Burg Frankenstein (Odenwald)
Burg Frankenstein | |
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![]() Wohnturm und Gebäuderuinen im Inneren der Burg | |
Ort | Nieder-Beerbach |
Entstehungszeit | Erstnennung 1252 |
Burgentyp | Höhenburg, Spornburg |
Erhaltungszustand | Ruine |
Ständische Stellung | Herren |
Höhenlage | 370 m ü. NN |
Burg Frankenstein liegt wenige Kilometer südlich von Darmstadt auf Gemarkung der Gemeinde Mühltal und ist die nördlichste einer Reihe von Burgen (teilweise auch Burgruinen) am westlichen Rand des Odenwaldes, entlang der hessischen Bergstraße mit Blick auf die Rheinebene.
Berühmtheit verdankt die Burg Frankenstein der Tatsache, dass sie als Namensgeber für Mary Shelleys bekanntes Buch "Frankenstein oder der moderne Prometheus" gilt, das auch mehrfach verfilmt wurde. Ob Shelley, die Autorin des Gruselromans um Victor Frankenstein, im Jahre 1816 die Burg wirklich besuchte und sich dadurch zu dem Roman inspirieren ließ, ist nicht gesichert.
Geschichte



Die Burg Frankenstein steht auf einem 370 m hohen Ausläufer des Ilbes-Berges und wurde erstmals 1252 urkundlich erwähnt, als Konrad II. Reiz von Breuberg, "sub castro frangenstein" einen Vertrag bezeugte. Er war verheiratet mit Elisabeth von Weiterstadt die ebenfalls in der Region begütert war. Seine Nachkommen nannten sich fortan nach der Burg und Herrschaft Herren von und zu Frankenstein (Adelsgeschlecht). Diese umfasste Teile von Nieder-Beerbach und Eberstadt, aber auch Besitzungen in der Wetterau bei Ockstadt sowie in und um Friedberg.
1292 erklärte sich Friedrich von Frankenstein zum Burgmann der Grafen Wilhelm I. und Diether von Katzenelnbogen. Diese erzwingen die Öffnung der Burg, die fortan zum Einflußbereich der nahegelegenen katzenelnbogener Neben-Residenz Darmstadt gehört[1]. Als die Landgrafen von Hessen später als Nachfahren der Grafen von Katzenelnbogen ihr Erbe antraten, kam es zu Differenzen. Ludwig IV. als Chef des Hauses Frankenstein erklärte, dass die Burg auf keinen Fall in den Besitz des Hauses Hessen kommen dürfe. Seine Erben ignorierten allerdings seinen Wunsch und so gelangte die Burg 1662 in den Besitz der Landgrafen von Hessen. Diese als Erben der Katzenelnbogener beanspruchten damit auch die Oberhoheit über die Herrschaft Frankenstein.
1661 erwarben die Hessen von der jüngeren Frankensteiner Linie Eberbach, 1662 von der älteren Linie die Burg mit dem Rest der Herrschaft. Die Herren von Frankenstein, seit 1670 Freiherren, zogen sich nach Franken (Ullstadt) zurück, wo sie eine neue Herrschaft gekauft hatten.
Bis zum 18. Jahrhundert diente die Burg als Invalidenhaus und Militärstrafanstalt, verfiel dann aber zusehends. Von 1765 an existierte nur noch ein Forsthaus auf dem Gelände. Die Burgmauern wurden abgetragen, um die Steine zu verwerten.
Erst im 19. Jahrhundert wurde die Ausbeutung gestoppt und dem Verfall entgegengewirkt.
Im Laufe der Zeit entstanden mehrere Wirtschaftsgebäude, Stallungen und eine Kapelle, in der bis heute Trauungen stattfinden. [2]
Lebendige Geschichte
Mit der Burg beschäftigt sich ein Verein für mittelalterliche Geschichte, der sich regelmäßig auf der Burg Frankenstein trifft und das Leben aus der Entstehungszeit der Burg darstellt. Die Mitglieder des eingetragenen gemeinnützigen Vereins haben es sich zur Aufgabe gemacht, Geschichte erlebbar zu machen. [3]
Architektur
Die Burg selbst besteht aus einer historischen Trutz- oder Wehrburg (Gipfelanlage) mit zwei Türmen, Halsgraben verstärkt mit Bastion aus dem 16. Jahrhundert, Burgmauern, an Süd- und Westseite schildmauerartig verstärkt und vorgelagertem Pulverturm. Die inneren Gebäude sind bis auf die Kapelle nicht erhalten. Im 20. Jahrhundert wurde in einem neueren Burgteil ein Restaurant mit Aussichtsterrasse angebaut.
