MS-DOS
MS-DOS, kurz für Microsoft Disk Operating System, ist Microsofts erstes Betriebssystem für x86-PCs.
MS-DOS wurde ursprünglich für den Intel-Prozessor 8086/8088 entwickelt und war in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren das dominierende Betriebssystem für Einzelplatzrechner.
Heute wird MS-DOS, das immer wieder erweitert wurde (u. a. durch grafische Benutzeroberflächen), für zeitkritische Anwendungen, Startmedien (Boot-Disketten) oder für Anwendungen, die direkten Zugriff auf die Hardware erfordern, vor allem in Embedded Systems eingesetzt. Die inzwischen veralteten und vom Markt genommenen Windows-Versionen 1.0 bis 3.11, 95 (4.0), 98 (4.1) und Me (4.9) waren von DOS abhängig. Windows NT und die darauf basierenden Microsoft-Betriebssysteme bauen nicht mehr auf MS-DOS auf und können DOS-Software nicht mehr oder nur noch eingeschränkt ausführen. Hierfür kommen seitdem verstärkt Emulatoren zum Einsatz.
Entwicklungsgeschichte
Tim Patersons S-100-Karte mit Intel-8086-CPU
Die Geschichte, die letztendlich zur Entwicklung des späteren MS-DOS führte, beginnt bereits im Herbst 1978, als der Programmierer und Hardware-Entwickler Tim Paterson bei der Firma Seattle Computer Products mit der Entwicklung einer CPU-Einsteckkarte für den damals verbreiteten S-100-Bus begann.
In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre war der S-100-Bus eine Art Quasi-Standard zum Aufbau erweiterbarer Rechnersysteme, die damals zumeist unter dem Betriebssystem CP/M betrieben wurden. Statt der damals in S-100-Systemen verbreiteten 8-Bit-CPUs Zilog Z80, Intel 8085 oder Intel 8080 verwendete Paterson die neue 16-Bit-CPU Intel 8086, die erst 1978 von Intel vorgestellt wurde und die später auch die Geschichte der IBM-kompatiblen PCs prägen sollte.
Die Entwicklungsarbeiten an dieser CPU-Einsteckkarte begann Paterson im Herbst 1978, nachdem er im Juni zuvor ein Seminar über die grade vorgestellte CPU bei Intel besucht hatte. Im Juni 1979 hatte Paterson schließlich einen lauffähigen Prototypen der CPU-Einsteckkarte sowie einen Assembler und einen Maschinensprachemonitor, den 8086-Monitor, entwickelt. Er trat an Microsoft heran, um deren erst kurz zuvor fertiggestellten 8086-BASIC-Interpreter auf seiner neuen Hardware lauffähig zu machen. Noch im Juni 1979 diente ein S-100-System mit Patersons Einsteckkarte Microsoft als Demonstrationssystem für das neue BASIC-86 auf der National Computer Conference in New York.
Als Seattle Computer Products Ende 1979 schließlich mit der Auslieferung der 8086-Einsteckkarte begann, war neben ein paar Entwicklungswerkzeugen und dem 8086-Monitor gegen Aufpreis auch Microsofts BASIC-86 für die neue Einsteckkarte verfügbar. Doch ein Betriebssystem, wie es mit CP/M für die 8-Bit-CPU-Einsteckkarten für den S-100-Bus verfügbar war, gab es für die neue 16-Bit-CPU-Einsteckkarte noch nicht. Und obwohl – nach Patersons Aussagen – Digital Research im Sommer 1979 die 8086-Version von CP/M für Dezember 1979 in Aussicht gestellt haben soll, war CP/M-86 – wie das Betriebssystem schließlich später heißen sollte – zur angekündigten Zeit noch nicht in Sicht.
