Zum Inhalt springen

Burg Frankenstein (Odenwald)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. Januar 2008 um 15:32 Uhr durch Figapu (Diskussion | Beiträge) (Architektur ergänzt, Einzelnachweise). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Burg Frankenstein
Wohnturm und Gebäuderuinen im Inneren der Burg

Wohnturm und Gebäuderuinen im Inneren der Burg

Ort Nieder-Beerbach
Entstehungszeit Erstnennung 02.06.1252
Burgentyp Höhenburg, Spornburg
Erhaltungszustand Ruine
Ständische Stellung Herren
Höhenlage 370 m ü. NN

Koordinaten fehlen! Hilf mit.

Burg Frankenstein liegt wenige Kilometer südlich von Darmstadt auf Gemarkung der Gemeinde Mühltal und ist die nördlichste einer Reihe von Burgen (teilweise auch Burgruinen) am westlichen Rand des Odenwaldes, entlang der hessischen Bergstraße mit Blick auf die Rheinebene.

Berühmtheit verdankt die Burg Frankenstein der Tatsache, dass sie als Namensgeber für Mary Shelleys bekanntes Buch „Frankenstein oder der moderne Prometheus“ gilt, das auch mehrfach verfilmt wurde. Ob Shelley, die Autorin des Gruselromans um Victor Frankenstein, im Jahre 1816 die Burg wirklich besuchte und sich dadurch zu dem Roman inspirieren ließ, ist nicht gesichert.

Geschichte

Überblick über die Burg, rechts sind die Kapelle und die Stallungen zu erkennen
Die Burgkapelle
Turngaudenkmal in der Nähe der Burg

Die Burg Frankenstein steht auf einem 370 m hohen Ausläufer des Langenbergs [1] und wurde erstmals am 02.06.1252 urkundlich erwähnt, als Konrad II. Reiz von Breuberg, „sub castro frangenstein“ einen Vertrag bezeugte. Allerdings ist der Familienforschung der Frankensteins zu entnehmen, dass bereits 948 ein Arbogast von Frankenstein lebte. [2] Er war verheiratet mit Elisabeth von Weiterstadt die ebenfalls in der Region begütert war. Seine Nachkommen nannten sich fortan nach der Burg und Herrschaft Herren von und zu Frankenstein. Diese umfasste Eberstadt, Nieder-Beerbach, Ober-Beerbach, Schmal-Beerbach, Allertshofe, Stettbach und Bobstadt. [2]

1292 erklärte sich Friedrich von Frankenstein zum Burgmann der Grafen Wilhelm I. und Diether von Katzenelnbogen. [3] Diese erzwingen die Öffnung der Burg, die fortan zum Einflußbereich der nahegelegenen katzenelnbogener Neben-Residenz Darmstadt gehört. [4] 1661 erwarben die Hessen von der jüngeren Frankensteiner Linie Eberbach, 1662 von der älteren Linie für 109000 Gulden die Burg mit dem Rest der Herrschaft. Die Herren von Frankenstein, seit 1670 Freiherren, zogen sich nach Franken (Ullstadt) zurück, wo sie eine neue Herrschaft gekauft hatten. [3]

Bis zum 18. Jahrhundert diente die Burg als Invalidenhaus und Militärstrafanstalt, verfiel dann aber zusehends. Von 1765 an existierte nur noch ein Forsthaus auf dem Gelände. Die Burgmauern wurden abgetragen, um die Steine zu verwerten. [2]

Erst im 1835 wurde die Ausbeutung gestoppt und dem Verfall entgegengewirkt. 1850 wurde die Kapelle, die bis dahin als Stall diente, erneuert. [2]

Im Laufe der Zeit entstanden mehrere Wirtschaftsgebäude, Stallungen und eine Kapelle, in der bis heute Trauungen stattfinden. [5]

In ihrer gesamten Geschichte bis heute wurde die Burg nie belagert. [2]

Heute ist die gesamte Anlage im Besitz des Landes Hessen. [2]

Lebendige Geschichte

Mit der Burg beschäftigt sich ein Verein für mittelalterliche Geschichte, der sich regelmäßig auf der Burg Frankenstein trifft und das Leben aus der Entstehungszeit der Burg darstellt. Die Mitglieder des eingetragenen gemeinnützigen Vereins haben es sich zur Aufgabe gemacht, Geschichte erlebbar zu machen. [6]

Architektur

Die Burganlage ist in verschiedene Abschnitte gegliedert, die jeweils verschiedenen Epochen gebaut wurden. Die südliche Kernburg, die von dicken Mauern mit Zinnen und Wehrgängen geschützt ist, ist der älteste Teil. Hier befanden sich die meist in Fachwerkbauweise erstellten Wirtschafts- und Wohngebäude um einen engen Hof. Da die Außenmauern der Häuser auch gleichzeitig die Außenmauern der Burg darstellten, waren sie sehr dick. Im Süden vor der Burg sind noch Halsgräben zu erkennen. Um den Zwinger besser zu schützen, wurde später eine weitere Ringmauer gebaut. Der Torturm war lange der Haupteingang zur eigentlichen Burg. [3]

