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Österreich (Zeitung)

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Österreich Zeitung

Beschreibung österreichische Tageszeitung
Erstausgabe 1. September 2006
Erscheinungsweise täglich
Chefredakteur Werner Schima, Gerhard Marschall, Claus Reitan, Christian Nusser
Herausgeber Wolfgang Fellner, Uschi Fellner, Werner Schima
Weblink www.oe24.at

Österreich ist der Titel einer überregionalen österreichischen Tageszeitung, die von Wolfgang Fellner herausgegeben wird. Die erste Ausgabe erschien am 1. September 2006.

Zeitung

Seit Juni 2006 ist der Verlag Genossenschafter der Austria Presse Agentur. Mit einem Eigentumsanteil von 8,10% ist Österreich der drittgrößte APA-Printeigentümer hinter dem Kurier und der Kleinen Zeitung.

Die Startauflage wurde mit 250.000 Stück angegeben, an Wochenenden sollen nach Eigenangaben sogar bis zu 600.000 Stück in den Selbstbedienungstaschen liegen. Nach Auswertung der Österreichische Auflagenkontrolle lag im 1. Quartal 2007 die verbreitete Gesamtauflage (Kauf- und Gratis-Verteilauflage) bei 311.000[1]. Als Vorbild für die neue Zeitung gilt das US-Blatt USA Today. Österreichische Medienjournalisten bezeichnen das Blatt als eine Mischung aus „Daily Mirror“, Kronen Zeitung und ein wenig Bild.

Der Einzelverkaufspreis von Österreich beträgt 0,50 € (Euro) und liegt damit deutlich unter dem Preis von 0,90 Euro vergleichbarer Tageszeitungen wie Kurier oder Kronen Zeitung. Im Vergleich dazu sind die Tageszeitungen Heute und OK gratis, haben aber nur ein regionales Verteilnetz. Im Abo kostet das Blatt 11,90 Euro pro Monat, was einem Tagespreis von ca. 0,30 Euro entspricht. Darüber hinaus bietet Österreich an strategischen Punkten (Bahnhöfe und andere öffentliche Gebäude) Gratisexemplare an. Außerdem gibt es sog. Schecks, mit denen Österreich ebenfalls nur €0,30 pro Exemplar kostet. Diese Schecks werden per Post an beliebige Haushalte versendet, für jeweils 1, 2 oder 4 Wochen.

Österreich-Zielgruppe sind die 20- bis 49-Jährigen. Wolfgang Fellner sagte in einem Interview mit dem ORF-Report im Juli 2006, er wolle mit seiner Zeitung gerne die Zielgruppe des Radiosenders Ö3 ansprechen. In der Realität sind aber hauptsächlich Leser der D- und F-Schicht seine Kunden, die Ö3-Hörer greifen lieber zu "Heute".

Finanziert wird die Zeitung über Kredite in der Höhe von 50 Millionen Euro von einem Konsortium aus acht österreichischen Banken: Größter Kreditgeber ist dabei die Bank Austria Creditanstalt. Gelder kommen darüber hinaus auch von der Raiffeisen Zentralbank, der 3-Banken-Gruppe (Oberbank, BKS, BTV), der Investkredit, Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien und der Spängler-Bank. Die kolportierte Laufzeit der Kredite beträgt 13 Jahre. Unmittelbar ist kein Bankinstitut an dem Projekt beteiligt.

