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Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage

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Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, LDS, im folgenden Die Kirche), oft auch als Mormonen bezeichnet, ist eine Glaubensgemeinschaft mit christlichen Wurzeln. Formell gegründet wurde die Kirche von Joseph Smith jun. am 6. April 1830 in Fayette im US-Bundesstaat New York. Heute hat sie ihren Hauptsitz in Salt Lake City im Bundesstaat Utah.

Mitglieder der Kirche, die sich selbst „Heilige der Letzten Tage“ (englisch Latter-day Saints) nennen, verstehen ihren Glauben als eine durch Gott eingerichtete Erneuerung der Kirche, die, wie im Neuen Testament beschrieben, ursprünglich durch Jesus Christus gestiftet wurde. Daher sehen sie sich eindeutig als Christen, doch unterscheiden sich Lehre und Praxis der Kirche in vielen Punkten von denen der traditionellen christlichen Zweige (orthodoxe, römisch-katholische und evangelische Kirchen), weshalb diese der Kirche teilweise absprechen, zum Christentum zu gehören.

Lehre

Die Kirche behauptet, in ihrer Lehre auf das ursprüngliche Christentum zurückzugreifen. Sie betrachtet viele Lehren der anderen christlichen Gemeinschaften als nicht ursprünglich und daher als nicht relevant. Das ist auch der Grund, warum sich die Kirche in ökumenischen Bemühungen nicht einbringt. Ein Dialog zum gegenseitigen Verstehen mit anderen, auch mit nichtchristlichen Religionsgemeinschaften, wird hingegen ausdrücklich begrüßt.

Offenbarung

Die Kirche behauptet, durch fortlaufende Offenbarung von Jesus Christus an den Propheten und an die anderen Kirchenführer geleitet zu werden. Darüber hinaus erklärt sie, dass jeder Mensch ein Anrecht darauf habe, für seinen persönlichen Bereich direkte göttliche Offenbarung zu empfangen. So könne auch jeder, der eine Führungsaufgabe in der Kirche übernommen hat, dafür Offenbarungen beanspruchen. Das Fortlaufen der Offenbarung begründet auch, dass der Schriftenkanon nicht abgeschlossen ist.

Schriftenkanon

Als kanonische Schriften anerkennt die Kirche an erster Stelle das Buch Mormon, dann die Bibel mit Altem und Neuem Testament sowie Lehre und Bündnisse und die Köstliche Perle. Dieser Schriftenkanon ist nicht abgeschlossen, da die Kirche für sich in Anspruch nimmt, fortgesetzt Offenbarung zu erhalten, die dann gelegentlich als Erweiterung in den Kanon einfließt.

Der Wert der Bibel wird relativiert da sie als nicht vollständig überliefert und durch Übertragungsfehler teilweise entstellt angesehen wird. Dazu gibt es die sogenannte Joseph Smith Übersetzung, eine stellenweise Ergänzung und Neuinterpretation der King James Bibel.

Für die englische Sprache wird in der Kirche eine eigene Ausgabe der King James Bibel verwendet, in der als Fußnoten bzw. als Anhang die Übersetzungen von Joseph Smith aufgenommen sind. Außerdem enthält sie Querverweise zu den anderen kanonischen Schriften der Kirche.

Deutschsprachige Mitglieder benutzen im offiziellen Gebrauch die übliche Einheitsübersetzung der Bibel. Daher finden sich wesentliche Teile der Joseph Smith Übersetzung im Schriftenführer, der im Zuge der deutssprachigen Neuausgabe 2003 in die Dreifachkombination aufgenommen wurde.

Plan der Erlösung

Die Kirche sieht den Zweck der Erde darin, den Menschen, die alle Geistkinder Gottes seien, einen Ort weiteren Lernens in der Körperlichkeit zu verschaffen. Damit sei auch ein vorübergehendes Vergessen eines vorirdischen Daseins als Geistwesen verbunden.

