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Gnade (Recht)

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Unter Gnade versteht man generell die geschenkhafte Zuwendung einer Person an eine andere, die sich in personalen Akten, aber auch in der Form einer von der Person verschiedenen Gabe ausdrücken kann.

Im theologischen Sinn wird mit Gnade der freie und unverdienbare Hulderweis Gottes gegenüber den Menschen bezeichnet. Die Gnadenlehre bezeichnet man heute oft auch als Theologische Anthropologie.

Augustin

Die Gnadenlehre des Augustinus von Hippo basiert auf der Vorstellung, dass es jedem Menschen freistehe, dem Willen Gottes zu gehorchen oder zu sündigen. Ohne die Gnade Gottes kann der Mensch nicht wirksam das Gute tun. Jedem Menschen steht es aber frei, sich bewusst gegen Gnade zu stellen und sündig zu handeln.

Katholisch

Gnade will freilich auch angenommen werden. Geschieht dies, so wandelt diese nach katholischem Verständnis den Menschen um: sie rechtfertigt und heiligt ihn.

Wichtig in der katholischen Theologie ist die Unterscheidung von ungeschaffener Gnade (d.i. Gott selbst in seiner Liebe) und geschaffener Gnade (d.i. der Mensch in der Weise, wie Gottes Zuwendung an ihm wirksam wird). Die heiligmachende Gnade erneuert den Menschen in grundlegender Weise (erstmals und grundlegend durch die Taufe), die helfende Gnade erleuchtet den Verstand und stärkt den Willen, Gott und den Nächsten zu lieben.

Reformatorisch

Gemäß dem klassisch reformatorischen Verständnis wird die Gnade Christi dem Sünder "angerechnet"; er zieht sie an wie ein Kleidungsstück, ohne dass sie ihn selbst in der eigenen Person innerlich erneuert oder heilig macht. Nach calvinistischem Verständnis ist die Gnade "unwiderstehlich"; jeder Mensch, dem sie zukommt, wird "zwangsläufig" erlöst.

Baptistisch

Die Gnade Gottes bewirkt nach baptistischer nicht "zwangsläufig" die Erlösung des Menschen. Sie ist ein Angebot an alle Menschen, die das Evangelium von Jesus Christus hören, muss aber durch den Menschen im Glauben angenommen werden. Das äußere Zeichen für die Bereitschaft, Gottes Gnade im Glauben anzunehmen, ist die Taufe. Eine Ausnahme bilden dabei aber die unmündigen Kinder. Ihnen gehört nach Aussagen Jesu das Reich Gottes. Sie befinden sich im Zustand der Gnade - auch ohne persönlichen Glauben und Taufe.

Orthodox

In der orthodoxen Theologie gilt die Gnade grundsätzlich als ungeschaffene Energie Gottes, die Idee von Gnade als einer geschaffenen Substanz wird hier abgelehnt. Die Heiligung steht hier im Vordergrund, die Rechfertigung wird kaum thematisiert.

Sprachgeschichtliche Anmerkungen zum deutschen Wort "Gnade"

Das deutsche Wort Gnade leitet sich vom althochdeutschen ginada und vom mittelhochdeutschen genade her. Sprachgeschichtlich verwandt ist es mit dem germanischen Wortstamm neth, dem indogermanischen net und dem altindischen nath, was soviel heißt wie um Hilfe bitten.

Siehe auch