Aceh
Aceh | |
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Fläche: | 55.392 km² |
Einwohner: | 4.211.000 |
Bevölkerungsdichte: | 76 Einwohner/km² |
Hauptstadt: | Banda Aceh |
Aceh ist eine indonesische Provinz an der Nordwestspitze der Insel Sumatra. Ihr voller Name lautet Nanggroe Aceh Darussalam (Ausprache: Atchéh, mit kurzem, schwach betontem A und leicht aspiriertem h am Ende; alte Schreibweise: Atjeh).
Als Sonderregion genießt sie gewisse Autonomierechte innerhalb des Inselstaates. Aceh ist bekannt für die Bestrebungen nach Unabhängigkeit und einen jahrhundertelangen Kampf, den sie sowohl den niederländischen Kolonialtruppen als auch der indonesischen Zentralregierung lieferte. Im Osten benachbart liegt die Provinz Sumatera Utara.
Geografie
Aceh liegt im äußersten Nordwesten von Sumatra und grenzt im Osten an die Provinz Sumatera Utara (Nordsumatra). An der Nordostküste liegt der Beginn der Straße von Malakka, die sich aber von 300 km Breite gegen Singapur zu auf wenige Kilometer verengt. Mit dem Schiff von der Landspitze bei Banda Aceh Richtung Norden fahrend, kommt man nach 200 bis 1000 km zu den verstreuten Inseln der Andamanen und Nikobaren, die aber zum entfernten Indien gehören.
Die Oberfläche Acehs ist von Gebirgen geprägt, die im Gunung Leuser 3380 m Höhe erreichen. Eine breitere Küstenebene liegt entlang der Nordostküste, im Süden einige Sumpfebenen. Im Südosten hat die Provinz Anteil am Gunung-Leuser-Nationalpark.
Bevölkerung
Die Bevölkerung von Aceh gilt als größer gewachsen und dunkelhäutiger und unterscheidet sich ethnisch deutlich von den übrigen Indonesiern. Das Mehrheitsvolk, Aceh oder Achinesen genannt, spricht eine eigene Sprache (Aceh-Sprache oder Achinesisch) genannt und praktiziert eine strengere, orthodoxere Form und Auslegung der islamischen Gesetze als die übrigen Indonesier. Es gibt eine Reihe weiterer Stämme, die vorwiegend im Bergland leben sowie eine kleine Gruppe zugewanderter Araber. Für größeres Konfliktpotential sorgt jedoch die Zuwanderung zahlreicher Javaner, die aufgrund der Überbevölkerung der Insel Java von der Regierung in verschiedenen Regionen angesiedelt werden. Vielerorts, auch in Aceh, kommt es deshalb zu Konflikten zwischen Zuwanderern und der einheimischen Bevölkerung. Hauptstadt der Provinz ist Banda Aceh mit rund 266.000 Einwohnern.
Liste der Kotas
- Simeuleu
- Aceh Singkil
- Aceh Selatan
- Aceh Tenggara
- Aceh Timur
- Aceh Tengah
- Aceh Barat
- Aceh Besar
- Pidie
- Bireuen
- Aceh Utara
- Aceh Barat Daya
- Gayo Lues
- Aceh Tamiang
- Nagan Raya
- Aceh Jaya
- Bener Meriah
- Kota Banda Aceh
- Kota Sabang
- Kota Langsa
- Kota Lhokseumawe
Wirtschaft
Aceh besitzt eines von Indonesiens größten Erdöl- und Erdgasvorkommen. Viele internationale Ölfirmen haben sich in der Provinz niedergelassen. Im krassen Gegensatz zum Ölreichtum steht jedoch die Armut der Bevölkerung. Weitere Bodenschätze umfassen Kupfer, Gold und Eisen. Landwirtschaftlich bedeutend ist vor allem die Produktion von Palmöl.