Die Zeitung ist nicht in so genannte „Bücher“ gegliedert (das sind einzelne Zeitungsteile, die jeweils die Bereiche Politik, Wirtschaft, Chronik, Kultur, Sport usw. umfassen). Stattdessen besteht sie aus bis zu drei (in den ersten Erscheinungsmonaten vier) Teilen: nationale Zeitung, regionale Zeitung, Lifestyle-Magazin mit TV-Beilage (diese waren anfangs getrennt beigelegt). Lifestyle-Magazin/TV-Beilage sind geheftet und erscheinen auf Hochglanzpapier, nationale und regionale Zeitung auf farbigem Zeitungspapier, welches seit Jänner 2007 ebenfalls geheftet wird. Das Lifestyle-Magazin mit dem täglichen TV-Programm sowie freitags die wöchentliche TV-Beilage TV Österreich werden in den regionalen Teil eingelegt, der wiederum in der Mitte der nationalen Zeitung eingeheftet ist. Darüber hinaus gibt es einmal wöchentlich eine 32-seitige Immobilien-Beilage auf Normalpapier, die samstags und sonntags beigelegt wird, sowie ebenfalls samstags die auf Normalpapier gedruckte "Buchwoche", eine 16-seitige Literaturbeilage mit einem Autorenschwerpunkt in jeder Ausgabe. Die Samstag-Ausgabe besteht daher aus insgesamt 5 getrennt gehefteten Teilen. In der regionalen Zeitung gilt Wien, Niederösterreich, Salzburg und Oberösterreich ein besonderes Augenmerk, wo eigene Redakteure versuchen, den Regional-Teil gestalten.

Gedruckt wird Österreich in einem für Österreich neuen Tabloid-Hochformat (340 mal 251 Millimeter, etwas größer als die Kronen Zeitung) in Tulln bei der Goldmann AG sowie in der Druckerei der Verlagsgruppe Passau. International ist dieses Format als „halbes Rheinisches Format“ bekannt. Die in Passau gedruckten Exemplare sind um bis zu 2 Zentimeter größer (Höhe und Breite) als jene von Goldmann in Tulln, bei denen die Schrift auch kleiner ist.

Als Herausgeber fungieren Fellner selbst, seine Frau Uschi Fellner und Werner Schima. Tatsächlich betreibt der langjährige Fellner-Vertraute Gert Edlinger das Projekt, der für die Tageszeitung von der Styria Medien AG zurückgeworben wurde.

Das Team der Tageszeitung setzt sich aus "Journalisten" sowie aus Jungjournalisten zusammen, die eine dreimonatige Lehrredaktion absolvieren mussten. Die Redaktionsräumlichkeiten der nationalen und der Wiener Ausgabe befinden sich im „Akademiehof“ in Wien, nahe der Secession beim Karlsplatz.

Den Vertrieb musste „Österreich“ völlig neu aufbauen, da die beiden im Land bereits bestehenden Vertriebssysteme den Vertrieb der neuen Zeitung abgelehnt haben (Mediaprint und Redmail). In der Hauszustellung ist "Österreich" derzeit in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und in der Stadt Salzburg erhältlich. Der Rest von Österreich wird durch die Post AG beliefert.

Im Oktober 2006 wurde von Hans Böck, der früher Anzeigenleiter des Magazins Tele war, in enger Zusammenarbeit mit der Kronen Zeitung beim Österreichischen Patentamt ein Antrag auf Löschung der Marke „Österreich“ für die Tageszeitung gestellt. Als Begründung wurde angeführt, dass der Name Österreich ein Hoheitsmerkmal des Staates darstellt - somit dürfe er als allgemeiner Begriff wie bisher keiner privaten Markenbildung zur Verfügung stehen. Wie die APA am 07.03.2007 in einer OTS-Aussendung bekanntgab[2] wurde die Klage abgewiesen. Die 30-seitige Urteilsbegründung stellt unter anderem fest, dass „Österreich“ nicht als Hoheitszeichen, sondern lediglich eine Wortbildmarke beantragt und geschützt worden ist. Unabhängig vom Gerichtsbeschluss sind tatsächlich laut Patentamt auch Wortbildmarken mit „Österreich“-Bezug von den politischen Parteien SPÖ, ÖVP und FPÖ eingetragen worden.

Die Zeitung wurde 2007 von Heinz-Christian Strache geklagt, da sie ein Foto veröffentlicht hatte, auf dem angeblich Strache im Kreise der nationalistischen Wiking-Jugend zu sehen war. Vor Gericht wurde jedoch bestätigt, dass es sich um Personen handelt, die der Wiking-Jugend angehörten, woraufhin Strache Kontakte zu dieser Organisation zugeben musste.

Budget

Laut Austria Presse Agentur verfügt die Neugründung über ein Finanzierungsvolumen von 70 Millionen Euro. Dieses Volumen soll der Zeitung Luft für zumindest 13 Jahre verschaffen. Tatsächlich soll das Projekt aber bereits nach 5 bis 7 Jahren den Break-Even-Point erreichen.