Jeder Mensch könne sich immer entscheiden, ob er das Gute oder das Böse tun wolle. Allerdings seien die natürlichen, und für die Entwicklung notwendigen Schwächen die Ursache dafür, dass jeder Mensch Falsches tue, also sündige. Damit sei er verunreinigt und aus eigener Kraft nicht im Stande, in die Gegenwart Gottes zurückzukehren.

Jesus Christus habe durch sein Sühnopfer allen Menschen die Möglichkeit gegeben, von ihren Sünden umzukehren und nach allem, was sie selbst tun können aus Gnade errettet zu werden. Dazu ist die Taufe durch einen Bevollmächtigten unerlässlich.

Nach dem Tod hat der Mensch den Körper verloren, lebt aber als Geistwesen weiter und kann weiter lernen. Wer im Erdenleben die Taufe nicht empfangen hat, für den kann dieses Sakrament stellvertretend von einem Lebenden empfangen werden (siehe Totentaufe).

Am Ende der Entwicklung steht die Auferstehung mit dem Jüngsten Gericht, in dem Jesus Christus jedem die ihm gebührende Herrlichkeit zuteilen wird: Dies sind nach der Lehre der Kirche das Celestiale Reich mit der größten Herrlichkeit (Gegenwart Gott Vater), das Terrestriale Reich (Gegenwart von Jesus Christus) und das Telestiale Reich (Wirkung des Heiligen Geistes) als niederstes. Wer bewusst Gott leugnet, obwohl er ihn erkannt hat, der wird in die äußerste Finsternis gestoßen und ein „Sohn des Verderbens“ werden.

Vollmachtsanspruch

Die Kirche erklärt, dass nur jemand, der die Vollmacht von Jesus Christus bekommen habe, in seinem Namen sprechen und heilige Handlungen durchführen dürfe. Sie ist der Meinung, dass nur ihre „Priestertumsträger“ diese Vollmacht hätten und sonst niemand auf der Welt.

Diese Vollmacht sei von Jesus Christus auf die Apostel, also auch Petrus, Jakobus und Johanens übertragen worden. Diese seien als auferstandene Wesen Joseph Smith erschienen und hätten ihm diese Vollmacht übertragen. Von Jospeh Smith ausgehend sei diese Vollmacht von Generation zu Generation in ungebrochener Linie weitergegeben worden. Siehe auch Apostolische Sukzession.

Der Name der Kirche

In Lehre und Bündnisse, Abschnitt 115 Vers 4, schreibt Joseph Smith als Offenbarung von Gott: "denn so soll meine Kirche in den letzten Tagen genannt werden, nämlich: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage."

Durch den Namen wird verdeutlicht, dass in der Kirche Jesus Christus im Mittelpunkt stehen soll und auch, dass es die wiederhergestellte "Kirche Jesu Christi" im Neuen Testament ist. Die Formulierung "der Letzten Tage" unterscheidet namentlich die Kirche von eben dieser ursprünglichen "Kirche Jesu Christi" in neutestamentlicher Zeit.

Entstehung und Geschichte

Die Kirche entstand im ländlichen Norden des Staates New York am Anfang des 19. Jahrhunderts, als diese Gegend noch zivilisatorisches Neuland war. Die dort lebende Bevölkerung war im wesentlichen bibelgläubig, gehörte aber oft keiner Kirche an. Auch abergläubische Vorstellungen waren weit verbreitet. Manchmal bekannten sich verschiedenene Familienmitglieder zu unterschiedlichen Konfessionen.

Gründung

Der spätere Gründer, Joseph Smith jun., erklärte, im Jahre 1820 nach einem Gebet über die Frage, welche Kirche die wahre sei, eine Vision gehabt zu haben. In dieser so genannten Ersten Vision seien ihm Gott Vater und Jesus Christus erschienen. Diese hätten ihm mitgeteilt, dass alle zu jener Zeit bestehenden Kirchen im Irrtum seien und er sich keiner anschließen dürfe.