QDOS und 86-DOS
Nachdem CP/M-86 im April 1980 immer noch nicht verfügbar war, begann Paterson schließlich mit der Entwicklung eines eigenen Betriebssystems, das später zu MS-DOS werden sollte. Unter dem Namen QDOS („Quick and Dirty Operating System“ – frei übersetzt: „schnell und nicht ganz sauber programmiertes Betriebssystem“) wurde es im August 1980 in Version 0.1 veröffentlicht und zusammen mit der 8086-CPU-Einsteckkarte ausgeliefert. Die Systemaufrufe von QDOS orientierten sich sehr stark an denen von CP/M, was einerseits zwar die Portierung bestehender CP/M-Programme erleichterte, andererseits aber – viele Jahre später – zu gerichtlichen Auseinandersetzungen zwischen Digital Research und Microsoft führte. Seattle Computer Products bewarb QDOS mit dieser „CP/M-Kompatibilität“ und der ausgelieferten Software, die beispielsweise das Einlesen von Dateien im CP/M-Format oder weitgehend automatisierte Konvertierung von Z80- in 8086-Quellcode ermöglichen sollte.
Beim Versionsstand 0.3 wurde QDOS im Dezember 1980 in 86-DOS umbenannt.
PC-DOS 1.0, MS-DOS 1.x
Zu dieser Zeit hatte Microsoft QDOS bereits lizenziert und arbeitete im Auftrag von IBM mit Hochdruck an der Portierung der Version 0.3 auf einen frühen Prototypen des IBM-PC. Das Ergebnis wurde IBM als Microsoft Disk Operating System 1.0 (kurz MS-DOS) zur Evaluierung vorgelegt. Das Projekt soll zu dieser Zeit so geheim gewesen sein, dass selbst Tim Paterson, der Microsoft als Lizenznehmer immerhin bei der Portierung behilflich war, den Prototypen nicht zu Gesicht bekam. Die Version 1.0 von MS-DOS wurde nie veröffentlicht.
Im April 1981 hatte 86-DOS den Versionsstand 1.0 erreicht. Ab Mai 1981 arbeitete Tim Paterson für Microsoft. Im Juli 1981 kaufte Microsoft schließlich alle Rechte an 86-DOS und entwickelte es fortan unter dem Namen MS-DOS weiter. Was später als PC-DOS 1.0 mit dem ersten IBM-PC ausgeliefert wurde, war eine durch IBM fehlerbereinigte Version von MS-DOS 1.14.
Obwohl auch das bei 8-Bit-Rechnern der späten 1970er Jahre sehr beliebte Betriebssystem CP/M in einer weiterentwickelten Version als CP/M-86 für den IBM-PC verfügbar war, setzte sich IBM's PC-DOS als Standardbetriebssystem durch. Als einer der Hauptgründe dafür wird der deutlich geringere Preis von PC-DOS vermutet.
Ein weiterer großer Vorteil für die Akzeptanz soll der geringe Portierungsaufwand bestehender CP/M-2.2-Software auf MS-DOS gewesen sein. Während sich Tim Paterson bei der Entwicklung von QDOS vorwiegend an den Systemaufrufen von CP/M 2.2 orientierte und somit sehr kompatibel blief, stellte CP/M-86 dagegen eine Weiterentwicklung von CP/M dar die mit einigen tiefer gehenden Veränderungen im Bereich der Anwendungsschnittstelle einher ging. Viele Programme, die bereits unter CP/M liefen, waren deshalb sehr schnell auch unter MS-DOS verfügbar. Gleiches galt für Neuentwicklungen. So auch im Jahr 1982 Microsoft Multiplan, das in den ersten beiden Versionen bereits für CP/M wie auch für MS-DOS verfügbar war. Zahlreiche weitere Platformen sollten folgen.
Darüber hinaus sehr förderlich war das Vorhandensein eines in wichtigen Teilen deutlich leistungsfähigeren Dateisystems in MS-DOS namens FAT. Das Dateisystem war ursprünglich bereits 1977 von Microsoft als Dateisystem für das Paket Disk-BASIC-Interpreter für einen NCR-Rechner entwickelt worden. Es war später auch ein Bestandteil von BASIC-86 als dieses auf die 8086-CPU-Einsteckkarte von Seattle Computer Products angepasst worden war, nicht zuletzt weil die fraglichen S-100-Systeme in der Regel bereits mit Diskettenlaufwerken ausgeliefert wurden. Tim Paterson musste das damit bereits vorhandene FAT-Dateisystem lediglich für QDOS übernehmen.