Geschichte
Der Islam erreichte das in den Indik vorragende Aceh früher als andere indonesische Regionen, vermutlich schon im achten Jahrhundert. Im neunten Jahrhundert wurde das erste islamische Königreich, Perlak, gegründet. Das daraus hervorgehende Sultanat von Aceh entwickelte sich im zu einer bedeutenden Macht, Im 17. Jahrhundert begannen die europäischen Kolonialmächte (insbesondere Portugal, Großbritannien, Niederlande), Einfluss auf die Region auszuüben. 1602 gründete die Niederländische Ostindien-Kompanie eine Handelsniederlassung in Aceh, dennoch konnte das Sultanat seine Eigenständigkeit bewahren, auch nach 1824, als die Briten den Niederländern vertraglich die Oberhohheit über Sumatra zusicherten. 1873 erklärten die Niederlande Aceh den Krieg und marschierten ein.
Der Widerstand der Aceh zog sich mehrere Jahrzehnte hin, faktisch konnte die Region bis zum Zweiten Weltkrieg nie ganz befriedet werden. Die Japaner besetzten Sumatra von 1942 bis 1945, danach versuchten die Niederlande ihren Einfluss wieder zu errichten, mussten aber 1949 die Unabhängigkeit Indonesiens anerkennen. Aceh hoffte auf regionale Unabhängigkeit, doch es kam zum Einmarsch indonesischer Truppen in die Provinz, was in der Bevölkerung als ausländische Invasion wahrgenommen wurde. 1959 machte Indonesien erste Zugeständnisse und gewährte Aceh eine besondere Autonomie, was die Unabhängigkeitsbewegung aber nicht völlig beendete.
In den 1970er-Jahren wurde die Widerstandsgruppe Aceh Merdaka gegründet, und es kam immer wieder zu Konflikten mit der Zentralregierung. 2002 einigten sich die "Separatisten" und die Regierung auf einen Friedensplan, der aber 2003 scheiterte.
Die indonesische Regierung unternahm im Jahr 2004 eine größere Militäraktion gegen die Separatisten.
Durch das nahe Seebeben im Indischen Ozean am 26. Dezember 2004 und seinen gewaltigen Tsunami wurde die Region stark in Mitleidenschaft gezogen; zehntausende Tote sind zu befürchten. Der Bürgerkrieg und die von der indonesischen Regierung beschlossene Isolation veranlassten letztere zunächst, die Schwere der Katastrophe zu vertuschen. Dadurch wurden die nötigen Hilfsaktionen verzögert und erschwert.
Seit dem Jahreswechsel bemüht sich die Zentralregierung um umfassende Hilfe, was ein besseres politisches Klima einleiten könnte.
Die Gründe der Unabhängigkeitsbestrebungen
Die Ursachen für die gegenwärtigen Unabhängigkeitsbestrebungen sind vielfältig:
- Die historische Entwicklung: Aceh betrachtete sich stets als eigene Nation, die von Niederländern und der indonesischen Zentralregierung unterdrückt wurde.
- Streit um die Bodenschätze: Der Erdölreichtum steht in Gegensatz zur Armut der Bevölkerung
- Religion: In Aceh herrscht eine strengere Auslegung islamischer Gesetze als im restlichen Indonesien.
- Migrationspolitik: Auf der überbevölkerten Insel Java leben knapp zwei Drittel aller Indonesier. Die Regierung siedelt daher viele Menschen in andere Regionen um, was vielerorts zu Konflikten mit der einheimischen Bevölkerung führt!
Flutkatastrophe 2004
Das verheerende Seebeben im Indischen Ozean – vor Sumatra, am 26. Dezember 2004, zerstörte weite Teile der Region um Aceh. Die Behörden sprechen von Opferzahlen um 100.000. An der Küste wurden sämtliche Häuser und die ganze Umgebung von den Wassermassen zerstört und verwüstet.
Siehe auch Administrative Gliederung Indonesiens.