Jazz at Massey Hall
| Jazz at Massey Hall | |
|---|---|
| Musikalbum von The Quintet | |
|
Veröffent- |
|
| Label(s) | Debut Records/Fantasy Records |
|
Format(e) |
CD, LP |
|
Titel (Anzahl) |
6 |
|
46:54 | |
|
Besetzung |
|
|
Studio(s) |
Massey Hall, Toronto |
Jazz at Massey Hall ist ein Jazz-Album. Es enthält den den Live-Auftritt der Formation "The Quintet" am 15. Mai 1953 in der Massey Hall in Toronto.
Das Konzert
Anfang des Jahres 1953 beabsichtigten die Mitglieder der "New Jazz Society" von Toronto die ideale Bebop-Formation festzulegen. Die wählten die entsprechenden Musiker aus und fragten an, ob sie zu einem Konzert in die städtische Konzerthalle kommen würden. Die Musiker waren schließlich fünf der größten Namen in der damaligen Modern Jazz Szene: Dizzy Gillespie, Charlie Parker, Bud Powell, Charles Mingus und Max Roach. Es war das einzige Mal, das die fünf zusammen aufnahmen, und es war auch das letzte Zusammentreffen für eine Aufnahme von Parker und Gillespie.[1] Parker spielte bei diesem Auftritt auf einen Plastik-Altsaxophon, das er sich in einem örtlichen Musikhaus ausleihen musste.
Das Konzert ging als Greatest Concert Ever in die Annalen der Jazzgeschichte ein. Es spielte zunächst das Bud Powell Trio, dann das "Quintett des Jahres" mit Parker und Gillespie, später moch eine Big Band aus lokalen Musikern. Die Bedingungen für das Konzert waren nicht günstig: Pianist Bud Powell war kurz zuvor nach einer langen Elektroschock-Behandlung aus einem Santorium entlassen worden und schon vor dem Konzert betrunken.[2] Gleichzeitig mit dem Konzert lief der Box-Weltmeisterschaftskampf zwischen Rocky Marciano und Jersey Joe Walcott und der Kartenvorverkauf war entsprechend schleppend verlaufen. Charles Mingus hatte dafür gesorgt, dass das Konzert (von der "New Jazz Society") aufgenommen wurde; da aber die Basslinien des Original-Mitschnitts kaum zu hören waren, hat Mingus sie später im Overdub-Verfahren neu aufgenommen. [3] Der ursprüngliche Plan sah vor, dass die "New Jazz Society" und die Musiker sich den Profit aus dem Konzert teilen würden.Jedoch war die Zuhörerschaft so gering,[4] dass die Society nicht in der Lage war, Gagen zu zahlen. Das Ergebnis war, dass nur Mingus und Max Roach Profite (aus dem Plattenverkauf) schlagen konnten. Bud Powell, Bird und Dizzy Gillespie gingen leer aus.
Die Musik
Trotz seines zerrütteten Gesundheitszustandes war Parker bei diesem Konzert in guter Verfassung; es kam - besonders in All the Things You Are zu einem wunderbaren Gedankenaustausch zwischen Parker und Bud Powell, der dem Altsaxophonisten mit kleinen Fingerzeigen, Spuren und breiten Pfaden auf seinen Mäanderwegen folgt. Im anschließenden Trompetensolo antwortet Gillespie auf ironische Weise mit Zitaten aus Ferde Grofes Gran Canyon Suite.[5] Höhepunkt des Konzert ist "Wee", eine wahre Bebop-Exlposion. Die Kontraste in der Spielweise könnten nicht größer sein; Parker wild, scheinbar unkontrolliert, unergründlich. Gillespie dagegen präzise, unangreifbar, überaus exakt.