MS-DOS 2.x und höher
In der Version 2 integrierte Microsoft Konzepte aus Xenix, um Probleme mit den neu aufkommenden Festplatten zu umgehen. Xenix ist ein UNIX-Abkömmling von Microsoft. Die übernommenen Konzepte ermöglichten hauptsächlich ein hierarchisches Dateisystem und ein Treiberkonzept für block- und zeichenorientierte Geräte.
Die Version 3 enthielt Erweiterungen, um über ein Netzwerk Daten von entfernten Rechnern nutzen zu können (Lan-Manager).
Bei der Version 4 wurde im wesentlichen die Begrenzung der Festplatten-Kapazität auf rund 32 MB pro logischem Laufwerk angehoben. Daneben wurden hier erstmals 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerke vollständig unterstützt. Zur Arbeitserleichterung wurde die DOSSHELL als grafische Oberfläche eingeführt.
Mit der Version 5 versuchte man den knappen Hauptspeicher, der architekturbedingt auf 640 kB begrenzt war, durch die Einführung von HMA („High Memory Area“) und UMA („Upper Memory Area“) etwas zu erweitern. Ab dieser Version wurde EMS und XMS-Speicher für Prozessoren ab dem i386 direkt unterstützt. Auch die maximale Größe von logischen Laufwerken wurde auf 2 GB erhöht. Ansonsten enthielt die Version hauptsächlich Erleichterungen bei der Benutzerführung. Dazu gehörten etwa eine erweiterte DOS-Shell, ein neuer Editor und eine Online-Hilfe.
In der Version 6 wurden neben diversen Detailverbesserungen der bestehenden Konzepte und dem Hinzufügen verschiedener Fremdprodukte keine wesentlichen Veränderungen mehr vorgenommen. Erwähnenswert ist höchstens noch DoubleSpace (später DriveSpace), mit dem es möglich wurde, Daten ohne zusätzliche Maßnahmen komprimiert auf der Festplatte zu speichern und damit auf Kosten der Geschwindigkeit und Datensicherheit bis zu 50 Prozent Speicher zu sparen.
Die Veröffentlichung von weiteren Versionen (7, 8) erfolgte nur noch in Kombination (Bundle) mit dem grafischen Protected-Mode Betriebssystem Microsoft Windows. Eine substantielle Verbesserung des Systems selbst fand nicht mehr statt bzw. wurden weitgehend durch Verbesserungen im überlagerten Windows-System abgedeckt. Die wahrscheinlich wichtigste Verbesserung war die Einführung von FAT32 mit MS-DOS 7.10 (ab Win 95 OSR2). MS-DOS wurde in seiner Bedeutung vor allem auf ein Hilfsmittel beim Boot-Vorgang, als Wartungsplatform und als Skript-Interpreter reduziert.
Versionsgeschichte
QDOS 0.1 | August 1980 | erste Version für eine S-100-Bus-CPU-Einsteckkarte mit 8086-Prozessor von Seattle Computer Products; kennt bereits FAT |
QDOS 0.2 | August 1980 | weitgehend identisch mit Version 0.1, ergänzt um den „provisorischen“ Zeileneditor edlin, der eigentlich nur als Übergangslösung gedacht war |
86-DOS 0.3 | Dezember 1980 | Umbenennung in 86-DOS; mit dieser Version begann Microsoft die Portierung auf den IBM-PC; das Ergebnis wurde IBM als MS-DOS 1.0 zur Evaluierung angeboten; eine offizielle Version 1.0 von MS-DOS hat es nie gegeben |
86-DOS 1.0 | April 1981 | PC-DOS 1.0 bereits sehr ähnlich |
86-DOS 1.14 | Juli 1981 | Microsoft kauft für 50.000 US-$ alle Rechte an 86-DOS (und erhält 80.000 US-$ von IBM für MS-DOS und MS-BASIC); von nun an findet die Weiterentwicklung (zunächst nur Microsoft-intern) unter dem Namen „MS-DOS“ statt; die erste von Microsoft veröffentlichte Version wird erst MS-DOS 1.25 sein |
PC-DOS 1.0 | 12. August 1981 | initiale Version für den ersten IBM PC; einseitige 160-KB-Disketten; nie offiziell unter dem Namen „MS-DOS“ erschienen |
PC-DOS 1.1 | Mai 1982 | doppelseitige Disketten mit 360 KB; kleine Fehlerbereinigungen; entspricht MS-DOS 1.25 |
MS-DOS 1.25 | August 1982 | erste MS-DOS-Version, die auch unter dem Namen „MS-DOS“ verkauft wurde; entspricht PC-DOS 1.1 |