Später wurde die Kernburg um eine Vorburg erweitert, welche ebenfalls von einer starken Mauer umgeben ist, um mehr Platz zu bekommen. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts wurde die Burg erneut umgebaut und erweitert, bis sie zur Mitte des 16. Jahrhunderts ihre endgültige Form bekam. Außer der 1450 errichteten Kapelle steht heute nichts mehr in der Vorburg. [3]

Bevor die Burg um die Vorburg erweitert wurde, befand sich vor dem Torturm ein Graben mit Zugbrücke. Dieser ist heute zugeschüttet. Im Torturm sind allerdings noch die Rollen und Auflagesteine der Zugbrücke zu erkennen. [3]

Zur gefährdeten Südseite hin wurde ein vorgelagerter Pulverturm errichtet, welcher zur Burg hin offen ist um den Feind weiterhin unter Beschuss nehmen zu können, sollte er den Turm einnehmen. [3]

Das Brunnenhaus der Burg befand sich im inneren Burghof. Heute ist der noch erhaltene Brunnen zugedeckt. Ob es sich bei dem Brunnen um eine natürliche Wasserader oder eine Zisterne handelt wurde um Jahr 2007 untersucht, konnte aber nicht endgültig geklärt werden. [3]

Burgrestaurant

Im neueren Teil der Burg befindet sich ein Restaurant mit Aussichtsterrasse, welches nach fünfjähriger Bauzeit am 09.09.1970 eingeweiht wurde. [2]

Turngaudenkmal

Nahe der Burg, neben dem Parkplatz, wurde ein Denkmal des Turngaues errichtet und am 04.09.1927 eingeweiht. Hier wird jährlich, während der Bergturnfeste, den Kriegstoten gedacht. [7] Es ist in Form eines Schwertes konstruiert, welches gegen ein steinernes Podest lehnt. Auf der Parierstange ist die Aufschrift Gedenkt der Toten und dessen, wofür sie starben zu lesen, darunter 1914-18 (Erster Weltkrieg) und 1939-45 (Zweiter Weltkrieg). Oberhalb des Heftes befindet sich das Symbol der national orientierten Turnbewegung. [8]

Johann Konrad Dippel

Hauptartikel: Johann Konrad Dippel

Der im Jahr 1673 auf der Burg geborene Theologe, Alchemist und Arzt Johann Konrad Dippel führte hier diverse alchemistische Versuche durch. [9] So zum Beispiel Versuche mit Nitroglyzerin, das je nach Dosierung als Sprengstoff oder Medikament verwendet wird. [10]

Weiter wird vermutet, dass Dippel Experimente mit Leichen und Leichenteilen, sowie dem Blut von Jungfrauen durchführte. [10]

Daraus erklärt sich auch die umstrittene Annahme des hessischen Heimatforschers Walter Scheele aus dem Jahr 1999, dass Dippel das historische Vorbild für Mary Shelleys Buch Frankenstein oder der moderne Prometheus sei. [11]

Mythen und Sagen

Hexenkult

Auf dem nahe der Burg gelegenen Ilbes-Berg (Magnetberg) befinden sich magnetische Steine. Der Magnetismus soll durch Hexen entstanden sein. Außerdem soll dieser Berg nach dem Brocken der zweitgrößte Hexenkultplatz Deutschlands sein. [12]

Jungbrunnen

In der ersten Vollmondnacht nach Walpurgis mussten alte Dorfweiber am Jungbrunnen innerhalb der Burg Mutproben bestehen. Wer diese am besten meisterte, wurde wieder jung wie in der Hochzeitsnacht. [13]

Ritter Georg und der Drachen

In dem Steinbruch unterhalb der Burg soll Ritter Georg von Frankenstein einen Lindwurm besiegt haben. In der Nähe des Steinbruchs erinnert auch heute noch ein steinerner Lindwurm an diese Sage. [14]

Regelmäßige Veranstaltungen

Halloween-Burg-Festival

Seit einigen Jahren findet auf der Burg das größte Halloweenfest Hessens statt. [15] Veranstalltet wird dieses Fest von den in Darmstadt und Umgebung stationierten US-Amerikanern. Dieses findet regelmäßig an drei Wochenenden im Oktober (rund um Halloween) auf dem Gelände der Burg statt. Dabei werden die zahlreichen Besucher von verkleideten Schauspielern und Special-Effects erschreckt und unterhalten. [16] Wegen des großen Besucherandrangs werden die Zufahrtswege zur Burg an den entsprechenden Wochenenden gesperrt und ein Bustransfer eingerichtet.

