Volker Schlöndorff


beim Filmfest Biberach 2004
Volker Schlöndorff (* 31. März 1939 in Wiesbaden) ist einer der führenden deutschen Filmemacher und Regisseure.
Leben
Volker Schlöndorff wurde in Wiesbaden geboren, wuchs in Schlangenbad im Taunus auf und besuchte später das Gymnasium in seinem Geburtsort. 1956 ging er im Rahmen eines Schüleraustausches nach Frankreich, blieb dort aber insgesamt zehn Jahre und schloss die Schule in Paris mit dem Baccalauréat ab. In Paris studierte er politische Wissenschaften und besuchte das Institut des hautes études cinématographiques (IDHEC), an dem er Louis Malle kennenlernte.
1960 drehte er unter dem Pseudonym Volker Loki den Kurzfilm Wen kümmert's über Algerier in Frankfurt, der wegen „Parteinahme gegen eine befreundete Nation“ keine Freigabe der FSK erhielt. Er arbeitete als Assistent von Ludwig Berger, Louis Malle, Jean-Pierre Melville und Alain Resnais. 1963/64 schrieb er an seinem ersten Drehbuch für Der junge Törless nach dem Roman Die Verwirrungen des Zöglings Törleß von Robert Musil, für das er eine Prämie erhielt, die ihm später die Realisierung des Projektes ermöglichte. Der Film wurde mehrfach ausgezeichnet und gilt als der erste internationale Erfolg des jungen deutschen Films.
Im Jahr 1969 gründete Schlöndorff mit Peter Fleischmann die Produktionsfirma Hallelujah-Film GmbH und 1974 mit Reinhard Hauff die Bioskop-Film GmbH, mit der er seither unter Leitung von Eberhard Junkersdorf seine Produktionen abwickelte.
Schlöndorff engagierte sich auch filmpolitisch und vertrat von 1974 bis 1978 die SPD-Bundestagsfraktion als Delegierter im Vorstand der Filmförderungsanstalt. Mit seinem Film Die verlorene Ehre der Katharina Blum produzierte Schlöndorff 1975 gemeinsam mit Margarethe von Trotta, mit der er von 1971 bis 1991 verheiratet war, einen großen Publikumserfolg. Von der Springer-Presse und der CDU wurde er wegen seiner Unterstützung des „Rechtshilfefonds für die Verteidigung politischer Gefangener“ heftig kritisiert.
Für Schlöndorffs internationalen Durchbruch steht seine Verfilmung des Romans Die Blechtrommel von Günter Grass (siehe Die Blechtrommel (Film)). Ausgezeichnet mit der Goldenen Palme in Cannes 1979 und mit einem Oscar für den besten nicht englischsprachigen Film markiert die Blechtrommel einen Höhepunkt der internationalen Anerkennung des deutschen Films. Die Blechtrommel hatte er 1979 in Danzig gedreht. In die polnische Werftstadt kehrte er 2005 zurück, um die Geschichte von Anna Walentynowicz zu verfilmen. Der Film kam 2007 unter dem Titel Strajk – Die Heldin von Danzig in die Kinos. Schlöndorffs nächstes internationale Großprojekt wäre 2007 die Verfilmung des Romans Die Päpstin gewesen. Bernd Eichinger produziert diesen Film mit Franka Potente in der Titelrolle. Da Schlöndorff jedoch im Juli 2007 den Zusammenhang von Drehbedingungen und Filmauswertung kritisiert hatte, wurde ihm als Regisseur der Bestseller-Verfilmung Die Päpstin gekündigt. Seine Kritik soll der Produktion geschadet haben.
Zu einer der interessantesten Literaturverfilmungen Schlöndorffs gehört Die Fälschung (1981) nach dem Roman von Nicolas Born. Die Filmarbeiten mit Bruno Ganz und Hannah Schygulla fanden inmitten der Kriegssituation in Beirut statt.
Volker Schlöndorff produzierte unzählige Dokumentarfilme und war Vorsitzender der UFA Studios in Babelsberg. Seit 2001 lehrt er als Professor für Film und Literatur an der European Graduate School in Saas-Fee. Für die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin ist Schlöndorff als Dozent tätig.
Schlöndorff war lange Mitglied der SPD. Im Wahlkampf 2005 unterstützte er jedoch öffentlich Angela Merkel.