Kritik

Die Zeitung gerät immer wieder unter Kritik. Für Aufregung sorgte Österreich, als ein Reporter der Tageszeitung während einer Geiselnahme am 27. Februar 2007 in der betreffenden Bankfiliale anrief und stammelnd versuchte, ein Interview mit dem Täter zu führen. Kritiker werfen der Zeitung vor, kein Feingefühl für sensible Berichterstattung zu haben, woraufhin Wolfgang Fellner der Polizei die Schuld für das Interview gab, weil diese die Telefonleitung zur Bankfiliale nicht gekappt hatte. Das Vorgehen des Reporters wurde auch mit dem Verhalten von Journalisten beim Gladbecker Geiseldrama verglichen.[3]

Weiters wurde der letzte Wille des Sängers Georg Danzer (gestorben am 21. Juni 2007) nicht erfüllt. Dieser wünschte sich, dass die Nachricht über seinen Tod erst nach seiner Einäscherung an die Öffentlichkeit gelangt. Die Internetpräsenz von "Österreich" [1] verweigerte den Wunsch und brachte erste Artikel kurz nachdem die Todesmeldung an die Presse geleitet wurde. Dazu kommen zahlreiche Rechtschreibfehler, oft auch sogar in den Aufmachertiteln: "Jutiz öffnet Horngacher-Konten" etwa. Auch sind inhaltliche Fehler zu beanstanden, wie beispielsweise bei einem Bericht über die Kriminalität in Wien, bei dem berichtet wurde, dass die Aufklärungsquote ca. 26% betragen würde. Abschließender Kommentar: "Somit bleibt jedes vierte Verbrechen ungesühnt." , obwohl es eigentlich in Bezug auf die 26% heißen müsste, dass nur jedes vierte Verbrechen aufgeklärt wird. Einmal ist in einer Kolumne in Österreich zu lesen gewesen, der SK Rapid Wien wäre 1911 gegründet worden. Das ist ebenfalls falsch, 1911 wurde die Austria gegründet und die erste Meisterschaftssaison gestartet, Rapid wurde bereits 1899 gegründet.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die von Fellner angegebene Auflage. Österreich bezeichnet sich selbst als die "auflagenstärkste Zeitung hinter der Kronen Zeitung", dabei wird allerdings nicht erwähnt, dass etwa 110.000 Exemplare täglich verschenkt, von vielen Leuten aber nicht angenommen werden. Ohne diese im Inhalt reduzierten Exemplare liegt Österreich auf Platz 4 der ÖAK-Wertung hinter der Kronen Zeitung, Kleine Zeitung und dem Kurier. Gemessen an der Zahl verkaufter Exemplare weist die ÖAK "Österreich" im 4. Quartal 2006 (3-5 Erscheinungsmontag der neuen Tageszeitung) als viertgrößte Zeitung des Landes aus, gemessen an der Verbreitung (verkaufte und verschenkte Exemplare zusammen) weist die ÖAK "Österreich" als zweitgrößte Zeitung des Landes aus.

Auch kommt es immer wieder zu Ankündigungen auf der Titelseite welche sich im Nachhinein als falsch herausstellen. So titelte die Zeitung z. B. während der Koalitionsverhandlungen nach der Nationalratswahl 2006 auf Seite 1 "Am Montag startet SPÖ-Minderheitsregierung" oder "Grasser wird fix Vizekanzler". Beides ist nicht eingetreten. Auch bei der Bestellung des neuen Staatsoperndirektors verkündete die Zeitung "Heute wird Neil Shicoff Operndirektor", geworden ist es aber dann Dominique Meyer.

Am 6. Juli 2007 war auf dem Titelblatt zu lesen, die Zeitung hätte „das 1. Bild der jungen Beziehung“ von Christine Reiler und Markus Rogan. Es wurden aber nur Fotomontagen gezeigt.

Quellen

  1. Österreichische Auflagenkontrolle Tageszeitungen 1. Quartal 2007
  2. ots.at: Tageszeitung Österreich siegt im Namensstreit
  3. Das Medien Blog: Der Banküberfall und die Medien