war in der ganzen antiken Welt als Längenmaß anerkannt.
Wiederentdeckung und Ausgrabung
Bereits am 14. August 1723 regte der Kunstschriftsteller Bernard de Montfaucon in einem Brief an Quirini, den Erzbischof von Korfu, der als Kenner der Antike galt, zur Ausgrabung von Olympia an. 1766 suchte der englische Theologe und Reisegelehrte Richard Chandler den Ort auf. Johann Joachim Winckelmann faßt 1768 Pläne, in Olympia zu graben, doch ereilt ihn bald darauf plötzlich der Tod. Der Franzose Fauvel gibt 1787 eine erste topographische Skizze und Beschreibung der Umgebung. Es folgen mehrere bedeutende englische Archäologen: 1805 Oberst Leake, 1806 Dodwell und Gell, die eine erste kleine Grabung auf den Resten des Zeustempels vornehmen, 1811 Cockerell, 1813 Lord Spencer Stanhope und sein Architekt Allason, die auf Grundlage systematischer Messungen einen topographischen Lageplan erstellen. Eine Gruppe französischer Gelehrter legte 1829 unter der archäologischen Federführung des Bildhauers Dubois und des Architekten Abel Blouet in knapp zwei Monaten große Teile des Zeustempels frei.
Eine systematische Freilegung weiter Bereiche der antiken Stätte erfolgte aber erst durch die deutsche Ausgrabung 1875 bis 1881 unter dem Direktorium in Berlin, dem die Archäologen Ernst Curtius und Friedrich Adler sowie der Geheime Legationsrat Dr. Busch vom Auswärtigen Amt angehörten. Die Leitung am Ausgrabungsort wechselte mehrmals. Die Archäologen Gustav Hirschfeld und Adolf Boetticher erkrankten in der Sumpfgegend des Tals an Malaria. Es folgten die Archäologen R. Weil, Georg Treu, später Adolf Furtwängler und Karl Purgold, sowie als Architekten und Bauführer Richard Bohn und Wilhelm Dörpfeld. Die ausfürliche Beschreibung Olympias durch Pausanias (2. Jh. n. Chr.) ermöglichte dabei die Identifizerung fast aller ausgegrabenen baulichen Reste. Die Funde wurden in einem neu errichteten Museum am Rand der Ausgrabungsstätte untergebracht. Bis 1897 wurde eine umfassende, wissenschaftliche Publikation der Ausgrabung vorgelegt.
Die Grabungen wurden durch das Deutsche Archäologische Institut ein Jahr nach den Olympischen Spielen in Berlin von 1936 wieder aufgenommen und dauern mit Unterbrechungen bis heute an. So wurde beispielsweise in aufwändigen Grabungen das Stadion freigelegt, restauriert und 1961 wieder eingeweiht. Ebenfalls freigelegt wurde die Werkstatt des Bildhauers Phidias. Die Arbeiten in Olympia dauern bis heute an.
Das alte Olympia als Austragungsstätte der Olympischen Spiele 2004
Bei den Olympischen Spielen 2004, deren Hauptaustragungsort Athen war, wurde das antike Olympia erneut auch Austragungsort von Wettkämpfen. Trotz der Proteste des "Zentralen Archäologischen Rates", der Schaden an den Ausgrabungsstätten befürchtete, fand dort der Wettkampf im Kugelstoßen statt.