Automat

Der Wortstamm von Automatist aus zwei altgriechischen Stämmen zusammengesetzt und bedeutet etwa von selbst tun, sich selbst bewegend.
Dabei handelt es sich um eine "Vorrichtung, die nach dem Einrichten und Beschicken vorbestimmte Handlungen nach einem Auslöseimpuls selbständig und zwangsläufig...ablaufen läßt." [1] (S.274)
Automatisierung ist dementsprechend der "selbsttätige(r) Ablauf technischer Vorgänge nach einem festgelegten Plan oder in Bezug auf festgelegte Zustände".[1] (S. 277). Die Bandbreite an automatisierten Abläufen und damit auch der Automaten ist im Prinzip so groß wie die Bandbreite technischer Anwendungen an sich. Ein sehr einfacher und jedem bekannter Automat ist z.B. die Wasserspülung von WCs, Beispiel für einen solchen automatisierten Vorgang ist aber auch das Automatik-Getriebe, das die für die jeweilige Fahrgeschwindigkeit und Belastung vorgesehene Übersetzung selbsttätig wählt und einstellt oder die Belichtungs- bzw. Blendenautomatik einer Kamera.
Die Abgrenzung zu dem Begriff Roboter ist nicht immer einfach, zumal die Definitionen wohl von Land zu Land auch noch unterschiedlich sind (siehe den Wikipedia-Artikel dazu).
Geschichte der Automaten - Kurzfassung
(Es handelt sich hier um eine Zusammenfassung des viel ausführlicheren Artikels Geschichte der Automaten)
Schon in der griechischen Mythologie gibt es eine Menge künstlicher Vögel, gehender und sprechender Statuen und künstlicher Diener.
Der ersten historisch belegten Automaten wurden in der [[Alexandrinischen Schule entworfen und gebaut. Heron von Alexandria erklärt z.B. in seinem Werk „Automata“ Tempeltüren, die sich automatisch wie von Geisterhand öffnen, neben Musikmaschinen entwickelte er auch automatische Theater mit erstaunlichen Effekten, außerdem gab es in Alexandria einen Automaten, der Weihwasser gegen Geld ausgab. [2]
Während in Mitteleuropa nach dem Untergang des Römischen Reiches viel antike Literatur verloren ging, blieb sie im arabischen Raum vielfach erhalten und wurde intensiv studiert. Vor allem die Entwicklung von Uhren nahm einen großen Aufschwung.
Gegen Ende des Mittelalters begannen sich in Mitteleuropa die Gelehrten in den Klöstern wieder mit den antiken Schriften bzw.den arabischen Bearbeitungen und Weiterentwicklungen davon auseinander zu setzen. Das mechanische Uhrwerk wurde erfunden, mit dem dann nicht nur die Uhr selbst sondern auch bewegte Szenen oder mechnanische Tiere (wie der noch erhaltene Hahn des Straßburger Münsters.
Die Renaissance war auch in der Geschichte der Technologie ein bedeutender Abschnitt, man kann sie als "technische Revolution in der Renaissance" (Die Maschine Weltbild S.175) bezeichnen. Leonardo da Vincibaute seinen Roboter. Der französische Ingenieur Salomon de Caus (1576-1626) verfaßte 1615 seine umfangreiches Werk "Les raisons des forces mouvantes..." ("Über die bewegenden Kräfte. Die Beschreibung einiger künstlicher und amüsanter Vorrichtungen")in dem er viele Automaten von Heron aber auch eigene Weiterentwicklungen davon beschreibt. Er baute z.B. in Heidelberg für den Hortus Palatinus(Pfälzischen Garten) eine Anzahl von Szenen mit bewegten Figuren, die durch Wasserräder angetrieben und durch Nockenwalzen gesteuert wurden. Diese blieben über Jahrhunderte im Gartenbau in Mode. Es wurden aber auch jede Menge mechanischer Figuren gebaut wie z.B. das berühmte Schiff Karls V., das sich selbständig in Schlangenlinien über den Tisch bewegte und auf dem sich eine Vielzahl bewegter Figürchen befand.