In den Jahren von 1823 bis 1827 habe er weitere Erscheinungen gehabt, diesmal von einem Engel namens Moroni, der ihm den Auftrag gegeben habe, das Buch Mormon von goldenen Platten, die seit Jahrhunderten in einem von Moroni Cumorah genannten nahen Hügel lagerten, zu übersetzen. Joseph Smith übersetzte dann das Buch mit Hilfe der ebenfalls dort aufbewahrten "Sehersteine" Urim und Tummim. Danach habe er die Platten insgesamt elf Zeugen aus Familie und Nachbarschaft gezeigt, worauf Moroni sie wieder an sich genommen habe. Das Buch wurde 1830, kurz vor der Gründung der Kirche, erstmals veröffentlicht.

1829 sei Joseph Smith und seinem Mitarbeiter Oliver Cowdery der auferstandene Johannes der Täufer erschienen und habe ihnen das Aaronische Priestertum mit der Vollmacht zu taufen übertragen. Einige Wochen später seien die Apostel Christi Petrus, Jakobus und Johannes erschienen und hätten ihnen das Melchisedekische Pristertum übertragen, wodurch der Weg für die "Wiederherstellung" der Kirche Jesu Christi frei gemacht worden sei. Die formelle Gründung erfolgte am 6. April 1830 mit Joseph Smith als "erstem Ältesten" und Präsidenten und Oliver Cowdery als "zweitem Ältesten", Hyrum und Samuel Smith (Brüder von Joseph), sowie Peter Whitmer jun. und David Whitmer als eingetragene Mitglieder.

Die Kirche fand rasch glühende Anhänger und erbitterte Gegner. Aus dieser Zeit stammen die ersten Zeitungsartikel und Flugblätter mit Beschreibungen von Joseph Smith's angeblich miesem Charakter. Auf der anderen Seite sandte Joseph Smith bereits im Jahr 1830 seinen Bruder Samuel als ersten Missionar aus, einige Exemplare des Buches Mormon im Rucksack.

Auf der einen Seite schlossen sich relativ viele Menschen aus dem Umland der neuen Kirche an, auf der anderen Seite machten gegnerisch Eingestellte den Mitgliedern durch Boykott, Anzeigen und manchmal auch durch Tätlichkeiten das Leben schwer.

Kirtland und Missouri

Aufgrund dieser unerquicklichen Umstände verlegte Joseph Smith den Hauptsitz der Kirche bereits 1831 nach Kirtland in Ohio. Dies bedeutete den Umzug der meisten Mitglieder unter Verlust ihrer Farmen und Geschäfte, die sie im noch kaum besiedelten Ohio neu aufbauten.

In Kirtland errichtete die Kirche ihren ersten Tempel, in dem Joseph Smith 1836, wie er in Lehre und Bündnisse Abschnitt 110 ausführt, weitere Vollmacht, im Namen Gottes zu handeln, erhalten haben will. 1834 war das Kollegium der zwölf Apostel als Führungsgremium unter Joseph Smith als Propheten in Leben gerufen worden.

Aufgrund des Zusammenbruchs der Kirtland Antibanking Society, eines von Joseph Smith privat gegründeten Kreditinstitutes im Jahr 1837, verloren viele, auch führende Mitglieder der Kirche, viel Geld. Dies veranlasste eine größere Anzahl, das göttliche Mandat Joseph Smiths nicht nur zu bezweifeln, sondern als Lüge zu bekämpfen.

Inzwischen hatte Joseph seine Fühler nach Missouri, damals die Grenze der USA im Westen, ausgestreckt und dort Kircheneinheiten gegründet. Er wollte die Kirche zentral dorthin verlgen und steckte in der Stadt Far West bereits einen Platz für einen weiteren Tempel aus.

