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Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung

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Logo des Roten Kreuzes
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Die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung ist eine weltweit tätige Hilfsorganisation, und umfasst das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (Föderation) und die nationalen Gesellschaften vom Roten Kreuz und Roten Halbmond.

Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes ist die einzige Organisation, die im Humanitären Völkerrecht erfasst und als dessen Kontrollorgan genannt ist. Es ist neben dem Heiligen Stuhl und dem Souveränen Malteser-Ritterorden eins der wenigen originären nicht-staatlichen Völkerrechtssubjekte.

Geschichte

Gedenkstein zum ersten Einsatz des Roten Kreuzes bei der Schlacht an den Düppeler Schanzen 1864

Bis in die zweite Hälfte des 19ten Jahrhunderts gab es keine auch nur annähernd systematische Kriegskrankenpflege, keine gesicherten Einrichtungen zur Unterbringung und Behandlung von Verwundeten, noch weniger eine Ausrüstung und Ausbildung, die schon vor Kriegsbeginn bereit gestanden hätte. Im Jahre 1859 bereiste der Schweizer Geschäftsmann Henri Dunant die damals in Blut und Asche liegende Lombardei. Die fehlende Betreuung verwundeter Soldaten bei der Schlacht von Solferino entsetzte ihn sehr. Er gründete mit vier weiteren Genfer Bürgern ein Komitee der Fünf, aus dem später das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) entstand. Er forderte den Abschluß von Verträgen, in denen die Neutralität der Kriegsverwundeten sowie aller für sie getroffenen Einrichtungen gesichert werden sollte. Gleichzeitig entwarf er einen Plan einer Vorbereitung zur Kriegskrankenpflege schon in Friedenszeiten. 1863 fand in Genf die eigentliche Gründung des Roten Kreuzes statt. Delegierte aus 16 Ländern nahmen teil. 1864 wurde die erste Genfer Konvention von 12 Staaten unterzeichnet. Es waren die ersten Regeln zur Behandlung Verwundeter und zum Schutz von Lazaretten. Der erste Einsatz des Roten Kreuzes in einem Krieg fand am 16. April des selben Jahres bei den Düppeler Schanzen statt.

Am 8. Juni 1877 folgten zwei Zusatzabkommen zum Schutz der Zivilbevölkerung in bewaffneten Konflikten. 1901 erhielt Dunant zusammen mit Frédéric Passy den erstmalig verliehenen Friedensnobelpreis. Die Genfer Konventionen wurden 1906 und 1929 überarbeitet und ergänzt. 1949 wurden Neufassungen erstellt, die den Erkenntnissen aus dem Zweiten Weltkrieg entsprechen sollten.

1928 schlossen sich alle Rotkreuz- und Halbmondbewegungen zur "Liga der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften", häufig auch IRK genannt, zusammen. Seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts bezeichnet sich die bisherige Liga als "Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften".

Das IKRK bzw. IRK erhielt drei Friedensnobelpreise, und zwar 1917, 1944 und 1963.

Die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung zählt heute etwa 128 Millionen Mitglieder und beschäftigt 275.000 Menschen hauptberuflich.

Tätigkeiten

Eingang zum Museum des Internationalen Roten Kreuz in Genf

Der Leitsatz der "Strategy 2010" lautet: "To improve the lives of vulnerable people by mobilizing the power of humanity." (deutschsprachige Version hier)

Die Angehörigen der Rotkreuz- und Rothalbmondgemeinschaften achten und bekennen sich zu den sieben Grundsätzen der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung:

  • Menschlichkeit
  • Unparteilichkeit
  • Neutralität
  • Unabhängigkeit
  • Freiwilligkeit
  • Einheit
  • Universalität

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK, engl. ICRC) setzt sich aus bis zu 25 Schweizer Staatsbürgern zusammen. Sitz des IKRK ist Genf.

Es organisiert humanitäre Aktionen in Kriegs- und Krisengebieten:

  • Vermittlung zwischen Kriegsparteien
  • Pflege von Verwundeten
  • Besuch von Kriegsgefangenen und politischen Häftlingen
  • die Wiederherstellung des Kontakts zu Angehörigen
  • Schutz der Zivilbevölkerung
  • Versorgung mit Nahrungsmitteln
  • weitere Formen der Unterstützung von Konfliktopfern.

Während bis ca. 1990 die vom Roten Kreuz weltweit eingesetzten Einheiten nicht standardisiert waren, gibt es seitdem die nach weltweit einheitlichen Standards aufgestellten "Emergency Response Units" der verschiedenen nationalen Rotkreuzgesellschaften. Diese können von der Föderation angefordert und weltweit eingesetzt werden. Davon unabhängig sind die für den nationalen Einsatz vorgehaltenen Formationen, in Deutschland z.B. beim Deutschen Roten Kreuz die Einsatzeinheit und der DRK-Hilfszug.