Das Zeitalter der Aufklärung hatte aufgrund seiner naturwissenschaftlichen und rationalen Ausrichtung großes Interesse an Mechanik und Automaten und sah große Parallelen zwischen natürlichen Wesen und Maschinen. Der deutsche geniale und gelehrte Jesuit Athanasius Kircher(1602-1680) griff die Ideen von René Descartes auf und setzte sie praktisch um, z.B. baute er einen sprechenden Kopf.
Im 18.Jahrhundert war das Interesse in breiten Kreisen der Bevölkerung sehr groß. Ende der 1760er Jahre hatte z.B. Wolfgang von Kempelen seinen "Schachtürken" vorgestellt, der sich allerdings als Schwindel herausstellte. Von Kempelen baute aber auch z.B. eine Sprechmaschine (die allerdings kein Automat ist). Erst mit den Konstruktionen von Jacques de Vaucanson (1709-1782) wird ein Höhepunkt in der Geschichte des Baus von echten Automaten erreicht. Nach viel sorgfältiger Arbeit und einigen Fehlschlägen baute er einen lebensgroßen, flötenspielenden Schäfer, später eine mechanische Ente, die watscheln, mit den Flügeln schlagen und Nahrung aufnehmen und verdauen konnte. Nach de Vaucanson wurden zahlreiche oft sehr komplexe Androiden, die echte Funktionen ausübten gebaut. Die berühmtesten dürften die Automaten von Vater und Sohn Jaquet-Droz sein. Ihr Schreiber, Zeichner und die Orgelspielerin sind heute noch funktionstüchtig und können im Museum in Neuchatel in der Schweiz besichtigt werden.
Im 19. Jahrhundert wurden Automaten dann weniger aus wissenschaftlichem und technischem Interesse gebaut sondern besonders von Zauberkünstlern und Illusionisten wie z.B. Jean Eugène Robert-Houdin,dem Vater der modernen Magie. Er baute allerdings nicht nur echte sondern auch Trickautomaten, die unsichtbar von Menschen bedient wurden. Die oben beschriebenen Automaten waren immer noch aufwändig hergestellte Einzelstücke und entsprechend teuer. Während die Zahl genügend wohlhabender Liebhaber zu Beginn des 19.Jh. ständig zurückging, wuchs gleichzeitig die Beliebtheit von Automaten in immer breiteren Kreisen, die sie gerne auch besitzen wollten. So entstand im 19. Jh. vor allem in Paris eine bescheidene Automatenindustrie von Familienbetrieben die Automaten in kleinen Serien herstellten. Diese kleine Industrie kam mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegeszum Erliegen.
Es gibt heute noch Automaten in der Kinetischen Kunst. In dem Herbie Hancock Video „Rock-It“, spielen z.B. die die pneumatisch belebten humanoiden Automaten von Jim Whiting die Hauptrolle.
Parallel zu den oben beschriebenen überwiegend humanoiden Automaten (oder auch Tierautomaten) hatten sich schon lange Musikautomaten in Form von selbstspielenden Musikinstrumenten entwickelt. Ihre Entwicklung wurde weder durch den Ersten noch durch den Zweiten Weltkrieg abgebrochen und sie sind z.B. in Form der Jukebox heute noch aktuell.
Ende des 19.Jahrhunderts begann die Entwicklung von Verkaufsautomaten und Dienstleistungsautomaten sowie die Entwicklung von jeder Art von Unterhaltungsautomaten die ebenfalls nicht unterbrochen wurde und bis heute anhält.
In die Produktion fanden Automaten im 18. Jahrhundert durch Vaucanson (s.o.) Eingang. 1741 wurde er von Kardinal Fleury zum Leiter der staatlichen Seidenfabriken ernannt und konstruiert nun einen mechanischen Webstuhl für gemusterte Stoffe dessen Steuerung nach demselben Prinzip funktioniert wie die seines Flötenspielers. Dies hatte zwar zunächst keine unmittelbaren Folgen, 1804 setzte Jacquard aber die Trümmer dieses Webstuhls wieder zusammen und erfand dabei seinen Webautomaten.
- Sigvard Strandh: Die Maschine. Geschichte - Elemente - Funktion. Weltbild Verlag, Augsburg 1992.