MS-DOS 2.0 | März 1983 | Version für den IBM PC XT mit 10-MB-Festplatte; in weiten Teilen neu geschrieben; Unterverzeichnisse; ladbare Gerätetreiber |
MS-DOS 2.01 | OEM-Version für Wang | |
MS-DOS 2.05 | OEM-Version für den DEC Rainbow 100 | |
MS-DOS 2.1 | Oktober 1983 | Version für IBM PC Junior und den IBM PC Portable; landesspezifischer Zeichensätze |
MS-DOS 2.11 | 1983 | Internationalisierung durch Einführung landesspezifischer Zeichensätze; weitgehend identisch zu MS-DOS 2.1, aber ohne den Segen von IBM |
MS-DOS 3.0 | August 1984 | Version für IBM PC AT; HD-Disketten mit 1,2 MB; größere Festplatten (20 MB) |
MS-DOS 3.1 | März 1985 | erstmals mit Netzwerkunterstützung; Speichernutzung oberhalb 640 KB |
MS-DOS 3.2 | Dezember 1985 | 3,5-Zoll-Disketten mit 720 KB |
MS-DOS 3.21 | OEM-Version für Grid | |
MS-DOS 3.3 | April 1987 | Unterstützung für IBMs neue PS/2-Baureihe; 3,5-Zoll-Disketten mit 1,44 MB |
MS-DOS 3.31 | 1988 | OEM-Version für Compaq; unterstützt bereits Festplattenpartitionen mit mehr als 32 MB |
MS-DOS 4.0 | Juli 1988 | erste MS-DOS-Shell; EMS-Speicher-Unterstützung; Festplattenpartitionen mit mehr als 32 MB; wurde wegen schwerwiegender Fehler bald wieder vom Markt genommen und durch Version 4.01 ersetzt |
MS-DOS 4.01 | November 1988 | fehlerbereinigte Version von MS-DOS 4.0 |
MS-DOS 5.00 | Juni 1991 | verbessertes Speichermanagement (XMS-DOS-Extender); Online-Hilfe; Texteditor; verbesserte MS-DOS-Shell |
MS-DOS 6.00 | März 1993 | Virenschutz; Rücklöschungen; Festplatten-Defragmentierung; automatisierte Speicheroptimierung; Backup; Datenübertragung über serielle und parallele Schnittstelle; Boot-Menü für unterschiedliche Systemkonfigurationen; erstmals Unterstützung für CD-ROM-Laufwerke im Lieferumfang |
MS-DOS 6.10 | 1993 | PCMCIA-Unterstützung; Streamer-Backup; Online-Datenkomprimierung |
MS-DOS 6.20 | November 1993 | Verbesserte Online-Datenträgerkomprimierung; automatische Korrektur von Datenträgerfehlern |
MS-DOS 6.21 | März 1994 | Online-Datenträgerkomprimierung wegen Urheberrechten entfernt |
MS-DOS 6.22 | April 1994 | letzte eigenständige MS-DOS-Version; Festplattenoptimierung; neu entwickelte Online-Datenträgerkompression |
MS-DOS 7.00 | September 1995 | MS-DOS ist nun ein Teil des Lieferumfangs von Windows 95 und kein separat erwerbbares Betriebssystem mehr. Windows 95 verwendet DOS zwar als Unterbau, DOS ist aber nach wie vor auch ohne Windows lauffähig. Neu ist auch die Unterstützung langer Dateinamen (englisch Long File Name oder LFN), die aber von Microsoft nur bereitgestellt wurde, während Windows läuft. |
MS-DOS 7.10 | 1996 bis 1999 | In Windows 95B bis Windows 98 SE zusätzlich mit neuem Dateisystem FAT32 für Partitionen über 2 GB; leistungsfähigstes MS-DOS. |
MS-DOS 8.00 | Ende 1999 | MS-DOS ist – laut Microsoft – integraler Bestandteil von Windows Me und nicht mehr eigenständig lauffähig. Obwohl Windows Me also normalerweise keine Möglichkeit mehr bietet, nur MS-DOS zu starten, lassen sich trotzdem alle erforderlichen Komponenten für ein eigenständiges DOS-Betriebssystem extrahieren. MS-DOS 8.00 weist keinerlei nennenswerte Verbesserungen, dafür aber einige Rückentwicklungen im Vergleich zu MS-DOS 7.10 auf. Es kommt ansonsten auch heute noch auf den einzigen DOS-Startdisketten zum Einsatz, die von Windows XP ohne Hilfsmittel erstellt werden können. |
Probleme von MS-DOS
Bei der Einführung neuer Intel-Prozessoren wurde von Intel immer darauf geachtet, dass die Prozessoren ihre Arbeit in einem Modus verrichten, der sich kompatibel zu einem 8088-/8086-Prozessor verhält. Dieser Modus wird Real Mode genannt und ist auch noch bei aktuellen Prozessoren wie zum Beispiel dem Intel Core 2 Duo und dem AMD Athlon 64 X2 enthalten.
