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Gustav Sack

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Gustav Sack (* 28. Oktober 1885 in Schermbeck; † 5. Dezember 1916 bei Fina Mare, Rumänien) war ein deutscher Schriftsteller, Lyriker und Dramatiker.

Seine Werke wurden auch unter dem Pseudonym Ernst Schahr veröffentlicht.

Leben

Gustav Sack wurde am 28. Oktober 1885 als Sohn des Volksschullehrers Ernst Sack in Schermbeck bei Wesel am Niederrhein geboren. Im Zentrum des knapp 1000 Einwohner zählenden Ortes im rheinisch-westfälischen Grenzbezirk, an der heutigen Mittelstraße, stand sein Geburtshaus. Über Schermbeck hat sich Gustav Sack an mehreren Stellen seines Werkes „Ein verbummelter Student“ geäußert: „In einem flachen Kessel am Niederrhein liegt zwischen waldigen und heidigen Höhen ein Dorf, dessen Signum ein kurzer klobiger Backsteinturm ist und dessen Hauptstraße kurz und gut die Mittelstraße heißt, und die wird zu beiden Seiten begleitet von der Kaffeestraße und Kirchstraße und ist mit ihnen verbunden durch mehrere Sträßlein, deren offizielle Namen man nur in dem heimatkundlichen Unterricht der Schule hört; später vergißt man sie und bezeichnet die Sträßlein nach irgend einem irgendwie hervorstechenden Anwohner. Die Bewohner aber neigen ein wenig zum Kretinismus und haben insbesondere vor ihren Nachbarn einen eigentümlichen hämischen und bissigen Witz voraus - sonst leben sie wie diese in den Tag und wissen nichts von der transzendenten Idealität der Zeit, der verneinung des Willens, dem Pathos der Distanz und wären so glücklich wie ihr Vieh, wenn sie eben nicht den hämischen Witz hätten und so eingefleischte Ebenbilder ihres Gottes wären." (Quelle: Sack, Gustav: Ein verbummelter Student. Roman. Berlin: S. Fischer Verlag, 1917. S. 25-26). Schermbeck, das war für Gustav Sack nicht das Betätigungsfeld der Menschen, die er ohnedies nicht mochte, weil sie ihm verächtlich nachhöhnten, wenn er durch die Straßen ging. In seinen Augen waren die Bewohner "Arbeiter, Bauernsöhne und Handwerker, die ihr kleines Gut vertrunken und verspielt hatten und jetzt in den Gruben des naheliegenden Industriebezirks ihr Brot verdienten, begegneten ihm auf ihrem Weg zum Bahnhof, sahen ihm nach und machten ihre Glossen über ihn, wie er beschmutzt und durchnäßt daherging. - Der will die Nacht über im Wald gewesen sein? Betrunken hat er im Graben gelegen, kopfüber ist er beim Fenstersteigen in den Mist gefallen!"(Quelle: Sack, Gustav: Ein verbummelter Student. Roman. Berlin: S. Fischer Verlag, 1917. S. 31-32).