Nach blutigen Verfolgungen im Jahr 1833 flohen die Heiligen, wie sie sich nannten, in nördlichere Kreise des Staates Missouri. Dort wurde Joseph Smith verhaftet und gemeinsam mit mehreren Mitarbeitern ins Gefängnis gesteckt.

Durch Gegner der Kirche aufgehetzt, erließ Gouverneur Lilburn Boggs 1838 einen Ausrottungsbefehl, der besagte, die „Mormonen müssen aus dem Staat vertrieben oder vernichtet werden“.

Nauvoo

Die Heiligen wurden in Illinois aufgenommen und gründeten dort als neuen Anfang am Ufer des Mississippi am Ort Commerce die Stadt, die sie dann Nauvoo nannten. Von dort aus begann das Missionswerk in alle Welt, besonders nach Europa. Wieder wurde ein Tempel gebaut. Nauvoo erhielt einen Sonderstatus, praktisch als Stadtstaat mit eigener Miliz, der Nauvoo Legion.

1842 wurde in Nauvoo die Frauenhilfsvereinigung als Organisation der Frauen in der Kirche unter der Leitung von Emma Smith, der Ehefrau des Propheten gegründet.

An der Vernichtung der Druckerpresse einer feindlichen Zeitung entzündete sich der Volkszorn, was schließlich in der Ermordung von Joseph Smith und von seinem Bruder Hyrum am 27. Juni 1844 gipfelte. Über der Nachfolgefrage entzündete sich ein heftiger Streit, der zu einer Reihe von Abspaltungen führte. Der dienstälteste Apostel, Brigham Young übernahm die Führung des Hauptteils der Mitglieder.

Der Exodus

Schon Joseph Smith hatte sich mit der Frage beschäftigt, ob die Kirche nicht in eine menschenleere Gegend ziehen solle, um weiteren Verfolgungen zu entgehen. Dies realisierte Brigham Young mit dem (vorzeitig erzwungenen) Auszug fast aller Heiliger aus Nauvoo und deren Übersiedlung in das Tal des Großen Salzsees in den Rocky Mountains.

Im Selbstverständnis der Kirche ist dies „das große, teils tragische, teils glorreiche Epos der Heiligen der Letzten Tage, auf das in Reden, Theaterstücken und Filmen immer wieder Bezug genommen wird“. (Zitat eines Mitglieds der Kirche.)

Salt Lake City, seither Hauptsitz der Kirche, wurde mit Ankunft von Brigham Young am 24. Juli 1848 praktisch gegründet.

Konsolidierung in Salt Lake City

Zunächst hieß es in den Rocky Mountains überleben und ein funktionierendes Gemeinwesen aufzubauen. Dennoch wurden rasch Missionare ausgesandt, die vor allem im Osten der USA, in Kanada und Europa versuchten, Menschen von der Wahrheit ihrer Lehren zu überzeugen. Dazu gehörte damals auch die „Sammlung in Zion“, das Auswandern in den neu gegründeten Staat Deseret. Mit den Neuankömmlingen und der starken Vermehrung, bedingt durch das religiös begründete Ausüben einer Mehrehe (Polygamie), wuchs die Kirche in den Rocky Mountains an Zahl und an Einfluss.

Verquickt mit der Sklavenfrage kämpfte die amerikanische Innenpolitik gegen die Praxis der Vielehe und machte durch immer restriktivere Gesetze der Kirche zunehmend das Leben schwer. Als Reaktion darauf erklärte im Jahr 1890 der damalige Präsident und Prophet Wilford Woodruff die Vielehe als nicht mehr akzeptabel in der Kirche (siehe Amtliche Erklärung Nr. 1 im Buch Lehre und Bündnisse). Dieser Schritt ermöglichte auch die Staatswerdung von Utah im Jahr 1896.