Die Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (engl. IFRC) ist ein weiterer Teil des Roten Kreuzes. Die Föderation koordiniert die Arbeit der nationalen Rot-Kreuz Organisationen und berät sie. Sie wurde 1919 gegründet. Sie wird von einem Vorstand geleitet der von einer Generalkonferenz gewählt wird, in die jedes Land einen Vertreter entsendet. Die Föderation der Rot-Kreuz-Gesellschaften erhielt 1963 den Friedensnobelpreis, zusammen mit dem IKRK.

Ein dritter Bestandteil der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung sind die Nationalen Rotkreuz-Gesellschaften, von denen es in jedem Land nur eine einzige geben kann. Sie müssen sowohl vom IKRK als auch von der Regierung ihres Landes anerkannt werden, bevor sie die Bezeichnung "Rotes Kreuz" verwenden dürfen.

Im Roten Kreuz gibt es zusätzlich eine Organisation für Kinder und Jugendliche, das Jugendrotkreuz.

Die Symbole des Roten Kreuzes

Rotes Kreuz auf weißem Grund

Als Schutz- und Kennzeichen wurde das rote Kreuz auf weißem Grund bestimmt. Es ist dies die Umkehrung der schweizerischen Bundesfarben, die zu Ehren des Gründers Henry Dunant angenommen wurden.

Das Schutzzeichen wird in Artikel 38 des (I.) Genfer Abkommens (vom 12. August 1949) zur Verbesserung des Loses der Verwundeten und Kranken der Streitkräfte im Felde beschrieben.

Bei der Gestaltung des Kreuzes wurde inzwischen international festgelegt, dass das Kreuz sich aus 5 Quadraten zusammensetzt.

Roter Halbmond

Ab 1876 wurde zunächst vom Osmanischen Reich, ab 1929 auch von anderen islamisch geprägten Ländern der rote Halbmond als Schutz- und Kennzeichen benutzt.

Roter Löwe mit roter Sonne (nicht mehr in Verwendung)

Der Iran verwendete von 1924 bis 1980 einen roten Löwen mit roter Sonne in Anlehnung an die alte Flagge und das alte Wappen des Irans unter der Herrschaft des Schahs.

nicht anerkannt: Rote Raute

Ursprünglich war beabsichtigt, im Jahr 2000 ein weiteres Zeichens neben dem Roten Kreuz und dem Roten Halbmond durch eine diplomatische Konferenz der Unterzeichnerstaaten der Genfer Abkommen einzuführen. Diesem neuen Zeichen, einer roten Raute, sollte das jeweilige nationale Schutzzeichen/Kennzeichen beigefügt werden können.

Hintergrund war ein Streit um die Anerkennung der israelischen Gesellschaft Magen David Adom mit ihrem Roten Davidstern (siehe unten), insbesondere gefordert von Israel und den USA.

Nach langjährigen Überlegungen wurde schließlich das Symbol der Raute vorgeschlagen.

Die Vorschläge wurden jedoch bislang nicht umgesetzt. Hintergrund ist - neben politischen Gesichtspunkten (Sri Lanka hatte beabsichtigt, danach die "rote Swastika" (rotes Hakenkreuz) als nationales Symbol in die Rote Raute zu setzen) - insbesondere die mangelnde optische Erkennbarkeit dieses Symbols auf größere Entfernungen. Dies hätte die beabsichtigte Schutzwirkung weitgehend konterkariert. Auch wurde die dadurch mögliche "Inflation" verschiedenster Schutzzeichen je nach nationaler Gestaltung als problematisch angesehen, da das seinerzeitige Ziel, ein in allen Ländern möglichst einheitliches Symbol mit weltweit einheitlicher Bedeutung zu haben, nicht mehr erfüllt gewesen wäre; die Schutzwirkung des Symbols wäre herabgesetzt worden.

Die weitere Entwicklung, insbesondere im Hinblick auf den völkerrechtlich nicht anerkannten, gleichwohl jedoch in der Praxis respektierten Roten Davidsstern, wird abzuwarten sein.

Roter Davidstern (hebr. Magen David Adom)

Israel verwendet, ohne Anerkennung durch die Genfer Abkommen, einen roten Davidstern als Schutz- und Kennzeichen. Als Argument für die Nichtanerkennung wird oft genannt, man wollte die Einheitlichkeit und Symbolwirkung des roten Kreuzes nicht verwässern. Kritiker der Nichtanerkennung halten dem entgegen, es sei auch der rote Halbmond anerkannt worden, und der Grund für die Nichtanerkennung liege eher am hohen Stimmenanteil islamischer und negativ gegenüber Israel eingestellter Staaten bei internationalen Organisationen.