Elternhaus

Ernst Sack, der Vater, war aus Ostpreußen ins rheinische Schermbeck gekommen. Als Lehrer an der evangelischen Volksschule Schermbeck lernte er dort die Lehrerin Johanna Eickhoff, seine spätere Frau, kennen. Obwohl der "Verbummelte Student", Gustav Sacks erster Roman, "in einer für Gustav Sack besonders kritischen Zeit geschrieben worden ist, findet sich kein Vorwurf für den Vater in ihm. Dabei muß beachtet werden, daß während der Jahre 1909 bis 1913, den Entstehungsjahren und der Reifezeit des Buches, der Vater-Sohn-Konflikt im literarischen Expressionismus radikal abgehandelt worden war." (Quelle: Wansch, Franz-Georg: Gustav Sack: Persönlichkeit und Werk. Dissertation. Wien 1967. S. 4). Nur an wenigen Stellen seines Werkes lässt sich seine Beziehung zum Vater ablesen. Sack berichtet, dass ihn der Vater das Schwimmen lehrte, das er mit ihm durch die Wiesen streifte. "Nirgendwo aber ist von der Mutter die rede, Johanna sack, geborene Eickhoff, stammte aus alter Pastoren- und Militärsfamilie. Mit den Bonis und anderen preußischen Adelsgewschlechtern liegt Verwandtschaft vor. Als Lehrerin aus der Mark Brandenburg gekommen, hatte sie in Schermbeck Ernst Sack geheiratet." (Quelle: Wansch, a.a.O. S. 14). In einem Brief vom 22.1.1965 schildert Paula Sack die Mutter als eine hochintelligente Frau, und von Hans w. Fischer wissen wir, dass sie ein häusliches Klima schuf, in dem Gustav Sack weitgehende Ungestörtheit genoss. Gustav Sack besuchte das Gymnasium in Wesel und begann sein Studium 1906 in Greifswald, Münster, Halle und später wieder in Münster. Er studierte zu Beginn Germanistik, später dann Naturwissenschaften, insbesondere Biologie. 1910 beendete er sein Studium ohne Abschluss. 1913 begab er sich nach München und versuchte dort vergeblich, als Schriftsteller Anerkennung zu erlangen.

Im Juli 1914 heiratet er Paula Harbeck. Bei Kriegsausbruch 1914 weilte Sack in der Schweiz und verweigerte zunächst den Kriegsdienst, kehrte dann aber im September 1914 nach Deutschland zurück und wurde zum Kriegsdienst eingezogen. Sack diente anfangs an der Westfront und gelangte im November 1916 nach Rumänien. Dort fiel er am 5. Dezember 1916 bei Fina Mare nahe Bukarest im Range eines Leutnants.

Werke

  • Ein verbummelter Student, Roman S. Fischer 1917
  • Ein Namenloser, Roman, S. Fischer 1919
  • Paralyse Fragment, Fink 1971
  • Die drei Reiter, Gedichte 1913-1914, Ellermann 1958
  • Prosa. Briefe. Verse, Langen-Müller-Verlag 1963
  • Gustav-Sack-Lesebuch. Zusammengestellt und mit einem Nachwort versehen von Walter Gödden. (= Nylands Kleine Westfälische Bibliothek; 2). Köln 2002

Literatur

  • Hans Harbeck: Gustav Sack. Eine Einführung in sein Werk und eine Auswahl Schriftenreihe: Verschollene und Vergessene. (= Akademie der Wissenschaften und der Literatur). Franz Steiner, Wiesbaden 1958
  • Karl Eibl: Die Sprachskepsis im Werk Gustav Sacks. Wilhelm Fink, München 1970
  • Walter Gruber: Gustav Sack. Protokoll einer Masslosigkeit. Das kurze Leben eines deutschen Dichters. 1990, ISBN 3-927792-19-5
  • Marcel Reich-Ranicki (Hrsg.): Der Kanon. Erzählungen. Die deutsche Literatur. Band 7. Robert Musil bis Franz Werfel. Insel, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-458067-60-4
  • Paula Sack: Der verbummelte Student. Gustav Sack - Archivbericht. Wilhelm Fink, München 1971
  • Helmut Scheffler: Gustav Sack. Expressionistischer Dichter vor 100 Jahren in Schermbeck geboren. In: Der Niederrhein. Zeitschrift für Heimatpflege und Wandern. 52. Jg. Verein Linker Niederrhein, Krefeld 1985, H. 4, S. 218–223
  • Helmut Scheffler: Gustav Sack. 1885–1916. Leben und Werk des Schermbecker Dichters im Spiegel der Literatur. 2 Bände. Selbstverlag, Schermbeck 1985
  • Dieter Sudhoff: Die literarische Moderne und Westfalen. Besichtigung einer vernachlässigten Kulturlandschaft. (= Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen; 3). Bielefeld 2002, S. 95–136