Weltweite Ausbreitung

Nach der rechtlichen Anerkennung und der finanziellen Konsolidierung ging die Kirche vor allem nach dem 1. Weltkrieg in eine Phase internationaler Ausbreitung. In dieser Zeit wurde auch die Auffassung verlassen, dass sich möglichst alle Mitglieder in Utah sammeln sollten. Seither sollen die Mitglieder die Kirche in den Gegenden der Welt aufbauen, wo sie zu Hause sind.

Bis 1978 konnten Männer mit afrikanischer Herkunft das Priestertum nicht bekommen und folglich auch keine Führungsaufgaben übernehmen. Veranlasst durch großen Zulauf afrikanischstämmiger Bekehrter in Brasilien erließ Präsident Spencer W. Kimball die Amtliche Erklärung Nr. 2 (siehe Lehre und Bündnisse), die besagt, dass nunmehr alle Männer, unabhängig von ihrer rassischen Herkunft, das Priestertum erhalten können.

Mittlerweile (2004) hat die Kirche mehr als 12 Millionen Mitglieder von denen mehr als die Hälfte außerhalb der USA leben. Ein wichtiger Schwerpunkt ist Lateinamerika und Afrika und Osteuropa zeigen starkes Wachstum. Ein Zeichen für die stärkere internationale Präsenz der Kirche ist der Bau von Tempeln.

Organisation

Weltebene

Datei:Allgemeine Organisation der LDS-Kirche.png
Schematische Darstellung der allgemeinen Organisation

Regionale Ebene

Datei:Regionale Organisation der LDS-Kirche.png
Schematische Darstellung der regionalen Organisation

Lokale Ebene

Datei:Lokale Organisation der LDS-Kirche.png
Schematische Darstellung der lokalen Organisation

Kirchenleben

Ein wesentlicher Teil des Kirchenlebens spielt sich in den für diesen Zweck errichteten Gemeindehäusern ab. Sie sind für alle Veranstaltungen allgemein zugänglich. Neben den Gottesdiensten finden dort gesellige Veranstaltungen von Ballspielen bis zu Theaterstücken und Tanzabende statt.

Ein weiterer Ort für das Kirchenleben sind die Tempel. Sie sind Mitgliedern „in gutem Stande“ vorbehalten, die dazu eine schriftliche Empfehlung ihres Bischofs brauchen.

Ansonsten beeinflusst die Kirche das Familienleben sehr stark.

Sonntagsgottesdienst

Der übliche Gottesdienst am Sonntag umfasst:

  • Die Abendmahlsversammlung (ca. 70 min)
Dies ist der wichtigste Teil des Gottesdienstes. Hier wird das Abendmahl in Form von Wasser und Brot gereicht, es werden Kirchenlieder gesungen und es gibt einige Predigten von Mitgliedern, männlich und weiblich, auch von Jugendlichen. Die Familien nehmen komplett daran teil.
  • Sonntagschule (40 min)
Hier gibt es unterschiedliche Klassen für Erwachsene, Jugendliche und für interessierte Außenstehende. Es werden Themen aus den Schriften, Aussagen von Propheten und anderer Kirchenführer besprochen.
  • Kollegiumsversammlung (50 min)
Hier treffen sich die Priestertumsträger nach Kollegien getrennt: Diakone (12 bis 14 Jahre), Lehrer (14-16 Jahre), Priester (16-18 Jahre), Älteste und Hohepriester (ab 18 Jahre). Ebenso treffen sich die Frauen in der Frauenhilfsvereinigung und die Mädchen von 12-18 Jahren in den Versammlungen der Jungen Damen. Hier werden die Lehren speziell für die Gruppe besprochen und diskutiert.
  • Primarvereinigung (während Sonntagschule und Kollegiumsversammlung)
Dies ist die wesentliche religiöse Erziehung der Kinder bis 12 außerhalb der Familie nach Altersgruppen getrennt.