Im Realmode kann maximal 1 MiB des Arbeitsspeichers verwendet werden. Durch die Aufteilung des Arbeitsspeichers in Speicher für das Betriebssystem und Speicher für Hardwarekomponenten sowie das BIOS steht MS-DOS und den unter MS-DOS laufenden Applikationen ein maximaler Hauptspeicher von 640 KiB zur Verfügung. Diese Beschränkung des Arbeitsspeichers wurde im Laufe der Zeit immer mehr zu einer problematischen Hürde, die mittels einer aufwendigen Speicherverwaltung, beginnend in MS-DOS Version 4, nur teilweise aufgehoben wurde.
Auch die Verwaltung von immer größer werdenden Festplatten führte MS-DOS immer wieder an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit. Die maximal unterstützte Kapazität von Festplattenpartitionen musste bei jeder neuen Version des Betriebssystems erhöht werden. Problematisch war auch das für Disketten entwickelte FAT-Dateisystem (FAT12). Dieses war für Disketten mit einer anfänglichen Kapazität von 360 kB entwickelt worden und war für die Verwaltung von Festplatten ungeeignet. Später wurde immer wieder die maximale Kapazität der Datenträger erhöht (FAT16) und ab Windows 95 (MS-DOS 7.00 integriert) wurden über eigentlich ungültige Verzeichniseinträge längere Dateinamen für Windows unterstützt. Mit Windows 95B und Windows 98 (MS-DOS 7.10 integriert) kam die Einführung des neuen Dateisystems FAT32, das auch Partitonsgrößen mit mehr als 2 GiB adressieren kann. Auf Grund von Fehlern in den Programmen dieser MS-DOS-Versionen war die nutzbare Festplattengröße aber häufig immer noch auf etwa 127 GiB beschränkt, obwohl das Dateisystem etwa 2048 GiB unterstützt.
Die Grenzen des Betriebssystems wurden bis zum Ende der MS-DOS-Ära mit MS-DOS 8.00 (in Windows Me integriert) stetig erweitert. Allerdings wurden die grundlegenden strukturellen Einschränkungen nie beseitigt, sondern aufgeschoben. Dies führte beispielsweise dazu, dass unter MS-DOS große Datenträger auch heute wieder ausschließlich in Abschnitten partitioniert verwendet werden können.
Häufige und wichtige Befehle
Der Kommandozeileninterpreter „command.com“ versteht folgende wichtige Befehle (interne Kommandos):
cd {verzeichnis} bzw.chdir {verzeichnis} |
Wechselt in das angeführte Verzeichnis (engl. change directory). |
cd .. |
Wechselt in das nächsthöhere Verzeichnis. |
cd \ |
Wechselt in das Stammverzeichnis des ausgewählten Laufwerks. |
cls |
Leert den Bildschirm (engl. clear screen). |
copy {von} [nach] |
Kopiert Dateien. |
copy con [dateiname] |
Kleiner Dateieneditor, der über die Kommandozeile funktioniert. Erlaubt das Erstellen von kleineren Dateien. Tatsächlich wird die Ausgabe des Gerätes CON (Konsole), also die Eingabe auf der Tastatur, auf die angegebene Datei kopiert. Damit die eingebenen Daten auch wirklich in die angegebene Datei gespeichert werden, ist die Eingabe mit ^Z (STRG-Z) abzuschließen. |
echo [parameter] |
Befehl, der Text ausgibt, z. B. echo Text . Die Option off kommt oft in Batch-Dateien vor und blendet die Anzeige der verwendeten Befehle aus.