Frankenstein-Trophy

Bei der Frankenstein-Trophy handelt es sich um eine ca 2,74 km lange, permanente, Zeitfahrstrecke für Radfahrer, auf der 218 Höhenmeter überwunden werden müssen. Sie liegt auf der Eberstädter Seite des Berges. Beginn und Ende der Strecke sind jeweils durch einen roten Strich am Fahrbahnrand markiert. [17]

Wanderwege

Rund um die Burg gibt es mehrere Wanderwege:

  • Magnetberg-Weg (ca 1,1 km), Einstieg: Parkplatz unterhalb der Burg, Ziel: Magnetberg mit den Magnetsteinen
  • Burg-Weg (ca 1,2 km), Einstieg: Parkplatz unterhalb der Burg, Ziel: Die Burg Selbst
  • Felsenpfad (ca 2,5 km), Einstieg: Parkplatz unterhalb der Burg, Ziel: kleine Schutzhütte auf dem Magnetberg
  • Untere-Burgweg (ca 1,3 km), Einstieg: Parkplatz unterhalb der Burg, Ziel: Die Burg selbst
  • Walderlebnispfad (ca 3 km), Einstieg: Parkplatz unterhalb der Burg, Rundweg [18]
  • Himmelsleiter, Einstieg: Nieder-Beerbach (Haltestelle Frankenberger Mühle), Ziel: Die Burg selbst [19]
  • Herrenweg (Hier ist einst Fürst Bismarck zu Tal gefahren), Einstieg: Nieder-Beerbach (Haltestelle Frankenberger Mühle), Ziel: Tal

Trivia

Auf der Burg befand sich früher das Amateurfunk-Relais DM0FS (Eingabe 144,68 MHz; Ausgabe 432,75 MHz). Seit 27.11.2007 ist es auf der Hohen Wurzel. [20]

Benachbarte Burgen und Schlösser: Burg Tannenberg, Schloss Alsbach, Schloss Auerbach, Starkenburg

Literatur

  • Art. „Frankenstein“, in: Hessen, hg. v. Georg W. Sante, Stuttgart 1960 (= Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 4. Bd.), S. 117
  • Nieder-Beerbach, in: Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler: Hessen, bearb. v. Magnus Backes, 1966, S. 622
  • Hellmuth Gensicke: Untersuchungen zur Genealogie und Besitzgeschichte der Herren von Eschollbrücken, Weiterstadt, Lützelbach, Breuberg und Frankenstein.
  • Historischer Verein für Hessen, Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde.
  • Rudolf Kunz: Dorfordnungen der Herrschaft Franckenstein aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts.
  • Wolfgang Weißgerber: Die Herren von Frankenstein und ihre Frauen : Landschaften, Personen, Geschichten, Darmstadt-Eberstadt, Schlapp 2002; ISBN 3-87704-050-0.
  • Roman Fischer: Frankensteinische Lehensurkunden. 1990.

Siehe auch

Commons: Burg Frankenstein (Bergstraße) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.gg-online.de/html/frankenstein.htm
  2. a b c d e f g http://nature2000.tripod.com/Umwelt/heimat.htm#weg2
  3. a b c d e f g http://www.muehltal-odenwald.de/geschich/franknst/index.html
  4. http://www.graf-von-katzenelnbogen.de/ Frankenstein unter den katzenelnbogener Grafen und der Erste Riesling der Welt
  5. http://www.hallo-bergstrasse.de/tabid/952/mid/2656/newsid2656/1959/Default.aspx
  6. http://freyeslager.de/flager.html
  7. http://www.muehltal-odenwald.de/fotos/nb/frkst/turndenk.htm
  8. Siehe Bild rechts
  9. http://www.burg-frankenstein.de/index.htm?http://www.burg-frankenstein.de/burg/01_konrad_dippel.htm~inhalt
  10. a b http://www.hr-online.de/website/specials/literaturland/index.jsp?key=standard_document_1334754
  11. W. Scheele, Burg Frankenstein: Mythos, Wahrheit, Legende, Societätsverlag Frankfurt, ISBN 3-7973-0786-1
  12. http://www.gg-online.de/html/frankenstein.htm Im Abschnitt „Hexenkultplatz Ilbes-Berg“
  13. http://www.gg-online.de/html/frankenstein.htm Im Abschnitt „Jungbrunnen“
  14. http://www.gg-online.de/html/frankenstein.htm Im Abschnitt „Ritter Georg und der Drachen“
  15. http://www.hr-online.de/website/specials/home/index.jsp?rubrik=13972&key=standard_document_33270776
  16. http://www.burg-frankenstein.de/halloween/inhalt.php
  17. http://www.frankenstein-trophy.de/pageID_3326997.html
  18. http://www.walderlebnis-frankenstein.de/pages/pfad.htm
  19. http://www.burg-frankenstein.de/index.htm?http://www.burg-frankenstein.de/burg/01_himmelsleiter.htm~inhalt
  20. http://db0lj.dyndns.org/forum/thread.php?postid=278#post278