Kriegsdenkmal
Nahe der Burg, neben dem Parkplatz, wurde ein Kriegsdenkmal errichtet, das an die beiden Weltkriege erinnert. Es ist in Form eines Schwertes konstruiert, welches gegen ein steinernes Podest lehnt. Auf der Parierstange ist die Aufschrift Gedenkt der Toten und dessen, wofür sie starben zu lesen, darunter 1914-18 (Erster Weltkrieg) und 1939-45 (Zweiter Weltkrieg). Oberhalb des Heftes befindet sich das Symbol der national orientierten Turnbewegung.
Johann Konrad Dippel
- Hauptartikel: Johann Konrad Dippel
Der im Jahr 1673 auf der Burg geborene Theologe, Alchemist und Arzt Johann Konrad Dippel führte hier diverse alchemistische Versuche durch. [4] So zum Beispiel Versuche mit Nitroglyzerin, das je nach Dosierung als Sprengstoff oder Medikament verwendet wird. Bei einem dieser Experiment kam es zu einer Explosion, die den Turm der Burg zerstörte.
Weiter wird vermutet, dass Dippel Experimente an Leichen durchführte, ähnlich der die Luigi Galvani an Froschschenkeln durchführte.
Daraus erklärt sich auch die umstrittene Annahme des hessischen Heimatforschers Walter Scheele aus dem Jahr 1999, dass Dippel das historische Vorbild für Mary Shelleys Buch Frankenstein oder der moderne Prometheus sei. [5]
Mythen und Sagen
Hexenkult
Auf dem nahe der Burg gelegenen Ilbes-Berg (Magnetberg) befinden sich magnetische Steine. Der Magnetismus soll durch Hexen entstanden sein. Außerdem soll dieser Berg nach dem Brocken der zweitgrößte Hexenkultplatz Deutschlands sein. [6]
Jungbrunnen
In der ersten Vollmondnacht nach Walpurgis mussten alte Dorfweiber am Jungbrunnen innerhalb der Burg Mutproben bestehen. Wer diese am besten meisterte, wurde wieder jung wie in der Hochzeitsnacht. [7]
Ritter Georg und der Drachen
In dem Steinbruch unterhalb der Burg soll Ritter Georg von Frankenstein einen Lindwurm besiegt haben. In der Nähe des Steinbruchs erinnert auch heute noch ein steinerner Lindwurm an diese Sage. [8]
Regelmäßige Veranstaltungen
Halloween-Burg-Festival
Seit einigen Jahren findet auf der Burg das größte Halloweenfest Hessens statt. [9] Veranstalltet wird dieses Fest von den in Darmstadt und Umgebung stationierten US-Amerikanern. Dieses findet regelmäßig an drei Wochenenden im Oktober (rund um Halloween) auf dem Gelände der Burg statt. Dabei werden die zahlreichen Besucher von verkleideten Schauspielern und Special-Effects erschreckt und unterhalten. [10] Wegen des großen Besucherandrangs werden die Zufahrtswege zur Burg an den entsprechenden Wochenenden gesperrt und ein Bustransfer eingerichtet.