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del {datei} bzw.erase {datei} |
Löscht Dateien (engl. delete). |
dir [/p][/w][/s][/a][/o] |
Zeigt Dateien im gegenwärtigen oder einem angegebenen Verzeichnis. Mit /p wird nach Füllen des Bildschirmes eine Pause der Auflistung der Dateien gemacht, bis eine beliebige Taste gedrückt wird. Die Option /w erlaubt eine Auflistung des Verzeichnisinhaltes in Spaltenform ohne Dateigröße und Datum, der Parameter /s listet auch Dateien in Unterverzeichnissen auf. Der Parameter /a zeigt Dateien nach Attributen an, ohne angegebene Attribute werden alle (also auch versteckte und System-)Dateien angezeigt; /o sortiert die Dateiliste nach verschiedenen Kriterien.
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exit |
Schließt den aktuellen Befehlsinterpreter (Eingabeaufforderung) und kehrt ins aktuell laufende Programm zurück (funktioniert nur, wenn es sich nicht um den beim Start geladenen Interpreter handelt). In Windows entspricht das dem Schließen des DOS-Fensters. |
md {verzeichnis} bzw.mkdir {verzeichnis} |
Erstellt ein Verzeichnis (engl. make directory). |
path [[=]wert] |
Gibt den Wert der Umgebungsvariablen PATH aus beziehungsweise weist ihn neu zu. Die PATH -Variable enthält eine Liste von Verzeichnissen, in denen nach eingegebenen befehlen/Programmen gesucht wird, wenn diesen kein Pfad explizit vorangestellt wurde. Z. B. erlaubt Path=C:\DOS , von jedem Verzeichnis aus Programme im Verzeichnis C:\DOS zu benutzen.
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prompt [[=]parameter] |
Befehl, um die Anzeige der Kommandozeile zu verändern. Bei frühen DOS-Versionen musste die Anzeige nach jedem Start des Computers mit prompt $p$g konfiguriert werden, um die ständige Anzeige des aktuellen Unterverzeichnisses einzuschalten.
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rd {verzeichnis} bzw.rmdir {verzeichnis} |
Löscht ein leeres Verzeichnis (engl. remove directory). |
ren {name} |
Umbenennung einer Datei. |
set [variable=wert] |
Gibt die Umgebungsvariablen aus oder weist der angegebenen einen neuen Wert zu. |
type {dateiname} |
Gibt den Inhalt einer Datei aus. Verkettet man den Befehl mit dem Programm more (das seine Eingabe seitenweise ausgibt), pausiert die Anzeige, wenn der Bildschirm voll ist. Der entsprechende Befehl lautet type <Dateiname> ¦ more .