Editionsgeschichte
Wegen der außergewöhnlichen Qualität des mitgeschnittenen Musik wollte sie zunächst Norman Granz veröffentlichen; das Geschäft scheiterte jedoch an utopischen Gagenforderungen Parkers.[6] Die Aufnahmen erschienen dann 1958 auf zwei 10-Inch-Platten des kurzlebigen Jazzlabels Debut, das Mingus und Roach gehörte. Nach dem Ende des Debut-Labels wurden die Aufnahmen von Fantasy Records 1963 als LP herausgegeben (Fantasy 0902083 (6003)). 1973 erschienen sie auch als Doppelalbum, gekoppelt mit den Aufnahmen des Bud Powell-Trios als The Greatest Concert Ever (Prestige/24024). 1983 erschien "Jazz at Massey Hall" wieder als Fantasy-LP. Inzwischen liegt Jazz at Massey Hall als Einzel-CD (OJC 044) vor. Die Werkausgabe der frühen Mingus-Jahre, The Complete Debut Recordings (Fantasy, 1951-57), enthält sowohl die Aufnahme des Konzerts (Bud Powell Trio / The Quintet) im ursprünglich veröffentlichten Zustand als auch mit den nachbearbeiteten Basslinien durch Mingus.
Diejenigen, die damals die Original-Debut-Schallplatten erwarben, werden sich gewundert haben, wer der dickliche Mann auf dem Cover war, der ein weißes Altsaxophon in seinen Händen hält, als wäre es ein Spielzeug. In den damaligen liner notes wurde Charlie Parker als "Charlie Chan" geführt, mit dem Hintergedanken, rechtliche Verwicklungen mit dem Mercury-Label zu vermeiden, bei dem Parker damals unter Vertrag stand. [7]
Ehrungen
Jazz at Massey Hall wurde 1995 in die Liste der Grammy Hall of Fame Award recipients aufgenommen[8]
Die Titel
- Perdido (Tizol, Lengfelder / Drake) 7:06
- Salt Peanuts (Gillespie / Clarke) 7:20
- All the Things You Are (Hammerstein / Kern 7:39
- Wee (Best) 6:34
- Hot House (Dameron) 8:53
- A Night in Tunisia (Gillespie / Paparelli) ||7:15
Literatur
- Richard Cook & Brian Morton The Penguin Guide to Jazz on CD 6th edition. ISBN 0-14-051521-6
- Stephen Davis: liner notes zu The Quintet: The Greatest Kajj Concert Ever (Prestige / Metronome, 1973)
- Geoffrey Haydon "Quintet of the Year", Aurum Press, London, 2002.
- Ed Michel: liner notes zu Charles Mingus: The Complete Debut Recordings (Fantasy, 1951-57)
- Mark Miller. Cool Blues: Charlie Parker in Canada 1953. London, Ontario: Nightwood Editions, 1989.
- Russ Russell: Charlie Parker. München, Knaur, 1991
- Peter Niklas Wilson und Ulfert Goeman: Charlie Parker _ Sein Leben, seine Musik, seine Schallplatten. Oreos, Schaftlach, 1988
Anmerkungen
- ↑ Ross Russell berichtet in seiner Parker-Biographie, dass die alte Fehde zwischen den beiden Musikern wieder aufbrach: Charle fungierte als Master of Ceremonies,sprach in einem gekünstelten britischen Aktzent und stellte Dizzy als "meine bessere Hälfte" vor. Dizzy machte während des Konzertes seinem Spitznamen alle Ehre, blödelte ununterbrochen und verließ zwischendurch immer wieder die Bühne, um sich nach dem Fortgang des Boxkampfes zu erkundigen, den Marciano durch K.O. in der ersten Runde gewann, sehr zum Missvergnügen Gillespies.
- ↑ zit. nach Russell, S. 294. Er berichtet auch, dass Fans und Musiker in der Pause in ein gegenüberliegendes Lokal einkehrten und die Musiker von dem beunruhigten Manager wieder auf die Bühne getrieben werden mussten.
- ↑ außer bei "All the Things You Are."
- ↑ Von den 2500 Sitzen der Massey Hall waren nur 700 besetzt; vgl. Russell, S. 293
- ↑ zit. nach Peter Niklas Wilson und Ulfert Goeman, S. 168 f.
- ↑ Russell berichtet, dass Parker 100000 $ Tantiemenvorschuss forderte
- ↑ "Charlie Chan" (die chinesische Detektivfigur Charlie Chan war damals im Film populär und ist eine Anspielung auf Chan, Parkers Frau. Hinmzu kommt, dass in Toronto der Bebop als die bevorzugte Musik der "New Jazz Society" als Chinesenmusik abgeurteilt wurde
- ↑ Grammy Hall of Fame Database