Frankenstein-Trophy
Bei der Frankenstein-Trophy handelt es sich um eine ca 2,74 km lange, permanente, Zeitfahrstrecke für Radfahrer, auf der 218 Höhenmeter überwunden werden müssen. Sie liegt auf der Eberstädter Seite des Berges. Beginn und Ende der Strecke sind jeweils durch einen roten Strich am Fahrbahnrand markiert. [11]
Wanderwege
Rund um die Burg gibt es mehrere Wanderwege:
- Magnetberg-Weg (ca 1,1 km), Einstieg: Parkplatz unterhalb der Burg, Ziel: Magnetberg mit den Magnetsteinen
- Burg-Weg (ca 1,2 km), Einstieg: Parkplatz unterhalb der Burg, Ziel: Die Burg Selbst
- Felsenpfad (ca 2,5 km), Einstieg: Parkplatz unterhalb der Burg, Ziel: kleine Schutzhütte auf dem Magnetberg
- Untere-Burgweg (ca 1,3 km), Einstieg: Parkplatz unterhalb der Burg, Ziel: Die Burg selbst
- Walderlebnispfad (ca 3 km), Einstieg: Parkplatz unterhalb der Burg, Rundweg [12]
- Himmelsleiter, Einstieg: Nieder-Beerbach (Haltestelle Frankenberger Mühle), Ziel: Die Burg selbst [13]
- Herrenweg (Hier ist einst Fürst Bismarck zu Tal gefahren), Einstieg: Nieder-Beerbach (Haltestelle Frankenberger Mühle), Ziel: Tal
Trivia
Auf der Burg befand sich früher das Amateurfunk-Relais DM0FS (Eingabe 144,68 MHz; Ausgabe 432,75 MHz). Seit 27.11.2007 ist es auf der Hohen Wurzel. [14]
Benachbarte Burgen und Schlösser: Burg Tannenberg, Schloss Alsbach, Schloss Auerbach, Starkenburg
Literatur
- Art. "Frankenstein", in: Hessen, hg. v. Georg W. Sante, Stuttgart 1960 (= Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 4. Bd.), S. 117
- Nieder-Beerbach, in: Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler: Hessen, bearb. v. Magnus Backes, 1966, S. 622
- Hellmuth Gensicke: Untersuchungen zur Genealogie und Besitzgeschichte der Herren von Eschollbrücken, Weiterstadt, Lützelbach, Breuberg und Frankenstein.
- Historischer Verein für Hessen, Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde.
- Rudolf Kunz: Dorfordnungen der Herrschaft Franckenstein aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts.
- Wolfgang Weißgerber: Die Herren von Frankenstein und ihre Frauen : Landschaften, Personen, Geschichten, Darmstadt-Eberstadt, Schlapp 2002; ISBN 3-87704-050-0.
- Roman Fischer: Frankensteinische Lehensurkunden. 1990.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ http://www.graf-von-katzenelnbogen.de/ Frankenstein unter den katzenelnbogener Grafen und der Erste Riesling der Welt
- ↑ http://www.hallo-bergstrasse.de/tabid/952/mid/2656/newsid2656/1959/Burg-Frankenstein---Heiraten-in-mittelalterlicher-Umgebung/Default.aspx
- ↑ http://freyeslager.de/flager.html
- ↑ http://www.burg-frankenstein.de/index.htm?http://www.burg-frankenstein.de/burg/01_konrad_dippel.htm~inhalt
- ↑ W. Scheele, Burg Frankenstein: Mythos, Wahrheit, Legende, Societätsverlag Frankfurt, ISBN 3-7973-0786-1
- ↑ http://www.gg-online.de/html/frankenstein.htm Im Abschnitt "Hexenkultplatz Ilbes-Berg"
- ↑ http://www.gg-online.de/html/frankenstein.htm Im Abschnitt "Jungbrunnen"
- ↑ http://www.gg-online.de/html/frankenstein.htm Im Abschnitt "Ritter Georg und der Drachen"
- ↑ http://www.hr-online.de/website/specials/home/index.jsp?rubrik=13972&key=standard_document_33270776
- ↑ http://www.burg-frankenstein.de/halloween/inhalt.php
- ↑ http://www.frankenstein-trophy.de/pageID_3326997.html
- ↑ http://www.walderlebnis-frankenstein.de/pages/pfad.htm
- ↑ http://www.burg-frankenstein.de/index.htm?http://www.burg-frankenstein.de/burg/01_himmelsleiter.htm~inhalt
- ↑ http://db0lj.dyndns.org/forum/thread.php?postid=278#post278