Ende Januar 2007 ergriff Schlöndorff Partei für die Haftentlassung des ehemaligen RAF-Angehörigen Christian Klar, der seit 1982 inhaftiert ist.[1]
Quellen
- ↑ „Begnadigt wird nicht die Tat, sondern der Mensch“, Spiegel Online, 31. Januar 2007
Werke
Regie
- 1966 – Der junge Törless – nach dem Roman Die Verwirrungen des Zöglings Törleß von Robert Musil. Musik: Hans Werner Henze
- 1967 – Mord und Totschlag
- 1969 – Michael Kohlhaas – Der Rebell – nach der gleichnamigen Novelle von Heinrich von Kleist
- 1970 – Baal
- 1971 – Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach
- 1972 – Die Moral der Ruth Halbfaß
- 1972 – Strohfeuer
- 1974 – Übernachtung in Tirol
- 1975 – Die verlorene Ehre der Katharina Blum – nach der gleichnamigen Erzählung von Heinrich Böll
- 1976 – Der Fangschuß
- 1977 - Valeska Gert - Nur zum Spaß, nur zum Spiel (Dokumentation)
- 1978 – Deutschland im Herbst
- 1979 – Die Blechtrommel – nach dem gleichnamigen Roman von Günter Grass
- 1980 – Der Kandidat (Dokumentation)
- 1981 – Die Fälschung Romanverfilmung nach dem Roman von Nicolas Born
- 1982 – Krieg und Frieden (Dokumentation)
- 1983 – Eine Liebe von Swann – nach dem gleichnamigen Kapitel aus Auf der Suche nach der verlorenen Zeit von Marcel Proust
- 1985 – Tod eines Handlungsreisenden – nach dem gleichnamigen Drama von Arthur Miller
- 1987 – Ein Aufstand alter Männer
- 1990 – Die Geschichte der Dienerin – nach Der Report der Magd von Margaret Atwood.
- 1991 – Homo Faber – nach dem gleichnamigen Roman von Max Frisch
- 1996 – Der Unhold
- 1998 – Palmetto
- 1999 – Die Stille nach dem Schuss (mit Bibiana Beglau, Nadja Uhl, Alexander Beyer und Martin Wuttke)
- 2002 – Ten Minutes Older: The Cello
- 2004 – Der neunte Tag mit Ulrich Matthes und August Diehl, Bernhard-Wicki-Filmpreis 2004
- 2005 – Enigma – eine uneingestandene Liebe
- 2007 – Strajk – Die Heldin von Danzig
- 2007 - Ulzhan
Drehbuch
- 1979 – Die Blechtrommel
- 1996 – Der Unhold
- 1999 – Die Stille nach dem Schuß
- 2005 – Enigma – eine uneingestandene Liebe
Auszeichnungen
- 1966 3x Filmband in Gold (Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch) für Der junge Törless
- 1967 Filmband in Silber für Mord und Totschlag
- 1971 Filmband in Gold (Regie) für Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach
- 1977 Filmband in Gold (Regie) für Fangschuß
- 1978 Filmband in Gold (Filmkonzeption) für Deutschland im Herbst
- 1979 Goldene Schale für Die Blechtrommel
- 1979 Goldene Palme für Die Blechtrommel
- 1980 Oscar für den besten ausländischen Film für seine Verfilmung des Günter-Grass-Romans Die Blechtrommel
- 1987 Hessischer Kulturpreis
- 2000 Fernsehpreis Goldene Kamera
- 1993 und 2000 DIVA-Award
- 17. Juli 2003 Verleihung des Bayerischen Verdienstordens
- 2004 Bernhard-Wicki-Filmpreis für der Der neunte Tag
- 14. Januar 2005 Ehrenpreis des Bayerischen Filmpreises
- März 2005 Ehrenpreis für sein Lebenswerk auf dem 20. Festival Internacional de Cine de Mar del Plata. Sein Film Der neunte Tag war als deutscher Beitrag im Hauptwettbewerb vertreten.
Literatur
- Thilo Wydra: Volker Schlöndorff und seine Filme. Heyne, München 1998. 320 S. ISBN 3-453-13228-9
Weblinks
- Vorlage:PND
- Vorlage:IMDb Name
- filmportal.de mit ausführlicher Biographie
- Biographie auf film-zeit.de
- Biographie, European Graduate School Faculty
- Schlöndorff-Eintrag, dasfilmarchiv.de
- „Wenders kam mit dem Reisebus“, Tagesspiegel, 11. Mai 2007, Schlöndorff über Cannes
- Sammlung Volker Schlöndorff im Deutschen Filmmuseum, Frankfurt/Main
- "Vom Temperament her will ich immer eingreifen", Planet Interview (mit Video), Volker Schlöndorff im Gespräch mit Tobias Goltz, Ralf Krämer und Felix von Boehm
Personendaten | |
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NAME | Schlöndorff, Volker |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Filmregisseur und Produzent |
GEBURTSDATUM | 31. März 1939 |
GEBURTSORT | Wiesbaden, Deutschland |