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ver |
Ausgabe der verwendeten DOS-Version. |
Wird ein nicht-internes Kommando eingegeben, so durchsucht der Interpreter das aktuelle Verzeichnis und danach die in der Umgebungsvariablen PATH angegebenen Verzeichnisse nach einem Programm und führt es aus. Verhält sich dieses Programm wie ein Kommando, das heißt, macht es Ausgaben auf dem Bildschirm und beendet es sich anschließend, so bezeichnet man es auch als externes Kommando. Zu diesen externen Kommandos gehören zum Beispiel:
attrib |
Setzt oder entfernt Dateiattribute (Schreibgeschützt, Versteckt, System und Archiv). Ab MS-DOS 3.3 können alle Dateien in einem Verzeichnis und dessen Unterverzeichnissen auf einmal verarbeitet werden, was das systematische Erstellen von Backups wesentlich erleichtert. Es ist das einzige mit Windows mitgelieferte Programm, das Systemattribute ändern kann. |
chkdsk |
Prüft ein Laufwerk und zeigt eine Übersicht über dessen Belegung an. |
date |
Ausgabe und Korrektur des Systemdatums. |
debug |
Systemprogramm zur Fehlersuche |
deltree {verzeichnis} |
Löscht ein Verzeichnis und dessen kompletten Inhalt (engl. delete directory tree). |
diskcopy {Quelle} [Ziel] |
Kopiert eine ganze Diskette Sektor für Sektor. |
doskey |
Hilfsprogramm, das alle während der Sitzung eingegebenen Befehle speichert. Die früheren Befehle können mit den Cursortasten angesehen, editiert und nochmals verwendet werden (sehr praktisch vor allem bei langen Befehlen). |
edit [dateiname] |
Menügesteuerter Texteditor (ab MS-DOS 5 enthalten). |
fc |
Dateivergleich (engl. file compare). Zeigt Unterschiede zwischen Dateien an. |
find |
Durchsucht Texte (z. B. Textdateien oder Eingaben) nach einer Zeichenfolge. |
fdisk |
Zur Partitionierung von Festplatten (ursprünglich abgeleitet von engl. fixed disk). Mit dem undokumentierten Schalter /mbr kann auch der Master Boot Record neu geschrieben werden. |
format {laufwerksbuchstabe} |
Formatiert ein Laufwerk. Mit dem undokumentierten Parameter /z:[n] ist auch die Größe der Zuordnungseinheiten (Cluster) festlegbar, wobei n für die Anzahl der Sektoren pro Cluster steht, also Clustergröße=512*n |
help |
Zeigt einen Hilfetext zu den einzelnen Befehlen an. Ab MS-DOS 6 existiert ein hypertext-orientiertes System, vorher war es eine einfache Auflistung der Befehle. |
keyb [parameter] |
Erlaubt die Umstellung des Tastaturlayouts (engl. keyboard). Mit dem Parameter gr kann man beispielsweise auf die deutsche Tastatur umstellen.
|
more [dateiname] |
Gibt den Inhalt der angegebenen Datei oder der Standardeingabe seitenweise aus. Bsp.: type readme.txt | more
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move {von} [nach] |
Verschiebt Dateien (ab MS-DOS 6). |
mem |
Zeigt die Größe des belegten und noch freien Arbeitsspeichers im System an (engl. memory). |
print [dateiname] |
Drucken einer Datei. |
sort |
Gibt die Eingabe sortiert aus. |
time |
Ausgabe und Korrektur der Systemzeit. |
tree [Verzeichnis] |
Zeigt die Verzeichnisstruktur ab Verzeichnis an. Wenn man kein Verzeichnis angibt, wird ab dem aktuellen angezeigt. |
sys {laufwerksbuchstabe} |
Installiert die DOS-Startdateien und den Befehlsinterpreter auf dem angegebenen Laufwerk. (Macht das Laufwerk startfähig.) |
undelete |
Stellt gelöschte Dateien wieder her, falls der von ihnen belegte Plattenplatz nicht zwischenzeitlich überschrieben wurde. Existiert seit MS-DOS 6 und funktioniert nur auf FAT12- oder FAT16-Dateisystemen). |
xcopy {von} [nach] |
Weiterentwicklung des copy-Befehls mit mehr Optionen. (Die nochmalige Erweiterung xcopy32 kopiert ab MS-DOS 7 auch versteckte und Systemdateien, allerdings nur während Windows läuft.)
|
Die Funktionsweise vieler Kommandos kann mit Parametern (auch Schalter genannt) beeinflusst werden, die meist mit einem Schrägstrich („slash“) eingeleitet werden. Die Aufrufsyntax der meisten (und aller hier genannten) Befehle wird ausgegeben, wenn als Parameter /?
übergeben wird.
DOS-Emulatoren
MS-DOS lässt sich auch in diversen Emulationsumgebungen nutzen. Anwendungsprogramme haben dabei eine recht hohe Wahrscheinlichkeit sich bestimmungsgemäß zu verhalten. Programme, die direkte Hardware-Zugriffe benötigen, können jedoch unter echten Multitaskingsystemen wie OS/2, Windows NT oder Linux systembedingt, je nach Umfang der Emulation, gegegenfalls nicht oder nur sehr eingeschränkt laufen. Das trifft vor allem auf viele Computer-Spiele zu.