Religionserziehung

Neben den sonntäglichen Versammlungen gibt es für Jugendliche von 14 bis 18 das Seminarprogramm und für junge Erwachsene von 18 bis 30 das Institutprogramm. Beides wird vom Bildungswesen der Kirche (CES) organisiert. Es findet je nach den örtlichen Umständen wöchentlich am Abend statt oder täglich am Morgen. Die meist ehrenamtlichen Lehrer werden von CES gestellt und fortgebildet.

Familienleben

Die Familie wird als zentral für die Errettung angesehen und ein aktives und positives Familienleben wird von den Kirchenführern sehr stark betont (siehe Proklamation für die Familie). Die Familie soll nicht nur geschlossen an den Sonntagsgottesdiensten teilnehmen, sondern soll wöchentlich, möglichst Montags, einen Familienheimabend abhalten. Dort können Probleme und Vorhaben der Familie besprochen werden. Auch sollen die Eltern diesen Abend nutzen, die Lehre ihren Kindern nahezubringen. Aktivitäten, die Spaß machen und eine Leckerei gehören ebenfalls dazu.

Die Siegelung im Tempel soll die Familienbande ewig machen.

Tempel

Von den Mitgliedern der Kirche wird der Tempel als ganz besonders heiliger Ort verstanden. Dort geht man Gott gegenüber besondere Verpflichtungen ein und wird über den Erlösungsplan in symbolischer Weise belehrt.

Das wichtigste Bündnis ist die Ehesiegelung, wodurch Familienbande ewig werden.

Missionsdienst

Jedes Mitglied soll die Lehren unter seinen Bekannten nach Möglichkeit verbreiten, dabei aber nicht aggressiv auftreten , sondern die göttliche Entscheidungsfreiheit des einzelnen respektieren.

Junge Männer sollen ab dem 19. Lebensjahr 24 Monate lang einen vollzeitigen Missionsdienst absolvieren. Dazu werden Sie vom Propheten in irgend einen Teil der Welt geschickt, wo sie grundsätzlich mit einem Mitarbeiter gemeinsam, die Lehre ihrer Kirche verkünden sollen.

Auch Frauen ab 21 und ältere Ehepaare im Rentenalter können diesen Dienst, aber zeitlich verkürzt erfüllen.

Die Arbeit dieser vollzeitigen Missionare wird von einem Missionspräsidenten beaufsichtigt, der für ein bestimmtes geographisches Gebiet zuständig ist und direkt dem Kollegium der zwölf Apostel unterstellt ist. Finanziert wird der Lebensunterhalt für diese Zeit von den Missionaren selbst oder von ihren Familien und Freunden.

Prägende Gebote

Mitglieder der Kirche sind dazu angehalten, völlig auf den Genuss von Alkohol, Tabak, Kaffee und schwarzem Tee zu verzichten sowie keine Drogen zu nehmen und sich gesund zu ernähren. Dieser Grundsatz, dessen Einhaltung eine Bedingung für den Besuch eines Tempels darstellt, ist bekannt als das Wort der Weisheit.

Von jedem Mitglied soll der Zehnte bezahlt werden, das heißt zehn Prozent des Einkommens. Auch dies ist Bedingung für den Tempelbesuch. Das Geld wird für die Finanzierung von Bauprojekten, Gebäudeunterhalt, Lehrmittel, Aktivitäten und anderes verwendet.

Das Gebot der Keuschheit bedeutet, völlige sexuelle Enthaltsamkeit vor der Ehe und vollständige Treue in der Ehe. Auch dieses Gebot ist eine Bedingung für den Besuch von Tempeln.

Unter Sabbatheiligung versteht man in der Kirche, den Besuch des Gottesdienstes und den Verzicht auf kommerzielle und sportliche Betätigung am Sonntag. Statt dessen soll man sich mit familienzentrierten und geistlichen Dingen befassen.

Kritik

Viele kennen diese Kirche von ihrer Ahnenforschung her und stützen sich stark auf die dort zur Verfügung stehenden Quellen, hauptsächlich in Form von mikroverfilmten Personenstandsdokumenten. Viele internationale Hilfsorganisationen loben die Zusammenarbeit mit der Kirche in humanitären Hilfsprojekten.