- Sigfried Giedion: Die Herrschaft der Mechanisierung. Athenäum, Frankfurt/Main 1987.
- André Soriano(Hg.): Mechanische Spielfiguren aus vergangenen Zeiten. Editions Sauret et Museé National de Monaco, Paris? 1985.
Umgangssprache (1)
In der Sprache des Alltags wird „Automat“ nur für Maschinen verwendet, die auf Anforderung eine Ware ausgeben oder einfache Dienstleistungen vollbringen, wie Geld-, Spiel-, Foto- und Verkaufsautomaten.
Umgangssprachlich bezeichnet „Automatik“ meist:
- das Automatikgetriebe eines Fahrzeugs,
- die festgelegte Reaktion einer Maschine auf eine Eingabe (z. B. Einschaltautomatik)
- die zwangsläufige Reaktion auf den Wechsel einer Situation.
Bei (2) denkt man auch auf den Vorgang, der etwa bei einem Fahrschein- oder Münzautomaten auf den Einwurf der Münze folgt. Hier – oder bei ähnlichen einfachen Dienstleistungen – endet die „Automatik“ jedoch, wenn vom Benutzer des Automaten eine Entscheidung verlangt wird (Verkehrsverbund, Bankomat o. ä.).
Umgangssprache (2)
Im Jargon der Elektrotechniker kann „Automat“ auch synonym für einen sogenannten Leitungsschutzschalter stehen.
Technik
Eine Automatik im Bereich der Technik wird demgegenüber als Prozess der Kybernetik verstanden. In technischen Disziplinen wie Maschinenbau, teilweise Physik, Elektrotechnik, Geodäsie usw. entwickelt man automatisch ablaufende Vorgänge, um Verfahren oder Geräte
- sicherer zu machen (frei von menschlichen Fehlern), z.B. bei Daten, in der industriellen Produktion
- rascher ablaufen zu lassen (z.B. in der Rechentechnik und EDV),
- höhere Präzision zu erzielen (z.B. Werkzeugmaschinen, Roboter in der Autoproduktion)
- weitgehend "objektiviert" (möglichst frei von Voreingenommenheit) zu betreiben bzw. zu kontrollieren,
- Menschen vor Schaden zu schützen (z.B. bei Kontrollen, im Umweltschutz, bei Elektrizitätswerken usw.)
- oder sonstige Vorteile zu erzielen.
Im engeren Sinn bedeutet dann Automatik jene Bauteile, Module, Schrittfolgen oder Programme, welche die obigen Vorgänge ermöglichen.
Mit der Entwicklung von Automaten befasst sich die Automatisierungstechnik.
Als erste Automaten gelten durch Nockenwalzen oder Nockenwellen gesteuerte, kompliziert gebaute Spielfiguren und Musikdosen (s.o.)
Siehe auch: Automatisierung
Menschliches Verhalten
Im menschlichen Bereich wiederum bedeutet „automatisch“ meist das zwangsläufige Aufeinanderfolgen bzw. gleichzeitiges Auftreten von Sinneseindruck, Reaktion, Bewegung oder Emotion:
- Die „Alltags-Psychologie“ spricht von automatischer Reaktion, wenn einen das Gegenüber durch seine übliche Verhaltensweise zur adäquaten Reaktion veranlasst, etwa:
- automatisches Weghören beim gewohnten „Wortschwall“,
- Kopfschütteln bei manchen Situationen, oder
- freundliches Lächeln gegenüber Kunden.
- Bei überraschenden Wendungen hingegen sind heftigere Gefühlsreaktionen möglich, die auch ungewohntere körperliche Reaktionen nach sich ziehen können, etwa:
- Erröten bei einem ungewohnten oder unerwarteten Kompliment,
- Zurückzucken bei (vermeintlicher) Gefahr, oder
- spontane Ohrfeige bei sexuellem Übergriff oder unbeherrschter Wut.
Psychologen bezeichnen diese und analoge Situationen respektive Reaktionen jedoch nicht als „automatisch“ (von selbst ablaufend), sondern sehen in ihnen zum Beispiel unbewusste Handlungen.