Das Betriebssystem OS/2, das von IBM und Microsoft als Nachfolger von DOS konzipiert war, bildet eine DOS-Schnittstelle nach, die der MS-DOS-Version 5 entspricht. Dabei kann den laufenden Programmen deutlich mehr Speicher zugeteilt werden, als es unter einem eigentständigen DOS, weil das Wirtssystem OS/2 wesentliche Betriebssystemfunktionen übernimmt und somit bestimmte Systemcodes und Daten vom Speicherbereich der DOS-Umgebung los lösen kann. Weiterhin profitieren die darin laufenden Programme von der Multitaskingfähigkeit, dem Speicherschutz und der erhöhten Stabilität von OS/2. Dieses ganze System wird von den virtuellen 8086 Modi des i386 Prozessors getragen, ist somit also ein Feature von Intel, das nur noch von der Betriebssystem-Software entsprechend genutzt, mit Inhalten gefüllt und den dafür geeigneten Anwendungen als Ausführungsumgebung dargeboten wird. Im Vergleich zu einem Windows 3.x oder verwandten System bei dem das zum Booten verwendete DOS als Vorlage für den virtuellen 8086 Modus benutzt wird (und damit teilweise massive Stabilitätsprobleme provoziert werden konnten) handelt es sich hierbei um einen losgelösten, aufgepropften Ansatz für die Ausführung von Anwendungen in einem DOS-System.
Unter Windows NT und Nachfolgern gibt es ebenfalls keine native DOS-Umgebung. Es existiert aber eine Lösung die aber vergleichbar zur Umsetung unter OS/2. Letzteres System ist bekanntlich aus einer Kooperation von IBM und Microsoft heraus entstanden. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse standen beiden Firmen für ihre weiteren Entwicklungen zur Verfügung.
Unter Linux gibt es das Programm DOSEMU, welches DOS-Anwendungen als virtuelle 8086-Task unter Linux in sehr ähnlicher Art und Weise ausführen kann. Hierbei werden sogar ganze Dateisysteme virtualisiert. Bei Bedarf ist es jedoch auch möglich Gateways zu Teilen oder dem ganzen nativen Dateisystem des Gastgebers zu etablieren. Ebenso können einzelne Geräte und Schnittstellen an das eingebettete System zur Nutzung weiter gereicht werden.
Mit DOSBox ist es möglich, eine vollständige CPU vom Typ 80286 oder i386 sowie den zugehörigen PC im Real Mode wie auch im Protected Mode nach zu bilden. Die Ausführungsgeschwindigkeit ist dabei mehr oder weniger deutlich reduziert im Vergleich zu einem nativen Programm. Dieser Emulator ist unter anderem für Windows, BeOS, Linux, Mac OS X, MorphOS, eComStation (OS/2) und auf dem Sega Dreamcast verfügbar. Das Ausführen von MS-DOS und zugehörigen Anwendungen ist damit sogar über Prozessorgrenzen hinweg möglich.
Grafische Benutzeroberflächen
Grafische Benutzeroberflächen für MS-DOS sind unter anderem ältere Microsoft-Windows-Systeme, PC/GEOS, SEAL oder GEM.
Siehe auch
- DOS – „Disk Operating System“
Zu MS-DOS kompatible Betriebssysteme:
- DCP – „Disk Control Program“, ein in der DDR verbreiteter MS-DOS-Clone
- DR-DOS – DOS der Firma Digital Research, von der auch CP/M stammt
- FreeDOS – völlig neu geschriebene, unter der GPL veröffentlichte freie DOS-Version
- PC-DOS – MS-DOS-Variante von IBM (bis Version 5.0 von Microsoft mitentwickelt)
- PTS DOS – in Russland entwickelter und dort weit verbreiteter, weitestgehend in Assembler geschriebener DOS-Clone
Weblinks
- Microsoft Deutschland
- Einführung in MS-DOS
- DOS-History
- Emulator für DOS auf mobilen Geräten wie einem HP620LX oder anderen CE-basierten Geräten
- MS-DOS Back to the Disk (Tutorial: Installation, Arbeiten, Fdisk und kleine Befehlsreferenz) (PDF, 1 MB)
- Antonis.de – Deutsches MS-DOS- und Batch-Tutorial
- i8086.de – MS-DOS 6.22 Befehlsreferenz