Bezüglich Lehre und Führungsstil gibt es zahlreiche Kritiker der Kirche, die zu einem Teil ehemalige Mitglieder sind. Teilweise handelt es sich auch um Kritik Außenstehender, die nicht Mitglieder der Kirche waren oder sind.

Ein Teil der nachfolgend genannten Kritikpunkte stammt zudem von anderen Kirchen bzw. Religionsgemeinschaften oder deren Anhängern und basieren teilweise auf unterschiedlichen theologischen Perspektiven.

Kritik am Ursprung der Kirche

Die erste Vision von Joseph Smith wird als Fiktion angesehen, die zur Stützung der Kirche nachträglich erfunden worden sei. Damit sei die Kirche als Fälschung entlarvt, argumentieren Kritiker. Insgesamt seien die Lehren der Kirche aus allen möglichen Religionen und Philosophien zusammen gestohlen, daher auch die Meinung, die Kirche sei eine synkretistische Religion.

Kritik an der Lehre der Kirche

Die Kirche behauptet, jeder habe ein "Anrecht" auf Offenbarungen; Kirchenführer könnte diese gar für sich "beanspruchen". Glaubt man an prinzipiell an direkte Offenbarungen durch Jesus Christus, so stellt sich die Frage, wieso der hierarchische Rang eines Kirchenmitglieds in bezug auf Offenbarungen durch Christus, der sich allen Menschen unabhängig von ihrem sozialen und wirtschaftlichen Stand zuwandte, eine Rolle spielen sollte.

Zudem kann nach gängiger theologischer Interpretation kein Mensch Offenbarungen beanspruchen; diese werden möglicherweise gewährt, ein Anspruch besteht jedoch nicht. Dies liefe auf einen Gottesbeweis hinaus, der bekanntermaßen wissenschaftlich nicht geführt werden kann und von vielen Religionen in Anbetracht der Glaubensforderung an ihre Anhänger abgelehnt wird.

Zudem stellt dies eine Vereinnahmung Christi dar, die dieser nach biblischer Überlieferung immer abgelehnt hat.

Kritik an den Schriften

Über das Buch Mormon wird behauptet, das habe sich Joseph Smith selbst ausgedacht. Es wird beispielsweise als Frucht der überspannten Phantasie eines Schatzgräbers bezeichnet. Auch wird oft behauptet, dass er das Buch aus anderen Quellen mehr oder weniger abgeschrieben habe. Mit der Widerlegung dieser Behauptungen befassen sich die Gelehrten von F.A.R.M.S., die der Kirche angehören. Auch der in der Kirche propagierte Ursprung von Büchern in der köstlichen Perle wird völlig anders gesehen. Besonders stark wird das Buch Abraham kritisiert.

Kritik an der Führung

Der Kirchenführung wird vorgeworfen, die Geschichte der Kirche zu verfälschen und negative Punkte unter den Teppich zu kehren. Ein Thema, das Kritiker oft anführen ist das Mountain Meadows Massacre von 1857.

Auch autoritärer Führungsstil, der absoluten, ja blinden Gehorsam verlange, wird der Kirche vorgeworfen. Außerdem sei die Kirche unermesslich reich, vor allem dadurch, dass den Mitgliedern über den Zehnten das Geld aus der Tasche gezogen werde. In diesem Zusammenhang finden auch geschäftliche Aktivitäten der Kirche herbe Kritik.

Kritik am Ritus

Es wird der Kirche bzw. Joseph Smith vorgeworfen, wesentliche Teile des Ritus seien von anderen Organisationen kopiert. Vor allem das Tempelzeremoniell wird von Kritikern auf Zeremonien der Freimauerer zurückgeführt, bei denen Joseph Smith einige Zeit Mitglied war.